19.05.2023

G. HESS KORRIGIERT H. WIRTH (gleicher Text an neuer Stelle)

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Gerhard Hess mit Prof. Herman Wirth und Dr. Michael Koll vor Abgüssen aus der Pfalz in Wirths Haus, unterhalb der Burg von Thallichtenberg, Ortsgemeinde im Landkreis Kusel/Rheinland-Pfalz (September 1980)

EIN NÖTIGES VORWORT

Man sollte, wie die Wissenschaft erklärt, nur das behaupten, was man auch beweisen kann; entsprangen also die niedergeschriebenen Meinungen des Herman Wirth nur einer fixe Idee ? So sollte man die Causa Wirth nicht bewerten; eine fast prophetische Sicht vermittelte Georg Halbe in der „Odal - Monatsschrift für Blut und Boden“, Juni 1936, S. 1006 ff: „Dinge sind, was man ihnen ansieht. Man sieht ihnen aber nicht mehr an als die eigene Erfahrung - dem Niederschlag von Wissen und Erlebnis - entspricht. Im gleichen Maße antworten die Dinge uns. Hieraus entsteht das Bild, das wir uns von ihnen machen, unsere Vorstellung. Diese Vorstellung wird zur Grundlage unserer Weltanschauung, die mit der Weltwirklichkeit nur insofern übereinstimmt, wie unsere Vorstellungen wahr, d.h. richtig sind. … Einzig in den Naturwissenschaften lässt sich die Wahrheit bis zu einem gewissen Grafe durch Rechnung oder Versuch, Experiment, „beweisen“. Auf allen anderen Gebieten gibt es derartige „Beweise“ nicht“ nicht. Da ist allein unser Denken und die Lauterkeit unseres Wahrheitsstrebens der Maßstab für das Richtige. … Das ptolemäische Weltbild hat - trotz Aristarch - durch Jahrtausende geherrscht, ehe Kopernikus kam und es umstieß; und Jahrhunderte hat es gedauert, ehe Kopernikus endgültig anerkannt wurde. Vor rund hundert Jahren standen die kopernikanischen Schriften noch auf dem päpstlichen Index und waren für den gläubigen Katholiken als „ketzerisch“ verboten. Die wissenschaftlich „erhärtete Tatsache“ [ähnlich argumentiert Magazin „SPIEGEL“ noch heute], dass die „germanischen Nomadenhorden“ ihre Schriftzeichen aus dem Orient übernommen haben, ist zwar nur Jahrhunderte alt, wird aber nicht minder dogmatisch und autoritativ als „unumstößliche Wahrheit“ von allen Nachbetern verfochten, als die ehemalige ptolemäische Lehre. Nun kommt ein Mann namens Herman Wirth und vermisst sich, diese durch die Jahrhunderte erprobte Lehrmeinung der Germanisten über den Haufen werfen zu wollen. Weshalb sollte es ihm von seinen zukünftigen Streitgenossen leichter gemacht werden als seinerzeit dem Kopernikus ? - Man treibt doch nicht Geschichte, um daraus zu lernen ! - Also wird als falsch und irrig angesehen, was vorerst nur neu ist. Wirth ist sicherlich der letzte, zu behaupten, dass seine Ansichten in allen Einzelheiten frei von Irrtum wären. Doch das waren die Ansichten des Kopernikus auch nicht. Etwa hundert Jahre später erst machte Keppler das kopernikanische Weltbild zu dem, was es für die Astronomie heute noch ist, zu der elementaren Grundlage ihrer Wissenschaft. Keppler mischte sich nicht in den Streit der Meinungen, der für oder wider Kopernikus tobte. Er ging vorurteilslos und im Vertrauen auf die eigne Urteilskraft an die Lehre seines Vorgängers heran und konnte sie so berichtigend bestätigen. Diese Voraussetzungslosigkeit, die weder urteilslos ablehnt noch nachbetet, ist die einzige Forderung, die Wirth an seine Leser stellt: ,die grundsätzliche Loslösung von allen bisherigen Arbeitstheorien‘. - Da muss man ja selber denken ! - Welche Unbescheidenheit und welche Anmaßung ! - Nun, wer dich dieser Anmaßung nicht freuen kann, weil er seiner eigenen Urteilskraft nicht trauen darf, der wird Wirth weiterhin ablehnen oder nachbeten, bis Wirth eines Tages auch seinen Kepler gefunden haben wird, der ihm endgültig hilft, das Zerrbild zu stürzen, das aus gedankenlosen Nachbetern wissenschaftlich erhärteter Ergebnisse sich in den Köpfen germanistischer - oder ungermanischer - Professoren mumifiziert hat. … Wirths Grundgedanke ist, dass es eine atlantisch-arktische Urkultur gegeben hat, die in stärkstem Maße die Mehrzahl der uns bekannten Kulturen – sei es in Amerika, sei es in Asien oder Europa - gestaltet hat. Am reinsten hat diese Kultur sich bei den germanischen Völkern erhalten, die deren eigentliche Träger sind. Tatsächlich hat sich ja auch vieles, was dieser Kultur an Brauchtum entwachsen ist, bis auf unsere Tage - wenn auch meistens in kirchlichem Gewande - lebendig erhalten. Als Grundlage dieser Urkultur sieht Wirth das Sonnenjahr, dessen Ablauf er in den überkommenden Sinnzeichen immer wieder zum Ausdruck gebracht findet. Von diesen Sinnzeichen ausgehend, gestaltet er die Weltanschauung der alten Völker nach und kommt zu einem Monotheismus als Urreligion. Wirths Eingottglauben bezieht sich nicht auf einen persönlichen Gott - wie etwa Jahve es war -, sondern auf das Göttliche schlechthin. Dieses Göttliche tritt in Erscheinung durch den „Sohn“, der zur Zeit der Wintersonnenwende, „in der Mutternacht“, geboren wird und als Jahrgott durch die Welt schreitet. Sein Weg durch den Jahreskreis - der sich in jedem Menschenleben spiegelt - ist der Urgrund zahlreicher Sinnbilder und die Wurzel urzeitlicher Weltanschauung….“ Soweit Georg Halbes positives Verständnis von Herman Wirths Glaubensvision, damit auch Außenstehende eine Vorstellung von der weitreichenden Konstruktion des anzuzweifelnden Wirth‘schen Weltbildes bekommen. Diese, nennen wir sie wie Halbe, „urmonotheistische“ Uridee manifestiert sich, meiner Erkenntnis nach, im „OD“, der ersten Urstammsilbe, gebildet aus dem ersten Vokal und dem ersten Konsonanten im Ur-Runen-System, das Wirth allerdings nicht erkannt hat. „Od“ ist mithin auch die Zentralsilbe der Begriffe: Wodanaz-Wodan-Godan-Wodin-Odin-Gott. Vergleiche: Auf der Däneninsel Fünen liegt der heilige Tempelort des Gottes Odin, im Jahre 988 in einer Urkunde mit dem Sakralnamen „Othenesuuigensem“ erwähnt, in den Jahren 1018-1035 auf Münzlegenden in Form von „OĐSVI“ geprägt und bei Adam von Bremen als „civitas Odansue“ verzeichnet -, altdän. Othinsø, awnord. Óðinsey, dt. Ottense, nd. Odense. Durch die Stadt verläuft der Fluss „Odense Å“, der über den „Odense-Kanal“ mit dem „Odense-Fjord“ verbunden ist.

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Dänischer Sonnen-Diskus entziffert

Wie ich im Sommer 2013 herausfand, bildet sich beim dänischen bronzezeitlichen „Sonnenwagen von Trundholm“ der äußere Dekorring aus 27 Kreischen, der mittlere aus 8 Kreispärchen, mit insgesamt 16 Kreischen, der innere Ring besteht aus 8 Kreischen. Insgesamt handelt es sich also um 52 Kreischen. 3 der Dekorringe bestehen aus Strichelungen, 3 aus Kreischen, wir addieren den Mittelpunktkreis dazu und gelangen zu 7 Zähleinheiten. Multiplizieren wir 7 mit der Gesamtsumme von 52 Kreischen, resultiert daraus die altgebräuchliche Annäherungszahl der Tage des Jahres: 364. Die Gesamtzahl der Kreischen setzt sich aus vier Zähleinheiten (27 + 16 + 8 + 1) zusammen. Die 4 als Zahl der möglichen Lichtgestalten des Mondes, wie auch der jährlichen Haupt-Sonnenstände (Äquinoktien / Solstitien), vertritt Mond- und Jahres-Symbolismus. Das Jahr und die 13 galten als Sinnbilder der Zeit schlechthin. Im ODING-Runenkreis steht die Jahr-Rune auf 13. Stelle. 13 war eine der signifikanten Zahlen des eranischen Zeitgottes Zervan. Da im luni-solaren Kalendersystem das notwenige Schaltjahr des 13. Regulationsmonates bedarf, wurde die 13 zum Zeit- und zum Ordnungssymbol. Bei Aufsummierung der 13 entsteht 91, welche mit 4 multipliziert auch zur Sonnenjahres-Tageszahl 364 hinführt. Auch der Kalender der Essener-Kultgruppe bei Chirbet Qumran, vom Beginn heutiger Zeitrechnung, umfasste 364 Tage, eingeteilt in 4 Quartale je 91 Tagen. Von den 12 Monaten des Jahres hatten die 4 letzten Monate der Quartale jeweils 31 Tage, die restlichen 8 Monate 30 Tage. Jedes Jahr hatte 52 Wochen, ein neues Jahr begann immer mit einem Mittwoch. Das Jahr, die „Wanderung Gottes durch die Zeit“, ist zu verstehen als ein kosmisches Produkt aus Sonne und Mond. Bei des Sonnenjahres Wochenzahl von 52 (Quersumme 7), à 7 Tagen, ist die Tagesanzahl also 364 und deren Quersumme 13, dem Zahlensymbol des Jahreszeichens im gemeingermanischen Kalendarium des ODING-FUÞARK-Systems. Die Lichtkörper-Kreischen der goldbelegten Seite des Diskus weisen unterschiedliche Größen auf. Sie sind in 27 + 1 = 28 größere sowie 16 + 8 = 26 kleinere Kreischen zu unterscheiden. Die Zähleinheiten 27 und 28 deuten auf den Zeitweiser Mond hin. Benötigt er doch für seinen Erdumlauf einen „siderischen Monat“ von 27,322 Tagen. Aber der „synodische Monat“, also die Zeit zwischen zwei Neumonden, beträgt im Mittel 29,531 Tage. In 28 sind die 4 Phasen des Nachtgestirns vollkommen enthalten (4 x 7 = 28), welches nach Vorstellung der Alten in seinem Rundlauf auch 28 Sternengruppen durchwandern muss. 13 Mondmonate von 28 Tagen ergeben das Jahr von 364 Tagen. Da jeder Monat 4 Phasen hat, ergibt sich eine zeitliche Feinrastereinteilung von 52 Mondzeitsegmenten („Wochen“) pro Jahr, mit der ersichtlich die nordische Bronzezeit ihre Kalenderordnung gestaltet hat. (siehe dazu meine Kleinschrift „Die Zahlensprache des Sonnenwagens von Trundholm“, 1998) Die Gesamtzahl aller Kreischen der goldbelegten Seite beträgt 52, die der Rückseite 54. Gleiche Zahlen erhält man bei anderer Addition. Die kleinen Kreischen von Vor- und Rückseite zusammengenommen ergeben 52, von großen Kreischen sind 54 vorhanden. Beide Zahlenwerte wurden demnach planvoll hineingearbeitet. Zusammengerechnet mit den beiden Pferdeaugen-Kreischen erscheint die Zahl 108. Sie bliebe ohne Widerhall, wüssten wir nicht, dass sie in der hinduistischen und buddhistischen Tradition heiliger Zahlen eine bedeutende Rolle spielt. So tanzt die Sonneninkarnation Krishna im gewiss tiefsinnigen Symbolismus im Kreise mit solch einer Zahl von „Gopis“, die sich auf der höchsten Stufe der vollkommenen reinen Liebe und Hingabe befinden. Für die Buddhisten ist es die Zahl der „Arhats“, jener verklärten, vollendeten Heiligen; aber auch der Perlen des Rosenkranzes sowie der Bände tibetanischer heiliger Schriften. Das ODING-FUÞARK-Runensystem etwa vom Beginn unserer Zeitrechnung demonstriert mit 6 Vokalen und 18 Konsonanten (6 x 18) = 108 Urstammsilben der germanischen Sprache. Die Zahl 108 - Produkt aus 36 x 3, oder 6 x 18, oder 4 x 27, oder 12 x 9 - scheint demnach ein sehr altes heiliges Vollkommenheitssymbol (Kreissymbol) zu sein, das über die indogermanische Brücke nach Nordeuropa bzw. andererseits nach Zentralasien gelangte.

>> Siehe dazu über Suchfunktion: DIE ZAHLENSPRACHE DES SONNENWAGENS VON TRUNDHOLM
DIE SAGA VOM OD

Das erkennbare Problem entstand für Herman Wirth und die Verständnisfähigkeit seiner Leser, dass er sich ein immenses Wissen angelesen hatte, das, gepaart mit seiner virulenten, ungebremsten, bedenkenlosen Fantasie, zu einem ausufernden Ideenfluss führte, welcher allzu breit ausgewalzt, von Kontinent zu Kontinent und von Ethnie zu Ethnie springen konnte, um angebliche Gemeinsamkeiten einer weltweiten Urschrift aufzeigen zu können. Mit dieser Methode verlor Wirth - und seinen Lesern erging es nie anders - der geraffte Blick auf den sehr viel geringeren, unumstößlichen Faktenkern. Bezüglich der Erläuterungen von Systemen, wozu Wirth, hinsichtlich der „vorrunischen und runischen Urschriftzeichen“ angetreten war, gibt es den Grundsatz, dass je klarer ein Bauplan erkannt wurde, umso einfacher, klarer und kürzer seine Erklärung sein kann. Im Unterschied zu Herman Wirth, habe ich mich nicht übernommen und gewagt, ein den gesamten Erdkreis umspannendes epigraphisches Prinzip erforschen zu wollen, ich konzentrierte mich auf die Erkennung des Strukturprinzips der 24 germanischen bzw. gallogermanischen Ur-Runen und es gelang mir, diese zahlenmythologisch-nachrechenbare religiöse Runen-Urkunde zu entschlüsseln. Das wurde von einem der bedeutendsten Mediävisten und Runologen Prof. Dr. Klaus Düwel (1935-2020) bestätigt, der meine Ausführungen im „ODING-Wizzod“ (1993) gelesen und bei dem ich Seminare besucht hatte. Er schrieb mir handschriftlich, mit Datum 23. Januar 1994: „Ich bezweifele nicht, dass die von Ihnen vorgelegte Lösung zur Reihenfolge des älteren Futhark in sich stimmig und wohl auch richtig ist….“ Eine derartige Anerkennung vom Katheder herab des anerkanntesten germanistischen und skandinavistischen Lehrstuhlbesitzers hat Herman Wirth zeitlebens nie erfahren dürfen.

Herman Wirths Geistigkeit war im höchsten Maße verwirrend, ja seine Zurechnungsfähigkeit muss streckenweise absolut in Frage gestellt werden, denn wie ist es zu erklären, dass er bei gleichzeitiger grandioser sprachlicher Merk- und Ausdrucksfähigkeit so bar der geringsten technischen Vorstellungskraft sein konnte, um nämlich - wie er selbst berichtete - einem Besucher und Beschauer, es war der Runologe Helmut Arntz, des Fossum-Felsbildes Gipsabguss demonstrierte und ihm vorexerzierte, „es bei scharfem Seitenlicht“ zu beschauen, um den von ihm gewünschten Effekt hervorzurufen, was nichts weniger als blöde ist, weil bei einem einseitig beleuchteten kreisrunden Relief ganz natürlich Ansichtsverzerrungen hervorgerufen werden. Arntz blieb ungläubig, die erhoffte Zusammenarbeit kam nicht zustande. Eine kreisrunde Felsbildritzung darf zur Begutachtung nicht einseitig exponiert werden, sondern allein mit opalen Aufsichtslicht. Um diesen Sachverhalt zu durchschauen, bedarf es keiner akademischen Bildung, ein bisschen gesunder Menschenverstand reicht dazu. Nicht die komplizierte und aufwendige Abgussmethode (längst auch in Schweden verboten), sondern meine schlichte und einfache Abreibemethode auf Papier ist die beste Möglichkeit Felsbilder zu studieren.

Aber bis zum Lebensende hat Wirth seinen Denkfehler nicht begriffen, was nicht zu bereifen ist ! Unbeirrbar wie ein Nachtwandler im Trancezustand schreibt er diesen Unsinn im Vorwort seiner „Prolegomena zur Geschichte der indoeuropäischen Urreligion“ (datiert: „Ostern 1948“) über ein Felsbild das er 1935 abgegossen hatte und somit wissen musste, dass es so wie er es seit 1931 erklärte, einfach nicht vorhanden war. Aber er schreibt: „So wird der Urreligionshistoriker an erster Stelle den Weg der Ursymbolgeschichtsforschung gehen müssen. … Der Stützpunkt, von dem aus die Untersuchung vorgetragen wird, ist mein Abgusz der Zeichenscheibe von Fossum, Bez. Tanum, Bohuslän, Schweden, der es ermöglicht, auf sicherem Boden an den oft gemutmaszten, kalendarisch-kultischen, sakralen Ursprung der Schrift, im besonderen des alteuropäischen Alphabets und der germanischen Runenschrift heranzutreten. … Die Abfassung dieser beiden Bände der „Prolegomena“ und der „Monographie“ [über Fossum-Ritzung] erfolgte in den Kriegsjahren 1939 bis 1944, während meines erzwungenen Aufenthaltes d.h. meiner Festhaltung in Deutschland nach der Einziehung meiner Forschungsprofessur an der Universität Berlin…“

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Erst bei „scharfem Seitenlicht“ der Fossum-Ritzung von links, erscheinen die runischen Zeichen die in Wahrheit nicht vorhanden sind.

Unbestreitbar war der Niederländer Herman Wirth doch eine ehrenwerte Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Philologen und Germanisten die sich um die Ergründung und Erhellung der verdunkelten frühgeschichtlichen Geisteskultur unserer germanisch-deutschen Nation verdient gemacht haben. Trotzdem war es Herman Wirth lediglich nur sehr beschränkt vergönnt, dauerhaft haltbare Forschungsergebnisse vorlegen zu können. Das gelang auf wesentlichen Gebieten erst seinem letzten Schüler, dem Quereinsteiger Gerhard Hess, zunächst mit seinem Runen-Entschlüsselungsbuch „ODING-Wizzod - Gottesgesetz und Botschaft der Runen“, 1993. H. Wirth war von Anbeginn der NS-Zeit nie unumstritten. Sein uneinsichtig-verbohrtes Eintreten für die angebliche uralte Echtheit der sog. Ura-Linda Chronik brachte ihm zwar schwärmerische Begeisterung etlicher völkischer Laien ein, doch ebeno die berechtigte Ablehnung der wissenschaftlichen Zunft. Damals ging ein Weckruf durch die deutschen Lande, wie er auch von Karl Schefczik aus Krummau im Böhmerwald in der Periodika „Rat und Hilfe“, im Mai 1933, vertreten wurde. Er zitierte dabei zurecht John-Gorsleben aus dessen „Hochzeit der Menschheit“ (S. 104): „Unsere auf erlogenen Grundlagen aufgebaute Weltanschauung und Bildung bricht zusammen. Was nicht vom Pöbel ist, rettet sich in das Geistesgut unserer Vergangenheit, um zu erforschen, wo einst der Weg in die Irre genommen wurde, denn bis dahin will und muß der Deutsche zurückgehen, wenn er seiner Zukunft endlich aus eigener Kraft und mit eigen Zielen entgegengehen will.“ Diese Grundeinschätzung war goldrichtig, doch leider waren John-Gorslebens Auslegungen der Vergangenheit ebenso unsinnnig wie die seines Wiener Vorbeters Guido List, mit einer frei erfundenen 18er Runenreihe. Mit derartigen Fantasiegebilden war das here Ziel eben sicher nicht zu erreichen, mahnten die redlichen und vorsichtigeren Fachleute. Mir liegt beispielsweise ein Brief von B. Freiherr v. Richthofen vor (Berufsvereinigung deutscher Vorgeschichtsforscher), welcher am 28.02.1934 u.a. schreibt: „Sehr geehrter Pg. Dr. Schuster …. Ferner übersende ich Ihnen heute eine Reihe von Unterlagen über den Fall Professor Herman Wirth. Auch Pg. A. Rosenberg, mit dem ich vor einigen Tagen in Berlin persönlich über den Fall Wirth sprach, steht auf dem Standpunkt, dass wir für den weiteren Aufbau der völkischen Kultur entschieden gegen Wirth Stellung nehmen müssen. In diesem Sinne würde ich Ihnen vorschlagen, über den Fall Herman Wirth in Ihre Grundliste nur die im N.S.-Verlage von O.F. Lehmann in Nürnberg erschienene von Pg. SA.-Obertruppführer Wiegers herausgegebene Schrift aufzunehmen: ,Herman Wirth und die deutsche Wissenschaft', ferner vielleicht noch zur Ura-Linda-Chronik das Schriftchen: Krogmann: ,Ahnenerbe oder Fälschung', sowie W. Krause, ,Ura-Linda und Germanentum' in der Zeitschrift: ,Altpreussen', Heft 1, Königsberg 1934… Mit Heil Hitler und deutschem Gruß Ihr ergebener B. Freiherr v. Richthofen“ Wer sich zunächst aufs Sichten und Sammeln beschänkte tat gut daran. Der fleißige Forscher Karl Schefczik war es der Wirth seine Sammlung „Steinmetzzeichen des Böhmerwaldes“ überbrachte. Viele weitere Menschen aus dem Volk schickten Wirth ihre Funde, um mitzuhelfen an der Neubelichtung deutscher Urkultur. Somit erwuchs damals eine bedeutende deutsche Werkgemeinschaft gewissermaßen für die Seelenrettung der Nation. Diesen treuen Menschen gegenüber vermochte Herman Wirth eine Art romantischer Rückerstattung zu schenken. Jedoch geht es in der Wissenschaft, nackt und exakt, um hieb- und stichfeste Nachweise, bevor eine Position als gesichert gelten darf.

Die Lieblingsthemen und Hauptpostulate Herman Wirths waren 1.) Der germanische Mütterkult - 2.) Der Wotankult als Produkt der Völkerwanderung - 3.) Die Runenformen als Ausdruck jährlicher Auf- und Abstiegsphasen - 4.) Das nordisch-atlantische Gesichtsfeld-Sonnenjahr - 5.) Die Bohusläner Fossum-Felsritzung als steinzeitlicher bzw. frühbronzezeitlicher „Eckstein“ der Runen-Jahresordnung - 6.) Die holländische Ura-Linda-Chronik als Zeugnis aus uralter Zeit.

1.) Wie germanisch waren die mutterkultischen Fundsachen ?

Bei meiner kritischen Auseinandersetzung mit diesen Themenfeldern beginne ich mit dem atlantischen und germanischen Mütterkult. Nichts als ein schöner, unbelegbarer Traum war doch was H. Wirth auch 1973 - als rüstiger 86jähriger - in der Kleinschrift „Wissen Sie schon …?“ schrieb, zur Eröffnung seiner „Heimskringla-Eccestan“-Schau: „Dass diese Friedenswelt der europäischen Urgemeinschaft mit ihrer äußeren und inneren kosmischen Ordnung und Ortung einst in der Hut eines hohen Kultverbandes, der Gemeinschaft der Mütter gestanden hat; daß dieser Verband in der Zeit der Großsteingräber-Kultur und Religion Abendland und Morgenland in einer kultischen Einheit umfaßt hat (4.-2. Jahrt. v. Ztr.)….“ Zumeist am Herzen lag H. Wirth „der Gang zu den Müttern“. Er glaubte einen uralten Frauen- und Mütterkult auch bei den Germanen nachweisen zu können. Freilich achteten und schätzten die germanischen Ahnen der Deutschen die Frauen höher als es andere Völker taten, beispielweise die Semiten und Mongolen, welche ihren weiblichen Volksanteilen traditionell eine weit geringe Wertigkeit und Aufmerksamkeit angedeihen ließen. Mongolische Nomadenkrieger ließen, wenn sie flüchten mussten, schnöde ihre Weiber und Kinder im Stich und im Islam gesteht man den Frauen nichtmal eine Seele zu. Vom überaus hohen Stellenwert der germanischen Frauen und Seherinnen berichtet der röm. Historiker und Konsul Cornelius Tacitus (55 bis 120 n.0). Anderseits ist von einer gepriesenen Urmutter nichts zu vernehmen, wenn man sie nicht in die Urkuh Audhumbla (die Milchreiche) der eddischen Mythologie (Gylfaginning 6), mit ihren vier Milchströmen, hineininterpretieren möchte. Sie preisen - nach Tacitus - in alten Liedern und Geschichtsquellen, den erdentsprossenen Gott Tuisto und seinen Sohn Mannus als Stammväter und Gründer ihres Volkes. Letzterem schreiben sie drei Söhne zu, nach denen die zunächst am Weltmeer wohnenden Ingväonen, die in der Mitte Herminonen, die übrigen Istväonen heißen sollen. Manche stellen, wie ja das hohe Altertum dazu die Befugnis gibt, mehrere Söhne des Gottes und mehrere Völkerbenennungen auf: Marser, Gambrivier, Sueben, Vandilier und erklären diese für die echten alten Namen; soweit Tacitus. Echtalt-arisch ist jedenfalls die Urmütter-Dreiheit der nordischen Nornen, der griech. Moiren und röm. Parzen. Von einer Erdmutterwürdigung im Nerthus-Kult berichtet Tacitus recht ausführlich in Germania 40: „Die Reudiger, Vavionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen, Nuitonen sind durch Flüsse oder Wälder geschützt. An ihnen ist im einzelnen nichts Bemerkenswert, als dass sie alle die Nerthus, d.h. die Erdmutter, verehren und von ihr glauben, sie greife in die menschlichen Angelegenheiten ein und komme zu den Völkern gefahren. Auf einer Insel des Ozeans ist ein heiliger Hain und darin ein geweihter, mit einem Tuch bedeckter Wagen. Berühren darf ihn allein der Priester. Dieser erkennt es, wenn die Göttin im Heiligtum ist und geleitet ihren mit Kühen bespannten Wagen in tiefer Ehrfurcht. Fröhlich sind dann die Tage, Feste an allen Orten, die die Göttin ihres Besuches und Aufenthaltes würdigt. Kein Krieg wird geführt, keine Waffen ergriffen, eingeschlossen ist jedes Schwert; aber Frieden und Ruhe kennt man nur, liebt man nur, bis der selbe Priester die Göttin, die des Verkehrs mit den Sterblichen satt geworden ist, ihrem Heiligtum zurückgibt. Hierauf werden Wagen und Tücher und, wenn man es glauben mag, die Gottheit selbst in einem einsamen See gewaschen. Den Dienst verrichten Knechte, die auf der Stelle der selbe See verschlingt. Daher waltet geheimes Grauen und eine fromme Unwissenheit darüber, was das sein möge, was nur Todgeweihte zu sehen bekommen.“ Den besten Einblick über die altgermanischen bietet die Geschichte vom suebischen Heerführer Ariowist (gestorben um 54 v.0), von dem sein röm. Gegner Gaius Iulius Caesar im Kriegsbericht „De Bello Gallico“ (1,30-54) Zeugnis ablegte. Dieser kluge, mehrere Sprachen beherrschende Germane, der neben einer Suebin, mit einer keltischen Fürstentocher verheiratet war, Schwester des Königs Voccio vom alpinen Noricum. Er benötigte für seine Kriegsentscheidungen den „Rat der Mütter“, also der alten weisen Fauen. Jedoch eine „Herrschaft der Frauen“ (Matriarchat), wie es der Baseler Johann Jakob Bachofen (1815-1887) in seinem Werk „Das Mutterrecht - Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur“ (Stuttgart, 1861) beschrieb, hat es bei germanischen Völkerschaften offensichtlich nie gegeben. Bachofen schrieb: „Der höheren physischen Kraft des Mannes setzt die Frau mächtigen Einfluss ihrer religiösen Weihe, dem Prinzip der Gewalt das des Friedens, blutiger Feindschaft das der Versöhnung, dem Haß die Liebe entgegen, und weiß so durch kein Gesetz gebändigte wilde Dasein der ersten Zeit auf die Bahn jener mildern und freundlichern Gesittung hinüber zu leiten, in deren Mittelpunkt sie nun als die Trägerin des höhern Prinzips, als die Offenbarung des göttlichen Gebiets herrschend thront. Hierin wurzelt jene zauberartige Gewalt der weiblichen Erscheinung, welche die wildesten Leidenschaften entwaffnet, kämpfende Schlachtlinien trennt, dem offenbarenden und rechtsverkündenden Ausspruch der Frau Unverbrüchlichkeit sichert und in allen Dingen seinen Willen das Ansehen des höchsten Gesetzes verleiht.“ Diese süßen, edel-romantischen Gedankenvisionen hatten es H. Wirth zeitlebens angetan. Sie gipfelten in seinem Drehbuch für einen Film: „Der Frauenberg und der Gang zu den Müttern“. Er schrieb es unter dem Pseudonym Dr. Hendrik Wybrants, von 1960. Die Handlung beginnt mit dem Vorspiel wie Bachofen am 24. Dez. 1856 den Vortrag in der Philologenversammlung zu Stuttgart hält, nämlich „Über das Wesen des Weiberrechts“.

Dass das alles was Bachofen und Wirth sich erträumten mit den realen Gegebenheiten dieser Erde wenig zu tun hatte, dürfte einleuchten. Unterschiedliche Bewertungen und Behandlungen der Frau sind erkennbar, so durften die Frauen in Altgriechenland kaum aus dem Hause, während die altägyptischen Frauen sehr frei lebten (Herodot, Historien) und die altamerikanischen Irokesen kannten sogar - wenn wir den Berichten des Pére Lafitau glauben schenken dürfen - eine Art Frauendominanz, obgleich auch bei ihnen von einem Matriarchat nicht gesprochen werden kann, es herrschte mehr ein Gleichgewicht der Geschlechter.

Meine hier gestellte Frage ist, gab es jemals in germanischen Landen ein die Gaue beherrschendes Frauenrecht, basierend auf einem allgemeingültigen Frauenkult ? Dass es einzelne hochangesehene Frauen gab (Weleda, Albruna, Ganna, Waluburg), ist bezeugt. Wohl gab es auch den Glauben an weibliche Schutzgeister auf den Höhen und an den Quellen. Die althochdeutschen Idisi des Merseburger-Zauberspruchs sind neben die altindischen Dhisanas zu stellen. Aber für den von Bachofen verheißenen und von Herman Wirth herbeigesehnten Kult der Recht und Gesetz bestimmenden Volksmütter finden sich nur vereinzelte Spuren und obendrein allein im keltisch-germanischen Mischgebiet des militär-römisch verwalteten Rheinstromes. Nachdem Cae­sar (100-44 v.0) in seinem Gal­li­schen Eroberungskrieg den Stamm der Ebu­ro­nen in der heu­ti­gen Vor­ei­fel fast restlos vernichtete, sie­del­ten röm. Militärs die rechtsrheinischen germ. Ubier, ver­mut­lich aus dem Be­reich der Lahn, in den verwüsteten Sied­lungs­ge­bie­ten an. Ubier mischten sich mit kleinen Resten der Ur­be­völ­ke­rung und hinzuziehnden röm. Veteranen, unter denen erhebliche Anteile von Cäsars nordspanisch-keltischen Legionären waren. Das sich neu zusammenfindende Mischvolk stand unter strengem röm. Kommando. Hier geschah rein nichts, was den röm. Truppenkommandeuren nicht ins imperiale Mustervorbild passte. Diese röm. Provinz „Niedergermanien“ nannte man „Germania secunda“ oder „Germania II“, woran „Obergermanien“ grenzte, das man auch als „Germania superior“ bezeichnete, dessen Verwaltungssitz des röm. Statthalters sich in Köln befand. Die für diese Vor­ei­felbezirke auffälligsten Göt­ter­-Gedenksteine sind die sogenannten Ma­tro­nen-Altäre, de­ren Kul­te gallogermanisch-rö­misch ge­prägt wa­ren. Es han­del­t sich um Reliefs von drei Göt­tin­nen, die nebeneinander auf ei­ner Bank in­ner­halb der Ni­sche sitzen, die das Hei­lig­tum bzw. den Tempel abbilden soll. Ge­klei­det sind die Frauen in ubi­scher Fest­tags­tracht, die mittlere trägt offenes Haar und die beiden äußeren große ballonartige Hauben (siehe dazu Max Ihm, „Der Mutter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler“, 1887). Allein in diesen von der römischen Armee verwalteten Besatzungsgebieten finden wir die Matronen-Altäre, also die Hinterlassenschaften des exponierten Mutterkultes, nicht aber in der übrigen freien Germania ! Er wurde von den Römern gefördert, er ist wahrscheinlich sogar direkt von Rom installiert worden, im raffinierten Zuge ihrer religiösen Befriedungspolitik, als Austauschangebot gegen die germanischen kämpferischen Volksgötter !

>> Man lese dazu den GOD-Aufsatz: DER GALLO-RÖMISCHE DREI-MÜTTER-KULT (über Suchfunktion erreichbar)

Die Grundlagen von Bachofens im „Mutterrecht“ dargelegten Schlüssen, denen Herman Wirth, aus seiner Frauenromantik heraus folgte, waren Mythen und Symbole, bei dem einen wie dem anderen. Bachofen entwarf eine irrige Weltgeschichte von ihren Anfängen bis zur Römischen Antike, doch es ist nach heutigen Erkenntnissen nicht statthaft, solche Konstruktion zu entwerfen, aufgrund von Mythen direkte Rückschlüsse auf die Realität zu ziehen. Um seine Idee, unsere Vorfahren hätten eine Zeit gekannt, in der die Welt von Frauen bestimmt wurde, zu untermauern, wurde auf Indianerstämme der Hopis und Irokesen verwiesen, als matrilinear aufgebauten Gemeinschaften. Bachofen und Wirth schlossen aus ihrer Interpretation der Mythologien, dass solch eine weiblich geprägte Gesellschaftsform nicht nur in vereinzelten Stämmen als Herrschaftsform auftauchte, sondern im gesamten abendländischen Raum, wenn nicht auf der ganzen Erde, Vorgängerin des Patriarchats war. Die weibliche Überlegenheit bestand nach Bachofens und Wirths Auffassung in ihrer spirituellen Art, wodurch sie religiös berufen gewesen wäre, den Mann von ihren religiös geprägten Werten überzeugt und den Übergang ins Stadium des Matriarchats erzwungen hätte. Manche Übertreibungen finden sich in den Auslassungen beider Forscher. Bei historischen und ethnologischen Nachprüfungen lassen sich echte Matriarchate nicht finden. Siehe dazu Uwe Wesel, „Der Mythos vom Matriarchat. Über Bachofens Mutterrecht und die Stellung von Frauen in frühen Gesellschaften vor der Entstehung staatlicher Herrschaft“, 1980. Und wie versponnen und verkehrt solche Visionen über die weibliche Wesenart faktisch sind, ist in unserer Zeit, mit dem massenhaften Auftreten der links-aggessiv-politischen Emanzen, sowie einer diktatorisch-empathielosen und volksvernichtenden Bundeskanzlerin A. Merkel, aus ahnungsloser Dumpfheit, überdeutlich geworden.

>> Weitere GOD-Artikel zum Mütterkult über Suchfunktion finden:

Wodan- und Mütterkult der Chatten - Disen-Dissen - Heilrätinnen
WODANS „HUF-HEILUNG“ + RUNEN-ODING
BECHTHEIM ZWISCHEN RÄTSEL UND MYTHOS - DER MÜTTERKULT
DIE MÜTTER VOM ODENWALD
Woden- / Oden- / Gottes-Orte
DER MÜTTERKULT
MÜTTER - MUTTERTAG
MEIN FLUG ZUM MOND
Die Zahl 7
DAS GÖTTLICH-WEISSE WEIB
Runen-Nadel von Elgg - „DOMO“ - göttlich-rühmliche Richterin
ODAL-URSCHLINGE + -RAUTE - SYMBOLE DER EWIGEN-WIEDERKEHR
IV. Erschütterung und Glaubensreform
DIE WEISEN FRAUEN

2.) Der Wotan-Odin-Kult - Entwicklung aus der Völkerwanderung ?

Der Wotankult als Produkt der Völkerwanderung. - Eine immer wieder vorgetragene Behauptung Herman Wirths war es, den Kult des germanischen Geist- und Seelengottes (sekundär Kriegsgottes) Wadanaz-Wodan-Wodin-Odin als einen späten „Geleitgott der Völkerwanderungs-Heerkönige“ abzutun, der kaum eine echte Beziehung zum einfachen Volk innehatte. Das ist zu bestreiten !

Schon der Historiker und röm. Konsul Cornelius Tacitus berichtet, um 90 n.0 in seiner „Germania“, Kap 9: „Von den Göttern verehren sie am meisten den Merkur [Wodan-Wodin-Odin], dem sie an bestimmten Tagen auch Menschenopfer [verbrecherische Unholde] darzubringen für Recht halten. Herkules [Donar-Thor] und Mars [Tius-Tyr] versöhnen sie durch zulässige Tieropfer. Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis [Erdmutter Nerthus]. Worin Anlass und Ursprung des fremden Gottesdienstes liegen, habe ich nicht mit Sicherheit erfahren können nur dass uns das Bild selbst, das in der Art eines Schnellseglers gestaltet ist, über eine Einführung der Verehrung von außen belehrt. Übrigens finden sie es der Größe der Himmlischen nicht angemessen, die Götter in Tempelwände zu bannen oder sie irgendwie menschlichen Zügen ähnlich darzustellen. Haine und Waldtriften betrachten sie als heilig und bezeichnen mit dem Namen Gottheit jenes Geheimnisvolle Etwas, das sie einzig mit dem Auge der Andacht sehen. [oder: was sie nur während ihrer Ehrerbietung sehen]“ Als „Merseburger Zaubersprüche“ werden zwei althochdeutsch-heidnische Spruchdichtungen aus dem 9./10. Jh. bezeichnet, einmal zur Befreiung Gefangener und zum zweiten gegen Fußverrenkung. Nach dem Ort ihrer Auffindung in der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg werden sie benannt. Der Wodan-Vers lautet:

Phol [Balder] und Wotan ritten in das Gehölz.
Da wurde dem Balders-Fohlen sein Fuß verrenkt
Da besprach ihn Sinthgunt und Sunna, ihre Schwester,
da besprach ihn Frija und Folla ihre Schwester,
da besprach ihn Wotan, der es wohl verstand:
Wie Beinverrenkung, so Blutverrenkung,
so Gliederverrenkung:
Bein zu Bein, Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern, wie geleimt seien sie !⁠

Was zum besseren Verständnis herausgestellt werden muss, ist der Umstand, dass Wodan als Geist-Seelen- und Heilgott galt. Er war der Psychopompos - wie auch röm. Merkur und schon sein griech. Pendant Hermes - also der große Heiler, der Arztgott, welcher von Krankheiten, auch der größten Krankheit, nämlich dem Tod, Rettung zu bringen vetmochte. Erst über diesen geistig-mythologischen Umweg wurde er Schicksals- und Kriegsgott. Daraus geht allein schon hervor, wie nahe er den allermenschlichsten Bedürfnissen entsprach und eben nicht nur ein abgehobenes, von Hofskalden umsungenes Glanzbild der völkerwanderungszeitlichen Fürstenhöfe, wie Wirth vermeinte. Wodanaz, der frühgermanische Speergott, dessen überlanger Geistspeer (eddisch: Gungnir), welcher sämtliche physischen wie psychischen Schichtungen zu durchdingen vermag, findet sich schon im bronzezeitlichen Felsbilder-Panorama Bohusläns, beispielsweise im Weltenschiff, Flurstück Sotetorp.

Öfters hörte sich Herman Wirth so an, als wäre Gott Wotan quasi erst mit der frühmittelalterlichen Völkerwanderung erfunden worden, doch in dem folgenden Artikel erklärt er seine Sichtweise detaillierter. In seinem Referat „Die Entstehung der Heerkönigsreligion der eurasischen Völkerwanderungszeit und der Untergang des kultischen Matriarchats“ (Schrift liegt vor, mit Wirth‘schen Randskizzen, ohne Datum) gibt Herman Wirth einen nachvollziehbare Chronologie der religiösen Entwicklung (Blatt 13 ff): „Dieser Gott Wotan-Odin, der dem ersten Menschenpaar bei der Erschaffung die Beseelung oðr durch die Schwan-Hypostase Hönir schickt, ist ursprünglich der altindogermanische Sohn des Himmels und der Erde in der 3. „att“ (Himmelsrichtung) seines Jahrganges, der Herr des Winters Freyr-Ullr, der Jahreswender (entsprechend Agni-Varuna), wie er in der Felszeichnung von Kalleby-Långemyr, Tanum, Bohuslän dargestellt ist. […] Diesen Gottessohn und Seelengeleiter wurde von den Heerkönigsskalden nun zum Kriegertotengeleitgott umgewandelt und als Heerkönigsgott mit der Königstrinkhalle als Kriegerparadies an den Himmel projiziert, an Stelle des alten Himmelsgottes. In Valhall war für Frauen und Kinder kein Zugang: es ist kein himmlisches Seelenhaus mit Rückkehr zur Erde, zur Wiedergeburt in der Julzeit. Und die Hel ist keine gütige hülende Mutter Erde zur Wiederverkörperung mehr, sondern wie Hades und Scheol, eine traurige Unterweltstätte der Toten, ohne Wiederkehr. Die trúa i forneskio „Glaube aus der Urzeit“, dasz Kerlingvilla „alter Bauernweiberwahn“ von den Skalden des neuen Heerkönigsmythos verächtlich gemacht (Helg.Hund II).

Neben diesem neuen Heerkönigsgeleitgott Odin bleibt der alte allgemeine Seelengeleiter Wotan-Odin mit seinem Ross und XX Symbol in germanischen Volksbrauchtum der Julzeit (u.a. Symbolik der nordischen Kerbstabkalender) bewahrt. Hier im germanischen Raum erleben wir aber im Scheinwerferlicht der Quellen und Denkmäler geschichtlich den Umbruch des indogermanischen Volksaltglaubens zum neuen Heerkönigsglauben, der altgermanischen Volksglaubens zum neuen Heerkönigsglauben, der weder altgermanischer Glaube war noch je germanischer Volksglaube ist geworden (Eugen Mogh). Der Heerkönig, als Prätorianer-Offizier des römischen Caesars für die Gewaltherrschaft geschult, schafft sich darum einen neuen Königs- und Kriegergottglauben, weil die alte Himmel-Erde-Religion mit ihrem sakralen Bodenrecht der Urzeit (Groszfamilien-, Geschlechtererde und allgemeine Erde) ihm im Wege ist. Der Heerkönig brauchte die Geschlechter- und allgemeine Erde als Königserde um seine neue erbliche Macht und die Treue seiner Kriegergefogschaft(hirt) als Lehensmänner befestigen zu können. Der Hauptwiderstand für ihn stellt das im germanischen Raum noch vorhandene kultische Matriarchat dar, die Stammes- und Gaupriesterinnen, denen das sanctum et providum inne wohnte und die den „Heilrat“ (heil-ræði) erteilten. Diese geschiedenen „Mütter“ wurden als Ahnen- und Schutzgeister der Geschlechter, Gauen, Stämme, verehrt. soweit der römische Okkupationsraum Germaniens und Galliens reichte, sind die „Mütter“ uns vom römischen Steinmetz auch ikonisch überliefert. Sie tragen das Odil-Runen-Sybol Odil-Rune.JPG Odal_Schlinge.JPG am Gewand in ihrem Schosz, wie das Kind, auch als Grabmutter im Kindergrab (Bonn, Worms, Zabern). Oder sie führen es als die Kette der göttlichen Kraft am Haupte, an der Haube, auch als Spirale (Trier, Rouen). Dasz diese in den römischen Weihebildchen und auf den Weihealtären dargestellten matres, matronae, identisch sind mit den disir und nornir der späteren, ins Mystische entrückten Überlieferung der Edda, mit den kyn-aetar, fylgjur und der hamingja der Sagas, ist schon gemutmaszt worden (Hempel). In der walhallwodanistischen Uminterpretationen, wie die Edda sie literarisch liefert, sind sie zu Gefolgschaftsmaiden des Heerköniggottes, zu valkyriur gemacht worden…“

So lauten die von Herman Wirth wiederholt vorgetragenen, plausibel klingenden historischen Kombinationen, die er für wirklich geschehene Abläufe hält, woran zunächst methodisch wenig auszusetzen wäre, allein die Beweisbarkeit steht nicht auf ehernen Füßen, denn bereits in der Ur-Runenreihe ODING-FUÞARK liegt der Ase Wotan auf 21. Position (21 = Meisterzahl der Magier) im Spätherbst und wurde somit vom Runen-Schöpfer als der Geist-Seelengott erklärt. Wodan erhielt also nicht erst die Funktion, sondern besaß von Runen-Beginn diese Bedeutung, die ihm Wirth erst ab der Völkerwanderung zusprechen möchte !

H. Wirth hat den germanischen Geist-Seelengott Wodan-Wodin in seiner ur-runisch-ursprünglichen Totalität nicht begriffen und das germanische Gotteslied des Ur-Runen-Kanon im „Heiligen Jahrgang“ nicht erkannt. Es ist erstmalig durch G. Hess für alle, die hinhören mögen, wieder vernehmbar geworden. Bei linksläufiger Lesung heißt die Runenreihe nicht mehr FUÞARK, sondern ODING. Aus dieser Sicht offenbart sie uns den germanischen Allgott, den Asen Wodan/Wodin (Asen_Rune.JPG), in bester indoarischer Tradition als verehrungswürdige - der Welt innewohnende - höchste und einzig wahre universale kosmische Schöpferkraft. Das Runensystem ist durchmathematisiert; es belehrt in Gestalt von Wort und Zahl: 24 Symbole - in ihrer Quersummierung die Zahl 6 - vertreten die Weltgesamtheit, deren göttliche Bewegungsenergie, der „Genius der 6“ (Summe der 6 = 21), auf 21. Runenposition steht: = Ase Wodan, welcher sich nach Zahl und Zentralsilbe „od" als Od-Gott, Seelenkraft des Kosmos offenbart. Das Viele fügt sich zu Einem, und das Eine ist aus dem Vielen zusammengefügt - alles ist gleich nahe zu Gott ! Da Wodan die All-Evolution von innen lenkt, also Schöpfergott ist, so muss er, der 21er, in seinem „Produkt“ (Summe von 21 = 231 mit Quersumme 6) wieder die Weltzahl 6 (das All hat 6 Positionen: 4 Himmelsrichtungen, Zenit und Nadir) hervorbringen. Der wichtigste Erkenntnissatz: Gottesgeist und Menschengeist sind aus gleicher Urkraft, sind von gleicher energetischer Qualität. Gott Wodan und Menschen-Odem sind Eins. Der ODING-Ur-Mensch (Mannus_Rune_gut.JPG) führt die Zahl 5, die sich zur 15 aufsummiert, mit QS 6, deren Seelenzahl 3 ist (1+2+3). Gott = Asen_Rune.JPG + Mensch = Mannus_Rune_gut.JPG = 3 + 3 = 6 = das All, das aus einer Dreiheit besteht -, deshalb müssen sich alle 24 runischen ODING-Kosmos-Stäbe zur Zahl 300 bzw. 3 addieren lassen. Denn aller guten Dinge sind Drei !

Wirths „große Findung" und Herausstellung, die sog. Brauweiler‘sche „Odil-Rune“ aus der Vatikan-Bibliothek, zeigt eine mit der Tintenfeder gezogene senkrechte Acht, deren oberer Kreis nicht ganz geschlossen ist. Wirth bezeichnete sie als die ältere Odil-Rune. Nur einmal findet sich, nämlich auf dem dänischen Lyngby-Brakteaten, auf dessen B-Seite, Wirths ódil-Rune. Und ein Matronen-Figürchen vom Mus. Worms trägt ebenfalls diese senkrecht übereinander stehenden durch einen Steg verbundenen Kreise. Doch wenn das ein durchgängiges, allgemein bekanntes und verehrtes Zeichen gewesen wäre, müsste es sich öfters finden lassen. Es ist schon möglich, dass das von einigen Kultgruppen als ein Zeichen der „Ewigen Wiederkehr“ angesehen worden ist, wie das germ. Doppelschlangen-Sinnzeichen, die liegende Acht gilt ja noch heute als Ewigkeits-Chiffre. Wirth erklärt das offensichtliche Fehlen des Symbols in der weiten Germania damit, dass allein in römisch bestimmten Regionen Germaniens die Steinmetze dauerhafte Zeugnisse geschaffen hätten. Jedoch auch die etwa gleichzeitigen, völkerwanderungszeitlichen Urnen des sächsischen Friedhofes von Westerwanna Kr. Cuxhaven zeigen das Zeichen nicht. Gerade hier, am Ort des Todes und der Wiederauferstehungshoffnung, wäre es höchst angebracht und müsste es auftauchen. Allerdings ist die Odal-Rune, in der normalen Schlingenform, auf einer dortigen mir bekannten Urne ornamentiert. Das Hakenkreuz findet sich auf den Urnen als typisch germanisches Leitmotiv. Die gleichen reich ornamentierten Buckelurnen findet man ebenso in England, wohin vor 1.600 Jahren Teile der Sachsen übergesiedelt sind. Also kann die Wirth’sche Odil-Rune nicht ganz so bedeutsam und allgemein bekannt gewesen sein.

>> Siehe dazu auch: DIE VERGESSENE ÓDIL-RUNE

3.) Runenformen als Ausdruck jährlicher Auf- und Abstiegsphasen

Zeichen-Prinzip_Wirth.JPG

 Herman Wirth meinte, den Ur-Sinn von Zeichen-Gestaltungen (auch im Runen-Jahresreigen) wahrgenommen zu haben: die mit erhobenen Ärmchen stünden im jährlichen Lichtzunahme-Anstieg und die mit gesenkten Ärmen im Lichtabnahme-Halbjahr. Der Gedanke erwies sich als Trugschluss, um nicht zu sagen Schnapsidee.

Über die von Herman Wirth vorgetragenen strukturellen Bedeutungen der einzelnen Runenzeichen kann man sich nur wundern, denn sie widersprechen seinen eigenen Darlegungen der Runen im Jahreskreis. Dieses gedankliche Schöpfungsprinzip kann unmöglich den Runenschöpfer bei seiner Zeichenauswahl bestimmt haben. Seine „Text Tafel X“, im Beiheft des „Aufgang der Menschheit“ bringt das runische Jahresschema, mit rechtsseitig der ansteigenden Jahreshälfte bis zum „Mittsommer“ der Sommersonnenwende. Auf dieser Seite dürften, Wirths Prinzip-Erkenntnis folgend, mehrheitlich Runen zu finden sein, welche erhobene Äste/Ärmchen haben, dem entspricht aber nur Rune F, nicht aber Rune A, der Rest ist neutral. Die linke Seite des Jahresschemas meint den Abschwung von der Sommersonnwende bis zum Tiefpunkt der Wintersonnenwende. Hier dürften, nach Wirths Vorstellung, hauptsächlich Runen mit gesenkten Ärmchen zu finden sein, jedoch allein die T-Rune und L-Rune besitzen hängende Ärmchen, die Rune Z (Algiz) zeigt aufwärtsstrebende. Im Text des Buches (S. 94) schreibt dazu Wirth: „Gottes Sohn Ti (Ta), dessen Sinnbild im Herbst das Zeichen der „sich senkenden Arme“ Bogen.JPG oder T_Rune.JPG des „sich senkenden Baumes“ (Birke, Tanne, Fichte) ist, steht dort in den „beiden Bergen“ der Wintersonnenwende (Text Abb. 46).“ Von zwei Bergen in der Wintersonnenwende findet sich jedoch keine Spur, auch nicht unter der Angabe „Text Abb. 46). Warum Wirth in diesem Zusammenhang nicht auf das alte Zyprische Silbenzeichen T_Rune.JPG „ti“ hinweist das lautlich und semantisch exakt der germanischen Himmelsvater-Rune des Tiu-Tyr entspricht, bleibt sein Geheimnis.Und dass das altzypriotische saubere Schlingerzeichen, wohl hervorgegangen aus dem altägyptischen Anch-Symbol, der Lebensschleife, also die kursive Odal-Rune, das Silbenzeichen „ro“ darstellt, was sich auf das semitische Wort „rûaḥ“ = Wind, Geist, Atem, Energie, Lebenskraft, Pneuma beziehen könnte, wie es im Tanach oft gebraucht wurde, erwähnt Wirth auch nicht; obschon er bedeutend gewagtere Thesen aufgestellt hat.

Auch auf Seite 620 zeigt „Aufgang der Menschheit“ das Runen-Jahr, diesmal in Verbindung mit der Sprache, worunter Wirth sehr richtig schreibt: „Wir stehen nicht am Abschluss eines Systems wohlgefestigter Forschungsergebnisse, sondern vor dem Anfang einer gänzlich neuen Untersuchungsmethode, welche die Sprache zum ersten Male als eine bewußte Äußerung einer rassischen und geistigen Einheit, einer Rassenseele, in ihrem höchsten Erlebnis, dem Jahreslauf, betrachten kann.“ Deshalb sei es mir erlaubt, meine vokalische Spracherkenntnis im Jahreslauf vorzustellen:

>> Siehe dazu: DIE SYMBOLIK DER 6 RUNISCHEN URLAUTE

Wichtiger und informativer als die naive Ärmchenhaltungen der Runenzeichen in Augenschein zu nehmen, wäre es gewesen, das tiefgründige Prinzip der Ur-Runenreihe genauer zu untersuchen, beispielsweise die Urstammsilben, um zu erkennen, dass die erste Urstammsilbe „od“ lautet, die Zentralsilbe von Wodanaz, Wodan, Wodin, Odin, welche Geist/Seele meint.

>> Siehe dazu: Runen-Vortrag 3. - GOTTESSCHRIFT

4.) Das nordisch-atlantische Gesichtsfeld-Sonnenjahr

Schon im August 1974 und am 05.01.1975 wandte ich mich mit Schreiben an Margarete Wirth-Schmitt, um mein starkes Interesse am urdeutschen Kalender zu bekunden. Eine Briefpassage lautet: „Wenn wir den Ungeist der heutigen Zeit und vornehmlich den des Christentums überwinden wollen, müssen wir in der familiären Sphäre anfangen, artgemäß unser Feste zu feiern. Ihre Weihnachtskarte und die Weihnacht-Sonderführung [des Externsteine-Museums] stellen für mich den letzten Anstoß dar, mir endlich Gewissheit und letzte Klarheit über den Sinn unserer deutschen Feste zu verschaffen.“ Sie schrieb mir u.a. am 22.12.1974 dieses zurück: „Die Geschichtsschreibung über das Jahr 1974 ? Die betreffenden Seiten müszten einen Trauerrand haben. Aber es giebt immerhin Anzeichen für die Hoffnung, dasz der Kampf gegen die Verleumdungen und Lügen nicht ohne Erfolg sein wird und dasz die verschüttete deutsche Seele aus der Dunkelheit wieder aufleuchtet.“

In Herman Wirths „Aufgang der Menschheit“, Seite 306, stellt er das Schema des „Gesichtskreis-Sonnenjahres“ vor, mit dessen angeblichen Sinnzeichen und sog. „Wechselformen“, die allein er sich dazu ausgedacht hat. Er erklärt auf der vorausgegangenen Seite: „Das erste, das ,arktisch-nordische‘ Jahresideogramm (Text Abb. 26a), ist der senkrechte, in der Achse Süd-Nord durchgeteilte Gesichtskreis Kreis.JPG, wo der Süden den Wintersonnwendpunkt und der Norden den Sommersonnwendpunkt bildet.“ Und er teilt den Jahreskreis mit einem rechtwinkligen Malkreuz. Die Felsbild-Abbildung (des Göteborger Zeichner L. Baltzer - 1881-1908) des senkrecht geteilten Jahrkreises bringt die Seite 382 unter Abb. 39. Es handelt sich um das Felsbild von Aspeberget (Kreis Tanum, Bohuslän). Es sieht in natura allerdings sehr viel anders aus: nicht ein „Axtgott“ teilt hier das Jahr, sondern zwei Axtgötter hintereinander, den zweiten hatte der Zeichner Balzer übersehen, vielleicht lag er zu seiner Zeit unter einer Moosschicht verborgen? Es kommt noch schlimmer. Bei diesem Felsbild von Aspeberget läuft eine Gletscherabriebspur quer durch den Kreis. Diese Linie nahm H. Wirth, aufgrund der ihm vorliegenden Baltzer-Zeichnung, als Bildkontur wahr, d.h. die Jahrteilungslinie ist nicht vorhanden ! Noch die mir vorliegende, 1935 angefertigte Handskizzenkartei H. Wirths, von den vorgenommenen Abgüssen in Schweden, zeigt die falsche Darstellung, obwohl H.W. - nach eigener Aussage - die Skizzen vor den Felsbildern stehend angefertigt habe. Das jedenfalls hat mit nüchterner Wissenschaft wenig zu tun, das alles sind Fabeleien.

>> Siehe dazu: FALSCHE FELSBILDWIEDERGABEN

Dass es in alter Zeit kein anderes Mittel der Jahreszeitbestimmung geben konnte als das „Gesichtsfeldsonnenjahr“, das über die Sonnenauf- und -untergänge auf den Horizontlinien die Jahreszeit ablas, ist selbstverständlich. Wie die Sinnzeichen für das Phänomen „Jahr“ ausgesehen haben, sofern es dafür welche gab, ist recht nebensächlich. Die wesentliche Frage ist eine andere, nämlich, ob es Zeichen für die einzelnen jahreszeitlichen Datumspunkte gab, welche ja zwangsläufig mit bestimmten mondgebundenen Fest- und Feierzeiten in Verbindung stehen mussten. Es boten sich allein zwei mögliche Fest-Anzeiger an, der Sonnenstand und die Mondphase. Ein Sonnenjahr ist der Zeitraum, den die Erde benötigt, um die Sonne einmal zu umkreisen, und dauert ca. 365 Tage. Ein Jahr mit 12 Mondmonaten (354 Tage) ist kürzer, ein Jahr mit 13 Mondmonaten (383,5 Tage) jedoch länger als ein Sonnenjahr. Die beiden unterschiedlich laufenden Uhrzeiger - zur Festzeit-Festlegung in Übereinstimmung zu bringen ist das eigentliche Kunststück, das geleistet wurde in Form der luni-solaren Jahresorganisation. Sie geht in normalen Jahren von 12 Monaten aus, bedarf aber aller drei und dann zwei Jahren eines Schaltjahres von 13 Monaten, damit die Frühlingsfeste oder Herbstfeste in den begrenzten zeitlichen Spielräumen ihrer Idealbestimmungen verbleiben. Dass es solch eine Jahresorganisation bereits in frühgermanisch-nordischer Bronzezeit bekannt war, geht aus mehreren Kalender-Buckelurnen-Funden hervor und ebenso aus der von mir entschlüsselten Ornamentik des dänischen „Sonnenwagens von Trundholm“, der aus einem Opfermoor westlich von Kopenhagen gehoben wurde.

>> Siehe dazu: DIE ZAHLENSPRACHE DES SONNENWAGENS VON TRUNDHOLM

Herman Wirths irrtumsbeschatteter Halbgenialität ist es zu verdanken, solch eine jahresgebundene Kalenderzeichenfolge in dem 24er Ur-Runenverbund erahnt zu haben, aufgrund des fehlgedeuteten Bohusläner Fossum-Felsbildes, das er als frühbronzezeitlichen prärunisches Kalenderentwurf ansah. Wohl auch durch Inaugenscheinnahme - wie er erwähnte - des von 1550 herrührenden Kerbscheibenkalenders aus dem Østfold, nördlich Bohuslän und einem aus dem 17. Jh. stammenden Kalender-Ring vom Distrikt Halden.

>> Siehe dazu: Runen-Vortrag 8. - DAS RUNEN-JAHR

Wenn man den Sichtfeld-Horizontkreis der Sonnenauf und -untergänge mit kennzeichnenden Symbolen versehen könnte, würde man über einen natürlichen sichtbaren Landschaftskalender zum Ablesen der Festzeiten verfügen. Man hat ihn, indem dieser Gesichtskreis-Sonnenjahrkreis in Stein, Holz oder Papier aufgebracht wird und zwar innerhalb der 365 Jahrestage der 12 Mondmonate, mit ihren 24 Positionen, nämlich der 12 Neu- und der 12 Vollmondphasen. Die 24 Ur-Runen sind demgemäß leicht und sinnvoll ins Jahresrund einzugliedern. Und es lassen sich folglich anhand der Runen-Charaktere auf die Fest-Charaktere schließen. Jetzt kommt es nur noch darauf an, die authentische Ur-Runenreihe korrekt mit dem Kreis der 24 Mondstände zu kombinieren. Bedauerlicherweise fängt hier das Versagen von H. Wirth an, der nicht begriff, die Runenreihe rechtsbeginnend zu lesen und zu deuten, sondern in unbedacht-neuzeitlicher Art und Weise von links nach rechts misszuverstehen. Er übersah, dass im mythischen Sinne der Alten, jedes rechte Ding mit rechts zu beginnen hatte. Deswegen erklärte Wirth die Kalenderrunen in seinen Werken falschherum und schaffte damit eine heillose, unauflösbar-unverständliche Verwirrung. Und deswgen musste er auch wie ein vom Irrtumsteufel Gejagter schreiben und schreiben, denn das Wahre lässt sich allemal viel kürzer definieren. Hinzu kommt, dass der scheinbare Runenreihen-Beginn des FUÞARK, „fuða“, nichts anderes als an. „Hintern“ bedeutet, also ans Ende gehört. Und der wahre Beginn, wie ich ihn herausfand, mit „oding“ (od-ing) = Geist-Kind, den schönen und sinnreichen Namen der germanischen Ur-Runenreihe kundtut. Diese von mir erkannte ODING-Kalendersystematik erlangt ihre Überzeugungskraft auch aus ihrer Bestätigung durch die antike Zahlenmystik, die Wirth nicht berücksichtigt hat. Allein in der ODING-Ordnung stimmen die Zahlensymbolismen mit den Runen-Charakteren überein.

>> Siehe dazu: 7.000 JAHRE NORDISCHE LICHT-RELIGION
Endgültige Lösung der Runenfrage
ODING IM ASTRO-KREIS
Die Zahl 21

Runen-Jahrekreis.JPG

Oding-Jahr.JPG

Die ca. 4.000 Jahre alte Kalenderscheibe vom Mittelberg bei Wangen-Nebra (an der Unstrut in Sachsen-Anhalt) in Kombination mit dem 24 Zeichen umfassenden Ur-Runenkreis.

Runwnvortrag.JPG

Genau genommen sind die 24 Ur-Runen-Jahrespositionen nur im Ideal-Jahresschema kreisrund anzuordnen, im natürlichen Gesichtsfeldsonnenjahr erscheinen sie - geistig verstanden - nur innerhalb der tatsächlichen jährlichen Sonnenbewegung, die in der Mittelberg-Scheibe durch die beiden goldenen Randleisten (wie man sieht, ging die linke verloren) verdeutlicht worden ist. Die beiden Halbkreise des jährlichen Sonnenganges auf der ca. 4.000-jährigen Mittelberg-Kalenderscheibe wurden die einzigen realen Anregung zur Gestaltung der Jahr/jera-Rune Rune_Jera.JPG, denn der Begriff „Jahr“ kommt aus einer idg. Wortwurzel „gehen/eilen“ des Sonnenganges.

5.) Das Fossum-Felsbild als „Eckstein“ der Runen-Jahresordnung

Das Felsbild der Region Fossum im schwedischen Bohuslän, das mir Herman Wirth als den „Eckstein“ seiner gesamten kalendarischen Runen-Erklärungstheorie empfahl, besuchte ich im Sommer 1981 erstmalig und seine erschütternde Unstimmigkeit mit den diesbezüglichen Wirth'schen Auslegungen, wurde für mich der eigentliche Anlass, mich selbst mit der Runenforschung zu beschäftigen. Spätestens 1935, als H. Wirth die Felsbilder selbst in Augenschein nehmen konnte, hätte er feststellen und bekennen müssen, dass er sich in der Fossum-Ritzung fundamental geirrt hatte, denn es sind weitere solcher Kreisgebilde vorhanden, aus denen hervorgeht, dass es sich, um im Kreise angeordnete Männlein bzw. Adoranten handelt (Tanumshede, Aspeberget). Mir fielen solche Übereinstimmungen sehr bald auf. Von Anbeginn meiner H. Wirth korrigierenden Bewertungen und meiner über Wirth hinausweisenden Findungen, wurde ich als „Schädiger von Herman Wirth“ verleumdet, insbesondere waren es eine Gruppe von fanatisierten Wirth-Anhängerinnen, die es nicht ertragen mochten, dass ihr Idol auch nur ein irrtumsträchtger Mensch gewesen war, und kein Messias der deutschen Urkultur. Alberne Rundbriefe wurden in diesen Kreisen verschickt, welche vor mir warnten, als mache es irgendeinen Sinn, vor beweisbaren Tatsachen die Augen zu verschließen. Wirth hatte selbst postuliert: „Wissenschaft ist eine Frage des Charakters !“, in wissenschaftlichen Diskursen haben persönlich-menschliche Rücksichten keinen Platz, da geht es um die Wahrheit und um nichts anderes. Dazu ist noch zu ergänzen, dass ich der einzige Schüler Wirths gewesen bin, der sein über Jahrzehnte nur erträumtes runisches Kalender-Weltbild realisieren konne. Damit, mit meinem Buch von 1993, dem „ODING-Wizzod - Gottesgesetz und Botschaft der Runen“, habe ich Herman Wirth den größeren Freundschaftsdient erwiesen, als ich es mit stumpfer Nachbeterei hätte tun können.

>> Siehe dazu aufklärende GOD-Aufsätze, über die Suchfunktion:

HERMAN WIRTHs HIRNGESPINST
DAS FOSSUM-RÄTSEL
HERMAN WIRTH - ZWISCHEN WAHRHEIT UND WIRRUNG
DIE EINZIGE WAHRE UR-BOTSCHAFT - Der Heilbringer im Widerstreit der Bewertungen
Nichtexistente „Fossum-Kalenderscheibe“
4 - Mein Weg zu den Runen
SUCHE NACH DER URWAHRHEIT
DAS IRRIGE SCHEMA DES HERMAN WIRTH
FALSCHE FELSBILDWIEDERGABEN

6.) Die Ura-Linda-Chronik, ein Zeugnis aus alter Zeit ?

Als Herman Wirth im Jahr 1933 sein Buch „Die Ura-Linda-Chronik - Übersetzt und mit einer einführenden geschichtlichen Untersuchung“ seinem Publikum wagte anzubieten, sank bei vielen Gutwilligen, die H.W. bis dato hoffnungsvoll gefolgt waren, der Zuspruch und in der erstzunehmenden Wissenschaft war man entsetzt über eine derartig dreiste Eulenspiegelei. Es begann der „Fall Herman Wirth“, wie eine tickende Uhr der Wirth'schen Selbstzerstörung, die 1938 in Form seines Verlustes der Berliner Professur ihren Knalleffekt erfuhr. Heinrich Himmler war so vorsichtig, einen Fachmann, den Germanisten Prof. Otto Maußer (1880-1942), mit der Aufgabe zu betrauen, zu ergründen, inwieweit man sich an dieser suspekten, umstrittenen Chronik die Finger verbrennen könne. Durch den frühen Tod des Mannes kam man zu keinem abschließenden Ergebnis. Arthur Willibald Hübner (1885-1937), Germanist und Hochschullehrer, ein dem NS-Gedanken aufgeschlossener Deutscher, demaskierte die Ura-Linda-Chronik endgültig als Fälschung, sowohl während öffentlicher Diskussionen in der Aula der Berliner Universität, während denen Herman Wirth kläglich argumentationslos blieb, wie auch mit der Schrift „Herman Wirth und die Ura-Linda-Chronik“, 1934. - Sie dazu meine umfängliche Darlegung:

>> Siehe dazu: URA LINDA CHRONIK - Calvinistisch-nationalfriesischer Theologen-Streich

Abschlussbetrachtung: Herman Wirth war ein bis in seinen Wesenskern edler Geist der die richtige vorbildliche Haltung zu seinem Deutschtum einnahm, an der Seite seiner feinen deutschnational gesinnten Margarete, welche zusammen eine wunderbare langjährige, treue Werk- und Kampfgemeinschaft bildeten. Tragisch ist, dass er als Autor in fast sämtlich großen Fragen, die er sich in seinen Werken stellte, zu falschen Beurteilungen gelangte. Der von mir menschlich hochgeachtete Herman Wirth hat mich zur eigenen Forschung angeregt, weil ich während meiner skandinavischen Felsbilder-Überprüfungen seine Irrtümer erkannte. Dafür bin ich ihm dankbar. Unbarmherzig schnell schreitet die Zeit über Denker und ihre Erkenntnispositionen hinweg, schon wegen immer neuer Funde, welche die herkömmlichen Denkweisen korrigieren können. Wirth war enorm fleißig, er hat extrem viel geschrieben, doch Masse ist nicht immer Klasse. Seine Arbeiten sind von einfallsreichen Leichtsinnigkeiten und leider auch von Manipulationen geprägt. Schwer wog immer seine Blindheit, den niederländischen Pastoren-Roman des Ura-Linda-Schwindels zu durchschauen. Während er sich in die nur scheinbare Fossum-Kalender-Felsritzung geradezu verbiss, hat er das tatsächliche Kalender-Felsbild von Ryland-Tanum übersehen. Die Doppelspirale als nordisches Jahres- und Zeit-Symbol hat er nicht erkannt. Zur Irminsul-Forschung war er außerstande etwas ernsthaft Weiterführendes beizutragen. Den altgläubigen Rechtsbeginn der UR-Runenreihe gewahrte er nicht, wodurch er sämtliche Runen den falschen Jahreszeiten zuordnete. Er hat die den Alten so wichtige Zahlenmystik bei seinen Runenerklärungsversuchen nicht beachtet. Er hat nicht einmal die ikonographierte orientalische Lebensbaum-Dattelpalme im Kreuzabnahmerelief des Agister-Externstein-Reliefs als eine solche erkannt. Seine runische Kalendervorstellung ist falsch und vermag keinen Leser im Runenbegreifen voranbringen. Seine Darlegungen über den Mutterkult sind von seinen romantischen Ergötzlichkeiten unrealistisch überhöht, weil er sich von der unwirklichen Schwärmerei vom „Mutterrecht“ des J.J. Bachofen faszinieren ließ. Alles in allem darf man sagen, dass sich der tapfere, bienenemsige Herman Wirth in einem langen Kämpferleben, das er für Deutschland hingegeben hat, sich bemühte, ein großes und richtungsweisendes Gebäude zu errichten, was ihm jedoch nicht gelungen ist. Ehre seinem Andenken !