Bild: Rabbi Jeshua/Jesus tobt im Tempel zu Jerusalem - Hof, Hospitalkirche Kassettendecke, 1688/89 von Heinrich Andreas Lohe
 
WAR RABBI JESUS WIRKLICH FRIEDLICH ?
 
Was bedeutet die Stelle bei den Jesus-Agenten (Evangelisten = Botschafter, Sprachrohre), z.B. Matthäus 5,39:Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar.“ Auch bei Lukas 6,29a: „Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar.“ ? Man kann aus dem Vorsatz „widersteht nicht dem Bösen“, die vernünftige Mäßigungsmahnung herauslesen, sich nicht wegen jeder kleinen Herausforderung zur Gewalttat hinreißen zu lassen. Übrigens heißt es Wange und nicht Backe, im griechischen Urtext steht das Wort „rhapizo“, das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Es handelt sich dabei um eine Geste, die z.B. einem Herrn gegenüber seinem Knecht/Slaven üblicherweise gestattet war. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach jüdisch-rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Damals, als Jesus in jüdischer Kultur gelebt hat, wurde die linke Hand als die „Frauenseite“ angesehen und galt deswegen als „unrein“, daher hat man nur mit der rechten Hand jemanden geschlagen. Wenn man jedoch mit der rechten Hand jemanden auf die rechte Backe schlagen will, ist das allein mit dem harten Handrücken möglich. So hat man damals seine Untergebenen gezüchtigt. Freie Menschen wurden „ganz normal“ mit der Handinnenfläche geschlagen. Mit grundsätzlicher Gewaltlosigkeit hat das, was Jesus empfahl, nicht so viel zu tun wie es später durch Interpreten ausgelegt wurde. Es ist vielmehr eine Form der Herausforderung, etwa in dem Sinne: „Wenn du mich schon schlagen willst, dann mach‘ das so wie es mir als freiem Manne gebührt, denn ich bin nicht dein Slave.“ Das damalige Sittenprinzip lautete: Rechte Hand = Handinnenfläche auf linke Wange = Demütigung unter gleichwertigen Menschen - rechte Hand = Handaußenfläche auf rechte Wange = Demütigungsform gegenüber untergeordneten Mitmenschen. Wenn ein Mensch als Geschlagener die linke Wange hinhält, handelt es sich dabei um einen Gestus des Appells an den Schlagenden: „Nimm mich gefälligst ernst, ich bin dir ebenbürtig !“ Sich grundsätzlich beleidigen zu lassen, ohne sich zu wehren, dürfte nicht gemeint sein. Diese zur Jesuischen Kernaussage gepuschte „Bibelstelle“ ist fraglos überschätzt worden. Die Konsequenzen aus dem Rat des Rabbi Jesus wären: Entweder schlägt der Beleidiger tatsächlich noch einmal zu, nun aber auf die linke Wange, dann erkennt er die gleichhohe soziale Stellung des Gedemütigten an, was der Geschlagen als Triumpf verbuchen durfte. Oder der Schläger sieht von der Attacke ab, weil der Gleichstellungsgestus entwaffnend oder sogar eher als Drohung wirkt: „Ich bin dir gleich, hüte dich vor meiner Reaktion als Herr !“
 
Rabbi Jesus war in keinem Augenblick von friedlicher Gesinnung, im Gegenteil, er wünschte einen besonders qualvollen Tod für seine Feinde. Es heißt über ihn: „Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor mir.“ (Lukas 19;27). Zu seiner eigenen Mutter sagte er: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen ?“ (Matthäus 8;22 - Johannes 2;4). Bei Lukas 14;26 stellte Jesus klar, dass die Menschen sogar ihre eigenen Familien hassen sollen, was einen ungeheuerlichen Affront gegen das jüdische Clan-Denken bedeutete: „So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“ Bei Lukas 12;52-53 lesen wir: „Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei gegen zwei, und zwei gegen drei.“ Bei Matthäus 10;34-36 heißt es unmissverständlich: „Ihr sollt nicht glauben, dass ich kommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin kommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater, und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwieger. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“ Bei Matthäus 5;29-30. fordert Jesu seine Zuhörer auf, alle möglichen Körperteile loszuwerden, die sie ärgern: „Ärgert dich dein rechtes Auge, so reiße es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Ärgert dich deine rechte Hand, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, dass eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.“ Derartige Sprüche wurden das mörderische Leitmotiv beispielsweise zur Massentötung von vermeintlich „verdorbenen Gliedern“ der Gesellschaft, wie den „Ketzern“, Protestanten, Hugenotten usw. und mehr als 1 Million unschuldiger als „Hexen“ verleumdeter Frauen. In Matthäus 18;8-9 wiederholt Jesus diese Aufforderung, zur Selbstverstümmelung und gibt die Instruktionen, Gliedmaßen abzuhacken und Augen auszureißen - ebenso bei Markus 9;43-47. Jesus soll ja auch gesagt haben, „Liebe deine Feinde, tue wohl denen, die dich hassen.“ Doch Jesus rät bei Lucas 22,35-38 seinen Jüngern sich mit Waffen bzw. Schwertern zu versehen: „Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ohne Geldbeutel und Tasche und Sandalen sandte, fehlte es euch wohl an etwas ? Sie aber sagten: An nichts. Er sagte darauf zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, und ebenso eine Tasche, und wer keins hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert; denn ich sage euch, dass noch dieses, was geschrieben steht, an mir erfüllt werden muss: Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden; denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung. Sie aber sprachen: Rabbi, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er meinte darauf: Es ist genug.“ Ob Jesus der Auffassung war, dass die beiden vorhandenen Waffen ausreichen würden, steht dahin, jedenfalls rät er zur Bewaffnung und mithin zur Wehrbereitschaft, also keineswegs zum albernen „Wangenhinhalten“.