JOHANN GREGOR MENDEL
 
Reich geschmückt ist unsere Erde,
mit den vielgestalten Massen,
einer zahllos breiten Herde
reiner und gemischter Rassen.
 
Welch’ vielfältiges Gewimmel,
sonderbarster Wesenheiten,
der Gewässer, Erden, Himmel,
in den Nähen, in den Weiten.
 
Köstlich ist das Welt-Beschauen,
ihrer wunderbaren Formen,
wie die Formen an sich bauen,
folgend ihren Antriebs-Normen.
 
Denn das Leben folgt Gesetzen,
richtet sich nach eigenen Plänen,
eng in den Beziehungs-Netzen,
die sich um die Regeln dehnen.
 
Einer forschte und erkannte
die Struktur der Erb-Gesetze,
die man Mendels Regeln nannte;
maßgebliche Wissens-Schätze.
 
Johann Mendel war der Meister,
der das Wuchsgesetz der Arten,
für verständige, freie Geister,
schenkte ihren Zukunfts-Fahrten.
 
Aller Grundstein sind die Rassen,
wie sie stehen, wie sie fallen,
wie sie sich veredeln lassen,
ob sie weichen oder wallen ?
 
Nichts ist wichtig wie die Gene,
sie bestimmen Form und Seele;
nur ein Narr missachtet jene,
hört nicht auf die Ur-Befehle.
 
Diesem Schlesier ist zu danken,
fleißigem „Vater der Genetik“,
dass sich öffneten die Schranken,
moderner Ethik und Eugenik.
 
Johann „Gregor“ Mendel (1822-1884) aus Heinzendorf/Odrau in Schlesien, wurde als Naturforscher zum Pionier der Erbforschung und zum „Vater der Genetik“, indem er die Regelnder Vererbungsgesetze erkannte. Als Sohn einer bäuerlichen Familie war er schon früh ein guter Beobachter der Naturvorgänge in Feld und Garten. Da er leicht und willig lernte, besuchte er das Gymnasium zu Troppau, dessen Leiter der Faustin Ens war, welcher das berühmte naturkundliche „Schlesische Landesmuseum“ in Troppau gegründet hat. Mendel war Klassenprimus. Von 1840 bis 1843 studierte er am Philosophischen Institut der Universität zu Olmütz. Familiäre Schicksalsschläge zwangen ihn aus purer Existenznot, ohne echte Neigung, Ordensmann der Augustiner zu werden, wobei ihm der Ordensnamen „Gregorius“ angehängt wurde. Ein Lehramt schien ihm angemessen. Von 1845 bis 1848 studierte er Theologie und Landwirtschaft in Brünn und betätigte sich eifrig als Amateurforscher. Bei Prof. Diebl erlernte er die Kreuzungstechnik, Auslese und Samenvermehrung. Von 1851 bis 1853 erfolgte sein Studium in Wien. Ab 1854 war er wieder viele Jahre als Hilfslehrer an der Oberrealschule in Brünn tätig. Seine langjährige systematische Erforschung der Vererbung bei Erbsen führte ihn schließlich zur Erkenntnis der Vererbungsgesetze. Er experimentierte mit Geum, Cirsium, Aquilegia, Linaria, Mirabilis, Melandrium, Zea, Verbascum, Antirrhinum, Ipomoea, Tropaeolum, Calceolaria, Dianthus, Caryophyllus, Lathyrus, Campanula. „Er betrachtete Merkmale der Erbsenpflanzen und -samen, die klar zu unterscheiden waren, beispielsweise violett- oder weißblühende Sorten, solche mit gelben oder grünen Samen usw. Er kreuzte sie, indem er die Pollen der einen Sorte auf die Narben der anderen Sorte brachte und unerwünschte Selbst- und Fremdbestäubungen durch Entfernung der Staubblätter und Verhüllung der Blüten ausschloss. Mit dieser Technik unternahm er erstmals umfängliche Versuchsreihen. Aus 355 künstlichen Befruchtungen zog er 12.980 Hybriden und konnte so gesicherte Erkenntnisse über die regelhafte Aufspaltung der Merkmale gewinnen.“ Als er nach der Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse Versuche über Pflanzenhybriden, 1866, das geringe Interesse der Fachwelt erleben musste, tat dies seinem Selbstbewusstsein keinen Schaden. Überliefert ist sein Satz: „Meine Zeit wird schon kommen !“ Aus seinen Experimenten gingen zwei „Gesetze“ hervor, die bis heute als „Mendelsche Regeln“ bekannt geblieben sind. Einer größeren Leserschaft wurden seine Erkenntnisse erst 1881 zugänglich mit seiner Arbeit „Pflanzen-Mischlinge“. Die „Mendelschen Regeln“ haben ihre Gültigkeit bei Pflanze, Tier und Mensch. Die Vererbungslehre bzw. Genetik belehrt beispielsweise, dass es dominante (durchsetzungsfähige) und rezessive (sich abbauende) Vererbungsmerkmale gibt, andere erst in der übernächsten Generation wiederkehren. Was zu den Mendel’schen Erkenntnissen auch gehört, ist der Naturwille zur reinen Art, jede Mischform versucht zu den reinen Ursprungsarten zurück zu gelangen, indem sie aus grauen Mischtypen immer einen Anteil rein weißer und rein schwarzer Typen herausmendelt. Johann Mendel war der erste Forscher der den Nachweis erbrachte, dass sich die genetische Gesamtinformation eines Lebewesens aus einzelnen Genen zusammensetzt. In den deutschsprachigen Länden setzte sich der Bergriff „mendeln“ durch, mit der Bedeutung, dass bestimmte Erbmerkmale in den folgenden Generationen in ganz bestimmte Gesetzmäßigkeiten wieder auftreten. Johann Mendel fand seine angemessene Würdigung u.a. in der Ehrenhalle Walhalla, der Deutschen, die der bayerische König Ludwig I. 1830 oberhalb der Donau als Gedächtnisstätte errichten ließ.
 
Die Mendelschen Gesetze und die moderne Genetik schufen die Grundlage für eine heute, angesichts zunehmender Erbkrankheiten, immer notwendiger werdende Eugenik / Eugenetik (altgriech. eu = „gut“ und genos = „Geschlecht“), worunter die Anwendung innerhalb einer staatlichen Gesundheitspolitik zum Wohle der Bevölkerung verstanden wird, mit dem Ziel, den Anteil positiven Erbanlagen zu vergrößern und die negativen möglichst zu verringern. Den höchsten ethischen Stellenwert einer jeden Gemeinschaft muss der Wille zur Gesunderhaltung der Leiber und der Seelen einnehmen.