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Plastik von Meister Hugo Helbig, 1913
 
WENN EINST 

Wenn einst die Streiter gehen,
zum letzten Kampfes Tag -,
in Walhall wird bestehen,
Wodin ins Auge sehen,
der ruhig sagen mag:

Der Erde Köstlichkeiten,
ich hab' sie nicht verschmäht,
auch selbst im Weiterschreiten,
nicht stets nach allen Seiten
nur Huld und Gunst gesät.

Tät nicht den Leib kasteien,
verblümt und unverblümt,
hab' nicht zu zwei'n und dreien,
mit Christenlitaneien,
den falschen Gott gerühmt.

Zog nicht im Psalmodieren
schweißtriefend durch das Land,
hab' nicht in Skapulieren,
mit Weihrauch und Brevieren,
die Gott-Natur verkannt.

Doch Dich, im heil'gen Kosen,
in liebestrunkner Nacht,
im Wunder der Mimosen,
dem heißen Duft der Rosen,
da ehrt' ich Deine Macht.

Dein Himmelssphären Steuer,
der Runen Harmonie,
der Gipfel steil' Gemäuer,
Dein nächt'ges Sternenfeuer -,
sie beugten mir die Knie.

Die boten mir die Schale,
die gläub'ge Herzen weiht,
und luden mich zum Mahle,
im reich gedeckten Saale,
zu Walhalls Ewigkeit.

Wenn einst die Streiter gehen,
zum letzten Kampfes Tag,
vor Wodin wird bestehen,
ihm fest ins Auge sehen,
der dieses sagen mag !