Symbolbild: Der Isländer Hafþór Júlíus „Thor“ Björnsson
 
FINNBOGI DER ISLÄNDER
 
Hinter dem Nordmeer, ein Inselland,
dort wachsen Männer vom alten Schlag,
Finnbogi war einer von siebzehn Jahr‘,
dem der Bär in den bloßen Händen erlag.
 
Schmal in den Hüften, hoch wie ein Baum,
die Schultern breit von strotzender Kraft,
brach er dem Bären den Wirbelstrang,
dass der in seiner Umarmung erschlafft.
 
In Norwegen herrschte Hakon, der Jarl,
dem lud sich Finnbogi selber zu Gast.
Der König fragte: „Glaubst Du an Christ ?“
„Ich glaube an mich bis zur Todesrast !“
 
Es diente dem Jarl ein garstiger Mohr,
groß und gräulich glich der einem Troll.
Dem gebot Hakon gnadlos zu Ringen,
damit er Finnbogi zerschmettern soll.
 
Auf freiem Feld stand ein gratiger Stein,
dort zog Hakons Mohr den Isländer hin.
Finnbogi umfasste den Schwarzen gereckt,
brach ihm das Rückgrat, Leben und Sinn.
 
Da wurde Finnbogi gefeiert, geehrt,
der Jarl gab dem Helden ein gutes Schiff,
er sandte ihn nach der Griechen Land,
dass er einen säumigen Schuldner ergriff.
 
Auch diesen Auftrag führt‘ Finnbogi aus,
beladen mit Schätzen fand er zurück.
Manches Gelingen ward ihm vergönnt;
er hatte das Beste, man nennt es Glück.
 
Der Ladejarl Håkon, genannt „der Reiche“ (um 935-995) war von etwa 971 bis zu seinem Tod Regent von Norwegen. Vor ihm regierte Harald I. Schönhaar (um 852-933),der brutale Christianisierer, der viele glaubenstreue Heiden grausam umbrachte und den größten Teils der norwegischen Küste beherrschte. Ladejarl Håkon folgte König Olav I. Tryggvason (968-1000). Håkon Jarl war im Glauben noch frei, er akzeptierte Christen und Heiden in seinem Machtbereich, doch als der dänische König Harald Blauzahn versuchte, ihn um 975 zum Christentum zu zwingen, brach seine Verbindung zu Dänemark. Er sammelte so viele Wikingerkrieger wie er konnte, um Nowgorod zurückzuerobern, bei seiner Rückkehr im Jahr darauf marschierte er gegen Jaropolk I., den Fürst der Kiewer Rus. Unter Harald I. Schönhaars Terror-Regime waren viele norwegische Familien, die sich der Christianisierung nicht beugen wollten, nach Island geflohen. Auch die Sippe des „Finnbogi dem Starken“, von dem die Islandsaga berichtet (Thule Bd. X). Er war der Sohn von Asbjörn, Sohn des Gunnbjörn Ingjaldson, mit Zunahmen Dettias, d.h. Stürzebalken. Der war groß und stark und stattlich von Gestalt. Asbjörn hatte Thorgerd zum Weibe, eine der stattlichsten Frauen, von guter alter Art. Sie wurde die Mutter von Finnbogi, von dem manche erstaunlichen Berichte die Runde machten, sowohl von seinen Taten auf Island wie in Norwegen bei Jarl Håkon.
 
Die Geschichte wie er den Mohren besiegte geht so (Thule Bd. X, S. 154f): „Eines Tages geschah es, dass der Jarl zu einer Gefolgschaftsversammlung blasen und seinen Stuhl mitten auf das Feld stellen ließ. Darauf ließ es Finnbogi zu sich rufen, und als er herangekommen war, sagte der Jarl: „Hier, Finnbogi, ist ein Bursche, mit dem du ringen sollst. Du brauchst ihn nicht zu schonen, denn er wird dich auch nicht sanft behandeln.“ Finnbogi sah, dass hinter dem Stuhl ein Mohr stand, und er meinte, in seinem Leben keinen greulicheren Menschen gesehen zu haben. Sie machten sich dann zum Ringkampf fertig und gingen grimmig und unermüdlich aufeinander los. Finnbogi merkte, dass der andere nicht geringe Kräfte besaß. Ein gewaltig großer Stein stand auf dem Feld, und auf den gedachte er Finnbogi zu schleudern. Finnbogi ließ sich zum Stein ziehen, und als sie davor waren, schwang er sich empor und stieß den Mohren zurück, warf ihn mit dem Rücken gegen den Stein und zerbrach ihm die Wirbelsäule. Da sagte der Jarl: „Du hast vor, Finnbogi, meinen Mannen gefährlich zu werden.“ Finnbogi sagte: „Ich glaube, Herr, dass die meisten Leute diesen lieber einen Troll als einen Menschen nennen werden.“ Der Jarl forderte ihn auf den Platz zu verlassen; - „und tritt nicht wieder vor mich, eh ich dir Nachricht schicke !“ Finnbogi ging fort und hielt sich wie ein vornehmer Mann. Er hatte niemals wenige als zwölf Leute um sich, und es gab niemanden im Gefolge des Jarl, der nicht gute Geschenke empfangen hätte. Davon wurde er überall bekannt und beliebt.“ Finnbogi hatte zeitlebens das was man damals als etwas Gegenständliches betachtete, es war das Glück oder Heil, das ein Mensch besitzen konnte wie Körperkraft, gutes Aussehen und scharfen Geist.