18.10,2023

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KARL-HEINZ BÖHM

Das Unterhöschen der „Alraune“
fand er an einem Gartentor,
so kam‘s, dass er die Grundvernunft
Zeit seines Lebens oft und oft verlor.

Zeitlebens blieb der Böhm ein Bubi,
mit seiner Säuglings-Oberlippe,
Unreife war ihm ins Gesicht gegeben,
er fand nie raus aus seiner Baby-Krippe.

Damit schwamm er auf seine Art
die eigenartige Lebensfahrt,
verlor den Kompass ganz und gar
und strandete fern in Afrika.

So was passiert dem Übersatten,
welcher sich seine Spleene schenkte,
erst Sissi-Kasper, dann Philantroph,
der gar sein Töchterlein bedrängte.

Der Freimaurerei war er ergeben,
Kindsköpfigkeit wollt‘ er beweisen,
Weltbürgertum heißt die Psychose,
stolz war er auf Äthiopien-Reisen.

Er kannte schöne weiße Frauen,
sein Wirrgeist wollte Zeichen setzen,
den Schwarzen schenkte er sein Geld,
die Weißen tät er gern vergrätzen.

Millionen sind in Afrika verschwunden,
vertan, verplämpert, unauffindbar,
betrogen fühlt sich mancher Spender
und seine eigene weiße Kinderschar.

So bleibt es offen, wie war der Böhm?
Ein Heiliger wär‘ er gern gewesen -,
als Schönlingchen, mit Schattenseiten,
hätt‘ ich ihn eher heut‘ gelesen.

„Alraune“ ist ein Film aus dem Jahr 1952, mit Hildegard Knef und Karl-Heinz Böhm, der auf dem 1911 erschienenen Roman „Alraune - die Geschichte eines lebenden Wesens“ von Hanns Heinz Ewers basiert. Das Spitzenunterhöschen der Alraune, gespielt von der Knef, die mit weit-wallendem Kleid angetan, wie eine Katze vom Balkon hinabgeklettert war, findet Böhm am Gartentor, wo es der Wind hingetragen hatte. Er hebt das verführerische Relikt auf und lässt seine Kumpane daran schnüffen, die vom alraunischen Höschenzauber entzückt und entrückt werden und schließlich durch die Alraunen-Magie umkommen. Ein obskurer, alter hässlicher Vogel, gespielt von Erich Oswald Stroheim, erschießt am Ende die von ihm künstlich geschaffene Alraune aus Eifersucht, weil er nicht dulden will, dass sie den jungen Böhm liebt. 

Böhm war selbst ein komischer Kautz. Aus vier Ehen hatte der Schauspieler sieben weiße Kinder. Doch nur die beiden Kinder Aida und Nicolas, seiner negroiden fünften Ehefrau, der Äthiopierin Almaz Teshome, sollten erbberechtigt sein. Die fünf älteren Kinder bekommen nichts. Wie sich herausstellte, gründete Karlheinz Böhm im Jahr 2010 eine Privatstiftung, in die ein Großteil des Vermögens floss – und die nur den Zweck verfolgt, Aida und Nicolas Böhm „zu versorgen“ und „zu unterstützen“, wie es in den Firmendaten heißt, welche vorliegen. Nach Böhm Abscheiden Ende Mai 2014, soll mit den Geldern verschwenderisch umgegangen worden sein. Die Stiftung „Menschen für Menschen“, die Karlheinz Böhm 1981 nach einem Spendenaufruf bei „Wetten, dass..?“ gegründet hatte, geriet in einen zweifelhaften Ruf als zwei Großspender schwere Vorwürfe gegen die Stiftung erhoben, die in Äthiopien Schulen und Brunnen bauen sollte. Für eine gemeinnützige Stiftung gibt es keinen schlimmeren Vorwurf als den der Geldverschwendung. Ist das Vertrauen erstmal verspielt, laufen die Spender reihenweise davon. Die Vorwürfe richten sich besonders gegen die Vorsitzende Almaz Böhm, Ehefrau des Gründers. Nun sind sie öffentlich geworden. In Briefen, aus denen die Bild-Zeitung zitiert, erklären der Unternehmer Jürgen Wagentrotz und Jürgen Gessner, langjähriger Vorsitzender der „Tafel Deutschland“, dass sie ihre Zuwendungen an die Äthiopienhilfe einstellen werden.

Der Grund: Mangelnde Transparenz, hohe Verwaltungskosten sowie Ärger darüber, dass Schulbauten irgendwann dem Staat überlassen werden. Von „Gleichgültigkeit“ ist die Rede. Anlass für eine Sonderprüfung war dringend gegeben. Dabei haben auch andere Kuratoriumsmitglieder, darunter der Koch Eckart Witzigmann, ihre Ämter wegen der Differenzen niedergelegt. Ein weiterer Streitpunkt: Der geplante Bau eines Büroturms in der Hauptstadt Addis Adeba - zu groß und zu teuer sei der, heißt es in den Briefen. „Haltlos und respektlos“ findet Almaz Böhm, die Vorwürfe im Gespräch mit der linkslastigen SZ. Insbesondere die Kritik an der Weitergabe der Schulbauten sei für sie als Äthiopierin „ein Schlag ins Gesicht meines Volkes“. Dahinter stehe die Annahme, die Afrikaner könnten es nicht allein. Es sei zwar richtig, dass erst ein unverhältnismäßig großes Bürogebäude geplant gewesen sei, doch nun gebe es die Genehmigung für einen „bedarfsgerechten“ Zweckbau für etwa 1,1 Millionen Euro - vorher war von Stiftungskosten von mehr als zwei Millionen die Rede gewesen. Böhm selbst war jahrelang altersbedingt zu hinfällig, sich um seinen afrikanischen Hilfsverein ordentlich zu kümmern. In seinem Testament bedachte Karlheinz Böhm nur seine zwei Kinder aus der Ehe mit der dunkelhäutigen Gattin Almaz. Die übrige Familie ist schockiert. Erfolg bei Frauen hatte Karlheinz Böhm immer, natürlich, er hatte ja Geld genug, aber angeblich nicht in der Liebe. Seine Ehe mit der Stewardess Li Zonewa, aus der Tochter Sissy stammt, zerbrach nach zwei Jahren. Von Gudula Blau, die ihm die Kinder Kristina, Michael und Daniela schenkte, ließ er sich 1962 scheiden. Seine dritte Ehe mit Barbara Lass, Mutter von Tochter Katharina, scheiterte 1980. 1991 gab Karlheinz Böhm der Äthiopierin Almaz das Ja-Wort, bekam mit ihr Nicolas und Aida. Ab 2011 wurde es still um ihn. „Mein Vater hat Alzheimer“, verriet der farbige Sohn Michael. Karlheinz Böhm starb mit 86 Jahren in seiner österreichischen Wahlheimat Grödig bei Salzburg.

Der Mime Böhm als Ehemann scheint nicht eben einfach im Umgang mit Frauen gewesen zu sein. Seine Tochter Sissy Böhm hat ein Buch über ihr Leben geschrieben, „Im Schatten des Lichts“ heißt es, und umfasst 352 Seiten. Auch ihre Mutter soll sie mit fünf Jahren sexuell missbraucht haben, und von da an immer wieder. Karlheinz Böhm soll davon nichts gewusst haben, denn ihre Eltern waren zu dem Zeitpunkt bereits geschieden. Und er wollte es nicht wissen, sagt Sissy. Und erst recht wollte er keine Fragen beantworten, warum auch, er selbst hat danach seine Tochter bedrängt, wenn sie nackt in der Dusche stand. Der Sissi ist ein weiteres grausames Schicksal wiederfahren. Ende 2016 wurde sie als 62-jährige in einer Tiefparkgarage von einem 25-jährigem Kroaten auf brutalste Weise überfallen und entführt. Nur weil er mit dem Fluchtauto einen Unfall verursacht hat, ist Sissi Böhm noch am Leben. Neun Monate war sie danach im Krankenhaus, auf Reha und in der Psychatrie, wie sie in einem Interview schilderte. Sie sei noch immer „nicht von dieser Welt“. Nur schwer könne sie sich von ihrem Martyrium erholen, traue sich kaum unter Menschen.

Nach zwei Wochen im Koma - wegen der heftigen Schläge ins Gesicht mussten die Atemwege erst wieder frei gemacht werden - erfuhr sie, was der Entführer mit ihr angestellt hat: „Er hat mir die Wangen aufgeschnitten, die Unterlippe weggeschnitten, das Jochbein gebrochen, die Nase zertrümmert und mich fast erdrosselt. Ich musste künstlich beatmet und ernährt werden. Mein Mund war voller Fäden, als ich aufwachte. Sie haben mein Gesicht in einer stundenlangen Operation wieder aufgebaut. Ich habe immer noch furchtbare Schmerzen, kann nichts mehr riechen, nichts mehr schmecken. Aber ich lebe! Und ich bin Gott jeden Tag dankbar dafür, dass er mir so liebe Menschen geschickt hat.“ Sie erzählte: „Gottlob hat dieser Kerl mich gleich zu Beginn so übel am Kopf erwischt, dass ich nichts mehr mitbekommen habe. Nur die Schreie meines geliebten Dackels Schnurpsi sind wie durch eine Nebelwand zu mir gedrungen. (...) Er hat ihr die Ohren abgeschnitten und die Zunge. Später hat er die tote Schnurpsi einfach in den Kofferraum geworfen. Was für ein kranker Mensch?“ Vom Erbe ihres Vaters hat sie, wie die anderen Geschwister auch, nicht einmal den Pflichtteil erhalten - und als schwarzes Schaf der Familie galt Sissy immer schon. Um ihre Schulden zu tilgen hat sie ihre letzten antiken Möbel verkauft. „Alles, was ich besitze, trage ich am Leib. Der Rest passt in einen Koffer“, so Sissy Böhm. Aber die Lebenshoffnung kehrt bei Sissy Böhm immerhin wieder zurück. Jetzt wünscht sie sich nur eines: Einen Partner, bei dem sie vollends genesen kann. „Was ich mir wirklich wünsche, ist ein kultivierter, liebevoller Mensch, den ich glücklich machen kann und der mich stärkt und lachen lässt.“ Hoffen wir, dass sie diesen verständnisvollen Partner findet.