Copyright © Gerhard Hess - Dezember 2017
Urzeitkalender vom Geisenklösterle / Schwaben
rund 40.000 Jahre alte Figur aus Mammutelfenbein
Urmitteleuropäisches, jüdisches, germanisches Kalenderdenken
Das Germanentum besaß eine antike Kalenderordnung die in seinem Runensystem („ODING-Wizzod“) verankert war. Zum Schaden unserer germanischen Völkerfamilie ist es der judäo-christlichen Kirche gelungen diesen Germanenkalender - mit seinen nationalreligiösen Themen - vergessen zu machen. Ein Volk, dem die eigene Zeitwährung abgenommen wird, dem ein fremdgeistiger Kalender wie eine falsche Haut übergezogen wird, muss zwangsläufig seine Orientierung verlieren. Dem Judentum hingegen gelang es, seine ganz ähnlich organisierte Zeitwährung zu bewahren, und damit seinen geistigen Traditionen treu zu bleiben. Genau das Bewusstsein, welches die altgermanischen Runenmeister und Religionshüter ebenso gehegt und gefördert haben würden, ist im Judentum noch heute lebendig:
„Des Juden Katechismus ist sein Kalender“
Das schrieb der neoorthodoxe Rabbiner Samson Raphael Frankfurter/Hirsch (1808-1888) und meinte mit diesem Satz, dass die Feiertage des jüdischen Jahres dem Juden immer wieder die nationalistischen Lehrinhalte vermitteln, ihm eindringlich seine nationalgeschichtliche Existenz vergegenwärtigen. Es folgt ein Überblick über den jüdischen Jahresfestkreis: „Rosch ha-Schana“ - Neujahrsfest, „Jom Kippur“ - Versöhnungstag, „Sukkot“ - Laubhüttenfest, „Schmini Azeret“ - Der achte Festtag, „Simchat Tora“ - Torafreude, „Zom Gedalja“ - Fastentag wegen Ermordung Gedaljas(alle September/Oktober), „Chanukka“ - Weihefest des Tempels (November/Dezember), „Assara beTevet“ - Fastentag zur Erinnerungan Belagerung Jerusalems durch Babylonier (Dezember/ Januar), „Tu biSchevat“ – Neujahrsfest der Bäume (Januar/Februar), „Purim“ - Tötung der persischen Bedränger, „Ta’anit Esther“ - Fastentagfür Sieg über die Feinde Israels (Februar/März), „Pessach“ - Befreiung aus Ägypten (März/April), „LaG b’Omer“ - Errettung der Schüler Rabbis Akibas (April/Mai), „Schawuot“ - Gesetzesverkündung am Sinai (Mai/Juni), „Schwia Assar beTammus“ - Beginn Trauerwoche Zerstörung Jerusalems (Juni/Juli), „Tischa beAv“ - Gedenken Zerstörung beider Tempel (Juli/August), „Elul“ - Vorbereitung auf „Hohe Festtage“ (August/September).
Hätten wir Hyperboreer, wir ureuropäischen Germanen, Gallogermanen und Slawogermanen unseren volkseigenen ODING-Wizzod-Runenkalender und mithin unsere eigenvölkische Geisteskultur erhalten können/dürfen, so würde es im großgermanischen Siedlungsraum selbstverständlich nicht anders sein wie in der Selbstverständlichkeit des darin vorbildlichen Judentums. Auch unser Volk würde Mondstand für Mondstand auf die Besonderheiten unserer nordisch-germanischen Mythologie, der arteigenen Gottes- und Naturverständnisse sowie den Schicksalstagen unserer Nationalgeschichte hingewiesen, und stünden somit unter einer ständigen Belehrung zur eigenen Weltbetrachtung.
Der diesbezüglich total unwissende, unkluge und unangebracht-arrogante (verstorbene) Hamburger RA Jürgen Rieger - Leiter einer agnostischen Gruppierung (nach dessen eigener Aussage), einer sog. „Artgemeinschaft e.V.“ - meinte einmal ein abfälliges Argument gegen den von ihm angezweifelten Wahrheitsgehalt des germanischen ODING-Kalendariums vorbringen zu müssen, indem er behauptete, es sei völlig undenkbar, dass unsere Vorfahren mit den jährlichen 24 Runen-Mondpositionen auch 24 Jahresfeste gefeiert hätten. Natürlich werden in keinem Kulturkreis der Welt zu jeder Neu- und Vollmondphase echte Volksfeste angesetzt, einige wenige Hauptfeierlichkeiten genügen vollkommen, um den Gemeinschaftssinn wach zu halten. Doch jeder einzelne Mondstand mit seiner besonderen, nur ihm eigenen Runen-Bedeutung, erinnert den bewussten Zeit- und Kalenderbeobachter an den sich vollziehenden kosmischen Umschwung, welcher in den unterschiedlichen religiösen Systemen mit einer fest umrissenen mythischen Bedeutung verknüpft ist. RA Rieger hätte sich nur den eng gewobenen katholischen Jahresfestkreis anschauen müssen und hätte sich davon eines Besseren belehren lassen können. Aber neuheidnische Ignoranten vom Kaliber eines Dummkopfes wie J. Rieger leben leider in Masse. Der katholische Kultkalender stellt eine Usurpation dar, ist er doch nichts als ein Nachvollzug, ein nachweisbarer Angleichungsversuch, um dem antiken-altheidnischen Festkreis etwas Christliches überzustülpen. Leider hatte J. Rieger weder vom christlichen, jüdischen noch vom germanischen Kalenderdenken eine blasse Ahnung -, was seine diversen Scheinargumente hinlänglich erwiesen haben.
Der jüdische Kalender ist prinzipiell genau wie der germanische ein Mond-Sonnenkalender (lunisolar): Die Monate werden, von Neumond zu Neumond, das Jahr wird nach der Sonne berechnet. Im noch heute gültigen Julianischen Kalender, der lediglich im gregorianischen Sinne reformiert wurde, sind die Monate nurmehr mondstandsabgelöste Sonnenjahresteilabschnitte. Das jüdische Jahr hat also 353 bis 355 Tage. Um den Unterschied zum Sonnenjahr auszugleichen wird in neunzehnjährigem Zyklus jedem 3., 6., 8, 11., 14., 17. und 19. Jahr ein zusätzlicher zweiter Monat „Adar“ [Februar/März] eingeschoben. Der Angelsachse Beda „der Ehrwürdige“, teilte uns in seiner „Englischen Kirchengeschichte“ mit, dass es der Brauch seiner angelsächsischen, also norddeutschen Vorfahren war, bei Notwendigkeit zu den beiden Sommermonaten „lida“ [Juni-Juli] einen dritten Monat einzuschalten. Das war dann ein festfreier, reiner Leer- bzw. Ausgleichsmonat, damit die Zeit nicht aus dem Ruder lief. Germanische oder jüdische Kalenderordnungen sind mithin nicht typisch für die jeweiligen Volkscharaktere, sondern entsprechen viel eher dem einstmals zeitgemäßen Kalenderwissen und den daraus resultierenden Techniken.
Der jüdische Tag beginnt am Abend mit Einbruch der Nacht und hat 24 Stunden. Nicht anders bei unseren germanischen Vorfahren, auch sie dachten sich die Nacht dem Tage vorausgehend, wie Tacitus in der „Germania“ mitteilt. Die jüdische Woche hat sieben Tage; die ersten sechs Tage haben keine Namen und werden durch die sechs ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets oder mit den entsprechenden Ordinalzahlen bezeichnet, der siebte Tag heißt Schabbat, benamt nach dem Stammes-Planet der Juden, dem Saturn.Die Woche beginnt daher mit dem Sonntag. Ähnlich bei den Germanen: Der erste Wochentag ist der Sonnen-Tag (Sonntag), der zweite der Mond-Tag (Montag), als dritter der Tius-Tag (des Himmelsgottes Dienstag), als vierter der Wodins-Tag (des Geistgottes Mittwoch), als fünfter der Donars-Tag (des Wettergottes Donnerstag), als sechster der Freija-Tag (der Liebesgöttin Freitag), als siebenter und letzter der Logathore/Loki-Tag (des unholden Widersacher-Gottes Samstag/Sonnabend).
Sonnabend - Saturntag
Bis auf den Samstag sind die Deutungen der Tagesnamen unumstritten, zum letzten Wochentag muss recherchiert werden: Der Samstag leitet sich vom römischen Begriff „dies saturni“, „Tag des Saturn“ ab, jenem alten, müden Planetengott, der nicht nur im astrologischen Verständnis auch als kaltes, verneinendes, pervertierendes, tötendes Prinzip, geldgieriger Verführer, Bösewicht, ja als „maleficius major“, Satan/Teufel verstanden wurde. Landläufige Meinung ist es, dass sich im Germanischen keine passende Entsprechung für den lateinischen Saturn und seinen Wochentag anbot. Jedoch das Isländische Runengedicht widerspricht dieser Interpretation. Es bewahrte altheidnische Tradition, wenn es auch erst aus dem Hochmittelalter überliefert wurde. Zum Erklärungsreim des 3. Buchstabens, welcher den Unhold/Thursen repräsentieren soll, ist der Verständnisbegriff „Saturn“ beigegeben worden. Der üble Thurse, der Eisriese, wurde also dem durch Zeus in die Unterwelt geworfenen Saturn gleichgestellt, oder zumindest als ähnlich geartet verstanden. Der Thurse bzw. die gesamte Thursenbrut, jene Schar antigöttlicher Dämonen in der germanischen Mythologie, können mit dem Antigott Loki weitgehend gleichgestellt werden, es sind gewissermaßen seine Emanationen. So nimmt es vor diesem Verständnishintergrund nicht Wunder, dass der Saturntag zum ursprünglichen nordgerm. Lokitag werden konnte.
Der althochdeutsche „sambaztag“ geht ebenso wie der süddeutsch-neuhochdeutsche „Samstag“ auf den jüdischen „Sabbat“ zurück, ein hebräischer Begriff für Ruhe. Dass sich aber eine Erinnerung an den Saturntag auch im judäochristlich dominierten germanischen Kulturkreis erhielt, erweisen der altfriesische „saterdei“, niederländische „zaterdag“, angelsächsische „säterndäg“ und englische „saturday“. Bis heute ist auch im mundartlichen Nordwestdeutschen der „Sater(s)tag“ gebräuchlich, ansonsten erhielt sich in Norddeutschland aus dem althochdeutschen „sunnunaband“ der Sonnabend. In germanischer Mythologie entsprach dem Saturn Loki, der „Logathore“ (der Nordendorfer Runenspange). Deshalb muss es in Heidenzeiten einen Loki-Tag (germ. Logadag) gegeben haben, der zum altnordischen „Laugardagr“ (Waschtag) verkam (s. Grimm-Mythologie 1854, S. 227), denn der Samstag war auch für das gemeine Volk ein Tag der wöchentlichen Reinigung. Mit dem mythischen Endzeitbereiter Loki zieht der Wochenschluss herauf. Die Wochenkraft ist verbraucht und muss nach dem Kreislaufgesetz aus sich heraus einen Neuanfang ermöglichen.
Gemeingermanischer ODING-Wizzod-Runenkalender
Urkultfestzeit
Ein griech. Zauberpapyros vom Jahre 346 spricht davon, wie der damalige Gläubige mit gewissen rituellen Lauten und Betonungen den Sonnengott zu den Neumondfesten auf den vier Sonnenjahresfixpunkten zu begrüßen hätte. Die Sonnengeburt des Horus in der WSW () und ebenso der Jahresabstieg nach dem Siriusaufgang SSW () werden erwähnt (P-XIII, 348-401):
„[...] denn es begrüßt den Gott viermal des Jahres an den für die Götter entscheidenden Neumonden: zuerst bei der Weltwende, dem sogenannten geraden Aufstieg; in der eigentlichen Erhebung, die man nennt die Geburt des Horos [WSW]; dann beim Aufstieg des Sirius; dem Aufgang des Sothis [SSW], um die Zeit des geraden Abstiegs der Sonne und der Abweichung, [...] Den Ton beim Niederstieg stößt er schwächer und kraftloser hervor; denn das ist Winterwende von Welt und Sonne. Dann, beim geraden Aufstieg, wenn die Gestirne ihre Erhebung haben, stößt auch er den Ton sehr stark hervor, aber beim Abstieg des Sirius wendet er sich nach Westen und stößt den Ton sehr stark hervor.“
Wie der ags. Historiker Beda Venerabilis (672-735) von den norddeutschen Völkern der Angeln und Sachsen zu wissen gab, haben diese „ihre Monate gemäß dem Laufe des Mondes gerechnet", undbegannen ihre Jahresregelung mit der WSW. Er berichtet (De temporum ratione 15): „Sie begannen aber das Jahr vom 8. Tage vor den Kalenden des Januars". Da man unter Kalenden den Monatsbeginn, hier den ersten Tag des Januars verstand, war der 24.12. (WSW-Termin des Julianischen Kalenders) ags. Jahresanfang. Beda schrieb weiter: Sie feierten den wintersonnwendlichen Jahresanfang mit dem Fest der Mütternacht, „in heidnischer Bezeichnung modraneht, d. i. der Mütter Nacht, wegen der Gebräuche, die sie durchwachend ausübten, wie wir vermuten". In Schweden heißt die Lucianacht auf den 13. Dez., welcher als kürzester Tag des Jahres galt, und Weihnachten gleichzusetzen ist, bis heute modernatten („Mutternacht“). Zum einen ist die Nacht, aus der sämtliche Jahreszeiten hervorgehen, ganz natürlich die Mutter aller Folgenächte, zum anderen ist dies auch die „Nacht der Mutter und Mütter“, denn die große androgyne Gottesmacht gleicht in diesem Moment des Uranfanges keiner anderen Potenz als jener des Gebärend-Mütterlichen. Des Allgeistes Wodin/Odin, der niederkommenden Gottesmutter und der das ]ahresfatum webenden drei Schicksalsschwestern / -mütter (Moiren / Parzen / Nornen) wird in ihrer Heilsgemeinschaft gedacht worden sein.
Die germ. Muttergöttin war langob./ags. Frea, altn. Freyja, (Gattin des Odr / W-odan); sie fährt einen mit Katzen bespannten Wagen, man nennt sie „Herrin der Kater“ (Skalds. 20). Es wäre denkbar, dass die Katzen der Freyja nach christl. Verteufelung jene legendäre riesige, blutrünstige isl. Jólaköttur („Julkatze“) hervorrief, die keine Mäuse, sondern faule, unartige Knechte und Mägde jagte. Passend dazu werden in Schweden zum Luzzifest (13.12.) Gebäcke namens „Luciakatzen“ / „Teufelskatzen“ angefertigt.
Beide Mondmonate, jenen vor und jenen nach der Mütternacht, nannten Angelsachsen giuli, die Skandinavier / Altisländer ylir mit der Bedeutung Julmond. Die Jul-Phase umfasste somit zwei Monate. Sie begann ca. Mitte November mit dem Opfertod des Sonnen-Jahresstieres (), und endete Mitte Januar mit der Fuß-Nacht (Hökunott) des Sonnen-Auferstehungsfestes (). Die einstmals den pendelnden Mondmonaten mitschwankende Jul-Zeit hat sich in unterschiedlichen Jul-Endzeiten niedergeschlagen: Skandinavien 13. Jan., England 2. Febr..
„Meisternthal“ und „Gottesacker“
Die jüdische Jahreszählung beginnt (seit 11. Jh. nachweisbar) mit dem 7. Okt. 3761 v.0, dem jüdischerseits angenommenen Datum der Welterschaffung. Das christliche Jahr 2000 entspricht im jüdischen Kalender dem Jahr 5760/61. Für eine zu schaffende deutsche Jahreszählung schlage ich den nachweisbaren Beginn unserer mitteleuropäischen Wissenschafts-Urkultur vor, ersichtlich aus den gut datierbaren, etwa 7.000 Jahre alten Sonnenbeobachtungs- bzw. Kalenderheiligtümern von Sachsen-Anhalt bis Niederbayern, Böhmen-Mähren, Österreich, Oberkärnten im Süden, bis ins nördliche Brandenburg und den mittelfränkischen Westen. Die Monumentalbauten - um deren Auffindung sich besonders der Luftbildarchäologe Otto Braasch verdient machte - bestehen aus ein bis drei, nicht immer ganz konzentrischen, kreisförmigen oder elliptischen Graben- und Palisadenringen mit Durchmessern von 40 bis 300 Meter. Die Errichtung der Anlagen bedeutete für die damalige Zeit einen riesigen Arbeitsaufwand. Es mussten beispielsweise für die Kreisgräben der Anlage von Künzing-Unternberg (Ldkr. Deggendorf) etwa 7.000 Kubikmeter Erde ausgehoben und für die Palisade rund 2.100 Balken von etwa 5,5 Meter Höhe gefällt und zugerichtet werden und dies, ohne dass Werkzeuge aus Metall vorhanden gewesen wären. Unter diesen sog. „Kreisgrabenanlagen“ Mitteleuropas ist das verhältnismäßig kleine Bauwerk von Meisternthal im Donaubogen, nahe der Isarmündung, eine Besonderheit, nämlich eine wahrhaft meisterlich konstruierte Ellipse auf Nord-Süd-Achse, die nur um ein Prozent von der ovalen Idealform abweicht. Bei dem Grundriss dieser Anlage handelt es sich um die erste exakt über Brennpunkte konstruierte Ellipse der Welt. Eine erstaunliche Leistung, immerhin ca. 2.500 Jahre vor ägyptischen Pyramidenbauten und Stonehenge in Südengland, das vermutlich von einem alpenländischen Steinzeit-Ingenieur konstruiert worden sein dürfte. „Wir können die Anfänge der menschlichen Himmelsbeobachtungen nachvollziehen und wissen auch, dass die Astronomie Jahrtausende vor den ersten Hochkulturen an Euphrat und Tigris in Europa begann“, sagt der Leiter des Institutes für prähistorische Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, F. Bertemes.
Fünf Kilometer vom wuchtigen Kalender-Rundtempel Stonehenge entfernt fand sich das Grab mit dem Skelett einer hochgestellten Persönlichkeit aus der Zeit um 2.300 v. Ztr., der Entstehungsphase des Sonnentempels. Als Grabbeigaben wurden drei Messer gefunden und die ältesten je entdeckten Goldobjekte in Großbritannien. Analysen des Zahnschmelzes ergaben, der Mann verbrachte seine Jugend in der Alpenregion. „König von Stonehenge“, nannten ihn britische Medien. Der britische Archäologe Tony Trueman bekannte freimütig: „Es ist faszinierend, dass die Idee für Stonehenge von einem deutschen oder schweizerischen Einwanderer gekommen sein könnte.“
Vom Mittelpunkt der Anlage bzw. von beiden rekonstruierten Brennpunkten der Meisternthaler Ellipse peilten die alten Himmelskundigen durch die Palisadentore jeweils jene markanten Positionen der Sonnenauf- und Untergänge an, die eine kalendarisch recht genaue Bestimmung des Jahreslaufs ermöglichten. Die steinzeitlichen Konstrukteure hielten so die Kardinalsdaten des Zeitkreises fest: vornehmlich Winter- und Sommersonnenwenden, Tag- und Nachtgleichen, sowie die Tage, die genau zwischen Tag- und Nachtgleiche und Wintersonnenwende liegen. Weihnachten, Ostern, Lichtmess und Allerheiligen gelten heute zwar als christliche Feste, doch sie entsprechen diesen steinzeitlichen kosmischen „Festtagen“. „Dahinter steckt ein geniales Management“, erklärte der Münchner Geophysiker Helmut Becke. Da es das aufwendigste Modell dieser Art ist, halte ich es für sinnvoll und angemessen, unsere Zeitrechnung nach dieser Standortbezeichnung zu benennen; wir schreiben dann heuer das Jahr 7017 n.M. („nach Meisternthal“).
Vor ca. 7.000 Jahren - also 3.000 Jahre vor der jüdischerseits angenommenen Welterschaffung - begann in Mitteleuropa eine wahrhaft grandiose Entwicklung der sakralwissenschaftlichen Himmelsbeobachtung, der Zeitberechnung und Kalendererstellung. Die zuständigen Fachwissenschaftler, wie der hoch motivierte Prof. Wolfhard Schlosser, bezeichnen die Sonnenbeobachtungsanlage des sog. „Kreisgrabens“ von Goseck (Ldkr. Weißenfels) in Sachsen-Anhalt als „das älteste derzeit bekannte Bodendenkmal seiner Art“. Auch Ausgrabungsleiter in Goseck, François Bertemes, sagt: „Alles deutet darauf hin, dass der neolithische Himmelskult hier seinen Ausgang nahm“. Erbringen keine weiteren Entdeckungen eine Änderung des derzeitigen Befundes, muss davon ausgegangen werden, dass das Sonnenkultheiligtum von Goseck der Erstling war und als Ideengeber für alle jüngeren Bauten verwandter Art fungierte. Ein romantischer Gedanke ist es, dass dem heutigen Siedlungsnamens Goseck, der etymologisch als „Gottesacker“ zu deuten wäre, die uralte Würde des Platzes haften geblieben sein könnte. Weitere Rondellanlangen in Sachsen-Anhalt sind die Schalkenburg bei Quenstedt, die von Quedlinburg, Pömmelte, Kyhna und Kötschlitz. In Brandenburg fand man die Bauten von Bochow und Quappendorf, letztere in der mittelsteinzeitlichen Siedlungslandschaft im Unterlauf der Oder. Fast die Hälfte der bisher aufgefundenen Monumentalbauten liegen in Österreich, die meisten nördlich der Donau. Dortige Anlagen weisen, neben Sonnenvisuren, eine bedeutende Anzahl von Orientierungen zum heliakischen Aufgangspunkt des Siebengestirns (Pleiaden) auf, auch zum Untergangspunkt des Antares im Skorpion, was einer Orientierung nach Frühlings- und Herbstbeginn entsprach.
Der Astrophysiker Prof. Wolfhard Schlosser klärte auf: Die Südtore des Gosecker Sonnenrondells sind einwandfrei wintersonnenwendorientiert. Vom Mittelpunkt aus gesehen durchlief die Sonne bei ihrem Aufgang zum Dezemberanfang (unseres Kalenders) des frühen fünften Jahrtausends vorchristlicher Zeitrechnung die nördlichen Torelemente des Südosttores und kam schließlich zur Wintersonnenwende im Bereich der südlichen Torelemente zur Ruhe. Danach wendete sie sich wieder nach Norden, um den Torbereich im Januar zu verlassen. Wie bei allen Solstitial-Kultstätten reichte dies nicht zur genauen zeitlichen Festlegung des Sonnenwendtermins aus, so dass der Blick von der Kreisgrabenmitte jedenfalls sakrale, weniger exakt kalendarische Bedeutung hatte.
Religionswissenschaftlerin Ina Mahlstedt beschrieb den Baugedanken der Kalenderheiligtümer so treffend, dass wir ihren diesbezüglich vollen Wortlaut wiedergeben: „Mit einem festen Standort wurde die Beobachtung des Himmels möglich, der in zyklischer Ordnung, das Werden und Vergehen des Lebens bestimmt. Der Lauf der Sonne ist es, der die Jahreszeiten mit ihrem geheimnisvollen Gestaltwandel hervorruft. Im saisonalen Durchgang durch den Tod erneuert und vitalisiert sich die Lebenskraft der Erde, so dass neue Vegetation aufkeimen, wachsen und reifen kann. Die Kreis-Graben-Anlagen symbolisieren durch die in ihnen kodifizierten Himmelsgesetze, die große Ordnung des Lebens. Sie offenbart sich in der zyklischen Neuschöpfung. Im Jahreskreislauf musste sich während der winterlichen Leblosigkeit ein geheimnisvolles Umkippen im Nicht-Sein zu neuem Leben ereignen, denn alljährlich kehrt das Leben aus dem Tod zurück. Die frühen Bauern waren in existenzielle Abhängigkeit ganz auf die rhythmische Wiederkehr des Lebens fokussiert. Durch die Ausrichtung der Kreis-Grabenanlagen an die Ordnung des Himmels, der die Erde befruchtet und belebt, entstanden Kultorte, an denen man seiner schöpferischen Kräfte teilhaftig werden und am Entstehungsprozess des Lebens in ritueller Weise mitwirken konnten.“
Aus der Bronzezeit des 13./10. Jahrhunderts v. Ztr. stammen einige aus feinem Goldblech gefertigte hochkegelige, reich verziert erscheinende Zeremonienhüte: „Goldene Hut von Schifferstadt“, „Goldkegel Ezelsdorf“, „Berliner Goldhut“, „Goldhut aus Avanton“. Bronzezeitexperte Prof. Dr. Wilfried Menghin interpretiert den „Berliner Goldhut“ überzeugend als Kalender. Die eingeprägten Kreise versinnbildlichen je einen Tag. Addiert man die Ringe gleicher Muster, erhält man mehrmals die Summe 354 beziehungsweise 365, also die Dauer eines Mond- bzw. Sonnenjahres. Zählt man alle Zeichen zusammen (es sind 1.739), ergibt sich ein luni-solares Kalenderwerk von 57 Monaten. Diese Zahl multipliziert mit vier – den Schaltjahren - ergibt 228 Sonnenmonate. Sie entsprechen den auf dem Goldhut ebenfalls auffindbaren 235 synodischen Monaten und damit einem Mondzyklus von 19 Jahren. Die Archäologen Jens May und Reiner Zumpe machten eine aufregende Entdeckung an mehreren Bronzeurnen der späteren norddeutschen Bronzezeit (z.B. im Grab von Seddin): Die Buckelreihen auf dem Gefäß ergaben zusammengezählt die Zahlen 355 und 366, die gut übereinstimmen mit der Anzahl der Tage im Mond - und im Sonnenjahr.
„Geißenklösterle“
Das Geißenklösterle ist ein urzeitlich genutzter Unterstand im Achtal bei Blaubeuren im schwäbischen Alb-Donau-Kreis. Hier fanden sich Artefakte der ältesten Eiszeitkunst. Auch im nahen „Hohle Fels“ wurden die frühesten nachweisbaren figürlichen Kunstwerke angefertigt, die frühesten Darstellungen geistiger und religiöser Motive und die frühesten Musikinstrumente (Flöten) der Menschheit. Auf dem dort gefundenen Mammutelfenbeinplättchen sind jeweils 13 Kerben auf den Längskanten zu sehen. An der oberen und unteren Kante sind ebenfalls zusammen 13 Kerben angebracht. Auch drei der vier Punktreihen auf der Rückseite setzen sich aus jeweils 13 Punkten zusammen. Die vierte Punktreihe ist etwas schlechter erhalten und besteht aus zumindest 10 erkennbaren Punkten. Versuchten die altsteinzeitlichen Schöpfer dieses Kunstwerkes eine Verbindung zwischen den zwei auffälligsten Körpern am Himmel, der Sonne und dem Mond, herzustellen ? Sicher war für die Jäger und Sammler des eiszeitlichen Europa eine zeitliche Einordnung ihres Lebens in den Lauf des Jahres so wichtig wie für uns Heutige. Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten einer Zeitbestimmung über den Mond. Der Mond umrundet die Erde in 27,32 Tagen. Diese Zeitspanne wird als „siderischer Monat“ bezeichnet und hat für sich betrachtet noch nichts mit den Mondphasen (Vollmond, Halbmond, Neumond) zu tun. 13 Mondmonate zu je 27 Tagen bilden das siderische Mondjahr mit 355 Tagen. In den 27 Nächten des siderischen Monats ist der Mond (ob Vollmond oder Halbmond ist dabei egal) jeweils vor dem Hintergrund einer anderen Sternenanordnung zu sehen, der Mond durchwandert die so genannten 27 „Häuser“ am Sternenhimmel. Ein Blick an den Nachthimmel und man wusste, welcher Tag gerade war. Begann man die Beobachtung des Mondes im Frühling, so kehrte diese Jahreszeit nach 13 Mondmonaten wieder. Die kleine Ungenauigkeit im Vergleich zum Sonnenjahr (ca. 365,25 Tage) wird dabei für die Jäger und Sammler noch keine große Rolle gespielt haben. Nicht zu verwechseln mit dem siderischen Monat ist der synodische Monat, der auf der Beobachtung der Mondphasen mit einer Periode von 29,53 Tagen basiert. Auch aus der Beobachtung der Mondphasen ergibt sich eine Abweichung von Mondjahr und Sonnenjahr. Zwölf synodische Monate ergeben eine Jahreslänge von etwa 354 Tagen, was wie bei den siderischen Monaten ebenfalls innerhalb von kurzer Zeit zur Notwendigkeit der Einfügung eines Schaltmonats führt.