Rennofen-Versuchsbau von Schmied und Schlosser Peter Broich in Kürten-Waldmühle
im Rheinisch-Bergischen Kreis
 
BERGISCHES LAND
 
Im Bergischen Land, im Siegerland,
gewannen seit Urzeit die Schmiede
rinnendes Erz, aus der Erde gebrannt,
des’ zeug’ die Erinnerung im Liede.
 
Die Berge boten den Silber-Hort,
gut kannten die Kenner die Plätze,
Grubenholz gab jeder Waldesort,
zu schürfen die blinkenden Schätze.
 
Überall wirkten am Minen-Werk,
die Kumpel und Knappen, Bestaller -;
es bargen die Beute aus Stolln im Berg
Holzknechte und Köhler, Metaller.
 
Rennöfen rauchten am Wiesenrain,
das Erz rann gehorsam in Bahnen,
glühend in Tiegel und Formen hinein,
weit wehten die dampfenden Fahnen.
 
Hier schuf Sigurd sein Siegeschwert,
in des listigen Fafnirs Gehause.
Der Niblungen Schätze hat er begehrt,
nach des Drachenkampfes Gebrause.
 
Da war ein anderer hochberühmt,
dem mochte ein Wunder gelingen,
Ulfberth hieß er, dem Ehre geziemt,
der zauberte hiebfeste Klingen.
 
Stählern hinab bis zum Eisenkern,
waren Ulfberth-Schwerter beschaffen,
begehrlich gehandelt von nah und fern,
als die besten der üblichen Waffen.
 
Bis heute noch gilt als die erste Wahl,
beste Ware aus Bergischem Land,
hoch geschätzt ist der Solinger Stahl,
keinen feineren hat man gekannt.
 
Übertreibe ich oder bin ich gerecht ?
Mein Opa beschlug noch die Hufe -,
er stammte aus altem Schmiedegeschlecht,
drum acht’ ich die Schmiede-Berufe.
 
Aus Gräfrath kamen die Ahnen her,
des Mütterchens zahlreiche Sippe -;
der Steingass-Familie geb’ ich die Ehr’,
erwuchs ich doch selbst ihrer Rippe.
 
Das Bergische Land ist eine Nordrhein-Westfälische Region zu der das Städtedreiecke Remscheid-Solingen-Wuppertal gehört, auch Teile des Rhein-Sieg-Kreises. Als Hauptstadt des Bergischen Landes wird inoffiziell zumeist die Großstadt Wuppertal angesehen. Der Bergbau hat hier uralte Tradition, die ältesten Hinweise darauf stammen aus dem 6. / 7. Jh. v.0. In sog. „Rennöfen“ schmolz man das Eisenerz. Das waren aus Steinen erbaute, mit Lehmschichten ummantelte Öfen, in denen Erz und Holzkohle abwechselnd so geschichtet wurde, dass die vorhandenen Luftdüsen die notwendige Sauerstoffzufuhr erbrachten, um die erforderlichen Temperaturen entstehen zu lassen. Die Rheinfranken besaßen also schon zur Latenezeit eine ausgeprägte Metallurgie. Ergebnisse der modernen sog. metallografischen Forschung belegen, dass die frühmittelalterlichen fränkisch-alemannischen Schwerter zu ihrer Zeit Spitzenprodukte darstellten, welche auf höchstem handwerklichem Niveau hergestellt wurden. Hauptsächlich sind im Bergischen Land Eisen, Blei und Silber abgebaut, auch Braunkohlen im Stollenbau. Bergbau aus dem 1.-3. Jh. ist ebenso nachweisbar wie mittelalterlicher Bergbau. Urkundlich ist für das Jahr 1122 belegt, dass Kaiser Heinrich V. der Abtei Siegburg Rechte zum Abbau von Metallerzen verlieh.
 
Wenn man der traditionellen Nibelungensage folgen will, kam der sein berühmtes Schwert schmiedende Drachentöter Siegfried/Seyfrit/Sigurd aus Xanten am Niederrhein. Eine Sagenstelle, die über seine Herkunft berichtet, lautet: „Es wuchs in Niederlanden eines edeln Königs Kind - sein Vater hieß Siegmund, seine Mutter Siegelind - in einer reichen Veste, ferne wohlbekannt - tief unten an dem Rheine; sie war Burg Santen genannt.“ Was liegt näher, als zu folgern, dass der junge Siegfried in der für ihn nächstliegenden Region das Schmiedehandwerk erlernt hat, nämlich im Bergischen Land. Eine alte Legende besagt, dass erstmalig ein nordischer Schmied namens Ulfberth die allererste Schwertklinge komplett aus Stahl bis in den Kern hinein erschaffen habe. Und tatsächlich, die wertvollsten Faustwaffen des Frühmittelalters waren die „Ulfberth“-Schwerter. Ihr Material lässt sich mit modernem Stahl vergleichen. Es scheint so, als wären die Ulfberht-Schwerter ihrer Zeit voraus gewesen. Ihre eingearbeitete Hersteller-Signaturen lauteten typischerweise z.B.: „ULFBERTH“, was Glanzwolf bedeutet. Es kam darauf an, ein möglichst schlackestoffarmes Eisen zu bekommen, dafür wurde es tagelang zusammen mit Kohle bei 1.300 bis 1.400 Grad Celsius in luftdichten Tiegeln erhitzt. Viele der außergewöhnlichen Klingen wurden in Wikingergräbern gefunden. Neuere Forschungsergebnisse lassen erkennen, dass die Schmiedewerkstätten dieser Wunderwaffen des 8. bis 11. Jhs. im ostfränkischen Reich lagen. Beispielsweise besteht das Schwert aus der Essener Domschatzkammer aus mustergeschweißtem Stahl, der äußerst geringe Mengen Schwefel- und Phosphoranteile und Spitzenwerte von 1,1 % Kohlenstoff aufweist. Die Klinge verjüngte sich stärker je näher sie der Spitze kam, was die Balance des Schwertes näher zur Hand brachte. Deshalb waren Ulfberth-Schwerter schneller als andere. Der Ursprung der frühesten dieser Klingen liegt vermutlich zwischen Maas und Niederrhein. Es gibt fachmännische  Ansichten, die die Ulfberth-, Ingelred- und Gicelinschwerter als bergische Schwerter bezeichnen. Bis heute hat sich die Region ihren alten guten Ruf bewahren können. Die Stadt Solingen ist das Zentrum der deutschen Klingen-, Messer- und Schneidwarenindustrie, die hier seit Beginn des 13. Jhs. nachweisbar ist. Aus dem heutigen Solinger Stadtteil Gräfrath stammte Josef Steingass, der Vater meiner Mutter, der dort eine Schmiede besaß. Er siedelte zwischen den Kriegen mit seiner großen Familie nach Frankfurt am Main über, gründete dort ebenfalls eine Kunstschmiede und einen eisenverarbeitenden Betrieb, aus dem im Jahre 1952 eine Fabrik für Kugellenkkränze hervorging, die heutige Weltfirma „Jostwerke“ in Neu-Isenburg bei Frankfurt.