04.11.2023
So stellte man sich, zufolge der Saga-Berichte von den beiden Landnahme-Führern Hengist und Horsa, die Ankunft der urdeutschen Angelsachsen in England vor.
Die Angelsachsen waren norddeutsch-germanische Besiedler der Regionen Angeln und Altsachsen, welche ab dem 5. Jh., nach dem römischen Abzug von der Insel, zum Großteil nach dort auswannderten. Ab der Mitte des 6. Jhs. war die angelsächsische Kultur auf der Insel bereits dominant, da die römisch-keltische bzw. romano-britische Bevölkerung teils verdrängt und teils assimiliert worden war. Als angelsächsische Periode wird die Zeit britischer Geschichte von etwa 450 bis 1066 angesehen, als schließlich die frankoisierten, Spätlatein-Altfranzösisch sprechenden Normannen aus der nordfanz. Normandie das Land eroberten.
Die Angelsachsen bestanden hauptsächlich aus Sachsen und Angeln. Als Verband treten diese Stämme mit aus Jüten, Friesen und Niederfranken bestehenden Gruppen ab dem 5. Jh. auf. Zur Bevölkerungsbildung der sog. Angelsachsen kam es, als sie nach ihrer Einwanderung von Teilen der keltisch-romanischen Vorbevölkerung Britanniens aufgenommen wurden. Dann brachten auch die dänischen Wikingerheere ihr Blut nach England. Aus diesem Völkerverband bildete sich zunächst eine angelsächsische Kultur heraus. Später, ergänzt um die erwähnten Skandinavier, Dänen und im 11. Jh. frankophone Normannen, formierte sich im Laufe der Zeit und dieser Entwicklungen im Hochmittelalter eine kulturell-ethnische Mischung, die später als englische Nation und Kultur interpretiert wurde. Das Angelsächsische hat seine wesentlichen sprachlichen Wurzeln in der altsächsischen Sprache. Trotz 1500-jähriger unterschiedlicher Entwicklung - dessen gemeinsamer Ursprung nie in Vergessenheit geriet - finden sich noch viele Gemeinsamkeiten zwischen der englischen und der deutsch-niedersächsischen Sprache und Geisteshaltung.
Feuerbestattungs-Urne aus North Elmham Norfolk - Frühe englische Urne aus dem 5. oder 6. Jh. n.0 aus North Elmham, Norfolk. Diese Töpfe wurden mit der Asche der Verstorbenen und ihren Grabbeigaben gefüllt und in der Erde begraben. Einige Gelehrte bringen das Hakenkreuz-Design mit dem Donnergott Thunor-Thor (Donar) in Verbindung. Dies mag richtig sein, da dieses Symbol in Island als „Thors Hammer“ bekannt war. Aus der Sammlung des British Museum, London, England. - Uns Schüler hat man nach dem Krieg belogen, indem man lehrplangerecht behauptete, das Hakenkreuz sei eine Erfindung des Adolf Hitler und wäre als germanisches Symbol völlig unbekannt gewesen.
Ihre Runenschrift brachten die norddeutschen Auswanderer mit nach England. Eine angelsächsische Urne aus dem 6. Jahrhundert, verziert mit Malkreuzen und Runen. Gefunden in Loveden Hill, Lincolnshire. Die Inschrift scheint einen persönlichen Namen „Sithaebaed“ zu enthalten, heißt es im englischen Text. Aus der Sammlung des British Museum, London, England. Meine Übersetzungsversuche wären etwa: siðfbad (= schlechte Reise, Tod) // (Trennungszeichen) wikw (= des Kriegers).
Eine Ausstellung in der British Library kombiniert Artefakte und Manuskripte, um die Geschichte der Angelsachsen in ihren eigenen Worten zu erzählen. Das Schreiben im frühmittelalterlichen England: Den ersten Echos angelsächsischer Stimmen auf der Spur - Kunst der Angelsachsen und Wikinger – Teil 1: Einführung und rudimentäre Dekoration – Dr. Andrew Thompson. Es ist klar, dass die Schaffung von Kunst eines der bestimmenden Merkmale der Menschheit und der Zivilisation ist. Im strengsten Sinne bezieht sich „Kunst“ auf Werke, die mit der Absicht hergestellt wurden, ästhetisch ansprechend zu sein und keine andere Funktion zu erfüllen.
Frühe angelsächsische Töpfe wurden gestempelt, um Botschaften zu übermitteln. Es handelt sich ebenfalls um eine Aschenurne, denn der oberste Fries zeigt Sonnensieg-Runen, der mittlere Sonnenpferde als Auferstehungssinnzeichen, der untere Sinnbildring zeigt Jahr-Runen als Symbole der Ewigkeit.
Buckelurne aus dem altsächsischen Friedhof von Westerwanna (ein Ortsteil der Gemeinde Wanna in der Samtgemeinde Land Hadeln im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven) in einer Nachbildung aus den 30er Jahren. Die Stempel der Odal-Rune (1. Rune der ODING-Runenfolge) steht für die Wiedergeburtshoffnung aus der Heimaterde. Bei den in Malkreuzform angebrachten 11 Odal--Schlingenzeichen und den 11 Sonnenkreischen , rund um den Buckel, könnte ein Apell an die 11. ODING-Rune, die perðo-Rune ( = Kessel der Wiedergeburt) gemeint sein. Fotografie des Originalfundes liegt mir vor.
Nach Ankunft der Angelsachsen in England befanden sie sich in einer Umwelt die kelto-romanisch geprägt war und auf die bald massiv durch den Vatikan Einfluss genommen wurde. Die romstädtischen Patriziergeschlechter, die sich längst der Pfründe versprechenden und bereits verteilenden Papstkirche angedient hatten, suchten nach neuen Einnahmequellen. Nach dem Verlust der imperial-römischen militärischen und politischen Macht über Britannien, gerieten die dort entstandenen jungen Germanenstaaten und deren Fürsten, die auf überregionale Legitimation erpicht waren, ins Visier Roms. Im Jahr 597 schickte Papst „Gregor der Große“ den Benediktinermönch Augustinus (546-604), zusammen mit vierzig Mönchen, zur Mission nach England. Er gab ihm Empfehlungsschreiben an die fränkischen Fürsten und Bischöfe mit, in denen er diese bat, sich an der Mission in England zu beteiligen und sie zu unterstützen.
Unter solchem Ansturm von päpstlichen Intrigen, Bestechungsgeldern und pfäffischen Anleitungen gelang die römisch-katholische Einflussnahme, die sich auch natürlich auf die Schrift und Schriftsprache auszuwirken begann. Unter diesen Einwirkungen wurde bald in den Klosterschulen die reine runisch-germanische Schreibweise verfälscht und eine, den lateinischen Begriffen angepasste, neue Runenbuchstabenreihe von bis zu 33 Zeichen konzipiert. Die ursprüngliche heilige 24-er ODING-Reihenfolge wurde gemieden wie der Teufel das Weihwasser und allein streng ein linksbeginnendes sog. „Angelsächsisches Futhorc“, auch „Anglofriesische Runenreihe“, in Gebrauch genommen und zwar bis in das 9. Jh. Da man auch in Friesland einige der neuen Zeichen verwendete, nennt man die angelsächsischen Runen auch „Anglo-Friesisches Futhark“. Ein solches „Futhorc“ - aus dem germanoheidisch-religiöse Aussagen nicht mehr herauslesbar waren - wurde eine Zeit lang mit dem Lateinischen zusammen gebraucht, sogar auf denselben Denkmälern, wie z.B. das Kreuz von Ruthwell beweist. In den ältesten altenglischen Handschriften (9. und 10. Jh.) herrscht indessen das klösterlich-lateinische Alphabet vor, jedoch finden wir in einzelnen Handschriften ab und zu Runen eingemischt, was im Verein mit den vielen handschriftlichen Runenalphabeten zeigt, dass man noch in späten Zeiten die Kenntnis von der Anordnung, den Namen und der Bedeutung der Runen einigermaßen bewahrte. Aus dem 9./10. Jh. ist die Inschrift auf einem in der Themse gefundenen Messer, dem „Thames scramasax“, welches die angelsächsische Runenreihe von 28 Zeichen enthält. Sein Ritzer oder Eigentümer gab den Namen „Beagnoð“ an. >>
Runen-Fibel von Charnay/Burgund des 6. Jh. Die Runenreihe umfasst Buchstaben von ᚠ = f bis ᛗ = m, es fehlen die letzten Runen. Der Text wird kontrovers gedeutet, fest steht jedoch ein christlicher Bezug. Typologisch entspricht die Fibel nordgermanischen Vorbildern und deren Nachahmungen bei kontinentalen und insularen Stämmen/Völkern wie bei den Angelsachsen, Thüringern, Franken und Alemannen. Die l-Rune ᛚ zeigt eine Variante die der angelsächsischen Futhorc k-Rune ᚳ gleicht. kenaz (ᚲ) ist die 19. Rune im ursprünglichen ODING-Verband und die 6. Rune des linksbeginnenden Futhark, mit dem Lautwert k. Der rekonstruierte urgermanische Name bedeutet „kien, kahn, kaun“. Er erscheint in den Runengedichten als altnordisch kaun, altenglisch cēn bzw. gotisch chozma. Der Runenkenner Max Martin nimmt an, dass weibliche Zuwanderer aus der nördlichen Francia diese Fibelform in die Region Burgunds eingeführt haben. Er hält die Fibel für ein einheimisches burgundisch-fränkisches Produkt.