DAMEN-GYMNASTIK

Viele Freuden kennen Frauen,
die zu freuen sich getrauen -,
von den kleinen Alltags-Sünden,
bis zu tiefen Wollust-Gründen.

Die Pralinchen und die Törtchen,
ein Likörchen beim Abörtchen -,
die verschwieg’nen Leckereien,
die sich Frau’n so gern verzeihen.

Doch die schönste Abendfreude,
die auch niemals später reute,
ist für Damen, die nicht rastig,
jede Woche die Gymnastik.

Zwar ist nett das Kaffeekränzchen,
aber Röllchen und das Ränzchen,
warnen täglich vor dem Spiegel -;
dieser setzt so manchen Riegel.

Auch der Tanzkurs liefert Spaß,
doch das Hüpfen wie ein Has’,
ist wohl mehr für jüngere Leute,
die das Schwitzen nicht gereute.

Im Fotokurs der Volkshochschule,
sitzen meist’ zu viele Schwule -,
über die will keiner lästern --;
frau ist lieber unter Schwestern.

Doch dann der Gymnastik-Abend,
der ist Herz und Seele labend -,
Frauen sind ganz unter sich -,
natürlich voll freikörperlich.

Keine einz’ge Frau ist prüde,
keine schlaff und keine müde -,
jede Stellung wird probiert -;
beim Turnen wird sich nie geniert.

Köstlich sind die Perspektiven,
die geraden wie die schiefen -,
und Frauen lernen nebenbei,
wie das Weib beschaffen sei.

Denn es gibt so manche Stellen,
die sich Damen nicht erhellen,
die sind so versteckt am Leibe,
bleiben unbekannt dem Weibe.

Nur beim Nacktgymnastik-Reigen,
kann die Frau sich Frauen zeigen,
darf sich recken, frei sich strecken,

und sich selbst dabei entdecken.