Berliner Mauer - Gedenkstätte für die ermordeten Mauer-Toten
 
 
HARALD JÄGER

Sagt nicht, es gäbe keine Helden,
nicht nur aus alten Zeiten melden
all’ die Annalen Helden-Taten,
die zum Heil der Zeit geraten.

Die Drachenkämpfer gab es immer,
hell umflort vom Sigurd-Schimmer.
führen sie auch längst kein Schwert,
sind doch wie ein Siegfried wert.

Da war zum Beispiel Harald Jäger,
eines Grenzschutz-Amtes Träger;
für der Linken Drachen-Brut,
stand er im Grenzland auf der Hut.

Sollt’ er dem Drachen ewig dienen,
oder fand er bessere Schienen ?
Die Stunde der Entscheidung kam,
als er den Mut zusammen nahm.

Er stand an des Drachen Mauer,
im Moment der schlimmen Dauer,
da wurd’ die Angst ihm einerlei,
er gab den Schlagbaum allen frei.

Das war die Stunde der Erlösung,
die Drachenbrut der linken Bösung,
zog sich zunächst ins Nest zurück,
und hofft auf neues Teufels-Glück.

Doch erstmal sind sie frei gegangen,
die Mittel-Deutschen, die gefangen -,
weil ein Mann zum Held gedieh,
und auf „Befehl von oben“ spie !

 
Harald Jäger war zu Zeiten der DDR stellvertretender Leiter der Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße in Ost-Berlin. Er war dem „Ministerium für Staatssicherheit“ unterstellt. Am 9.11.1989 ließ er als diensthabender Leiter am Grenzübergang befehlswidrig die Kontrollen einstellen. Er gilt daher als der Mann, der faktisch die „Berliner Mauer“ geöffnet hat und die sog. „Ostdeutschen“ frei in den Westen passieren ließ. Gegen 20:00 Uhr sah er eine Fernsehübertragung der Pressekonferenz, in welcher Günter Schabowski die Nachricht über die neue Reiseregelung verkündete. H. Jäger versuchte sofort, telefonisch Genaues darüber zu erfahren, seine Vorgesetzten wussten nichts davon und signalisierten, es bliebe alles wie gehabt. Die ausreisewilligen „DDR-Bürger“ vermehrten sich aber dramatisch an den Kontrollpunkten. H. Jäger befahl gegen 23:30 Uhr seinen „Grenzübergang“ zu öffnen. Er erinnert sich: „Das alles zusammengenommen, war dann das Motiv des Handelns, so dass ich gesagt habe, jetzt reicht mir’s. Jetzt entscheidst Du’s auf eigene Faust …. Hab angewiesen, alle ausreisen zu lassen … lass alle ausreisen …“ Über diesen Grenzübergang gelangten zwischen 23:30 Uhr und 0:15 Uhr schätzungsweise 20.000 Menschen nach West-Berlin. H. Jäger weiter: „Ich bin dann in die ehemalige, alte BRD-Abfertigungsstelle gegangen, … und wollte meinen Tränen freien Lauf lassen … ich musste mit mir selbst erst mal allein sein … es war das Schrecklichste, das Schrecklichste und Schönste, das ich erlebt hatte … aber ich hatte Pech gehabt, in der Baracke stand schon ein anderer, ein Hauptmann, der geweint hatte…“
 
Die DVD zum Geschehnis