Gaisarich auf einer zeitgenössischen Münzprägung
 
G A I S A R I C H
 
„Dunkler Jahrhunderte Mord und Brand
und römischer Bosheiten liegen zurück,
jetzt erst ist frei das nordische Land,
mit uns beginnt das germanische Glück.
 
Unsere Rache an Rom ist Gottes Zorn,
wir üben Vergeltung für Lügen und List,
die Speicher Karthagos sind voller Korn,
das fest in wandalischen Händen ist.
 
Nun Männer, an Bord, die Waffen zur Faust,
heut’ geht es gegen den alten Feind,
der hochmütig-sündig in Rom dort haust
und unseren Völkern das Recht verneint.
 
Dies Rom ist ein Raubnest seit alters her,
sein Gold ist besudelt von Tränen und Blut,
macht seine schändlichen Schatztruhen leer,
bestraft jetzt den römischen Übermut !“
 
So lautet des Königs Morgen-Befehl.
Seine Flotte schaukelt auf blauem Meer:
„Schickt die römischen Schergen zur Hel,
zielsicher saust der wandalische Speer !“
 
Am Hafenrand auf seinem Rappen-Ross,
schaut’ Gaisarich dem Geschwader nach -,
gedenkt seiner Ahnen, der Asding-Spross;
getilgt sind wandalische Not und Schmach.
 
Schwer litt dieses kleine, heroische Volk,
auf  blutigen Wegen von Jütlands Nord,
erhob es sich prächtig aus ärmlichem Kolk,
gewann sich sein Schlesien als Heimatort.
 
Und wieder und wieder auf Wanderfahrt,
doch niemals gebrochen im stolzen Gemüt.
In Spanien dann fand es zur Urväter-Art,
erwachte der Wille zum Meer im Geblüt.
 
Das Volk setzte über mit Kind und Kegel,
nach Afrika hin, in die reichste Provinz,
im Mittelmeer kreuzen vandalische Segel,
des tapferen, gläubigen Mutes Gewinn's.
 
 
 
Gaisarich (389-477 - Gaisarīks = „Speerfürst“), Sohn des Godegisel, war König der Wandalen und gotischen Alanen; er wurde Gründer des 100 Jahre währenden wandalischen Reiches in der karthagisch-römischen Provinz Africa. Wegen eines Reitunfalls humpelte er, der als von mittlerer Größe, ernst, nachdenklich, kampfstark, aufbrausend und streitfreudig beschrieben wurde. Er stammte aus der Sippe der „Asdinger“, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass der runeninspirierte wodanische Asenglaube die Wandalen bereits erreicht hatte. Sie waren im ersten Jahrhundert vor Null aus der Nordspitze Jütlands aufgebrochen, um besseres Ackerland zu finden. Sie siedelten in weiten Bereichen des germanischen Nordostens, mit ihrem Zentralheiligtum in Schlesien am Berg Zopten bei Breslau. Unter dem Namen „Wenden“ wurden ihre heidnischen Gemeinschaften im Mittelalter als „Sclavenen“ (Götzen-Sklaven) und „Slawen“ bezeichnet, teilweise von der reichsfränkischen Mission zwangschristianisiert und von der byzantinischen Mission - unter Einführung der „glagolitischen“ Kirchensprache - für das Christentum gewonnen. Teile des Volkes wichen im Osten den Hunnenstürmen aus, gingen in der Neujahrsnacht 406/7 mit anderen Germanengruppen über den Rhein, drangen in die röm. Provinz Gallien ein, hatten Kämpfe mit Römern und Franken zu bestehen, wichen nach Spanien aus, bekamen dort Probleme mit Römern und Westgoten und setzten in einer logistischen Meisterleistung mit um 20.000 Kriegern, sowie deren Frauen und Kindern - zusammen etwa 80.000 Menschen - im Jahr 429 von Spanien nach Nordafrika über und ging bei Tingis / Tanger an Land, um sich die reichste Kornkammer-Provinz des römischen Imperiums anzueignen. Bischof „Salvianus von Massilia“, welcher die Tugenden der Wandalen laut rühmte, beschrieb, dass König Gaiserich die Eroberung Afrikas als eine ihm von Gott gestellte Aufgabe angesehen habe. Die maritimen bzw. nautischen Fähigkeiten der Wandalen waren erstaunlich, sie beherrschten bald das Mittelmeer. Sie machten Karthago zu ihrer Hauptstadt. Africa war dicht besiedelt, von enormer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung und erbrachte gewaltige Steuereinnahmen. Dort wohnten um 10 Millionen Mischvolk des Imperiums und kaum 100.000 Wandalen, weshalb die wandalische Innenpolitik sich oftmals zu harten Maßnahmen genötigt fühlte. Gaisarich schuf eine bedeutende Flotte, eroberte Sardinen, Korsika, die Balearen und einen Teil von Sizilien. Am 2. Juni 455 griff die wandalische Seemacht Rom selbst an und plünderte ohne Gegenwehr der Römer die Schätze der Hauptstadt. Vierzehn Tage und Nächte dauerten die systematischen Bereicherungen, alles was erreichbar war an öffentlichen oder privaten Werten wurde auf die Schiffe geladen. Auch die goldenen Gerätschaften des jüdischen Staatskultes, wie der siebenarmige Leuchter, die von Titus während der Eroberung Jerusalems aus dem brennenden Judentempel geholt und nach Rom verbracht worden waren, gelangten jetzt ins wandalische Karthago. Dieser ganze Vorgang verlief derart schonend, dass die Römer kurz darauf ihre Zirkusspiele weiterführten als sei nichts geschehen. Die Botschaften zwischen den in Schlesien Zurückgebliebenen und den Afrika-Auswanderern gingen hin und her, die Letzteren wollten ihre Heimatrechte an ihren schlesischen Ländereien keinesfalls aufgeben. Gaisarich starb am 25. Januar 477. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Hunerich Nachfolger, der einem Ältestenrat vorstand. Er versuchte die Glaubenseinheit seines Staates zu erreichen, durch diverse Zwangsmaßnahmen gegen die weströmisch agierende bzw. opponierende katholische Kirchenorganisation. Durch die Angriffe Ostroms (533/34) wurde das Wandalenreich vernichtet. Die Niederwerfung durch den byzantinischen Feldherrn Belisar gelang, weil eine Flotte mit den 5.000 besten wandalischen Kriegern kurz vorher unter der Führung von König Gelimers Bruder Tazon nach Sardinien gesandt worden war, um einen dortigen Aufstand niederzuschlagen. Der oström. Berichterstatter Prokop gab an („Vandalenkrieg“) : „Alle haben sie weiße Hautfarbe, blonde Haare, sind groß von Gestalt und schön von Gesicht.“ Nach Kriegsende wurden die wandalischen Krieger an oströmischen Perser-Fronten verheizt, der Volksrest nach dem Orient deportiert und die Frauen in Zwangsehen gepresst, um das wandalische Blut untergehen zu lassen. Prokop spricht von den „gewaltigen Schätzen und wunderschönen Weibern“ die von den Siegern gewonnen wurden und deren „unersättlichen Lüsten“.