19.10.2024

Nach allem was wir aus den „Evangelien“ über den jehovagläubigen galiläischen Hebräer Jeshua-Jesus wissen, war er als ein typischer Vertreter seiner orientalischen Art, von unreflektierter aggressiver Selbstüberschätzung und Selbtüberhöhung, bis zum psychotischen Größenwahn, was einen seelenverwandten Charakter, den ebenso völlig hemmungslosen Rabbi Paulus aus Tarsus veranlasste, ihn zum gottgleichen Messias zu erklären und dem, wer an ihn glaube, das Himmelreich zu versprechen. Die Absurdität ihrer Ansprüche und Zumutungen ist keinem von beiden auch nur ansatzweise in den fixierten Sinn gekommen.

Die schlimmen Schmäh- und Hassreden des Jesus gegen jene Zeitgenossen, die ihm nicht zu huldigen gedachten, sind von seinen Mitläufern und deren Nachfolgern festgehalten worden. Sie werden selbstverständlich von der Missions- und Priester-Kaste der Jesus-Religion verschwiegen und weggedeutet. Sie sind und bleiben aber für die kritisch und vernünftig gebliebenen Bibelleser eine Fundgrube des Schreckens. Ich lasse ein Kapitel aus meiner Arbeit „Hassprediger Jesus“ folgen:

Jesus kam bis zum baldigen Ende seines Lebens nicht mehr zur Vernunft. Er ging den nun mal eingeschlagenen egozentrischen Weg weiter bis in den Tod. Dieser Mann konnte und wollte sich nicht mit den Gegebenheiten abfinden, nicht anpassen und un­terwerfen. Er war gegen fast alles Bestehende, gegen die recht vernünftigen Pharisäer, gegen die stren­gen Sadduzäer und letztlich ebenso gegen die hochgradig radikalen, aber asketischen Esse­ner, also die da­mali­gen Jo­hannesjünger - alle hatte er sich zu Feinden gemacht. Nur sich selbst moch­te er gelten lassen und natürlich seine Selbstprojektion, „seinen Vater im Himmel“.

Er war so voller Hass !

Im „Thomasevangelium“ (NHC II,2, Logion 10) wird Jesus zitiert: „Ich habe Feuer auf die Welt geworfen und siehe, ich hüte es, bis sie lodert.“ Er verfluchte mit einem schrecklichen Weheruf ganze Ortschaften, die ihm nicht so hul­digten, wie er es sich wünschte (Mt. 11,20ff). Das einzige „Ver­bre­chen“ dieser Sied­lungen war es sicherlich, dass sie dem Nazoräertum des Johannes treu blieben. Er ver­fluchte jene, die nicht an seine Gottessohnschaft glaubten (Mt. 10,15). Er ver­fluchte das ganze Geschlecht, welches seine Größe nicht anerkannte (Mt. 12, 41f). Er ver­fluchte im cholerischen Ärger einen unschuldigen Feigenbaum zu Ba­tha­nien (Mt. 21, 19) wohl nur deshalb, weil dies die Stätte war, wo Johannes zuerst ge­predigt hatte. Wer seine Botschaft nicht hören und annehmen wollte, dem solle es er­gehen wie den Sodo­mern und Gomorrhern (Mt. 10,14 u. 15). Er verlangte den Selbst­hass und den Hass ge­gen die eigenen Hausgenossen, gegen Vater, Mutter, Brüder und Schwestern (Lk. 14,26). Die Zerstörung der Familieneinigkeit war ihm gleichgültig (Mt. 10,35ff). Er sagte: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“ (Lk. 11,23; Mt. 12,30). Er wollte kei­nen Frie­den bringen, sondern Entzweiung (Lk. 12,51ff); er kün­digte den Krieg um sei­netwillen an (Mt. 10, 34). Er verhieß den Pharisäern die Ausrot­tung (Mt. 15.13f) und den Un­ver­ständigen die Verbrennung im Feuerofen (Mt. 13,42+50). Er wollte ein gnadenlo­ser Richter sein (Mt. 25,41). Von Verzeihung und Vergebung mochte er nichts wissen (Mt. 7,23). Es gibt in den Berichten über ihn nicht ein einziges ernstzunehmendes Bei­spiel, wo er Feindesliebe selbst praktiziert hätte, trotz seines Wortes in Mt. 5,43. Er hielt Scheltreden von nicht zu über­bietender Maßlosigkeit, die Schärfe seines Zornes war ang­sterregend. Seine Gegner nannte er Narren, Heuchler, Blinde, übertünchte Gräber, Schlangen, Natternbrut, Otterngezücht, Fliegen, Säue, Kinder der Hölle. Er ging in sei­nem krankhaften Haß so weit, dass er hoffte, die Ver­stockten blieben ver­stockt auch bis zum Ende, damit sie grauenhaft bestraft werden dürf­ten (Mk. 4,12). Er behauptete von sich, größer und bedeutender als der Tempel zu sein (Mt. 12,6). Das Volk war entsetzt von seiner Redeweise (Mt. 7, 29; Mk. 1,22). Er wusste, dass soviel eingepeitschter Hass natürlich Gegenhass erzeugen würde; „Ihr müsst gehasst werden von jedermann um mei­nes Namens willen“ (Mt. 10,22), und „mich aber hasst die Welt, weil ich ihr sage, dass ihre Werke böse sind“ (Joh. 7,7), bekannte er sei­nen Mitläufern. Er schwelgte in schrecklichen Untergangs­phantasien aller bestehen­den Zustände; er ver­kün­dete (aus es­senischem Gedankengut) die Zer­störung des jüdischen Zen­tralheiligtums (Mk. 13,1-25). Schließlich ist es nicht verwun­derlich, dass auch das Volk ihn wider­hasste und als es die Wahl hatte, lieber einen Krimi­nellen frei ließ, ihm aber zu­rief: „Er werde ge­kreuzigt !“ (Mt. 27,23).

Diesen ganz fürchterlichen Hass sowie die eigenartige Bindungslosigkeit an Familie (Mt. 12,48) und andere reale Gegebenheiten kompensierte der Psychopath Jesus seelenge­setzlich durchaus folgerichtig mit gleichzeitiger Empfehlung einer völlig irrealen fiktiven Liebeslehre, die weder er selbst vorzuleben vermochte noch irgend ein anderer nachle­ben könnte. Vielleicht erklären sich seine destruktiven Verwerfungen aus den Drangsa­len seiner eigenen Jugend, die nicht völlig unbeschwert gewesen sein dürfte, gilt er doch nach jüdischer Tradition als der aus einem Gewaltakt hervorgegangene „Sohn der Ma­ria“. Auch die Muslime nennen Jesus „Isa Bin Marjam“. Dies sind unzweifelhafte Hin­weise darauf, dass er als uneheliches, also eigentlich vaterloses Kind zur Welt kam - ein im damaligen Judentum nicht einfaches Los. Die extreme An­bindung an den von ihm visionär erschauten Geistvater im Himmel als Ersatz eines wah­ren leiblichen Vaters hätte damit ebenfalls eine sehr verständliche Erklärung gefunden.

An seinen hysterischen Hass- und Rachegedanken wie auch an seiner überstrengen un­rea­listischen Tugendlehre gibt sich Jesus gleichermaßen als Essenerschüler zu erkennen. Die Essener schworen einen furchtbaren Eid, die „ungerechten“ Juden zu hassen und den „gerechten“ Volksgeschwistern beizustehen. Ihr Sektenkanon schrieb ausdrücklich Hass gegen die „Söhne des Frevels“ vor. Sie verpflichteten sich zum gnadenlosen Kampf und gleichzeitig zur selbstlosen Barmherzigkeit. Philo von Alexandrien bescheinigte ih­nen eine „Leidenschaft der Menschenliebe“, die allerdings ausschließlich innerhalb des jüdi­schen Volkstums Gültigkeit besaß. Da heißt es: „Keinem will ich vergelten das Böse, mit Gu­tem will ich den Menschen verfolgen“ (Damaskusrolle X, 17+18; X,23; XI,1-3); „Ein jeder soll seinen Bruder [nicht jedermann!] lieben wie sich selbst“ (Damaskus­rolle VI, 21). Die von Jesus gepredigte Sittenlehre deckt sich Punkt für Punkt mit dem, was Fla­vius Jose­phus über die Essener bekanntgab (Jüd. Krieg, Kap.8,2) und was wir aus ihrem Qumra­ner Sektenkanon entnehmen können. Sie waren eine konspirative, mi­litante Ge­heimorganisation (so weit Geheimhaltung möglich war) zur geistigen und poli­tischen Befreiung des jüdischen Volkes. „Sie trugen alle ein Schwert“, berichtete Jose­phus - und Jesus sagte seinen Jüngern: „Wer nichts hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert.“ (Lk. 22,36) Festzustellen ist: Auch die Qumraner wollten missionieren, geradeso wie es Johannes und Jesus unternahmen. Im Sektenkanon steht: „Alle Willigen herbeizubringen ...“ (X, 7); „Jedermann, der willig ist, ist der Gemein­schaft der Einung anzuschließen“ (VI, 13), war also bei Eignung willkommen.

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Kinder klagen Jesus bei Erwachsenen an. Im Kindheitsevangelium nach Thomas versetzt der junge Jesus Menschen in Angst und Schrecken. (Foto von Gemeinfrei / Klosterneuburger Evangelienwerk, fol. 27v.)

Eine jüngere Darstellung von Insa Germerott „Die verbotenen Evangelien - Warum so wenig über Jesus’ Kindheit bekannt ist, bespricht Erzählungen aus des Jesus Jugendzeit (veröffentlicht am 08.05.2024), indem das Kindheitsevangelium nach Thomas zitiert wird: 

„In der Bibel gibt es nur eine Geschichte über den jungen Jesus. Wohl aus gutem Grund. Im Kindheitsevangelium nach Thomas erscheint der Sohn Gottes wenig christlich, sondern vor allem jähzornig. Über die verbotenen Geschichten einer Religion.

Matthäus, Markus, Lukas und Johannes - die vier Evangelien sind die zentralen Texte des Neuen Testaments. Sie waren allerdings längst nicht die einzigen Anwärter für die heilige Schrift der Christen: Bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. gab es diverse Handschriften, die jeweils unterschiedliche Aspekte von Jesus’ Leben beleuchteten. Diese entstanden aus den verschiedenen christlichen Strömungen, die es zu dieser Zeit gab.

Aus dem Kanon der Bibel wurden die meisten dieser Texte jedoch gestrichen - unter anderem, weil sie nicht mit dem Alten Testament übereinstimmten oder die Nähe zu den Aposteln nicht gegeben war. Auffällig ist aber auch: Manche der nicht aufgenommenen Schriften enthalten kritische Aspekte über die Figur Jesus Christus. So auch ein Evangelium über Jesus’ Kindheit. Die Texte zeichnen ein kontroverses Bild vom Sohn Gottes und wurden - trotz ihrer Beliebtheit - mit abgeschlossener Kanonisierung der Bibel verboten. Das Kindheitsevangelium nach Thomas

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Joseph und Maria bitten Jesus, einen von ihm getöteten Mann wieder zum Leben zu erwecken. (Foto von Gemeinfrei / Klosterneuburger Evangelienwerk, fol. 27v.)

Im Neuen Testament gibt es Geschichten über die Geburt Jesu - und viele, die ihn als 30- bis 40-jährigen Mann porträtieren. Und dazwischen: lediglich eine Episode in einem Tempel in Jerusalem, wo der 12-jährige Jesus die Schriftgelehrten mit seinem Verständnis beeindruckt. Darüber hinaus erfährt man so gut wie gar nichts über die Kindheit und Jugend der religiösen Figur. 

Im Kindheitsevangelium nach Thomas sieht das anders aus. Die apokryphe Schrift - gemeint sind damit jüdische oder christliche Geschichten ungeklärter Herkunft, die es nicht in den biblischen Kanon geschafft haben - stammt von einem unbekannten Autor und ist vermutlich Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstanden. Sie enthält verschiedene Passagen über die Figur Jesus im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Einige erzählen von frühen Wundern des Sohn Gottes, andere zeigen ihn überraschend jähzornig.

Jesus’ Kindheit: Geschichten über einen jähzornigen Jungen. Eine der ersten Geschichten handelt vom fünfjährigen Jesus, der während des Sabbat am Bach spielt und Tümpel anlegt. Im Folgenden vollbringt er zwei Wunder: Jesus reinigt das Wasser und erweckt zwölf aus Lehm geformte Spatzen zum Leben. Soweit passt die Beschreibung der Figur zu den biblischen Texten. Dann passiert das Unerwartete: Der Sohn eines Hohepriesters beobachtet Jesus bei seinen Taten, beschuldigt ihn, den Sabbat zu brechen und zerstört dessen Tümpel. Im Evangelium heißt es, dass Jesus daraufhin wütend wird, den Jungen verflucht und dieser „verdorrt“ - also vermutlich stirbt.

Nicht weniger dramatisch erscheint eine weitere Situation, in der Jesus einen Jungen, der ihn im Gehen anrempelt, mit dem Ausruf „Du sollst deinen Weg nicht fortsetzen!“ sterben lässt. Der junge Jesus scheint in der damaligen Gemeinschaft so berüchtigt zu sein, dass sogar der Unfall eines kleinen Jungen zunächst ihm zugeschrieben wird. Das lässt Jesus jedoch nicht auf sich sitzen und erweckt den Jungen kurzerhand wieder zum Leben - jedoch nur, damit dieser seinen Eltern bestätigen kann, dass sein Fall vom Dach ein Unfall war und Jesus nichts damit zu tun hat. Danach lässt Jesus ihn wieder „einschlafen“.

Auch den Gelehrten widerspricht Jesus im Kindheitsevangelium nach Thomas und fordert sie heraus, ihre Intelligenz mit seiner zu messen. Als der Lehrer Zachäus die Geduld verliert und Jesus gegen den Kopf schlägt, lässt dieser ihn zu Boden stürzen und ohnmächtig werden.

In den Geschichten des Kindheitsevangeliums versetzt der junge Jesus viele Menschen in Angst und Schrecken. So sehr, dass sogar seine Eltern das Gespräch mit ihm suchen. Einmal lässt Jesus danach alle erblinden, die gegen ihn geredet haben. Ein andermal weist Joseph Maria an, Jesus Hausarrest zu erteilen: „Dass du ihn ja nicht mehr vor die Tür lässt! Sonst müssen die, die ihn zornig machen, sterben.“

Rezeption des Evangeliums in der Wissenschaft. Neben den wenig christlich anmutenden Episoden enthält das Kindheitsevangelium nach Thomas aber auch verschiedene Wunder, die Jesus bereits in seinen jungen Jahren vollbringt. Darunter die Heilung eines Schlangenbisses und eines verletzten Fußes. Laut einem Artikel von Reidar Aasgaard, Professor für Ideengeschichte, im Bibellexikon der Deutschen Bibelgesellschaft sind die Geschichten trotz der Flüche Jesu ethisch wertvoll. „Im gesamten Text werden traditionelle Werte wie die Liebe Gleichaltrigen gegenüber, Respekt gegenüber der älteren Generation, Gehorsam, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit gegenüber den Marginalisierten vorausgesetzt und beworben“, schreibt Aasgaard.

Der Forscher sieht ebenfalls Verbindungen zu kanonischen Texten der Bibel - besonders zu den Evangelien von Lukas und Johannes. Denn auch dort spreche Jesus Flüche aus. „Der Jesus des Kindheitsevangelium nach Thomas ist somit nicht weniger göttlich als der des Neuen Testaments“, so Aasgaard, der die Menschlichkeit der bei Thomas porträtierten religiösen Figur in den Fokus stellt. Jesus sei in den Texten eben nicht nur eine göttliche Figur, sondern auch ein menschliches Kind, das mit seinen besonderen Fähigkeiten noch nicht umzugehen wisse.“

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Aus welchen Quellen wären die Berichte über die Jesus-Jugend zu erklären, bevor sie durch den Evangelien-Filter gegangen sind ? Eigentlich nur aus der synagogisch-jüdischen Propaganda gegen den essenisch-frühchristlichen Personenkreis. Somit könnten sie möglicherweise als böswillige Verleumdungen abgetan werden, würden sie nicht deckungsgleich sein, mit den Erzählungen der Evangelisten, also den Jesus-Freunden und -Propagandisten selbst. Ein Mann, ein „Tecton“ (Bauhandwerker), von zeitweise derber Hemdsärmelichkeit, vermag seine Diskussionsgegner sehr wohl in der Art und Weise beschimpfen, wie es tradiert wurde und er kann schon in der frühen Jugend solche Anlagen ausgelebt haben. Aber so ist der leibhaftige „Sohn Gottes“, des kosmischen Weltenherrschers, trotz aller theologischen Rabulistik, für einen nüchternen Betrachter nie und nimmer vorstellbar. Historischer Fakt ist, dass aus der jüdisch-jesuischen Hass-Botschaft, von einer vorteilsbedachten, durchtriebenen Fälschergruppe, das genaue Gegenteil konstruiert wurde, nämlich eine fiktiven Botschaft der Nächstenliebe.