RUND UND GESUND
 
Rund ist der Raum, rund ist die Zeit,
rund heißt uns die Vollkommenheit;
die „Runde Sache“ ist die rechte,
das Kantige ist uns das Schlechte.
 
So ist es folglich auch kein Wunder,
dass Frauen, die bedeutend runder
als Männerkörper meist erscheinen,
im guten Urteil uns vereinen.
 
Das Runde scheint uns sehr gefällig,
da ist die Meinung recht einhellig -;
Sanftes umschmeichelt unsre Blicke,
im Runden lauert kaum mal Tücke.
 
Am Runden gibt es kein Verletzen,
seit Urzeit mögen wir es schätzen -;
die Rundheit scheint gefahrenfrei,
daraus erwuchs die Schwärmerei.
 
Ein Hügelanblick stimmt uns friedlich,
und wären Hügel auch nur niedlich,
sie glätten allzeit unsere Seelen -,
wir schau’n die guten Parallelen.
 
Und rund heißt immer auch gesund,
dies’ ist seit Urzeiten uns kund -;
die volle, fett-gespannte Haut,
wünschten sich Bräutigam und Braut.
 
Alleine Rundheit lockt zum Kosen,
zur Sucht nach Liebes-Symbiosen;
zum Streicheln mancher Kurvenglätte,
wie’s auch das Liebchen gerne hätte.
 
Und zwischen Bergen liegen Tiefen,
die gerad’so stets die Neugier riefen,
die von geheimen Gründen raunen,
die uns erregen, uns erstaunen.
 
So ist das Weib ein Bild der Welt -,
Frau Venus -, wie sie uns gefällt -;
die Mannes-Herz und -Hirn begehrt,
den Geist belehrt und Sinn versehrt.
 
Denn alle Fragen löst die Frau,
ein Gleichnis ist ihr Körper-Bau -;
und wer des Weibes Sinn begreift,
hat schon die volle Welt durchschweift.