21.05.2023

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Die „Notitia dignitatum“ (o.a. Abb.: eine ihrer Seiten) ist ein spätrömisches Staatshandbuch, das in seiner heutigen Textgestalt vermutlich zwischen 425-433 entstanden sein dürfte. Es wird von Seiten der Fachleute angenommen, dass die Aufzeichnungen im Kern auf das Jahr 395 bzw. auf noch ältere Quellen zurückgehen. Der Text gewährt einen Überblick über die verwaltungsmäßigen Gliederungen des spätantiken Römerreiches, die militärischen und zivilen Dienststellen sowie die Verteilung der Heereseinheiten in seinen beiden Reichshälften von West und Ost. Überliefert sind die Aufzeichnungen durch mittelalterliche Handschriften.

Unter anderem sind in den „Notitia dignitatum“ die Schild-Zeichen der diversen römischen Heeresverbände abgebildet, wie auch der Auxiliartruppen (lateinisch auxilium „Hilfe“), also der Hilfstruppen aus den verbündeten Völkern, die oft aus den Grenzprovinzen rekrutiert wurden. Verlockend war für diese Soldaten, dass ihnen bei ehrenhafter Entlassung, nach dem Ende ihrer Dienstzeit, zumeist das - mit vielen Vorteilen verbundene - römische Bürgerrecht angeboten wurde.

In den „Notitia dignitatum“ finden sich also auch die Schild-Zeichen der germanischen Hilfstruppen, u.a. der Teruingi, deren Symbol eine Odal-Runen-Schlinge zwischen zwei Wolfsköpfen darstellt. Ich, der eine Masse germanischer Doppelschlangen-Abbildungen gespeichert habe, ziehe es in Betracht, dass sich die mttelalterlichen Abkopierer hinsichtlich der „Wolfsköpfe“ versehen haben könnten und im ursprünglichen Schild-Bild der Teruini die beiden Seelenschlangenköpfe vorhanden waren ? Wir wissen aus einen vielschichtigen Fundhorizont, dass die Odal-Schlinge, in kursiver oder kantiger  Runenform, das Symbol für den Geist, die Seele und das jenseitige Leben war -, für jeden germanischen Krieger also einen höchst wichtigen Glaubens- und Hoffnungs-Inhalt umfasste.

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Wer waren aber nun die Teruingi ? Die Thervingi, Tervingi, oder Teruingi, pluralisierend Tervings oder Thervings, namentlich die „Waldbewohner“, waren ein Teilstamm der ostgermanischen Goten. Das gothische Wort „triu“ entspricht dem englischen „tree“ (Baum), woraus die Forschung schließt, dass die Teruingi sich als „Wald-Leute“ verstanden. Die Terwingen bezeichneten sich selbst wohl auch mit „Visi“, „die Glänzenden, Guten, Edlen“, dennoch unterschieden sie sich, als freie Ansiedler im röm. sog. „Barbaricum“, sehr von den Visigothen, die erst in einer eigenen Ethnogenese (Volksentwicklung) nach 376 auf dem oströmischen Reichsgebiet entstanden und in den Schriftquellen auftauchen. Die reichsgebietlichen Visigothen wurden bereits in der „Getica“ des Jordanes irrtümlich als Westgoten gedeutet. 

Ihr Gebiet nannte man Gutþiuda (lat. Gothia; Gutthiuda). Nach der Trennung der Goten in Terwingen und östlich des Dnestr lebenden Greutungen siedelten sich die Terwingen Ende des 3. Jahrhunderts - nachdem Kaiser Aurelian die Provinz Dakien aufgegeben hatte - nördlich der unteren Donau und angrenzend an das Römische Reich, als freie Ansiedler im sog. „Barbaricum“ an und zwar bis zum Auftauchen der ostasiatischen Hunnen im Jahr 375. Mit dem Einfall der Hunnen und der Auswanderung der gotischen Stammesführer aus dem Gebiet endete die Herrschaft der Teruingi/Terwingen nördlich der unteren Donau. Aus ihnen gingen sowohl die Kleingoten als auch die Visigothen, die späteren Westgoten hervor. Nach Berichten des gotischen Gelehrten und Historikers Jordanes (gestorben nach 552) stammten die Goten ursprünglich aus Skandinavien. Während der Völkerwanderungszeit bildeten die Visigothen/Westgoten auf dem Boden des ehemaligen weströmischen Reiches ein eigenes germanisches Reich, das im Jahre 711, in der der Schlacht am Río Guadalete, im Süden von Andalusien, durch den Sieg des Invasionsheeres der Araber und Berber unterging.

Ich schließe aus dem Wappen-Bild der Teruingi, dass diese gotischen Völkerschaften bereits mit der Runen-Religion des hypothetischen Gründers Erul von Skandinavien aus bekanntgemacht worden sind. Jordanes erwähnt in der „Getica“, als er die verschiedenen Völker der „Insel Skandza" (Skandinavien) aufgezählt, auch die „Otingis“. Bei dieser Aufzählung handelt es sich, wie wir heute wissen, nicht immer um Völkernamen im ethnischen Sinne, sondern auch um die Namen von Kultgruppen. Mit dem Odal-Schlingenzeichen Odal_Schlinge.JPG formierten sich - hier im zeitweiligen röm. Hilfsdienst - Männer der Runen-Religion, unter der ersten Rune des Oding-Runen-Bekenntnisses, das ich in meinem Buch von 1993 „ODING-Wizzod“, zu erklären unternahm. Diese Bekenntnis-Rune findet sich auf den Geleitmünzen (Amulette), den Goldbrakteaten, der nachvölkerwanderungszeitlichen Epoche in großer Häufigkeit. Oft wird dort die Odalschlinge den Geistgestalten, wie den Geleittieren des Geistgottes Wodan-Wodin-Odin, angehängt, um sie als Jenseitige zu kennzeichnen (Ross, Schwan, Raben, Schlange, Doppelschlange). Welche grandiose Durchsetzungsgewalt die Westgoten entwickelt haben, beweist ihre erfolgreiche Wanderung von der Donau bis ins römisch unterjochte Spanien, wo sie ein wunderbares Reich gründeten,  über das der Kirchenvater und Bischof Salvian von Marseille (400-475) ein großes Lob aussprach.

Schlangenschnalle_letzt.JPGGerm. Doppelschlange auf alamannischer Gürtelschließe von Kaiseraugst (östlich Basel / Schweiz)

Er schilderte in seinem Werk „De gubernatione Die“ die moralische Sauberkeit der germanischen Menschen - Wandalen und Goten - seiner Zeit, an denen sich die Römer ein Vorbild nehmen sollten. „Den sittenreinen Germanen verleihe Gott mit Recht den Sieg, während er die sittenlosen Römer in ebensolcher Gerechtigkeit unterliegen lasse.“ Die Vandalen schritten in Karthago gegen die Laster der Großstadt ein. So bezeichnet der Kirchenmann in seiner Schrift „Von der Weltregierung Gottes“ die neuen Germanenvölker im Bereich des röm. Imperiums in mancherlei Hinsicht als vorbildhaft. Während der Kämpfe von 422 sollen die Wandalen die arianische Bibel gegen ihre röm. Gegner gehalten haben und gerade so wie die Stimme Gottes Offenbarungen des Heils gegen die röm. Truppen gerufen haben. Man verstehe an den Fakten, wie Gott die Dinge sehe: Die Barbaren wachsen von Tag zu Tag, die Römer dagegen entwickeln sich zurück. „Die Barbaren blühen, die Römer verwelken.“ So stilisiert Salvian die Vandalen zu Soldaten Christi für eine neue sittlichere Weltordnung. „Sie sind wirklich gut und liebreich zueinander“, schrieb er, „ob vornehm, ob gering. Daher flüchtet zu ihnen, wer bei uns arm und gering, und findet dort gutherzige Aufnahme und Zuflucht. Der Druck auf die unteren Klassen fehlt, und damit der Klassenhass. Auch kennen sie nicht die raffinierte Lüsternheit unserer Schauspiele. Der Gote und Vandale ist keusch im Vergleich mit uns. Daher auch ihr Wagemut, der aus ihrem Gottvertrauen fließt. In Gottes Hand legen sie den Sieg. Wir aber sind nicht nur an Geld arm, sondern auch an Sittlichkeit. So ist es ein gerechtes Gericht, dass Gott die Welt an die Barbaren gibt.“ - „Erröten wir doch und schämen wir uns ! Schon bei den Goten ist niemand unkeusch als die Römer, bei den Vandalen nicht einmal mehr die Römer. So sehr drang bei ihnen der Eifer für die Keuschheit durch, so stark war die Strenge der Zucht. Nicht allein, dass sie selbst keusch sind, nein, ich muss eine ganz neue Tatsache anführen, eine unglaubliche, eine fast unerhörte Tatsache: sie haben sogar die Römer keusch gemacht !“ („De gubernatione Dei“, 23) Infolge der wandalischen Sittlichkeit kam es bei ihrer Plünderung der Stadt Rom, unter Wandalenkönig Geiserich/Gaisarīks (um 389-477), im Jahre 455, weder zu Morden, Vergewaltigungen, Kirchenschändungen noch zur Brandschatzung. Wie verlogen wirkt, angesichts der historischen Faktenlage, das heutige böse, verächtlichmachende Wort vom „Vandalismus“ !

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Noch der heidnisch-fränkische Grabstein von Niederdollendorf (bei Königswinter), aus ca. 680, zeigt auf seinem Seitenteil die typisch germ.-heid. Doppelschlange, des Lebens und des Todes. Und auf der Gesamtansicht Wodan/Wodin, mit Geistspeer Gungnir (Schwankender) in der Rechten und dem Zeitenring Draubnir (Tröpfler) auf der Brust. Als Geistgott-Schicksalsherr steht er auf dem Seelengeflecht der Ewigkeit, dessen Beginn (links) die Odal-Ur-Schlinge darstellt.

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Die Reichs-Erbhof-Plakette zum Anbringen an die Reichs-Erbhöfe.

Die Odal-Rune, auch Othala (ōþalan) genannt, ist die 1. Rune der 24er Ur-Runenreihe ODING-FUÞARK, mit dem Lautwert „O“. Ihre Bedeutung umfasst den „geistig-seelisch-ländlichen Erbbesitz, das Stammgut, des erblichen Sippen-Vermögens“, im Sinne von Einheit des Blutes und des Bodens. Diese Begriffs-Rune stand in isländischen und angelsächsischen Handschriften als Abkürzung für „Eigenbesitz und Heimat“. Das Wort „Adel“ scheint mit dem Wort „Odal“ urverwandt zu sein (Gustav Neckel, „Adel und Gefolgschaft“). Als Odal bezeichnet man bis heute in Nordeuropa und auf den Orkney (hier „Udal law“ genannt) den Teil des Grundbesitzes, der sich im Mittelalter bis zur Neuzeit über Generationen im Besitz einer Familie befand und damit dem „Odalsrecht“ unterlag. Der Besitz von Odalsland verlieh dem schwedischen Odalsbauer eine gegenüber anderen Freien hervorgehobene gesellschaftliche Stellung, so hatte er in der Thingversammlung und im Rechtsleben den höchsten Rang inne. Nach dem „Reichserbhofgesetz“ vom 29.09.1933 konnten im NS-Reich einige Höfe in „Erbhöfe“ umgewandelt und die „Erbhöfe Rolle“ eingetragen werden, um sie vor „Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang zu schützen“. Sie konnten weder gepfändet noch geteilt werden. Im „Reichserbhofgesetz“ wird bekundet: „Die Reichsregierung will unter Sicherung alter deutscher Erbsitte das Bauerntum als Blutquelle des deutschen Volkes erhalten. Die Bauernhöfe sollen vor Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang geschützt werden, damit sie dauernd als Erbe der Sippe in der Hand freier Bauern bleiben.“ Von den 3.198.563 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben waren 689.625 Erbhöfe. Das Bauerntum wurde als „Lebensquell der Nordischen Rasse“ verstanden, wie es der führende nationalsozialistische Agrarideologe und Minister für Landwirtschaft und Ernährung Walter Darré schon 1928 angeregt hatte.