11.10.2024

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Gneisenau und Nettelbeck auf den Wällen vom unbesiegten Kolberg. Aus „Bilder Deutscher Geschichte“, Cigaretten-Bilderdienst, Altona-Bahrenfeld, Hamburg, Germany, 1936. - Rühmlich zeichnete sich Kolberg aus bei der sechsmonatigen Belagerung der Feste durch die Franzosen 1806 und 1807. Hierher hatte sich der schwer verwundete Dragoner-Oberst v. Schill gerettet und begann seine Attacken gegen den Feind. Er und der Bürgermeister Joachim Nettelbeck hielten den Mut der Besatzung und der Bürger wach, bis diese durch das Eintreffen Gneisenaus mit neuem Eifer beseelt wurden. Das Nettelbeck-Gneisenau-Denkmal von Georg Meyer wurde am 2. Juli 1903 errichtet. Am 10. Juni 1807 waren die französischen Laufgräben so nahe gerückt, dass Breschebatterien angelegt werden konnten. Am 1. Juli begann der Feind ein heftiges Bombardement, bei dem ein Teil der Stadt niederbrannte. Die Botschaft des Friedens von Tilsit (9. Juli 1807) hob endlich die Belagerung auf und erhielt die wichtige Festung dem Preußischen König, welcher aus Dankbarkeit der Stadt ihren Beitrag zur Kriegskontribution erließ.

KOLBERG ERGIBT SICH NICHT

Der Preußen Schicksal war nicht nett,
sie verloren die Schlacht bei Auerstedt.
Der Widerstand im Land zerbricht,
nur die Festung Kolberg ergibt sich nicht.

Napoleons Heere durchziehen das Land,
nur in Pommern hält eine Festung stand.
Dort scheint allein noch der Freiheit Licht,
die Bürger Kolbergs ergeben sich nicht.

Die Franzosen rücken zur Küste vor,
ihre schweren Kanonen brüllen im Chor.
Feuer und Rauch vernebeln die Sicht,
aber Kolberger Herzen ermatten nicht.

Um die Vorwerke ringt ein Heldengespann,
Schill und Gneisenau steh‘n ihren Mann.
Und jeder Grenadier erfüllt seine Pflicht,
sie geben Kolberg dem Franzmann nicht.

Soldaten und Bürger, wie Brüder vereint,
im Trotz für den König die Seelen versteint.
Nur Königin Luise schenkt Zuversicht
und die Festung Kolberg ergibt sich nicht.

Vernichtende Brände machen sich breit,
Meister Nettelbeck lenkt die Löscharbeit.
Einjeder hilft, bis zum kleinsten Wicht,
das sterbende Kolberg ergibt sich nicht.

Als der Feind zum Generalangriff rief,
kam in letzter Minute der Friedensbrief.
Gleichsam ein Bote von Gottes Gericht
Kolberg war gerettet und ergab sich nicht.

In den durch die „Französische Revolution“ ausgelösten sog. „Koalitionskriegen“, war es der „Dritte Napoleonischer Krieg“ oder Napoleons Feldzug gegen Preußen, in dem er mit einem Sieg bei Jena und Auerstedt triumphierte. Unmittelbarer Anlass war Preußens Kriegserklärung an Frankreich. Auch Königin Luise von Preußen, die im französischen Herrscher ein »moralisches Ungeheuer« sah, stand auf der Seite der Kriegspartei. Der französische Diktator und Agressor Napoleon I. maßte sich selbst einen Kaisertitel an und gedachte Europa zu unterjochen. Er schlug mit seiner zahlenmäßig weit überlegenen Hauptarmee die preußischen Streitkräfte am 14.10.1806. Darauf erfolgte ein rascher militärisch-politischer Zusammenbruch des preußischen Staates. Napoleon marschierte mit der „Grande Armée“ direkt nach Berlin, während sich die Reste der preußischen Armee auflösten, kapitulierten oder ihren Kleinkrieg gegen die Franzosen weiterbetrieben. Die großen Festungen gaben innerhalb weniger Wochen ihren sinnlos gewordenen Widerstand auf. Nach Napoleons Einzug in Berlin am 27.10. zwang er die preußischen Minister zum Treueeid. Auch die große Festung Stettin kapitulierte am 29.10. kampflos. Die pommersche Regierung unterstellte sich notgedrungen dem französischen Kommando. Napoleons Armee drang weit südlich von Kolberg in Richtung Ostpreußen vor, wohin sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. mit den Resten seiner Truppen zurückgezogen hatte, um die russische Unterstützung abzuwarten.

Die Nachricht von der Niederlage erreichte Kolberg am 23.10. Sofort ordnete der alte Festungskommandant Lucadou an, die Festung in Verteidigungszustand zu versetzen, und rief die Beurlaubten der Garnison zurück. Als am 8.11. ein französischer Oberst vor Kolberg erschien und die Festung zur Übergabe aufforderte, wies ihn Lucadou ab. Anweisungen der pommerschen Regierung in Stettin zur Unterstützung der französischen Kriegführung beantwortete er mit Erläuterungen ihrer Strafbarkeit. Lucadous Vorgehen und seine Anordnung, dass sich jede Familie für sechs Monate mit Lebensmitteln zu versorgen habe, löste unter den 4400 Einwohnern der Stadt keine Panikwelle aus, weil der vertrauenspendende Bürgermeister Joachim Nettelbeck für Ruhe und Besonnenheit sorgte. Als am 12.11. Graf Götzen im Auftrag des Königs die Festung inspizierte, versicherte der Magistrat, die Bürger würden „Treue bis in den Tod“ üben, und der Kommandant versprach, er werde die Festung „bis auf den letzten Mann“ verteidigen. Für die französische Eroberungsstrategie war der Besitz Kolbergs zunächst ohne Bedeutung.

Seit Ende Oktober 1806 war Kolberg Anlaufziel tausender versprengter preußischer Soldaten. Den größten Teil des Zuzugs, verstärkt durch neu eingezogene Rekruten, sandte Lucadou zur Armee nach Ostpreußen. In der Festung behielt er die Depottruppen zweier Kürassierregimenter aus Pommern und der Altmark, von denen letzteres im Dezember nach Danzig ging. Neben seinen inzwischen unvollständig aufgefüllten Bataillonen stellte er neue Infanterie- und Artillerieverbände auf. Mit Hilfe aus Stettin geflohener Beamter wurden, autorisiert vom König, von Kolberg aus Steuern eingezogen und große Vorräte in die Festung geschafft. Im Winter 1806/07 erstreckte sich das Stationierungsgebiet der Kolberger Truppen von der Dievenow im Westen über Greifenberg i. Pom. entlang der Rega bis vor Schivelbein im Süden und hatte bei Belgard und Köslin im Osten Verbindung zu den Vortruppen von Danzig. Die Streifzüge von Dragoner-Oberst v. Schill führten zur Gefangennahme der französischen Besatzung von Swinemünde und erreichten Neustettin, Arnswalde, Stargard, Stolp und das rechte Oderufer.

Unabhängig von der Festungsbesatzung begann von Kolberg aus der Husaren-Leutnant Eugen von Hirschfeld mit einem Freikorps den Kleinen Krieg im mittleren Pommern. Gegen Ende 1806 aufgestellt aus Kavalleristen, meistens „Blücher-Husaren“, wuchs die Stärke des „Freikorps Hirschfeld“ auf 200 Mann. Um die Jahreswende 1806/07 führte Hirschfeld es in die Neumark und weiter nach Schlesien. Seine Aktionen veranlassten das französische Oberkommando zu größeren Truppenverschiebungen zu Ungunsten des Hauptkriegsschauplatzes in Ostpreußen. Anfang März umfassten die Truppen der gut verproviantierten und reparierten Festung rund 3700 Mann Infanterie und Jäger, etwa 200 Reiter und über 600 Artilleristen mit 106 Geschützen. Für Wach- und Ordnungsdienste standen etwa 600 bewaffnete Bürger in fünf Kompanien bereit. Dazu kam das auswärts operierende „Freikorps Schill“ mit (im Februar) über 960 Infanteristen und Jägern, 450 Reitern und 50 Artilleristen mit 11 leichten Geschützen.  Am 01.07.1807 um 3 Uhr morgens begann mit einem Beschuss aus allen Rohren der Hauptangriff an allen Fronten auf Kolberg. Die gesamte Stadt wurde bombardiert, geriet aber wegen der Windstille und der gut organisierten Feuerwehr unter Nettelbeck nicht in Brand. In den Vormittagsstunden hatten die Angreifer auf dem linken Persanteufer einen unerwarteten Erfolg, als die Infanterie des Schillschen Korps aus ihrer befestigten Stellung an der Maikuhle nach dem Verlust von nur acht Mann auf das rechte Persanteufer auswich und damit den Hafen preisgeben musste. Eine Seeverbindung war jetzt nur noch über den Strand und die Reede möglich. An der Ostfront musste sich Gneisenau auf die nächste Verteidigungslinie zurückziehen. Aber an keiner Stelle erreichten die Angreifer den Außenwall.

Um 10 Uhr ließ der französische Anführer Loison das Geschützfeuer einstellen und bot durch einen Parlamentär Gneisenau die „ehrenvolle Kapitulation“ an. Anderenfalls versprach er den „völligen Untergang“ der Stadt und kündigte Gneisenau an, er müsse dann „mit dem Blut der Garnison zahlen“. Gneisenau lehnte ab, und das Bombardement der Stadt ging weiter. Es wurde nur kurz in der Nacht unterbrochen. Das Rathaus ging in Flammen auf. Am Vormittag des 02.07. konnten nicht mehr alle Brandherde gelöscht werden. Die Verteidiger hatten sich am Ostufer der Persante eingegraben, während sich die Franzosen am Westufer unter dem Dauerbeschuss des Forts Münde und der schwedischen Fregatte mit großen Verlusten verschanzten. Am Westrand des Binnenfeldes hatten sie zwei kleinere Schanzen erobert. Ihre Angriffe auf die „Ziegelschanze“ waren blutig abgewiesen worden und gescheitert.

Am frühen Nachmittag des 02.07. durchschritt der preußische Offizier Heinrich von Holleben mit Genehmigung Loisons die französische Kampflinie. Er überbrachte Gneisenau vom König die Nachricht des Waffenstillstands, der die Friedensverhandlungen in Tilsit eingeleitet hatte, und die Beförderung zum Oberstleutnant. Schon vorher hatte ein Waffenstillstandsbote den französischen Kommandanten erreicht, der gedachte aber die Festung noch vor dem Waffenstillstand zu erobern und gab die Nachricht zunächst nicht weiter. Schließlich ließ er aber den Beschuss und Kampf einstellen und die Kolberger sahen in der plötzlichen Stille weiße Fahnen auf den feindlichen Stellungen aufsteigen. Der Kampf um Kolberg war zu Ende. Kurz darauf trafen sich Gneisenau mit den Franzosen, um Einzelheiten des Waffenstillstands zu besprechen. In Kolberg waren bis zum Abend alle Brände gelöscht. In den nächsten Tagen hielten die Offiziere beider Seiten gemeinsame Friedensmähler im Freien ab. Am 04.07. besichtigten die Kolberger die Stellungen der Belagerer. Am 05.07. begann der Rückzug der Franzosen in die weitere Umgebung.

Die Verluste im Kampf um Kolberg waren ungewöhnlich hoch und die Zerstörungen schwer. Auf preußischer Seite fielen im Kampf 428 Soldaten, und in den Lazaretten starben an Wunden und Krankheiten 288. Durch Brand- und Wasserschäden hatte beinahe jedes Haus gelitten, etwa die Hälfte war zeitweilig nicht bewohnbar. Das Rathaus und der Stadthof waren fast völlig abgebrannt, auch größtenteils die Vorstädte. Im Juli 1807 zählte die Stadt 2.000 Obdachlose. In ihrer Umgebung waren Gärten, Wege, Felder und Wälder verwüstet. Zu den Verlusten der französischen Seite liegen nur Schätzungen vor, die zwischen 8.000 und 10.000 Mann schwanken. Es wurden 1.632 Gefangene und mehrere hundert Deserteure gezählt, darunter aus den Rheinbundkontingenten 204. Unter den vielleicht 2.000 Toten waren sehr viele Soldaten, die wegen der schlechten Lebensbedingungen in den Feldlagern rings um Kolberg starben. Insgesamt waren über 22.000 Mann zum Einsatz gekommen, von denen aber mehrmals bedeutende französische Kräfte schon nach kurzer Zeit abzogen oder erst in der Endphase erschienen. Eingesetzt waren 9.200 Franzosen, knapp 6.800 Italiener, etwa 3.200 Deutsche, über 2.000 Holländer und 1.200 Polen. Die Verluste der Belagerer erreichten somit etwa 40 %.

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Königin Luise von Preußen (1776-1810) - Prinzessin Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg-Strelitz wurde in Hannover als Tochter des Herzog Karl Ludwig von Mecklenburg-Strelitz und der Prinzessin Frederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt geboren.

Als Prinzessin Luise 6 Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter und sie wird von der Schwester ihrer Mutter (Stiefmutter Charlotte) erzogen. Nachdem auch die Stiefmutter Charlotte im Jahr 1785 stirbt, zieht Luise mit ihren Schwestern zu ihrer Großmutter nach Darmstadt. Dort verbringen die drei Prinzessinen Therese (14), Luise (10) und Frederike (8) den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend, es war eine unbeschwerte und glückliche Zeit.

Im Jahre 1793 lernt Luise in Frankfurt am Main den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen kennen und verlobt sich am 24.04.1793 mit ihm. Die Hochzeit findet am 24.12.1793 im Berliner Schloss statt. Luise und Friedrich Wilhelm führen eine glückliche Ehe aus der zehn Kinder hervorgingen, wovon drei leider sehr früh starben.

Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm II. übernimmt der Thronfolger als Friedrich Wilhelm III. am 16.11.1797 die Regierungsgeschäfte und somit wird seine Frau Luise mit 21 Jahren Königin von Preußen. Mit ihrem natürlichen Charme und ihrem offenen Wesen erlangt Luise schnell große Popularität und Sympathie unter der Bevölkerung und sie wurde als „Königin der Herzen“ verehrt. Sie entwickelte sich von einem jungen, lebenslustigen Mädchen zu einer verantwortungsvollen, diplomatisch agierenden, zielbewussten Königin, (Regierungszeit: 16.11.1797 - 19.07.1810 ) mit vielen für ihre Zeit progressiven Denkansätzen.

Durch ihre Lebensbejahung und ihren Drang nach Bildung wurde Luise zur Förderin der Kunst und Kultur im damaligen Berlin. Ihr Einfluss trug maßgeblich dazu bei, die Stein-Hardenbeg'schen Reformen in der preußischen Politik durchzusetzen.

Am 19.07.1810 um 9.00 Uhr stirbt Luise mit nur 34 Jahren auf Schloss Hohenzieritz. Am 30.07.1810 wird sie feierlich im Berliner Dom beigesetzt. Nach der Fertigstellung des Mausoleum im Park von Schloss Charlottenburg in Berlin findet Königin Luise von Preußen am 23.12.1810 dort ihre letzte Ruhe.

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Der von Joseph Goebbels, dem Minister für Propaganda und Volksaufklärung, im Sommer 1943 in Auftrag gegebene „größte Film aller Zeiten“ erzählt unter der Regie von Veit Harlan die Geschichte der Verteidigung der pommerschen Stadt Kolberg unter Leitung des preußischen Majors Graf Neidhardt von Gneisenau (1760-1831) gegen die Truppen Napoleon Bonapartes (1769-1821). Nachdem die preußische Armee bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 geschlagen worden war, bot in Preußen nur noch die Festung Kolberg bis Juli 1807 entschlossenen Widerstand gegen die feindlichen Okkupanten. „Lieber unter Trümmern begraben, als kapitulieren!" - so die gleichnishaften Worte des Bürgermeisters von Kolberg, Joachim Nettelbeck (1738-1824), gespielt von Heinrich George. Die weiteren Hauptrollen in dem Historienfilm besetzten Kristina Söderbaum, Paul Wegener und Horst Caspar (1913-1952).

Trotz der schwierigen Versorgungslage gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der mit 8,5 Millionen Reichsmark teuerste Film in der NS-Zeit mit enormem Aufwand und unter ständiger Bedrohung durch Luftangriffe gedreht. Für die vielen, auf einem Feld zwischen Berlin und Potsdam gedrehten Massenszenen stellte die Wehrmacht eine große Zahl an Soldaten zu Verfügung. Die Aussagen über die genaue Anzahl der als Statisten eingesetzten Soldaten sind allerdings widersprüchlich. In seiner Autobiographie spricht Veit Harlan von 187.000 Männern die ihm zur Verfügung standen. Andere Angaben sprechen dagegen von ca. 5000 oder weniger. Ganz bewusst fand die Uraufführung des Films am 30. Januar 1945, dem zwölften Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme, vor deutschen Soldaten in der eingeschlossenen Atlantikfestung La Rochelle statt, die bis zur deutschen Kapitulation in ihrer Hand blieb. Mit einer Durchhalteparole versehen, waren die Filmrollen per Fallschirm über der Stadt abgeworfen worden. Im Deutschen Reich feierte „Kolberg“ im Berliner Tauentzienpalast Premiere, keine 80 Kilometer davon entfernt hatte die Rote Armee bereits die Oder und Neiße erreicht. Es war die letzte Uraufführung eines Films im NS-Staat. Da die Kinos in vielen Städten zerstört und die Bevölkerung angesichts des alliierten Terrors auf deutschem Boden von weitreichenderen Sorgen bedrückt waren, konnte der Film seine beabsichtigte propagandistische Wirkung kaum mehr entfalten.