NACHT-GEDANKEN
 
Wenn die roten Schleier sanken,
Sonnenglut im Meer versank,
schenkst Du mir die Nachtgedanken,
die um Deinen Leib sich ranken,
leise wächst mein weicher Dank.

Seidenweiche Seelenwogen,
hüllen die Erinnerung ein,
kommen übers Meer gezogen,
aus des Horizontes Bogen -;
alles was ich liebt’ war Dein !

Liebe -, fern bist du versunken,
Meereswogen schliefen drauf,
aus dem Grab hast Du gewunken,
Schatten hab’ ich nur getrunken;
nimmer steht die Liebe auf.

Steh’n am Himmel Glitzerknöpfe,
ruft mich Deines Körpers Bild,
schweigend ruhen die Geschöpfe,
Schlummer überzieht die Köpfe;
Sehnsucht hast Du mir gestillt.

Still ruht müdemattes Drängen,
das sich heiser nach Dir schrie,
das die fernsten Wegeslängen
überflog - Gefahr und Engen -
zu Dir ins geliebte „Sie“.

Hin zu Dir war all mein Wollen,
Du warst meiner Fahrten Glück,
mählich ist die Glut verschollen,
aber linde, ohne Grollen,
schaue ich auf’s Meer zurück.

Dunkle Meereswellen dehnen,
träumend unterm Mondeslicht,
ihrer nassen Leiber Sehnen,
gleich dem Locken der Sirenen,
überkrönt von Silber-Gischt.

Silberglänzend wie ein Linnen,
lag Dein Haar im Abendschein,
köstlich war es, Dich gewinnen;
niemals kann Dein Bild verrinnen.
Bis zum Tode bin ich Dein !