18.05.2022
 
 
Ein Sonnen-Rad-Halo bei Vemdalen, Januar, Mitte Schweden. Der „Halo“ ist ein Begriff für Lichteffekte der atmosphärischen Optik, die durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entstehen. Die Sonne kann als Kreuz, als Rad und als Dreiform gesehen werden.
 
 
Die Motive der Gewand-Nadeln der germanischen Frühzeit sind in aller Regel Sonnen-Zeichen: Sonnen-Kreuze, Sonnen-Räder, Sonnen-Doppelräder, Sonnen-Kreise. Die 6. Nadel von links stammt aus dem „Germanengrab“ von Itzehoe. Das 6-speichige Sonnenrad und die Zahl Drei trugen hervorgehobene Bedeutungen im Sonnenkult unserer deutschen Vorfahren von der Bronzezeit bis zur ODING-Runenreligion der Spätantike. 
 
Beispiel, „Germanengrab“ in Itzehoe
 
Ein Grabhügel der älteren und mittleren nordischen Bronzezeit, mit 12 zeitlich aufeinanderfolgenden bronzezeitlichen Gräbern im schleswig-holsteinischem Itzehoe (Periode II und III, 15. bis 13. Jh. v.0) wurde 1937/8 von Dr. Günther Haseloff ausgegraben. Man gedachte die Örtlichkeit von drei erhaltenen Grabstätten dauerhaft zu schützen und zur überbauten Weihestätte des sog. „Germanengrabes“ zu gestalten, um der Bevölkerung einen gedanklichen Zugang zu ihren jahrtausendealten Kontinuitäten zu vermitteln. Das wertvolle Bodendenkmal wurde mit einer bis zu 9,20 m hohen Halle aus Kuppel und Tonnengewölbe überdacht und durch einen Erdauftrag zum Hügelgrab geformt. Das ursprünglich „Galgenberg“ genannte Hügelgrab war eine der großen Grabanlagen der nordischen Bronzezeit in Schleswig Holstein und lag am nördlichen Rand der Itzehoer Innenstadt, auf dem Sandrücken der Hohen Geest. Es war weithin sichtbar und erlaubte einen erhebenden Blick über die Marsch bis zur Elbe. Die Grabanlage wurde damals neben einem Handelsweg errichtet, der aus dem westlichen Holstein an das Störufer bei Itzehoe führte. Von hier aus gab es schon in der Bronzezeit eine schiffbare Verbindung über die Stör und Elbe zum Warenaustausch mit den Stämmen südlich der Elbe. Eine mittelalterliche Nutzung des Hügels als Richtstätte und Galgenberg begann durch das Itzehoer Zisterzienserinnenkloster. Die Ausgrabung des gesamten Hügels erbrachte folgenden Befund: Acht Grabhügeln enthielten 12 Gräber, in denen Männer und Frauen sowie ein Kind bestattet waren. Das Hügelgrab wuchs zu dieser monumentalen Begräbnisstätte an, indem die beiden unteren, nebeneinander liegenden, ursprünglichen Kernhügel immer wieder durch Nach-Bestattungen erhöht und/oder verbreitert wurden. Der Gesamtkomplex wies letztlich eine Höhe von 5,50 m auf und hatte einen Durchmesser von ungefähr 30 m. Seine Ränder stiegen steil an. Andere Grabhügel ragen 9 m hoch, drei über 8 m, sechs sind größer als 7 m und zwölf übertreffen 6 m. Zwischen 5 und 6 m Höhe rangieren immerhin 23 Hügelgräber. Die historische Bedeutung des Itzehoer Hügels liegt im inneren Aufbau des Grabhügels. Die wohl acht Bauperioden mit ihren 12 im Ganzen ungestört erhaltenen Gräbern sind deutlich abgrenzbar und stehen in eindeutiger zeitlicher Abfolge. Dadurch ermöglichen sie einen einzigartigen Einblick in die ältere und mittelbronzezeitliche Bestattungskultur in Schleswig-Holstein. Mit Ausnahme der beiden Feuerbestattungen erfolgten alle Grablegungen als Einzelgrabbestattung in Baumsärgen. Die Körper wurden in Ost-West-Richtung (bei kleinen, vielleicht jahreszeitlich bedingten Abweichungen) mit dem Kopf im Westen gebettet. Der Blick der Toten war nach Osten gerichtet in die Himmelsrichtung der aufgehenden Sonne. Die Bestattungen enthielten in 10 Fällen Grabbeigaben aus Bronze oder Ton. Beigaben wie Nadeln, Fibeln und Gürtelhaken deuten darauf hin, dass der Leichnam bekleidet in den Sarg gelegt wurde. Andernorts wurden zusätzlich Rinderfelle als Unterlage der Toten im Baumsarg identifiziert. Beigelegte Waffen und Schmuck sowie Tongefäße werden als Totenfürsorge für die Ahnen in einem Leben nach dem Tod gedeutet. Wir kennen nur einen Teil der Beigaben. Die wirkliche Anzahl war wohl bedeutend größer. Nur Stein, Ton und Bronze konnten dem Verfall widerstehen.
 
 
Fund-Verbreitungskarte der Rad-Nadeln Typ Speyer 1. Das Sonnenrad-Motiv der Gewandnadeln fand im südwest- und südost-deutschen Raum starke Verbreitung. (Wolf Kubach, Die Stufe Wölfersheim im Rhein-Main-Gebiet (= Prähistorische Bronzefunde), 1984
 
 
Mit Radkreuzen verziert ist die bronzezeitliche sog. „Balkakra-Trommel“ (re. die Gravur Oberseite), oder Haube auf einer sonnen-sakralen Idol-Stange, die 1847 in Svarte, Schonen/Schweden gefunden wurde und ein genaues Gegenstück besitzt, das man 1913 in Haschendorf im heutigen Nordungarn fand. Beide weisen einen Kreisdurchmesser von fast 50 cm und einer Höhe von ca. 40 cm auf. Das südlich gewanderte Objekt fand man bei Hasfalva (deutsch: Haschendorf), nahe Sopron (deutsch Ödenburg). Beide Objekte sind in die ältere Bronzezeit um 1.500 v.0 datiert worden. Der ungarische Ortsname Sopron ist deutschen Ursprungs und wurde ursprünglich Suprun geschrieben. Erst seit Mitte des 14. Jh. setzte sich die Schreibung mit o durch. Der Ortsname lässt sich vom altbairischen Sûprun (Sauprunn) ableiten, wobei altbair. prunn ‚brunn‘ entspricht, also ‚Saubrunnen‘, der früheren Bezeichnung des Gebiets zwischen den Dörfern Kroisbach und Wolfs. Der altdeutsche Ortsname Ödenburg geht vermutlich auf Odburg/Odenburg zurück, könnte also als eines der vielen frühmittelalterlichen germ. Od-Kultorte gedeutet werden. 

 

Hände und Maske des Sonnengott-Idols (hier keine maßstäblichen Abbildungsproportionen), mit vielen Sonnen-Kreisen, Malkreuzen auf beiden Handflächen, Sonnen-Spirale und S_klein.JPG-Runen bzw. Sonnen-Runen „sowilo“ (9. ODING-Rune). Ein noch heute sichtbarer Grabhügel, der sog. Pommerkogel, des Hügelgräberfeldes von Kleinklein und die prähistorischen Siedlung von Kleinklein, Gemeinde Großklein, liegen auf einem niedrigen Bergrücken am Zusammenfluss von Sulm und Saggau in der Südsteiermark. Nach dem heutigen Kenntnisstand besteht dieses Hügelgräberfeld aus mehreren Grabhügelgruppen mit insgesamt mehr als 700 Grabhügeln und einer separaten Nekropole mit vier reich ausgestatteten Grabhügeln, den Hartnermichelkogeln 1 und 2, dem Pommerkogel und dem Kröllkogel. In der Nekropole fanden vom Ende des 9. Jh. v.0 bis in die erste Hälfte des 6. Jh. v.0. Bestattungen statt. Mit dem Anlegen des letzten und wahrscheinlich auch reichsten Fürstengrabes, des Kröllkogels, scheinen auch die Hügelbestattungen in den anderen Grabhügelgruppen um Kleinklein zu enden. Bei den Grabungsuntersuchungen in Nekropole und Siedlung kamen die bedeutsamen Funde, wie die Bronzehände im Jahr 1860 und die Maske im Jahr 1905 aus dem Kröllkogel ans Licht. Es handelt sich um Bronzegefäße, Brustpanzer und Helm. Der Fürst war in einer steinernen Grabkammer mit einem Zugangskorridor beigesetzt. - Zm Fundumfang gehören eine Maske und zwei Hände, aus der ersten Hälfte des 6. Jh. v.0. Sie wurden aus einem Stück Bronzeblech in Treibtechnik angefertigt und waren ursprünglich auf einer Form aus Holz befestigt gewesen. Die halbrunden Ohren (die sich zu einem vollen Rund der Sonne (?) zusammendenken lasssen) sind angenietet. Die Augen, die Nase und der Mund wurden schematisch wiedergegeben. Am Rand der Maske angebrachte Nägel zeigen, dass sie wahrscheinlich als Sonnen-Idol auf einem Träger aus Holz befestigt war. Die ebenfalls aus Bronzeblechen gefertigten Hände schmücken reiche solare Verzierungen, die in Punzbuckeltechnik ausgeführt sind. („Archäolog. Mus. Schloss Eggenberg“, Graz)

Bronzezeitliche goldene Kreuzscheiben u. Kreuzschalen

Mario Pahlow schreibt in „Gold der Bronzezeit in Schleswig-Holstein“ (2006), S. 25f: „Gegen die eher kleinen Goldscheiben von den britischen Inseln [6 Exemplare] heben sich die norddeutsch-südskandinavischen deutlich anhand der Größe von über 12 cm ab. Bei dem einzigen nordischen Vertreter der kreuzverzierten Sonnenscheiben aus Glüsing (Kat.-Nr. 130) betrug sie 19,5 cm … Als antiquiertes Hauptmotiv dient das mit einem Leiterband ausgefüllte Kreuz, das nur bei diesem Exemplar in den nordischen Raum übernommen wurde. Allerdings ist es nicht mit vier, sondern mit acht Balken versehen. Das umlaufende Leiterband, das bereits von den britischen Funden bekannt ist, findet sich ebenfalls in drei konzentrischen Zonen wieder. Die Vorliebe des nordischen Metallhandwerks für eine flächendeckende Verzierung zeigt sich bereits bei diesem Fund. Der freie Raum zwischen den Kreuzbalken ist mit kleinen herausgedrückten Buckelchen überdeckt. Eine weitere Zone konzentrischer Kreisgruppen liegt zwischen dem innersten Leiterband und den beiden äußeren.“ Neben den Goldkreuzscheiben stehen die Goldkreuzschalen. Die Goldschale von Depenau (Kat.-Nr. 189), aus dem Kirchspiel Bornhöved/Herzogtum Holstein, trägt ein prächtiges Tupfenkreuz auf dem äußeren Beckenboden. Die schwedische Goldschale von Mjövik (Gemeinde Karlskrona) zeigt ein sechstraliges Sonnenradkreuz, ebenso wie die Goldschale von Glüsing in Dithmarschen, mit Durchmesser von 18 cm., aus 1.450-1.250 v.0. Sie war einem Toten neben Schwert, Dolch und Beilen ins Grab gegeben worden, der möglicherweise ein Diener des Sonnenkultes war. In Dänemark und Norddeutschland wurden ca. 50 Schalen des gleichen Typs gefunden. Die schwedischen Schalen wurden wahrscheinlich zwischen dem 12.-9. Jh. v.0 hergestellt. Die Goldkreuzschale von Krottorf (Sachsen-Anhalt) ist eine wahrscheinlich aus 14. Jh. v.0 herrührende Arbeit, die das „Landesmuseum für Vorgeschichte“ in Halle aufgewahrt. Die mit typisch nordischem Designe ausgestattete goldene Kreuzschale von Axtroki gelangte nach Iberien und wird im „Museo Arqueologico Nacional“ in Madrid gezeigt.
 
 
Obere Reihe von links nach rechts: 1.) Goldscheibe aus Kupferzeitalter bis Frühe Bronzezeit, 2.500/2.000 v.0, gefunden nahe „Lough Ree“ im Zentrum Irlands (Nat.-Mus. Dublin) - 2.) Goldschale von Krottdorf aus mittlerer Bronzezeit - 3. Felsritzbild Sonnenstandarte von Backa-Brastad/Bohuslän/Schweden. Untere Reihe von links nach rechts: 4.) Überwiegend heidnisch gepägtes allemannisch-wodanisch-synkretistisches Goldblattkreuz von Spötting bei Landsberg am Lech, Grab 19, aus Mitte 7. Jh.. Zwei dieser Adelsgräber enthielten Goldblattkreuze, die auf einen Schleier genäht, den Verstorbenen über das Gesicht gelegt wurden. - 5.) Auf dem Kinn eines in Giengen an der Brenz bestatteten Mannes lag, flankiert von zwei Adler- oder Rabenfigürchen (hier nicht abgebildet), ein Goldblattkreuz dessen Mittelpunkt ein sog. „Wodanknoten ziert. Alle drei Stücke sind aus Goldfolie ausgeschnitten und über einem Model gepresst. Der obere Kreuzarm zeigt ein bärtiges Männergesicht; die übrigen Kreuzarme und das Zentrum sind mit für das alamannische Gebiet typischen Flechtbandornamenten geschmückt. 6.) Bronzezeitliches Bernstein-Sonnenkreuz-Amulett (Griff aus Bronze) aus Dänemark. 7.) Schnauzbärtiger Wodankopf vom oberen Kreuzbalken von Goldblattkreuz aus Lauchheim, Ostalbkreis, Gräberfeld Wasserfurche, Grab 38. Beerdigt wurde ein ca. 50jähriger Mann, mit seinen Waffen und der Reiterausrüstung. Aufbewahrt im „Archäolog. Landesmus. Baden Württembeg“.

Was lehren uns diese Funde ?
 
 
1.) Dass das vermeintlich christliche Kreuzzeichen jahrtausendelang als Heilssymbol vorchristlicher Sonnenreligionen galt, bis in die Tatzenkreuz-Goldblatt-Formen des germanischen synkretistischen Spätheidentums hinein, im 6. bis 8. Jh.
 
2.) Dass die vermeintlich christliche Grablegesitte, mit Blickrichtung des Toten nach Osten, ebenso ein vorchristlicher Sonnenkult-Brauch gewesen ist. Damit kann ich eine weitere untermauernde Bestätigung meiner Vermutung anführen, dass das nach Nordost angelegte Gab am Agisterstein (Externstein), bei Horn-Bad Meinberg im Teutoburger Wald, vorchristlicher Natur sein könnte/müsste und nicht erst im Mittelalter, als kirchlich beauftragte Nachbildung des Jerusalemer „Grab Christi“, geschaffen wurde.
 
3.) Dass ca. 40 km südlich von Graz, dem steiermärkischen Hügelgräberfeld von Kleinklein (Gemeinde Großklein), mit dem Pommerkogel, wo die berühmte „Großkleiner Maske mit den Bronzehänden“ aus dem hallstattzeitlichen 7./6. Jh. v.0 gefunden wurde, bereits runenartige, also vorrunische Sinnzeichen auf den Bronzehänden, aber auch auf Zistendeckeln, erkannt werden können. Die Sowilo-Sonnenrune gehört hier zum solar-symbolischen Kontext des Gesamtarrangements. Beachtet muss in diesem solarphänomenologischen Zusammenhang auch werden, dass den entsprechenden Funden nach zu urteilen, die bronzezeitlichen mittleren Donauländer unverkennbar frühe Impulsgeber waren für die Verbreitung der doppelspiraligen Sonnen-Heils-Zeichen.
 
            

KREUZESZEICHEN

Priester schlagen Kreuzes Zeichen,
damit die dunklen Geister weichen.
Was sie im Trane nicht bedacht,
dass Heiden es gerad‘so gemacht.

Lange bevor der Christus-Wahn
die Menschenhirne fasste an,
galt das Kreuz als Lichtes Segen,
Sonnenstrahles Heilkraft wegen.

Das Kreuz ist nicht von Golgatha,
ganz anders ist was dort geschah.
Den Jahrmarktredner Jesus hing
man an ein pfahlähnliches Ding.

In Jerusalem stand nur ein Pfosten,
man sparte für ein Kreuz die Kosten;
ein zweiter Balken schien zu teuer,
denn niedrig war die Judensteuer.

Die Römer banden die Verbrecher,
Sikarier auch, die Messerstecher,
jüdische Fanatiker und Hasser,
an Marterpfähle, roh und krasser.

Der Tod am Kreuz ist nur Legende,
der Kirchenväter Einfalls-Spende -,
freie Erfindung einer Mafia-Sippe,
der frühkirchlichen Lügen-Lippe.