Malbergkuppe mit Quellen-Kapellchen am Südhang
 
Am 11. Herbstmond 7018 n.M. besuchte ich mit Freunden den Malberg bei herrlichem „Kaiserwetter“. Der Besuch hat sich gelohnt. Von weitem schon ist der markante Kegelberg auszumachen, auf dem zur Keltenzeit Ringwälle zur Verteidigung angelegt worden sind und auf dem ebenfalls zur Germanenzeit ein „Malberg“, also ein Thingplatz, eingerichtet war, an dem Volksberatungen und Rechtsprechungen geschahen. Die vielen geheimnisvollen Steinformationen laden zum Nachsinnen ein. Wer eine unverbrauchte Imaginationskraft in der Seele trägt, der sieht sie vor sich, die Gestalten aus der Frühzeit unseres Volkes, wie sie um und auf den Felsstühlen und -tischen lagerten, um ihre Parawaris und Esagos herum. Wie sie Beratungen hielten, um die jüngste Not, um die Abwehr feindlicher Rotten, feindlicher Überfälle, die es immer gegen die friedlichen und fleißigen Landsassen gab, nicht anders als heute. Das unüberbietbar Schreckliche heutiger Tage ist es aber, dass die eigene Regierung bestrebt ist, das Volk durch Ansiedlung fremdartiger Massen auszulöschen. Unser inneres Auge sieht sie, wie Kelten und Germanen mit Ross und Wagen zum Malberg durch die Ebenen herankamen, wie sie auf die baumlose Kegelspitze emporstiegen, wie sich alte Freunde und Sippengenossen in Wiedersehensfreude in den Armen lagen und sich gegenseitig Heil und Segen zuriefen. Wir sehen, wie sie kalte Bratenhappen aus den Lederbeuteln hoben, sich gegenseitig Leckerbissen zureichten und aus den Metfässchen den goldgelben Honigwein in die Trinkhörner schäumen ließen. Zum Abschluss der Things wurden die rituellen Handlungen zur Segensbitte an die Heilsmächte vollzogen. Dazu gehörten immer auch die weiblichen Naturkräfte, die sog. Disen, die Heilrätinnen. Noch heute gibt es die Stillen im Lande, die Heimatverbundenen und die Altgläubigen welche an die Disen ihre kleinen Dankbarkeiten und Bitten herantragen. Wir erkannten eine Steinmulde auf der Malbergkuppe in der sich bescheidene Opfergaben niedergelegt fanden. Der Bibelglaubenterror der fremdvölkischen Christenkirche hat es in anderthalbtausend Jahren des grausen Mittelalters nicht vermocht, den Volksglauben gänzlich auszurotten; das macht Mut !
 
Disen-Opfer für die weiblichen Naturgeister
 
Nordöstlich von Koblenz an Rhein, nördlich von Montabaur liegt die kleine Siedlung Ötzingen (1362 Ozingen, 1385 Oezingen, 1386 Oitzingen, 1417 Oytzingen, 1476 Uitgzingen, 1476 Otzingen, 1589 Oezingen) mit ältester Schreibweise Ozingen, also der Urlautung Otingen, denn den Buchstaben „z“ gab es in germanisch-deutscher Vorlateinperiode nicht, handelt es sich um ein echtes Od-Dörfchen, d.h. einer Kultstätte der altdeutschen Od-Religion (Wodan, Godan, Odin, Goð, Gott), denn „t“ und „z“ waren in Lautwert und Schreibweisen variabel. Die Westerwald-Gemeinde liegt am Fuße vom 422 m hohen Malberg, einem längst erloschenen Vulkan, der höchsten Erhebung der Montabaurer Senke. Am Rande seines Gipfelplateaus finden sich die Reste von drei frühgeschichtlich-keltischen Ringwällen. Als ab dem ersten Jh. v.0 die Region zunehmend germanischen Siedlern zur Heimat wurde, ist der markante Bergkegel zur Malstätte d.h. Volksversammlungs- bzw. Thingplatz geworden. Der beste Nachweis dafür ist außer dem bezeichnenden Begriff Malberg auch die Malbergkapelle am Osthang (Sonnenaufgangsseite), denn Feldkapellen wurden während der Missionsphase kirchlicherseits allein dort errichtet, wo heidnische Heilsstätten entdämonisiert und mithin geweiht werden sollten. Die heutige Malbergkapelle ist erst 1892 errichtet worden, von einem Vorgängerbau ist bisher nichts in Erfahrung zu bringen gewesen. Markante Basaltürme und weitere wunderschöne Felsformationen, die überall aus dem Boden aufragen, findet der Wanderer bei seiner Rundtour. In Kapellennähe liegt der „Helje Brunn“, ein früher als Heilquelle genutzter Born. Wie könnte es anders sein, dass sich um den altheiligen Malberg und seine Felsgebilde die Legenden ranken. Ein Felsgebilde heißt der „Huhe Fils“ (Hoher Fels ?) mit seinem Wackelstein und dem „Richterstuhl“, einer Stätte an der offenbar einstmals reguläres Gericht gehalten wurde oder auch die Feme stattfand. Eine der Spalten wird im Volksmund Wildweiberhäuschen genannt. Dort sollen drei wilde Frauen gehaust haben, die als Hexen verschrien waren und gelegentlich in den umliegenden Dörfern umhergingen. Im nahen Moschheim trieben sie am Sonntag wenn niemand zu Hause war ihr Unwesen. Sie stifteten Unordnung, stahlen oder legten Feuer in Schuppen, doch seltsamerweise wurde nie großer Schaden angerichtet. Die „wilden Weiber“ sollen den guten Menschen jedoch hilfreich gewesen sein. Es wird erzählt, die Hexen hätten oftmals in der Nacht den Witwern in Leuterod die gesamte Hausarbeit erledigt. Eines Tages wären sie plötzlich verschwunden und niemand hat danach wieder etwas von ihnen gehört. Eine andere Sage erzählt von einer weißen Hexe, die zwischen den Felsen hauste. Gelegentlich hallte in der Nacht gewaltiger Krächzen und Geschrei vom Malberg hinunter, so dass sich mancher fürchtete. Dann, so munkelt man, fahre die weiße Hexe aus dem Wildweiberhäuschen aus. Demnach war der Malberg auch einer der sogenannten Frauenberge, von denen wir in den keltisch-germanischen Heimatgauen so viele kennen. In kirchenchristlich bestimmten Zeiten hat man die heiligen weisen-weißen Frauen zu Hexen verketzert, sie galten aber in Heidenzeiten als hilfreiche Feen, Disen, Heilrätinnen, also weibliche Naturgeister und mythologisch-religiöse Gestaltungen, die aus den Vorstellungen der drei Nornen (Parzen, Moiren), den Schicksalsweberinnen hervorgegangen waren und in den römer- bzw. kaiserzeitzeitlichen Jahrhunderten sich zum Drei-Matronenkult oder Mütterkult auswuchsen.