VORBILDER DES EXTERNSTEIN-LEBENSBAUMES
 
Die Antikensammlung des „Kunsthistorischen Museums / Wien“ besitzt unter der Inventarnummer „ANSA_I_717“ ein Kalkstein-Pfeilerkapitell aus Zypern (siehe obige Abbildung), der eisenzeitlich-archaischen Periode - 6. Jh. v.0 - mit den Abmessungen H. 90 cm, B. 117 cm, T. 21 cm. Das Volutenkapitell, das 1894 im östlichen Teil der Akropolis von Idalion entdeckt wurde, diente als Bekrönung einer Votivstele. Es gehört zu einer Serie von Denkmälern, die vom 7. bis zum 5. Jahrhundert v. 0 in Idalion, Golgoi und Tamassos vor allem in Grabanlagen aufgestellt waren und das ägyptische bzw. orientalische Motiv des „Lebensbaumes“ repräsentieren. Ich sah derartige Vergleichstücke in den Musen Zyperns selbst.
 
Alle Einzelelemente dieser orientalischen Lebensbaum-Idole finden sich auch im gebogenen Lebensbaum-Idol des Externstein-Kreuzabnahmereliefs, welches von unsachverständigen Laien für eine Darstellung der altsächsischen hl. All-Säule („Irminsul“) gehalten wird. Wie ich immer wieder betonen muss, ist die Weltstützen-Idee von der Lebensbaum-Ideologie zunächst streng zu trennen !
 
Jedes einzelne Detail der orientalisch-ostmittelmeerischen Lebensbaum-Kultsäulen-Kapitelle entspricht den Entsprechungen des Kultbaumes auf dem Kreuzabnahme-Relief vom Externstein.
 
1.) Das Dreiwinkelzeichen, dem altorientalischen Heilssymbol -, hier zusätzlich mit Sonne und Halbmond.
2.) Die nach unten weisenden „Schnecken“ -, hier kräftig, dominanter, beim Externsteinbild zurückhaltend rudimentär ausgeführt.
3.) die sog. „Voluten“ bzw. an den Spitzen aufgerollte Palmblätter -, hier ein Fächer von beidseitig jeweils drei Blattranken, welche - wegen der Säulenkopffunktion - weit nach oben gezogen sind. Daraus wurde beim Externsteinbild beidseitig nur eine, im ungebogenen Zustand waagerechte Blattranke, um ihre Unfruchtbarkeit aufzuzeigen, im Sinne einer Schmähung. - In der Mitte, zwischen den Palmblattranken, ein Strauß von Lotos-Büten, dem bekannten altägyptischen Sinnbild des ewigen Sonnenaufganges und damit der Hoffnung auf Wiedergeburt. Diese Details fehlen sämtlich beim Externstein-Baum, der als Todesbaum ins Bild gesetzt werden sollte.