07.08.2024

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DER „HERR DER RINGE“

Der „Herr der Ringe“ ist nur Einer,
nicht Tolkiens Fantasie-Gestalt,
es ist Wodin, mit seinem Draupnir,
der durch die ODING-Runen wallt.

Acht Wochentage zählte man,
die Römer nannten es „Nundinum“.
Nach neun Tagen erneut sich die Zeit,
zum Draupnir-Mythus kam's darum.

„In jeder neunten Wochen-Nacht,
tropfen von Draupnir acht Ringe ab.“
Man versuchte, die Zeit zu versteh’n,
obwohl es die kaum zu begreifen gab.

Jedenfalls ist Draupnir ein Zeitsymbol,
denn Zeiten tröpfeln aus Zeiten raus,
wie das ODING den Jahresring meint,
den altgermanischen Zeiten-Strauß.

Draupnirs Geheimnis wurde bekannt,
das Zeit-Symbol heißt uns ODING,
Gott Odins „Geistkind“ ist gewiss
der einzige, ewige, der Heilige Ring.

Wer in diesem Ring zu leben weiß,
nach Gottes Gesetz und echtem Recht,
den linken Wichten und Trollen trotzt,
dem ist‘s in unserer Welt nie schlecht !

„Der Herr der Ringe“ („The Lord of the Rings“) ist eine Romantrilogie des Engländers John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973), mit der er eine schauerliche Fantasiewelt entwickelte, nämlich von der Geschichte eines Ringes, mit dessen Vernichtung die böse Macht, in Gestalt des dunklen Herrschers „Sauron“, schließlich untergeht. In Wahrheit war der Ring zu allen Zeiten ein Sinnbild der Ewigkeit, der Dauer und der Gottestreue (Ehe-Ring, Eid-Ring), also auch im höchsten Sinne, ein Garant Gottes zur Erhaltung der Welt. Demgemäß ist der Ring Wodin-Odins, der „Draupnir“, zu verstehen.

Draupnir (altnordisch Draupnir ‚der Tröpfler‘) ist in der nordischen Mythologie der Zauberring Wodin-Odins, von dem in jeder neunten Nacht acht gleich schwere Ringe abtropfen, wie es in der Jüngeren Edda im Skáldskaparmál beschrieben ist. Draupnir ist kein Symbol für Reichtum und Überfluss, aber für die sich immer erneuernde Gottes-Zeit. Odin warf den Ring in das Bestattungsfeuer seines Sohnes Balder, Hermod brachte den Ring von seiner Unterweltreise zur Hel wieder zu Odin zurück.

Wie kam es zu dem Zeitsymbolismus des Draupnir ? Wikipedia informiert über die komplizierte römische Zeitrechnung, in der die 8 und die 9 eine Rolle spielten: Der im römischen Reich verwendete Begriff Nūndinum (lateinisch Nūndinae, deutsch „neuntägig“) bezeichnet einen neuntägigen Zeitraum. Wegen der damals üblichen Inklusivzählung (erstes Stück wird mitgezählt) handelt es sich jedoch nur um einen acht Tage langen Zeitraum. Die Römische Republik verwendete (wie auch die Etrusker) nicht die siebentägige Woche, sondern eine achttägige Woche, die „Marktwoche“. Der lateinische Begriff Nundĭnae (neuntägig) bezeichnete sowohl die Art dieses Wochenrhythmus als auch den darin eingebetteten Markttag selbst. Die verwirrende Bezeichnung neuntägig bei einer Länge von eigentlich nur acht Tagen ergibt sich aus der im alten Rom üblichen Zählung, bei der beide statt nur einer der angrenzenden Markttage mit in die Zählung einbezogen wurden. Zwischen den einzelnen Markttagen (Nundinales dies) lagen also nur sieben Tage. Dieser Marktrhythmus wird auch Nundinalzyklus genannt. Die Tage einer Marktwoche wurden im Kalender fortlaufend, beginnend mit dem 1. Januar, mit den Buchstaben „A“ bis „H“ gekennzeichnet (Nundinalbuchstaben). Da die Jahreslänge kein Vielfaches von acht Tagen ist, wechselte der Buchstabe für den Markttag jedes Jahr. Wenn zum Beispiel der Buchstabe für die Markttage in einem Jahr „A“ war und das Jahr 355 Tage lang war, dann wechselte der Buchstabe im nächsten Jahr auf „F“, so dass sich der Rhythmus beim Jahreswechsel nicht änderte.

Im römischen Kalender wurden die Nundinae mit den vier festen Tagen des Monats, Kalenden, Nonen, Iden und Tubilustrium, verbunden, die in ihrer Kalenderfunktion zusätzlich der Doppelzählung unterliegen konnten. Insofern war für vier Kalender-Nundinae eine Bandbreite von 28 bis 31 Tagen möglich. Die Nundinae begannen an einem der vier festen Kalendertage immer am Mittag. Ab 287 v. Chr. besaßen die Nundinae aufgrund der Lex Hortensia Feriae-Charakter und führten in der späteren römischen Republik als Fas-Tage ein Versammlungsverbot. Der römische Historiker und Antiquar Granius Licinianus nahm in seinen Schriften an, die er im 2. Jahrhundert n. Chr. verfasste, dass die Nundinae zugleich Jupiter-Opfertage waren (feriae Iovis). Iulius Modestus, ein lateinischer Grammatiker des frühen 1. Jahrhunderts n. Chr., ergänzte hierzu, dass die Pontifices die Nundinae nicht als Feriae ansahen. Es ist jedoch belegt, dass der Gott Jupiter an den Nundinae Opfergaben seitens der Flaminica in der Regia erhielt.


Nundinae und der Nundinalzyklus

Der um 254 v. Chr. geborene Komödiendichter Plautus verband die Nundinae mit einem besonderen Status, da an diesen Tagen ein Koch mit besonderen Kenntnissen aufwändige Speisen zubereitete. Varro weiß zudem, dass an den Nundinae kein Schulunterricht stattfand und „man sich den Bart rasierte“. Dagegen fehlen in der späteren Zeit Belege für die besondere Rolle der Nundinae. Nähere Untersuchungen legen nahe, dass sich der besondere Charakter der Nundinae auf den Nundinalzyklus bezog. Das Zusammentreffen von Nundinae-Markttagen mit den vier Orientierungstagen des römischen Kalenders ist erstmals am Ende der römischen Republik belegt. Ähnliche Konstellationen sind auch für Feriae-Tage festzustellen, wobei einige dieser Feriae-Tage ihren Festcharakter behielten, aber dennoch die Abhaltung des Markttages nicht verhinderten, wie die Einträge in den Fasti Amiterni für den 15. und 19. Juli als NP-Tage belegen. Nur sehr wichtige Anlässe begründeten eine Verschiebung der Markttage. Das entscheidende Kriterium für die Entscheidung einer Verlegung von Markttagen unterlag keinen religiösen Motiven, sondern richtete sich zumeist nach der Art des Festes, dessen ungehinderte Ausrichtung mit der Verschiebung Rechnung getragen werden sollte. Macrobius bezieht sich auf eine weitere Grundlage, die für eine Verlegung des Markttages im Jahr 78 v. Chr. verantwortlich war: „Es kommt häufig vor, dass die Nundinae auf den ersten Tag des Jahres oder die Nonen fallen. Zwei Umstände, die als Omen besonders negativ für die römische Republik angesehen wurden. Um ein Zusammentreffen mit den Märkten zu verhindern, war das Abhalten des Markttages zu verschieben.“

Aber die 9-Zahl spielte noch in altnordischer Zeit des Heidentums eine westliche Rolle im Festgeschehen. Einst sind alle neun Jahre Menschen aus ganz Skandinavien zum Tempel in Gamla Uppsala [Schweden] gewandert, um den nordischen Göttern Opfergaben zu bringen. Adam von Bremen gab an: „…Niemandem ist es erlaubt, von diesem Fest fernzubleiben. Könige und Volksstämme, ein jeder für sich sendet seine Gaben nach Uppsala , und wer sich schon zum Christentum bekennt, muss sich von der Teilnahme an diesen Zeremonien freikaufen, was weitaus schmählicher ist als jede andere erdenkliche Strafe.”