02.11.2022
FRAUEN-RUNEN
Des Weibes Weihtum im Weltall kreist,
zwei Frauen-Runen das ODING weist.
Die Runen von Birke und Apfelbaum,
beschreiben den heiligen Frauentraum.
Die Rune der Sieben und Rune der Elf,
sie raunen gemeinsam: „Mutter helf' !“
Der Erdmutter Milch und Krumen-Brot
bewahren uns vor Schmach und Tod !
Die Mutter nährt, die Mutter gebiert,
des Weibes Schönheit die Erde ziert.
Wer Weibtum nicht achtet und verehrt,
ist keiner ihn segnenden Mutter wert !
Des ODINGs Runen sprechen es klar,
seine Zahlen machen Weistum gewahr:
Sieben + Elf macht Achtzehn wie Neun,
die potenzierte Drei ist zum Erfreu‘n !
Aller Guten-Dinge bringt die Heilige Drei,
das Weib ist mit all seinen Gaben dabei.
Drum ehrt der Birk-Mutter weiße Haut
und ihre roten Äpfel, liebreich vertraut.
Die Gottesmutter hat unser eig‘nes Land,
deutsches Sinnbild für Herz und Verstand,
ist Freia, die den Frauentag Freitag weiht,
an dem jede Liebe am besten gedeiht.
Fremd bleibt uns Maria, die jüdische Dirn,
sie entsprang der Kirche verlogenem Hirn.
Wer arteigener hohen Göttin gedenkt,
seine Bitten zur germanischen Freia lenkt !
Zwei deutliche Frauen-Runen oder besser gesagt Göttinnen-Runen weist das Oding-Futhark-System auf. Es handelt sich um die 7. + 11. Rune. Beide stehen in den kirchlichen Marien-Monaten, Mitte März und Mitte Mai. Die 7. Rune, mit Namen Berkana, bezieht sich auf die weißhäutige Urmutter unserer gallogermanischen Nation, die mittels des Sinnbildes des Birkenbaumes gekennzeichnet worden ist. Beachtenswert scheint mir in diesem Sinnzusammenhang, dass die Birke der älteste Laubbaum des Nordens ist. Im Zuge der frühesten Bewaldungen, nach den Zeiten der baumlosen Tundra, ging die Birke ihren Baumgeschwistern voran. Dass sie auf Platz 7 der ODING-Runenfolge und im Runen-Kalender auf Mitte März, nämlich der Frühlingsgleiche (21. März), postiert wurde, zeigt ihr altgläubiges Verständnis mit Exaktheit auf. Die alten Griechen stellten in die Frühlingsgleiche die weise Göttin Athene.
Der Birken-Göttin runisches Sinnbild ist das uralte Zweibergezeichen, das sowohl an die mütterlichen Brüste erinnert, wie auch möglicherweise an das morphologische Schema der weiblichen Scham, vor der die altgriechische Poesie sprach, indem sie „die gespaltenen Auen der Aphodite“ lobte. Aus dem Wonnetal oder dem Füllhorn der Göttin ergießen sich Lust und Leben der Menschheit. Die Christenkirche hielt an den alten naturreligiösen Jahresmarken fest. Auf den 25. März legte sie die „Verkündigung Mariä“, also den Befruchtungstag der neuen christischen Göttin, die man sich aus einer jüdischen Dienstmagt erdacht hatte. Der Tag hieß im Volksgebrauch „unser frowen tage klibeltag“. Also: 25. März = Klibeltag bzw. Befruchtungstag der All- und Erdmutter. Genau 9 synodische Monate nach diesem Datum wird das Jahreskindlein, um die Zeit der Wintersonnenwende (21./24. Dezember) geboren.
Aber Mitte März ist der Erdboden, sowohl wie das runologische Zweibergesinnbild, der Großen Mutter noch verschlossen. Der März ist ein rauer Monat, Frühlingsstürme durchbrausen die Gaue, das junge Grün getraut sich mehrheitlich noch nicht, sich vorzuwagen. Ganz anders der Wonnemonat Mai. Die seit der Frühlingsgleiche verstärkte Sonnenkraft des sich längende Tageslichtes, hat den Boden soweit aufgewärmt, dass er die ersten Knospen, Sprossen und Blüten ausbrüten mag. Das 11. Oding-Runenzeichen der Perdo bzw. der Göttin Peratha, Berta zeigt es überdeutlich. Der Erdmutterschoß ist zur Schale, zum Lebens-Gral geworden. Die Innenschenkelchen der B-Rune haben sich nach außen gestülpt und sind zur P-Rune gediehen. Das jährliche Heilsgeschehen ist auch zahlenmythisch nachvollziehbar: 7. Rune + 11. Rune = 18 mit Quersumme 9 (Theosophische Addition) = 3x3, also potenzierte 3 = Aller guten Dinge sind Drei ! Die dreí unüberbietbar „Guten Dinge“ des Weibes sind ihre beiden Milchquellen und ihr Zauber-Schoß, der Lebens-Gral.
Zum Runenlaut B und dem Birkenbaum
Birke - B = (Runenbezug: germ. berka /berkanan / ags. birith - Birke / Birkenzweig - Birkengöttin - Frühlingsgleiche) Mit dem Synonym des Birkenbaumes steht die „weißhäutige“ Große Mutter (lat. Magna Mater), die „Jungfrau und Mutter“, vor uns, eine komplexe Metapher, nicht allein ariogerm. Glaubens- und Hoffnungstraditionen. Ihren Namen erhielt die Birke vom indogerm. Wort bhereo („glänzend / weiß“). Sie ist ältester Laubbaum des europäischen Nordens; vor 10.000 Jahren, nach der letzten Eiszeit, waren es die genügsamen Birken, die - zudem noch Windbestäuber und deshalb nicht auf Insekten angewiesen - die weiten baumlosen Steppen des späteren Germaniens wieder bevölkerten. Die Birke ist wahrscheinlich unser heiligster Baum,von allen Waldbäumen ist sie es, die am frühsten ausschlägt, sich wieder begrünt und so die Botschaft von Frühling und Wärme vermittelt. Der biegsame, hellrindige Frühlingsbaum - gilt noch heute als Verkörperung des Lenzes und dessen Befruchtungskraft. Nach den Regeln eddischer Dichtersprache wird „die Frau umschreibenderweise durch alle weiblichen Baumarten bezeichnet“ (Skalds. 31), so auch der Birke; als Beispiel wird der Reim des Skalden Orm vorgeführt, der die Frau „Birk“ nennt (Skalds. 46,184). Die enge Verbindung der einstigen heidnisch-volklichen Göttin drückte sich noch im Spiegel christl. Verzerrung von hessischen Hexenakten aus, wo Frau Holle wie folgt beschrieben wurde: „Frau Holle were von vorn her wie ein feins Weibsmensch, aber hinden her wie ein hohler Baum von rohen Rinden".
In Mythologie und Esoterik ist die Birke geradezu der Inbegriff des Weiblichen, daher der Name „Frauenbirke“. Laub und Zweige des heiligen Baumes, die „Maien“, scheinen einem heilkräftigen Numen Sitz zu gewähren. So ist seine weitreichende Nutzung im Volksbrauchtum zu erklären: von der Birke die der Werbende seiner Angebeteten vors Haus stellt bis hin zum Bau von Kinderwiegen aus Birkenholz.
So, wie es die alte Volksreligion und der Runenschöpfer verstanden, so empfinden noch heutige Menschen die Birke als weibliches Gleichnis; ein Dichter formulierte: „Wie eine Braut im Schmucke, - Steht zwischen schwarzen Tannen - So schämig schön, jungfräulich, - Die schlanke junge Birke." (O.J. Bierbaum); ein anderer reimte: „Alles hat zur Frühlingsfeier - Schön geziert sich, wohin man schaut, - Aber die Birke in zartem Schleier - Ist die Zierlichste, ist die Braut.“ Hertha Graf schreibt in Kap. VI ihrer Lebenserinnerungen „Mit Dünawasser getauft“: „Im gedämpften Licht des Abends schimmerten die weißen Stämme seltsam unwirklich, als wären die Birken tatsächlich jene ,weißen Jungfrauen mit dem grünen, wehenden Haar’, wie sie in den lettischen Dainas [Volkslieder] und von den Dichtern besungen werden.“ Und eine Hermann Löns nahestehende Schriftstellerin schrieb: „Ein leichter, frischwindiger Frühlingstag war’s. Ein Tag, an dem die weißen Birkenfrauen in grünen Schleiern auf der braunen Heide tanzen, wo die schimmernden, schneeigen Wolkenschiffe über das blaue Himmelsmeer dahinsegeln, wo noch Frühlingswind in ihre Segel bläst und die abgeklärte Ruhe der Hochsommers und das majestätische Zürnen des Herbstes ihnen gleichermaßen fremd sind.“ (Hermann Löns und die Swaantje, Swaantje Swantenjus, 1920, S.15)
Das ags. Runenlied bemerkt zur 7. Birken-Rune: „Beorc trägt keine Frucht; dazu bringt sie Zweige ohne Samen hervor; denn sie zeugt sich aus ihren Blättern. Hoch in der Spitze rauscht sie lieblich, blätterbeladen, von der Luft bewegt.“ Der isl. Runenreim meint einfallslos: „Bjarkan [Birkenreis] ist ein laubreicher Zweig und ein kleiner Baum und ein jugendliches Holz.“ Dazu stellt es das Wort lat. abies („Tanne“), was beweist, dass der Autor das Lateinische ungenügend beherrschte. Der zweite beigestellte Begriff, altn. buðlungr („Beschützer / Behüter“), passt gut in den Gesamtrunensinn hinein. Aber das norw. Runengedicht gibt Rätsel auf: „Bjarkan ist das laubgrünste Gezweig; Loke brachte Falschheit ins Glück“. Den Sinn der Strophe erklärt der dänische Übersetzer L.F.A. Wimmer: „Loke brachte durch seine Falschheit Unglück mit sich.“ (L.F.A. Wimmer, Die Runenschrift, 1887, S. 280) Welche Falschheit könnte gemeint sein ? Loki ist ein echter Feind der Götter, das hat er durch den Mordanschlag auf Baldur bewiesen und er steht im Endkampf an der Spitze der von ihm gegen die Götter geschaffenen Ungeheuer. Doch insbesondere den Göttinnen spielte der Unhold übel mit. Die Idun lieferte er dem Riesen Thjazi aus (Skalds. 1), der Sif schnitt er das Haar ab (Skalds. 33), der Freyja raubte er den Brisingamen-Brustschmuck (Skalds. 16), der Frigga vereitelt er ihren geliebten Sohn Baldur aus der Gewalt der Hel zu lösen (Gylf. 48) und in der Lokasenna verlästert und beleidigt er sämtliche Göttinnen der männertollen Schändlichkeiten. Wir kennen nicht alle Mythen; es muss ein besonders tiefgreifender Gegensatz zwischen dem niederen verschlagenen Trickser, dem Schöpfer lebensfeindlicher Unholde und der lebensspendenden hohen Göttin empfunden worden sein.
Eine der bekanntesten eschatologischen dt. Sagen, von der „Zukunftsschlacht am Birkenbaum", spielt an einer zukunftsweisenden Birke. Es handelt sich um die Vision vom Ende der Zeiten, von einer bevorstehenden Völker- und Weltenschlacht, welche über kommendes Geschick bestimmen soll. Der Baum ist nicht nur Ort und Mittelpunkt des Schlachtgetümmels, sondern der Zeitpunkt der Schlacht knüpft sich an das Aufwachsen, Wiederergrünen oder Absterben dieser Birke. Lokalisiert wird sie in Westfalen, aber auch auf dem Walserfeld bei Salzburg. Auch daran ist die hohe Bedeutung der „Mutter Birke“ im deutsch-germ. Volksglauben abzulesen. Nicht nur im deutschen, skandinavischen, baltischen, sondern im gesamten nordasiatischen Gebiet ist die Birke eng mit der Religionsgeschichte der einzelnen Völker verwoben. Einige mongolische Stämme verehren die Birke als Weltenbaum. Bei den Chakassen steht die heilige, sieben-ästige Birke auf einem eisernen Berg in der Mitte des Erdkreises. Die Tataren von Minusinsk huldigen der göttlichen Birke ebenfalls auf einem Gipfel. In Sibirien, wo sich eine lange schamanistische Tradition bewahren konnte, handelt es sich häufig um eine Birke, dem „kosmischen Baum des Schamanismus". Indem der Schamane in Trance die Weltenbirke besteigt, gewinnt er die nötige Kraft, sich einen Weg zu den Göttern zu bahnen, beispielsweise um die Gesundung eines Kranken zu erbitten.
Zum Runenlaut P und dem Apfelbaum
Apfelbaum - Q/P = (Runenbezug: germ. pertho, kelt. Göttin Perta / germ. Perchta - Liebesgöttin / kelt. qeirt : „Apfelbaum“ - lat.: Malus sylvestris - kelt. querta /pertra: Göttin; es gab Wechsel von q- zu p-Lauten - Kessel, Schale / Quelle - geöffneter Erdmutterschoß - Mitte Mai) Das ags. Runenlied stellt zur P-, Peorth-Rune, die Begriffe „Tanz und Lachen“. Im irischen Ogam-Baumalphabet, erscheint das Wort lautlich richtig als quert / qeirt mit der Bedeutung „Apfelbaum“. Im Inselkeltischen, dem Gälischen und Brythonischen fanden unterschiedliche Wechsel zwischen q-Lauten und p-Lauten statt. An Mythologien gibt es die magischen Äpfel der Unsterblichkeit, die Tod und Wiedergeburt symbolisieren. In der Regel ist es die Göttin, die diese Äpfel einem Mann, Helden, Ahnen oder Gott verleiht. Zur liebreizenden Venus gehörten die Attribute: Schönheit, Taube, Spiegel und der Apfel. Die Attribute der griech. Hera waren Granatapfel, Zepter, Opferschale und der Pfau. In enger Sinnverwobenheit befindet sich die Gesamterscheinung dieser muttergöttlichen Wesenheit mit Apfel und Apfelbaum, dem uralten Symbol für Fruchtbarkeit und wuchs fern am westlichen Rand der Erde, wo die Sonne untergeht, der Apfelbaum mit den goldenen Früchten deren Genuss ewige Jugend und Unsterblichkeit schenkten. Er war ein Hochzeitsgeschenk der Terra Mater, der Erdgöttin Gaia an Juno (Hera), die Gattin des Jupiter (Zeus). Gemeinsam mit dem Drachen Ladon bewachten Nymphen, die Hesperiden („die Abendlichen“) diese erlesenen Früchte. Es handelt sich unverkennbar um ein jenseitiges Land. Auch die Insel Avalon, das altkelt. Heiligtum, ist als „Garten der Äpfel“ zu verstehen (korn. Avallen : „Apfelbaum“); der berühmte Legendenkönig Artus soll dort seine letzte Ruhestätte gefunden haben. Auf den etruskischen Denkmälern erscheint immer wieder die Liebesgöttin mit den Attributen Apfel und brünstiger Taube. Doch kennt man bereits eine sumer. Keilschriftstelle - die Inannas Gang zum Weisheitsgott Enki beschreibt - in der es zu Beginn heißt: „Als sie sich an den Apfelbaum lehnte, war ihre Vulva wunderschön anzusehen. Die junge Inanna jauchzte über ihre wundervolle Vulva und beglückwünschte sich selbst zu ihrer Schönheit.“ Liebe, Zeugung und Fortpflanzung gewährleisten den Bestand des Seins - auch aus einer höheren, vergeistigten Sicht-, so wurde die „Apfelverspeisung“ ein Gleichnis für „ewiges Leben“. Schon im olympischen Kult der Griechen galten die Äpfel als Symbole der Unsterblichkeit. (vgl. die 515/510 v.0 entstandene Schale des Oltos - Arias-Hirmer Taf. 101-104) Ebenso bedürfen die altn. Gottheiten der Edda der von Göttin Idun gehüteten Äpfel, um sich immer aufs neue zu verjüngen (Gylf. 26). Hiervon beeinflusst, gaben die alten Norweger ihren Toten Äpfel mit ins Grab. Idun heißt „Verjüngende / Erneuernde“, sie verwahrt in ihrer „Truhe“ die Äpfel des nicht alternden Lebens. Aus ihr heraus, aus ihrem Schoße, dem „Apfelbaum“, gebiert die Lebensmutter unsere Nahrung für Götter und Menschen; deshalb bietet sie in unzähligen romanisch-keltisch-germanischen Bildwerken, z.B. Kleinterrakotten, das uns allen zur Bedienung an. Dieses „Körbchen“ ist gleich Liebe. Nach griech. Mythos dem Füllhorn und dem Kessel, das „aufnehmende“, zu Liebe und Lust verlockende, ebenso das „spendende“, den Lebenserhalt sichernde Zentrum jeglicher Frau und Göttin. In der altn. Geschichte von den Völsungen, hat das Stammelternpaar des Geschlechts lange keinen Nachwuchs, bis „Frigg ihre Bitte erhörte...“. Eine Wunschmaid Odins erhielt den göttlichen Apfel der Fruchtbarkeit, den brachte sie dem König, der gab seiner Frau davon zu essen und bald darauf fühlte diese, „dass sie mit einem Kinde ging“. Nur folgerichtig ist, wenn dann auch die „Äpfel Hels“, also der Todesgöttin Früchte, den Tod bedeuten (THB 8, S. 317). Frucht- / Äpfelkörbchen, auf ihrem Schoße liegend. Dabei mag auch ein lateinisches Wortspiel wichtig gewesen sein. Aus malum = Apfel und malum = Übel, wurde das Sprichwort: „ex malo malum“: „vom Apfel kommt das Übel". So wurde der Apfel zum Symbol jener unsäglichern „Erbsünde“, die erst durch den vermeintlichen Opfertod des christl. Kunstgottes getilgt sei. Der christenkirchliche Wahn hat den „Apfel des Lebens“ in den „Apfel des Todes“ verkehrt !