WARUM WIR LIEBEN
Einst, in mythisch gold‘nen Zeiten,
war der Urmensch solch ein Wesen,
aus dem Gottes-Od geronnen,
weiblich - männlich, auserlesen.
Einst, in mythisch gold‘nen Zeiten,
war der Urmensch solch ein Wesen,
aus dem Gottes-Od geronnen,
weiblich - männlich, auserlesen.
Androgyn, von edler Mischung,
in vollendet reifer Schönung,
wurd‘ der Mensch hochmütig eitel,
neigte rundum zur Verhöhnung.
in vollendet reifer Schönung,
wurd‘ der Mensch hochmütig eitel,
neigte rundum zur Verhöhnung.
All‘ die Wesen, im Vergleichen,
schienen ihm nur schlecht gelungen,
dass er sich in seinem Hochmut,
gar zur Gottheit aufgeschwungen.
schienen ihm nur schlecht gelungen,
dass er sich in seinem Hochmut,
gar zur Gottheit aufgeschwungen.
Da geschah des Himmels Strafe,
durchgeteilt, wie mit dem Beile,
fiel des Menschen Organismus,
aus der Ur-Welt Glück und Heile.
durchgeteilt, wie mit dem Beile,
fiel des Menschen Organismus,
aus der Ur-Welt Glück und Heile.
Seither suchen Mann und Männin,
Menschen-Männer, wie die Frauen,
voll der Sehnsucht, die Ergänzung,
um erneut sich anzutrauen.
Menschen-Männer, wie die Frauen,
voll der Sehnsucht, die Ergänzung,
um erneut sich anzutrauen.
Krank die Leiber, wie die Seelen,
leiden Menschen an der Spaltung,
ihrer unglücksel‘gen Artung,
wegen Gottes Strafe-Waltung.
leiden Menschen an der Spaltung,
ihrer unglücksel‘gen Artung,
wegen Gottes Strafe-Waltung.
Aus den Nöten dieser Trennung,
wuchs uns die Gewalt der Triebe,
die uns aufeinander treiben -,
denn uns heilen kann nur Liebe !
wuchs uns die Gewalt der Triebe,
die uns aufeinander treiben -,
denn uns heilen kann nur Liebe !
Schon der ario-indische Veda berichtet vom Urmenschen, der sich, indem er in Frau und Mann auseinander geriet, in tierischen Formen die Wesen der Welt – vom Pferd beginnend bis zu den Ameisen - erschuf. Die Tiere als die kleinen Brüderchen des Menschen. Vorher war der Urmensch ein androgynes, männlich-weibliches Wesen. Ebenso ist der mythische germanische Urriese Ymir ein solches menschengestaltiges Wesen, aus dem die Welt wurde, durch der Gottheit werken. Diese Vorstellung, von der Androgynität der Urmenschenschaffung erfahren wir auch aus dem antiken Griechenland. Platon lässt in seinem Dialog „Symposium“ den Dichter Aristophanes den Mythos von den „Kugelmenschen“ erzählen.Dieser Legende zufolge hatten die Urmenschen zu Beginn vier Arme, vier Beine und einen Kopf mit zwei Gesichtern. Zur Strafe für ein Vergehen der Anmaßung zerlegte Zeus die Kugelmenschen in zwei Hälften. Diese Hälften sind die heutigen Menschen. Sie leiden unter ihrer geschlechtlichen Unvollständigkeit; jeder sucht die verlorene andere Hälfte. Die Sehnsucht nach der einstigen Ganzheit zeigt sich in Gestalt des erotischen Begehrens, das auf Vereinigung abzielt.