16.10.2024

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Der von Deutschen verteidigte, schlachtentscheidende Gutshof La-Haye-Sainte auf der Anhöhe von Waterloo. Da Napoleon und Wellington die strategische Position des Hofes erkannten, war dieser während des ganzen Tages (18. Juni 1815) umkämpft. 

SCHLACHT BEI WATERLOO

Napoleon marschierte auf Brüssel zu,
Graf Wellington wartete bei Waterloo.
Hinter dem Hügel hielt er sein Heer,
stand auf halber Höhe ein Gutshof quer.

La-Haye-Sainte, hieß man den Platz,
um seinen Besitz ging der Rabatz.
Der Regen machte den Boden weich,
der hinderte Napoleons Angriffsstreich.

Wer zur Höhe wollte, musste vorbei,
am Gutshof, der war wie eine Bastei.
Den hielt die „King’s German Legion“,
deutsche Kämpfer in englischem Lohn.

Die Deutsche Legion harrte eisern aus,
ließ keinen Franzosen vorbei am Haus.
Die französische Garde verblutete sich,
wie Löwen blieben die Deutschen frisch.

Und was tat Wellington, dieser Held,
auf Rettung durch Preußen eingestellt ?
Er hat nur gewartet auf Blüchers Attack‘,
„käm‘ doch die Nacht, ab ist unser Lack!

Kommt Blücher nicht zur letzten Stund‘,
wird die Niederlage des Bundes kund.“
Und dann erschienen auf fernen Gefild,
schwarze Monturen, der Preußen Bild.

Im Fernglas erkannte Napoleons Schau,
die Husaren von Blücher und Gneisenau.
Bald waren die preußischen Säbel heran,
und Blut aus zerhauenen Adern sprang.

Die sieggewisse, stolze „Grande Armée“
zerschmolz wie in der Sonne der Schnee.
Die Garde wich und die Panik brach aus,
der Gneisenau jagte im Sieges-Gebraus.

Napoleons hundert Tage waren dahin,
sein zweiter Versuch blieb ohne Gewinn.
Auch sein Ruf als Feldherr war perdü,
umsonst all die Toten und seine Müh‘ !

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Fürst Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819), Kommandant der Preußischen Armee, eine der Koalitionsarmeen, in den Deutschen Befreiungskriegen, die den französischen Aggressor Napoleon in den Schlachten bei Leipzig und Waterloo besiegten.

Wikipedia-Angaben: In der Schlacht von Waterloo kämpften 68.000 Briten und verbündete Einheiten (Niederländer, Hannoveraner, Braunschweiger und Nassauer) gemeinsam mit 45.000 Preußen gegen die Truppen des napoleonischen Frankreichs mit einer Stärke von 72.000 Mann und besiegten diese. Als Wellington nur noch mit Mühe dem französischen Ansturm standhalten konnte, registrierte er am späten Nachmittag hoch erfreut das Eintreffen Blüchers, der nach der Niederlage von Ligny den französischen Verfolgern entkommen war. Rund 45.000 Preußen fielen den Franzosen schlachtentscheidend in die Flanke, am Abend konnten sich Blücher und Wellington persönlich zum gemeinsam errungenen Sieg gratulieren. Von insgesamt 180.000 kämpfenden Männern wurden etwa 53.000 getötet, verwundet oder gefangen genommen. Die Alliierten, einschließlich der Preußen, verloren 22.000, während auf französischer Seite 25.000 fielen, verwundet oder gefangen genommen wurden. In Rossomme hatte Napoleon gehofft, seine Männer sammeln und eine Nachhut bilden zu können. Doch unter dem ständigen Angriff der preußischen Kavallerie musste er sich nach Le Caillou zurückziehen und weiter in Richtung Genappe, wo Tausende von Soldaten in Panik versuchten, die kleine Brücke über den Dyle zu überqueren. Sobald die Preußen eintrafen, nahm Napoleon ein Pferd und flüchtete in Richtung Quatre Bras, wo er am nächsten Tag eintraf. Blüchers vereinbarte mit seinem Stabschef August Neidhardt von Gneisenau (1760-1831) die Verfolgung der geschlagenen Franzosen aufzunehmen. Blücher befahl ihm die Verfolgung „bis zum letzten Hauch von Mann und Roß“. Bis in die Nacht hinein verfolgten die Preußen die fliehenden Franzosen und machten wenige Gefangene. Mindestens 900.000 Franzosen haben in Napoleons Feldzügen ihr Leben verloren. [Auch der Blutzoll denn Napoleon den Deutschen abverlangte war enorm !] Der Morgen nach der für ganz Europa wegweisenden Schlacht von Waterloo glich einem gespenstischen Szenarium des Grauens. Zu Tausenden säumten Tote das Schlachtfeld, krepierten Menschen und Pferde, saßen verletzte Soldaten in Todesahnung apathisch in der Gegend herum. Hauptwunsch mancher versprengter Kämpfers war nicht viel mehr als ein Schluck Wasser. 

Napoleon Bonaparte (1769-1821) begab sich in britische Gefangenschaft, hoffte er doch hier die meiste Gnade und Nachsicht erwarten zu dürfen, denn auf der von ihm nie besetzten Insel hatte er weder Rauben noch Morden lassen können, wie in den deutschen, italienischen, russischen und ägyptischen Ländern („Massaker von Jaffa“), doch die Engländer setzen ihn auf dem Pazifikeiland St. Helena fest, wo er starb. Michel Ney (1769-1815), der deutschstämmige französische Marschall, „Le brave des braves“ (der Tapferste der Tapferen), der so viele Siege Napoleons, in typisch deutscher Treue, ermöglichte und auch die Rückkehr von Elba an die „Macht der 100 Tage“ zu verantworten hatte, wurde 1815 wegen Hochverrat in Paris hingerichtet. St. Helena war ein windiges und nebeliges Inselchen, aber man hatte Napoleon großzügig eine Bibliothek von 4.000 Bänden gelassen. Dort nun begann er an seiner Legende bzw. seinen Memoiren zu stricken. In ellenlangen Monologen diktierte er seine Gedanken über Staat und Politik. Die Nachwelt sollte ihn nicht als den barbarischen Schlächter im Gedächtnis behalten, der dem schockierten Grafen Metternich 1813 in Dresden die Drohung entgegengeschleudert hatte: »Ich bin im Felde großgezogen worden, und einen Mann wie mich, den kümmert es einen Dreck, ob eine Million Mann zu Grunde geht.«

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Blücher (1742-1819) und Wellington (1769-1852) am Abend von Waterloo, rechts Gneisenau (1760-1831). Quelle: picture-alliance / akg-images

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Napoleons Grausamkeiten in Jaffa.

Der fünfzehnte März 1799. Am 6. März hatten die Franzosen Jaffa in Syrien mit Sturm eingenommen, wobey es dergestalt fürchterlich zugieng, daß Bonaparte selbst schrieb: „er habe in dieser Stadt alle Schrecknisse des Krieges gesehen und nie sey ihm diese Geißel der Menschheit so fürchterlich, als hier, vorgekommen.“ Ein Theil der Garnison hatte sich in ein Fort und in Moscheen geflüchtet. Er kapitulirte und ergab sich gefangen, in Hofnung, menschlich behandelt zu werden; aber das Loos dieser Unglücklichen war das schrecklichste. Am 9. Tag nach ihrer Gefangennehmung wurden sie, viertausend an der Zahl, von zwey Halbbrigaden in die Mitte genommen und unter dem tiefsten Schweigen an das Ufer des Meeres geführt. Jetzt unterrichtete man sie von ihrer Bestimmung, die keine andere, als der Tod, war. Die armen Schlachtopfer hörten ihr Urtheil mit Ruhe an, vergossen keine Thräne und giengen muthig den letzten Schritt. Verwundete, die nicht nachkommen konnten, hatte man schon auf dem Marsch niedergestossen, wahrscheinlich, um die übrigen vorzubereiten, was sie zu erwarten hätten. Eine Stunde von Jaffa an einem kleinen See wurden sie in verschiedene Haufen gesondert und nach verschiedenen Punkten geführt. Jeder Haufe wurde, in eine eigene Linie gestellt, niedergeschossen und Seitengewehre und Bajonette vollendeten, was das Feuer nicht getödtet hatte. Das Gemetzel dauerte mehrere Stunden und während derselben vernahmen die am See zurückgebliebenen Schlachtopfer die Schüsse, die ihre Kameraden zu Boden streckten. Kein Laut, kein Seufzer entfloh ihnen, männlich erwarteten sie den Augenblick, der ihnen das nemliche brächte. Ein einziger Jüngling von 18 Jahren schien den Tod zu fürchten. Er warf sich vor dem französischen Kommandanten nieder, flehte um Erbarmen und fragte: was er denn verbrochen habe. Aber seine Thränen und Bitten waren umsonst. Selbst die mordenden französischen Soldaten wurden des Gemetzels ohne Widerstand überdrüssig und ihre Bajonetstösse zuletzt so schwach, daß nicht selten blosse Verwundungen, und nicht der Tod darauf folgte, daher der Kommandant die blutigen Leichname oft noch einmal durchstossen lassen mußte.

Bonaparte sah diesen Abscheulichkeiten durch ein Fernrohr auf einer Anhöhe ohnweit Jaffa zu und sah seinen schrecklichen Befehl von den verwilderten Franzosen pünktlich vollzogen. *) Diese Grausamkeit wurde in der Folge damit entschuldigt: 1) die Verpflegung der Armee sey mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden gewesen, als daß man sich mit 4000 Kriegsgefangenen hätte befassen können und 2) sey die Armee viel zu schwach gewesen, um eine so große Anzahl von Menschen nach Aegypten zu transportiren. -- Ob der Richter der Welt, (der auch diese von Augenzeugen vielfältig bestätigte That in sein Buch aufgezeichnet hat,) diese Vertheidigungsgründe für gültig annehmen wird, wird der Tag lehren, an welchem alles, was sterblich war, Rechenschaft von seinen Thaten zu geben hat.

*) Napoleons Feldzug in Aegypten und Syrien a. d. Fr. Auszug in Buchholz Journal für Deutschland, historisch politischen Inhalts. Monat März und April, besonders Seite 399 bis 404.