Ein ermordeter Waller oder Wels von Rhein
 
DER WALLER UND DER WALTER
 
Ein Waller-Weibchen welst einher,
es ist um hundert Kilo schwer,
am Uferrand, nah‘ ihrem Haus,
lugt es nach einem Abendschmaus.
 
Hier liegt im Rhein ihr Höhlenbau,
hier wallt die wackere Waller-Frau.
Sie weiß wohl viel, doch nicht zumeist,
dass sie „deutscher Walfisch“ heißt.
 
Es dämmert schon, das ist die Frist,
die für das Jagen günstig ist.
Zur gleichen Zeit, im Abendrot,
sitzt Walter schon im Fischerboot.
 
Er ist auf Waller-Fang trainiert,
hat alle Finten längst probiert.
Die Wallerin lenkt ihr Feingespür,
doch Walter linkt das arme Tier.
 
Mit Technik bis zum Rand gefüllt,
ist er auf Mord am Fisch gewillt.
Er sendet lockend Schall und Klang
und filmt des Opfers Flossengang.
 
Der Angler Walter ist nicht faul,
ein Köder hüpft vor Wallers Maul,
der Angelhaken beißt ins Fleisch -;
pfui Teufel, welch ein mieser Streich !
 
Glasfiberruten brechen nicht,
sie krümmen sich in Fron und Pflicht
und reißen bald zum bösen End‘,
den Fisch aus seinem Element.
 
Dann zeigt der Angler wie ein Held
die Mord-Trophäe aller Welt,
in stolz geschwelltem Angler-Glück
filmt noch ein Freund das Bubenstück.
 
Der Walter fühlt nicht Not noch Harm,
das Waller-Weibchen, sterbensarm,
liegt auf des Killers Händen breit;
kaum ein Mensch denkt an ihr Leid.
 
Der Wallergigant aus dem Rhein >>
 
Im vierten Jahrhundert wurde er von dem Dichter Decimus Magus Ausonius als „nostrae mitis balaena Mosellae“ („sanfter Wal unserer Mosel“) bezeichnet. Diese Formulierung griff Conrad Gesser in seinem „Fischbuch“ auf und schrieb, dieser Fisch könne – so eine zeitgenössische Übersetzung - „ein teutscher Wallfisch genennet werden“.
 
Der Europäische Wels oder Schaidfisch oder deutsche Walfisch ist größter reiner Süßwasser-Fisch Europas. Die deutschen Namen „Wels“ und „Waller“ gehen auf die gleiche sprachliche Wurzel wie das Wort „Wal“ zurück, das aus „hwalaz“ entstanden ist, verwandt mit dem lateinischen „squalus“ und dem altpreußischen „kalis“ („Wels“). Der Wels wird als kleiner Wal des Süßwassers gesehen worden sein. Die Fische sind vorwiegend nacht- und dämmerungsaktiv. Sie fressen alles was ihnen vor die Schnute kommt. Ihre Aktivität ist im Jahresverlauf stark von der Temperatur und der Verfügbarkeit von Beutetieren abhängig und erreicht im Frühjahr nach der Winterruhe sowie im Spätherbst nach dem Ablaichen ein Maximum. Der Kopf macht mehr als 20 Prozent der Gesamtlänge aus und ist breit und abgeflacht mit kleinen Augen, die seitlich hinter einem Paar langer, knorpelverstärkter und hoch beweglicher Barteln am Oberkiefer sitzen. Zwei Paare kürzerer, unbeweglicher Barteln sitzen am Kinn. Die vorderen Nasenöffnungen treten deutlich hervor und liegen auf Höhe der Oberkieferbarteln zwischen diesen. Die hinteren Nasenöffnungen liegen dicht dahinter und sind gut entwickelt, was auf einen guten Geruchssinn. Da die Tiere zeitlebens wachsen, können sie gigantische Ausmaße annehmen. Aus alten Berichten liegen Berichte über Tiere vor, von bis zu fünf Meter langen und über 300 Kilogramm schweren Welsen. Ein ohne Eingeweide 375 Kilogramm schweres Tier ist 1731 in der Oder gefangen worden. Das Alter kann anhand der Zuwachsringe der Wirbel oder Brustflossenstrahlen bestimmt werden. Das höchste dokumentierte Alter liegt bei 60 Jahren in Gefangenschaft und bei 80 Jahren für ein wildlebendes Tier. Schätzungen für das mögliche Höchstalter belaufen sich auf etwa 100 Jahre. Die Laichzeit der Welse ist abhängig von der Wassertemperatur und beginnt meist, wenn diese auf 17 bis 18 Grad Celsius angestiegen ist. Das Männchen bereitet einen Laichplatz vor, indem es eine ufernahe Grube, meist in 40 bis 60 Zentimetern Wassertiefe und häufig von Weidenwurzeln geschützt, mit Schwanzschlägen ausspült und weiches Pflanzenmaterial mit dem Maul an den Untergrund presst. Hier wartet es auf ein Weibchen. Dem Laichakt geht ein stürmisches Vorspiel voraus, bei dem das Männchen seine Partnerin nahe der Wasseroberfläche verfolgt. Das Männchen umschwimmt dabei das Weibchen, treibt es um das Nest und stößt mit dem Maul gegen seinen Bauch. Über dem Nest schwimmt das Männchen an die Seite des Weibchens und windet sich um dessen Bauchpartie. Nach wenigen Sekunden befreit sich das Weibchen, sinkt zum Grund und lässt die Eier ab, gefolgt von der Spermienabgabe des Männchens. Das Männchen bleibt bis zum Schlüpfen der Brut beim Gelege, bewacht es und fächelt ihm alle drei bis fünf Minuten mit der Schwanzflosse frisches Wasser zu.