VOM EWIGEN KAMPF
 
Nur wer von Herzen hassen kann, kann lieben,
Wer anderes redet, lügt ein Bild sich vor.
Von Hass und Liebe wird die Welt getrieben.
Vom ewigen Frieden redet nur ein Tor.
 
Ich bin kein Christ - ich bin es nie gewesen.
Das Sinnbild Gottes bleibt allein das Schwert.
Wahn ists, es werde einst genesen,
Die sich im Kampf erneut und verzehrt.
 
Kampf ist das Leben. Längst hab ich entledigt
Mich eines Irrtums, der den Geist verdirbt.
Was einst der Mann aus Nazareth gepredigt,
Ist ein Phantom, das an der Wahrheit stirbt.
 
Die Wahrheit ist: Unfriede, Hass und Rache
Sind gottgewollt wie Friede, Liebe, Glück.
Was wir mit ihnen tun, ist unsere Sache.
Es fragt kein Gott nach irdischem Geschick.
 
ENDE DES ÄONS
 
Die alte Welt zerbirst in Hass und Hader,
Die letzten Mahner traf der Meuchelstrahl.
Und Toren türmen Quader über Quader
An Freveln auf. Die Herde dient dem Baal.
 
Das Herz der Völker tut die letzten Schläge.
Europa sinkt, und Asiens Stern steigt auf.
Die Sklaven stehn am Rande, dumpf und träge.
Und ehern nimmt das Schicksal seinen Lauf.
 
Zu Ende ging der Traum von tausend Jahren.
Das Reich ist tot, mit ihm das Abendland.
Noch tönen grell die Pyrrhussiegsfanfaren,
Doch schon zur Faust ballt sich die gelbe Hand.
 
Und Dschingis Kahn, der große Geist der Ferne,
Prüft seine Rüstung, die der Feind ihm schafft.
Und listig lächelnd blickt er in die Sterne,
Bedenkt er seiner Völker Zahl und Kraft.
 
Martin Machule
 
(M. Machule (1899-1961) wurde in Berlin geboren, seine Familie ist schlesischer Herkunft. Er schrieb diese Gedichte unmittelbar nach dem Krieg, der mit dem Verlust seiner Heimat und ermordeten Familienangehörigen endete. )