18.04.2024

Thomas_Mann_1a.JPG

Ludwig von Hofmann: „Die Quelle“ (1913). Das 1914 gekaufte Bild hing bis zu Thomas Manns  Abgang in seinem Arbeitszimmer. -- Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895) war ein deutscher Jurist, Journalist, Verleger, Schriftsteller und Pionier der Sexualwissenschaft. Er forschte und publizierte über gleichgeschlechtliche Liebe, die er „Uranismus“ nannte, und propagierte die Möglichkeit der Eheschließung zwischen zwei Männern, die er als „urnische Ehe“ bezeichnete. Das Kunstwort „homosexuell“ gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Der widerlich-ausschweifende Charakterzug des Thomas Mann, das eigene Lübecker Nest zu besudeln, trat ja schon mit seinem Erstlingswerk „Buddenbrooks - Verfall einer Familie“ (1901), zutage und steigerte sich in der Kriegszeit, als es um Sein oder Nichtsein seiner deutschen Nation ging, in den Weltmaßstab, als er für den US-Präsidenten eine denunziatorische Expertise über „böse und weniger böse“ NS-Deutsche aufzulisten hatte. Vielleicht lag es am Erbteil seiner portugiesisch-brasilianischen Mutter Julia da Silva-Bruhns, dass er nie rein deutsch empfinden konnte. Oder an einer unbewussten Prägung durch seinen jüdischen Vornamen. Möglicherweise lag es aber an seiner unglücklichen Neigung zur Homosexualität. Am 04.07.1920 schrieb Thomas Mann in einem Brief an den internationalistischen Komponisten Carl Maria Weber so offen wie nie über seine eigenen homosexuellen Neigungen. Es ist anzunehmen, dass sich die Mann-Brüder schon im Kinderzimmer, zu ihren Neigungen gegenseitig verführt haben. Thomas homoerotische Vorlieben wurden posthum auch durch seine Briefe und Tagebücher deutlich. Sie veranschaulichen, dass er der Liebe zu jungen Männern eine zentrale Bedeutung in seinem Leben beigemessen hat. Zu den neueren Büchern über Thomas Mann gehören auch jene, die sich ausführlich mit der Homoerotik des Autors beschäftigen, wie Karl Werner Böhm, „Zwischen Selbstzucht und Verlangen. Thomas Mann und das Stigma Homosexualität“ (1991) und Gerhard Härle, „Männerweiblichkeit. Zur Homosexualität bei Klaus und Thomas Mann“ (2002). Thomas Mann soll sich, so heißt es jedenfalls, zeitlebens seine homoerotischen Gelüste auszuleben, versagt haben.

Sein  Privatsekretär im amerikanischen Exil, war der aus Deutschland emigrierte Jude Konrad Kellen (eigentlich K. Katzenellenbogen), den Th. Mann nur „Konny“ nannte, jedoch mit Sicherheit  nicht  schwul war. Der als stinkreiches Jüngelchen in Berlin geborene Katzenellenbogen (aus Polen eingewanderte Familie), der die Deutschen zeitlebens glühend hasste, gehörte später zu der berüchtigten US-Geheimdiensttruppe „Ritchie Boys“, die eine wesentliche Rolle im besetzten Deutschland bei der sog. „Entnazifizierung“ spielten. Diese sei „nur eine Komödie“, wie Kellen an Mann berichtete, wobei Mann beim Frühstücksgespräch mit Ehefrau Katia (28.09.1947) vermerkte, „das zweifelhafte Gebaren Konny Kellens in Deutschland im Bunde mit seiner Mutter hier“, welche in den USA wieder Galeriebesitzerin wurde (Konrad Kellen, „Mein Boss der  Zauberer“, 2011). 

„URNING“

Ein „Urning“ gilt in der Natur
als unfassbares Unding nur.
Ein Faun der Frau‘n nicht lieben kann,
ist weder Weib, noch Thomas Mann.

So schlecht wie er die Welt begriff,
die Welt ihm in den Hintern kniff.
Drum sah er die Heimat negativ,
auf „Buddenbrooks“ er sich berief.

Die hatte er in perverser Lust,
aus seinem kranken „Urning“-Frust,
zum Abstieg in den Tod verdammt,
manch einer hat das „Kunst“ genannt.

Jedes Schwein im Schlachthof grunzt,
das zu besprechen ist nicht Kunst !
Wahre Kunst beschreibt das Streben,
das Liebes-Blühen hier im Leben.

Ein „Urning“ doch ist meist‘ pervers
und macht sich seinen falschen Vers.
Drum trug sich auch der Thomas Mann
im Krieg dem Feind als Diener an.

So offenbart sein Psychogramm
den Neiding als vom Höllenstamm.
Denn wer im Krieg zum Feinde hält,
ist der Abgründigste auf der Welt.

Pfui-Teufel, sagt der Deutsche sich:
„Der Thomas Mann war widerlich!“
Als in der Heimat Bomben fielen,
tät er mit seinen Däumchen spielen.

Er schrieb „Josef und seine Brüder“,
was er dabei dachte, war das bieder?
Was er damit zusammen-reimte,
er nur für Bibel-Freunde schleimte.

Für Deutsches fehlte ihm ein Gen,
drum blieb er nicht bloß unbequem,
vielmehr gilt das mit Fug und Recht:
Der war so link wie Bertolt Brecht.

Thomas Mann Werke:
Buddenbrooks – Verfall einer Familie - 1901.
Königliche Hoheit - 1909.
Der Zauberberg - 1924.
Joseph und seine Brüder - Tetralogie 1933-1943.
   - Die Geschichten Jaakobs. 1933.
   - Der junge Joseph - 1934.
   - Joseph in Ägypten - 1936.
   - Joseph der Ernährer - 1943.
Lotte in Weimar - 1939.
Doktor Faustus - 1947.
Der Erwählte - 1951.
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. 1954.