16.12.2015
Lugnasad von Nicole Samlinski /Kanada
Lugnasad's mythologische Hintergründe
In der griechische Mythologie sah man im Sternbild Zwillinge das Brüderpaar Castor und Polydeukes. Der Sage nach hatte sich Zeus der schönen Leda in Gestalt eines Schwans genähert und sich mit ihr vereinigt. In derselben Nacht schlief Leda auch mit ihrem Gatten, dem König von Sparta Tyndareos. Leda gebar schließlich Zwillinge und eine Tochter mit dem Namen Helena, die später Ursache für den Trojanischen Krieg wurde. Pollux war unsterblich wie ein Gott, Castor dagegen war sterblich wie seine Mutter und deren königlicher Gatte. Die Zwillingsbrüder galten aber als unzertrennlich, sie wurden Dioskuren („Zeus-Söhne“) genannt. Sie gediehen zu Helden; Kastor wurde als Reiter/Rossebändiger, Pollux als Kämpfer/Boxer berühmt. Sie vollbrachten gemeinsam viele große Taten. Einmal kam es aber bei der Verteilung von Beute zu blutigem Streit, während dem Kastor getötet wurde. Da bat Polydeukes Zeus, den geliebten Bruder Castor wieder zum Leben zu erwecken. Der Gott stellte seinen Sohn Polydeukes vor die Wahl, entweder allein im Olymp zu wohnen oder sich mit seinem Bruder die Unsterblichkeit zu teilen. Ein halbes Jahr sollten die Brüder in der Unterwelt und ein halbes Jahr bei Zeus im Olymp verbringen. Polydeukes entschied sich ohne Zögern dafür, sein Leben zukünftig zusammen mit seinem Bruder abwechselnd im Hades und im Reich der Götter zu verbringen. Als Symbol solch tiefer Geschwisterliebe erhielten die Zwillinge sodann einen Platz unter den Sternen des Firmaments als Sternzeichen der „Zwillinge“. Es verkörperte bei den alten Römern die beiden Brüder Romulus und Remus. Auf mittelalterlichen Sternkartenbildern trägt Pollux eine Keule (wie Herakles) und Pollux die Leier und Pfeil (wie Apollon) in Händen.
Die Chinesen verbanden das Sternbild der Zwillinge Castor und Pollux mit den beiden mystischen Elementen des Universums. Diese Sterne, so sagte man, repräsentieren Yin und Yang - die Verkörperung von Gegensätzlichkeiten der Welt: Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, das Milde und das Gewalttätige, das „Gute“ und das „Böse“. Von Yin sagt man, er sei weiblich, während Yang männlich ist. Yin repräsentiert den Schatten und Yang das Licht. Yin ist der Abstieg, der Winter, Yang der Aufstieg, der Sommer und so weiter. In dieser Philosophie hat ein Element ohne das andere – seine Ergänzung - keine Bedeutung. Mit dem Zwillingssternzeichen verbanden also die verschiedensten Völker den Gegensatz der polar gegliederten Welt.
Das kelt. Lugnasad („Andenken Lugh’s / Lugh’s Heirat“) war ein Ernteanfangsfest. Doch was war der tiefere mythische Gehalt der Feier ? Das allgemeine Fest für ganz Irland wurde in Tara/Grafschaft Meath zwischen dem 15.07. und 15.08. begangen. Die Kultlegende bezieht sich immer auf den Lichtgott Lugh und seine Amme, Erzieherin und Schöpferin des fruchtbar-wohlbestellen Landes Tailtiu („aind. talam : „Erde / Boden“) in deren Mythengestalt die Erdmutter zu erkennen ist. Nach ihrem Tod gebot Lugh zu ihren Ehren bei ihrem Grabhügel die Lugnasad-Festspiele. Es ist beachtenswert, dass gerade während dieses Festes die Eltern die Vermählung ihrer Kinder verabredeten. Das würde die Vermutung nahelegen, dass jetzt auch im Kult eine göttliche Heirat stattfand. Im Mittelpunkt aller Lugnasad-Feiern ist immer wieder der Grabhügel einer Frau, die als Göttin der Fruchtbarkeit gegolten hat. In einer von Carman überlieferten Sage ist eine große Zauberin und Mutter dreier Söhne; nach ihrem Tode begrub man sie in einem Hügel und setzte zu ihrem Andenken Pferdewettrennen ein. Im Mythus um Macha, in der ebenso unschwer die alte Fruchtbarkeitsgöttin erkennbar wird, geht es ebenfalls um Pferderennen. Macha rennt in schwangerem Zustand mit den Pferden um die Wette, gewinnt den Lauf, bricht aber im Ziel zusammen und gebiert Zwillinge.
Aus dem Gehörten geht hervor, die Lugnasad-Legende wird mit Zwillingen und Zwillingsgeburten etwas zu tun gehabt haben. Naheliegend wäre, wenn aus der anzunehmenden Lugnasad-Hochzeit auch nach Schwangerschaftszeit von neun Mondmonaten eine erneute Zwillingsgeburt hervorginge. Beides demonstriert der altgläubige ODING-Kalender. Neun Monate später ist Maianfang und wieder stehen dann die göttlichen Zwillinge im Runenkalender (Algiz-Rune); die Griechen nannten sie Dioskuren (Göttersöhne) unseren germanischen Vorfahren waren es die Alki - ihre Rune die Algiz-Chiffre ( ), welche eigentlich ein polares Zeichen ist, was in der Regel nur als halbes Zeichen ausgeführt wird.