27.09.2014
 
Porträt Heinrich Heine auf Cover-Abbildung „Jugend“, 1906
 
HARRY-HEINRICH HEINE
 
Heinrich Heine war ein Koch,
er kocht’ mit Hass und Häme,
er suchte sicher nicht zu lang’,
woran er Anstoß nähme.
 
Preußen-Deutschland war sein Dorn,
der ihn vermeintlich piekte,
so dass er leidlich aufgeschrien
und ganz vernehmlich quiekte.
 
Er rührte einen Reim-Kompott,
er nannt’ ihn „Wintermärchen“,
in diesem Süppchen findet sich,
so manches krause Härchen.
 
Den Häme-Dichter heißt man ihn,
war wohl ein schlauer Schmäher,
als Heinrich klang er ziemlich deutsch,
doch war er auch Hebräer.
 
In Paris stand er am Herd,
und süffelt’ seine Süppchen,
hat dort die Dirnlein heiß verehrt,
seine Pariser Püppchen.
 
Ein bisschen hat er mal studiert,
das war einst in Göttingen,
dort flog er aus der Burschenschaft,
zu unkeusch war sein Singen.
 
Er wollte Dichter werden,
romantisch wie ein Stutzer,
der Arndt war ihm zu national,
drum liebt’ er Revoluzzer.
 
Karl Marx, der rote Wüterich,
mit dem tät er verkehren,
Napoleon, den Kriegs-Tyrann,
den mocht’ er hoch verehren.
 
So scheint sein Wesen delikat,
sein Grundzug war Polemik,
von wahrer Kunst fand ich nicht viel,
an schöner Dichtung wenig.
 
Sein Federkiel war sein Florett,
er stach nach vielen Seiten,
vornehmlich der „Teutomanie“
wollt’ Schmerzen er bereiten.
 
Doch mag ich ja nicht allzu streng,
den Flüchtling kritisieren,
er starb so arm und so gering,
mit Schmerz an allen Vieren.
 
Er dacht’ es sei die Syphilis,
was auch es sei gewesen -,
er lag in der „Matratzengruft“
und konnt’ bald nicht mehr lesen.
 
Was blieb uns von dem Dichterling,
dem „Wintermärchen“-Schwärmer ?
Ob „Harz(ge)reise(t)“ oder nicht,
wir wär’n gewiss nicht ärmer !
 
Harry Heine (1797-1856), der sich anlässlich seiner protestantischen Taufe Christian Johann Heinrich Heine umbenannte, war ein jüdisch-deutscher Dichter und Schriftsteller, dem heute einige Bedeutung - vornehmlich in sozialistischen Kreisen - zugemessen wird. Man nennt ihn „letzter Dichter der Romantik“ und er gilt zugleich als deren Überwinder. Der damals modischen Romantik folgte er aus Opportunismus, nicht aus Neigung, er wollte gefallen.
 
Als linkspolitisch engagierter Journalist, Essayist, Satiriker und aggressiver Gegner wurde Heine ebenso beklatscht wie gescholten. Als 13-jähriger Junge erlebte er den festlichen Einzug Napoleons I. in Düsseldorf, was ihn zeitlebens für diesen Tyrannen und Völkerschlächter einnahm. Der Geldhandel, den er bei seinem wohlhabenden Bankhausbesitzer-Onkel erlernen sollte, sprach ihn nicht an, mehr aber die Schreiberei. Sein schwerreicher Onkel unterstützte ihn trotzdem zeitlebens. In Bonn studierte Heine Geschichte der dt. Sprache u. Poesie. Spöttisch äußerte er sich über seine Lehrer August Wilhelm Schlegel und Ernst Moritz Arndt. Des letzteren vaterländische Gefühle nahm Heine in späteren Gedichten und Prosatexten mehrfach bösartig aufs Korn. Wegen eines Verstoßes gegen das „Keuschheitsgebot“ wurde er aus der Burschenschaft „Allemannia“ ausgeschlossen.
 
In Berlin hörte er Vorlesungen von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und fand Kontakte zu den literarischen Zirkeln und Salons der Stadt, wo er regelmäßiger Gast war. Nach intensiver Beschäftigung mit dem Judentum trat er - wohl aus existentiellem Kalkül - zum Protestantismus über, blieb jedoch sein Lebtag jüdischen Themen innig verbunden. Nach Göttingen zurückgekehrt, machte er Examen und wurde zum Doktor der Rechte promoviert. „Die Harzreise“ ist ein Reisebericht Heines von 1824, in dem des Dichters Stilelement der Ironien bereits Raum gewinnt. Das satirische Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ schrieb Heine 1844. Dessen äußeren Rahmen bildet eine Reise von Paris nach Hamburg, die der Autor im Oktober 1843 begann, deren Rückfahrt Anfang bis Mitte Dezember erfolgte. In seinen Versen gefällt er sich möglichst alles und jeden hämisch herabzusetzen. Das Werk wurde als „Schmähschrift“ eines heimatlosen „Vaterlandsverräters“ und Miesmachers eingestuft. In Rechnung zu stellen ist die damalige Atmosphäre der erst langsam sich durchsetzenden Judenemanzipation. Während eines Erholungsaufenthalts auf Helgoland 1830 erfuhr Heine von der französischen Julirevolution und fühlte sich sofort davon gepackt, er schieb: „Ich bin der Sohn der Revoluzion“.
 
Für das Bemühen Preußens das deutsche Vaterland zu vereinen und einer besseren Zeit zuzuführen, fand er keinerlei Verständnis, er ging nach Paris. Heines satirische, ironische Artikel fanden bei den Behörden verständlicherweise keine Gegenliebe, sie wurden - auch alle zukünftigen - 1833 in Preußen und 1835 auf Beschluss des „Frankfurter Bundestages“ in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes verboten. Nach dem Verbot seiner Ergüsse in Deutschland avancierte Paris zu Heines Daueraufenthalt. Wie wenig dieser intelligente Mann von der deutschen Seele verstanden hatte, weil er sie eben nicht besaß, geht aus solchen Texten hervor wie diesem: „Das Christenthum - und das ist sein schönstes Verdienst - hat jene brutale germanische Kampflust einigermaßen besänftigt, konnte sie jedoch nicht zerstören, und wenn einst der zähmende Talisman, das Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder empor die Wildheit der alten Kämpfer, die unsinnige Berserkerwuth …“ („Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“) Im Anhang zum „Romanzero“ hochstapelte er sich zum Germanen und reimte: „Aber wir verstehen uns bass - Wir Germanen auf den Hass.
 
Aus Gemütes Tiefen quillt er, Deutscher Hass ! Doch riesig schwillt er - Und mit seinem Gifte füllt er - Schier das Heidelberger Fass.“ In dem Machwerk „Michel nach dem März“ geiferte er: „Doch als die schwarz-roth-goldne Fahn - Der alt germanische Plunder - Aufs Neu' erschien, da schwand mein Wahn - Und die süßen Mährchenwunder. […] Schon sah ich den Arndt, den Vater Jahn Die Helden aus anderen Zeiten - Aus ihren Gräbern wieder nah'n - Und für den Kaiser streiten….“ Hätten diese jüdischen Literaten, zu denen auch Heine ganz typisch gehörte, mehr Wissen um die deutsche und die jüdische Geschichte mitgebracht, wären derartige deplazierten Schmähungen nicht erfolgt, denn die hebräische Historie wüsste von altjüdischem Plunder, Kampfeslust, Brutalität, Hass, Giftigkeit und Nationalromantik ein nicht sehr viel anderes Lied zu singen ! Heines maßlose Streitsucht zeigte sich an seinen Kontroversen mit August Graf von Platen, dem er Homosexualität vorhielt, mit Ludwig Börne, dem er eheliche Seitensprünge nachsagte, auch seinem Vetter Carl Heine rückte er wegen seiner Rentenforderung literarisch auf die Pelle. Heines politische Neigung ist eindeutig, er war u.a. befreundet mit Karl Marx und Ferdinand Lassalle, er arbeitete an Marx’ Zeitschriften „Vorwärts“ und „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ mit.
 
Seit Beginn der 1840er Jahre hatte sich Heines Ton radikalisierend gesteigert, aus vielen seiner Werke atmet der blanke Hass, wie z.B. aus „Die schlesischen Weber“. Die verantwortungslosen sozialistischen Umsturzgedanken seiner Freude hatten ihn voll ergriffen. Als Anfang 1848 die Revolution in Paris ausbrach, war Heine aber bereits ein kranker Mann und bald fast vollständig gelähmt, die letzten acht Jahre bis zu seinem Tod war er bettlägerig in der von ihm so bezeichneten „Matratzengruft“. Friedrich Engels besuchte ihn, da lag er im Bett nach einem erneuten Nervenanfall. Er berichtete darüber: „Heine ist am Kaputtgehen. Gestern war er auf, aber höchst elend. Er kann keine drei Schritt mehr gehen, er schleicht, an den Mauern sich stützend, von Fauteuil bis ans Bett und vice versa. ...“