31.10.2021
Bildschmuck des Werkes stammt von K.U. Wilke
 
BAUERNBLUT
 
Ach was ! Soviel Gewalt und Blut
schlug in das Volk die katholische Wut.
Nie gab es Erbarmen und nie Vernunft
von Seiten dieser katholischen Zunft.
 
Freiheit des Glaubens in Red‘ und Seel‘,
war am Platze dieser Parteiung fehl.
Ich gedenke der Bauern im Land ober Enns,
ihrer Leichenhaufen an bayrischer Grenz‘.
 
Vieltausende stieß der Kroaten-Spieß
den der Pappenheimer dort wüten ließ.
„Rekatholisierung“ nannten sie das,
den mörderischen katholischen Spaß.
 
Graf v. Pappenheim, seinen Reitern voran,
ein starker, stolzer geharnischter Mann.
Seine Pappenheimer machten 12.000 tot,
die Folge waren Wirrsal und Hungersnot.
 
Fremde Söldner marodierten zum Graus,
löschten der Landstriche Landlerblut aus.
Ausgerottet wurd' so das Luthertum,
mit Schwert und Strick; zu wessen Ruhm ?
 
Oberösterreichs Land versank ins Nichts,
hoch war der Blutzoll des Linzer Gerichts.
Nie lohnender war das Henkergeschäft,
Haus Habsburg behielt des Handelns Heft.
 
In Wahrheit hatte dies‘ Heft in der Hand
nicht der katholische Kaiser Ferdinand II.
Die „Katholische Liga“ und Roms Vatikan,
ertrotzen die anachronistische Bahn.
 
Rückwärtsgewendet, im ärgesten Sinn,
gegen Meinungsfreiheit und Geistgewinn
wurde Katholizismus ins Volk gepeitscht,
Österreich gedieh, armselig und seicht.
 
Das beste Blut wurde niedergeritten,
doch wofür heldische Bauern gestritten,
das bleibt als ein ewiges Ziel besteh’n:
Lasst Freiheitsgedanken nie untergeh'n !
 
 
Oberösterreichische Bauern gegen die Habsburger-Pappenheimer Söldner
 
Karl Itzinger wurde am 26.02.1888 in Ried im Innkreis geboren. Sein Vater verstarb, als er acht Jahr alt war. Die Kindheit und Jugend verbrachte er im Kreise seiner bäuerlichen Verwandtschaft in Ampflwang. Als junger Bursch zog es ihn in die Ferne und so durchwanderte er Deutschland, Holland und die Schweiz. 1907 kam er zur Fremdenlegion, die er 1909 wieder verließ. Während dieser Jahre ließ er sich Deutsch- und Grammatik-Bücher aus der Heimat schicken und war bereits literarisch tätig. Aufgrund seiner hohen Auszeichnungen wurde er vom Österreichischen Kaiserlich-Königlichen Heer als Offizier übernommen. Eine Verwundung im Ersten Weltkrieg beendete seine Militärlaufbahn. 1921 wurde sein Roman „Der Sündenbock“ veröffentlicht. In diesem Jahr übernahm Karl Itzinger die Schriftleitung der „Bauern-Zeitung“ in Wels, der er in der Folgezeit einige andere Blätter („Salzburger Bauernbündler“, „Innviertler Volksblatt“, „Mühlviertler Volksblatt“) angliederte. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit dem oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626. Im Jahr 1925 erschien der Roman „Der Bauerntod“, der die Ereignisse am Haushamerfeld 1625 behandelt, und in Anlehnung daran „Das Frankenburger Würfelspiel“ sowie „Streiflichter aus dem oberösterreichischen Bauernkrieg 1626“. Was ist gemeint mit dem „Frankenburger Würfelspiel“ ? Als im Mai 1625 protestantische Bauern das Schloß Frankenburg wegen der gewaltsamen Einsetzung eines kath. Pfarrers belagert hatten, rief Graf Herberstorff die Bevölkerung auf dem Haushamer Feld zusammen, ließ trotz der zugesicherten Gnade die Gemeindevorstände und -ausschußmitglieder festnehmen und je 2 um ihr Leben würfeln. 17 Bauern wurden gehenkt. Diese rechtswidrige Tat löste den großen oö. Bauernkrieg von 1625/26 aus. In Erinnerung an das F. W. wird seit 1925 alle 2 Jahre bei Leitrachstätten ein Festspiel aufgeführt.  Unter dem Pseudonym Kunz Iring veröffentlichte er Werbeschriften im Münchner „Ludendorff-Verlag“. Im Jahr 1933 publizierte Karl Itzinger die Neubearbeitung des „Bauerntods“, das „Blutgericht am Haushamerfeld“. 1936 erschien der Roman „Es muß sein“ und 1937 der Roman „Ums Letzte“. Interessant an dieser Roman-Triologie ist die Schreibweise. Diese Bücher wurden in Hochsprache, jedoch die Dialoge in (wegen der Lesbarkeit allerdings gemildertem) Dialekt geschrieben. 1941 publizierte er den Roman „Der Ketzerfürst“ über das Schicksal des Tirolers Michael Gaißmayr aus der Zeit um 1525. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Karl Itzinger nach Eferding und verstarb am 10.04.1948 in Linz.
 
Bekannt wurde Itzinger in den 1930er Jahren durch die Romantrilogie „Ein Volk steht auf“, die nach 1945 zum pseudowissenschaftlichen Forschungsgegenstand im Rahmen der Untersuchung sog. NS-Literatur wurde. In der letzten Phase der sog. austrofaschistischen Regierung von Kurt Schuschnigg - vor der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich - wurde der erste Teil der Trilogie („Das Blutgericht am Haushamerfeld“) verboten. Mit Verboten ging es auch nach Weltkrieg II. weiter. Itzingers Schriften „Not und Kampf deutscher Bauern“ (1935), „Die Habsburger in der Geschichte der Deutschen“ (1936), „Nie wieder Habsburg!“ (1937), „Vom Verräter zum Heiligen?“ (1938) und „Tagebuch vom 10. Februar bis 14. März“ (1938), „Ein Überblick über die letzten Jahre des Kampfes und des ersten Tage des Sieges“ (1938) in der sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt (kalte Bücherverbrennung). Itzinger wurde 1947 von Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem „Verbotsgesetz“ angezeigt und es wurde seine Überstellung aus dem „Internierungslager Glasenbach“ an das landesgerichtliche Gefängnis beantragt. Seine Witwe wandte sich brieflich an die von Josef Bick (Mitglied der antideutschen katholischen Studentenverbindung KDStV) geleitete „Zentralkommission zur Bekämpfung von NS-Literatur“ mit der Bitte, die Werke ihres verstorbenen Gatten im Leopold Stocker Verlag neu herausgeben lassen zu dürfen. Sie vertrat die nachvollziehbare Ansicht, die Bücher ihres Mannes könnten keine nationalsozialistische Gesinnung transportieren, denn das Thema der Bücher stamme „aus der Zeit 1625. Da kann man den Büchern wirklich keine gefährliche Tendenz unterschieben.“ Aber der Kommission war Itzingers sog. NS-Vergangenheit bekannt, also folgten die Nachkriegsbehörden dem Prinzip der Rache. Itzinger war Mitglied des Stabes der illegalen „SA-Obergruppe Österreich“ und Führer des „Freikorps Oberland“ gewesen. Nach der Machtübernahme durch den NS wurde er SA-Obersturmbannführer, ehrenamtlicher Kreisschulungsleiter der NSDAP für Linz-Stadt von 1938 bis 1939 und Gauhauptstellenleiter für die bäuerliche Nachwuchserziehung und -schulung von 1942 bis 1944. Gegen Kriegsende war er in Lambach als Ausbilder und Leiter einer Volkssturmeinheit. Dem tadellos deutsch-gesinnten Karl Itzinger ging es immer nur um die Ehre und dem Andenken der um ihre Freiheit ringenden Bauern. Uneingeschränkte Hochachtung und ehrenvolles Andenken diesem Volkstumskämpfer !
 
Ein zeitgenössisches Lied aus dem oberösterreichischen Bauernaufstand charakterisierte Generalwachtmeistes Graf v. Pappenheims wilde, teuflische Angriffswut, insbesondere seiner kroatischen Lanzenreiter („Teufel im Soldatengewand“) mit den Worten:
 
Hascha, dort kommt der unsinnig
Von Pappenheim geritten ganz grimmig,
Rennt über alle Zäun’ und Gräben,
Daß ihm gleich die Haar aufstäben.
Stellt sich, als wär’ er winnig
Kein Prügel, kein Stecken
Will gegen ihn klecken,
Noch unsere Kolben spitzig
Kein Büchsen kein Degen
Auch gar der Wundsegen,
Er sey selbst ganz der leidige Teufel;
Seht wie er drein geht hitzig.