29.06.2025
In Homers „Odyssee“ besteht der Titelheld Odysseus zahlreiche Gefahren. Als er die Inseln der lockenden, sinnverwirrenden Sirenen passiert, welche die Seefahrer durch ihren Gesang ins Verderben zu stürzen pflegen, lässt er sich an den Mast des Schiffes binden, um am eigenen Leib – aber in Sicherheit – die Zauberkraft der mythischen Wesen zu erleben. Seine Gefährten sind ebenfalls geschützt: durch Wachs in den Ohren. Bein Bild handelt es sich um ein röm. Mosaik des 2. Jh. n.0 aus Dougga. Der Ort liegt im heutigen tunesischen Gouvernement Beja südlich der Stadt Téboursouk.
Odysseus (episch altgriechisch Ὀδυσσεύς Odysseús) ist ein Kriegsheld und Seeheld der griechischen Mythologie. Er war der Sohn des Laërtes. Von seinem Vater übernahm Odysseus die Herrschaft über Ithaka und hatte mit seiner Gemahlin, der spartanischen Königstochter Penelope, einen Sohn namens Telemachos. Außerhomerische Genealogien machten ihn zum Vater zahlreicher weiterer Kinder, von denen Telegonos, sein Sohn von der Zauberin Kirke, hervorzuheben ist.
Odysseus gehörte zu den bekanntesten griechischen Heroen im Trojanischen Krieg. Seine dabei vollbrachten Taten werden von Homer in der „Ilias“, seine zehnjährige Irrfahrt auf der Heimreise in der „Odyssee“ (Fahrten des Odysseus) geschildert. Während all seiner Abenteuer zeichnete er sich vor allem durch außergewöhnlichen Verstand und listige Ideen aus. Nach seiner Rückkehr tötete er Penelopes Freier und übte wieder die Regierung in Ithaka aus. Nach der Telegonie starb er durch die Hand seines Sohnes Telegonos, doch gibt es abweichende Mythosvarianten über seine letzten Lebensschicksale und seinen Tod.
In der Antike wurde die Ilias als authentischer Bericht eines historischen Ereignisses verstanden. Der Fall Trojas wurde von antiken Autoren zwischen 1334 und 1135 v.0 datiert, wobei sich die meisten Datierungen in einem Zeitraum vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert v.0 bewegen. In der heutigen Forschung wird der Trojanische Krieg, sofern man ihn für nicht fiktiv hält, zumeist in das 13. oder 12. Jahrhundert v.0 datiert. Die Stadt Troja lag den Angaben in der Ilias zufolge bei den Dardanellen. Der erfolgreiche deutsche Geschäftsmann Heinrich Schliemann begann 1871 mit Ausgrabungen am Hügel Hisarlık Tepe im Nordwesten der heutigen Türkei und identifizierte die dort von ihm gefundenen Ruinen als das von Homer beschriebene Troja. Die Historizität des Trojanischen Krieges, also die Frage danach, ob er tatsächlich stattfand, wenigstens einen historischen Kern hatte oder eine rein fiktive Erzählung ist, ist in der Forschung umstritten und war auch Gegenstand der Tübinger Troja-Debatte. Hinsichtlich des starken bleibenden Eindruckes den dieser Krieg im antiken Griechenland hinterlassen hat, ist seine Historizität kaum zu bezweifeln.
Varianten des Namens Odysseus sind attisch Ὀλυττεύς Olytteús, korinthisch Ὀλισ(σ)εύς Olis(s)eús, dorisch Ούλιξεύς Oulixeús, lateinisch Ulixes und Ulyssēs, etruskisch Uthuze, Utuse, Utsthe u. ä. Unter den zahlreichen griechischen Namensvarianten sind die bei attischen, böotischen und korinthischen Vaseninschriften hauptsächlich auftretenden Formen mit dem Beginn Ol- (Olytteús, Oliseús) wesentlich häufiger als jene mit Od-. Der Od-Namensanfang tritt aber in den Homer-Epen auf. Die Frage, wie sich diese beiden Formengruppen Ol- und Od- zueinander verhalten, wurde unterschiedlich beantwortet. Aufgrund der Autorität Homers galten die Formen mit Od- für älter, doch wurde dann u. a. weil die Formen mit Ol- epigraphisch älter sind, von manchen Forschern auch die gegenteilige Position vertreten. Ferner wird häufig ein vorgriechischer Namensursprung vermutet.
In der Regel wird der Namen Odysseus so gedeutet, sein Großvater Autolykos hätte mit dem Namen seines Enkels seinen Zorn weitergegeben: „[…] gebt ihm den Namen, den ich euch sage. Vielen Leuten zum Zorne gereichend, bin ich gekommen, Männern sowohl als Frauen auf vielnährender Erde, Darum sei sein Eigenname vom Zorne: Odysseus.“ (19.406-409) Von „zürnen, grollen“ abgeleitet übersetzt auch George E. Dimock den Namen 'Odysseus' mit „man of pain“, was sowohl denjenigen bezeichnet, der Schmerz bereitet, als auch denjenigen, dem Schmerz zugefügt wird. Doch welcher Großvater wollte seinem Enkel schon einen so negativen, bösartigen Namen geben ? Dem Dichter Homer viel möglicherweise keine plausiblere Namenserklärung ein. Wahrscheinlich gab es schon vor Homer eine volksetymologische Verbindung mit dem griechischen Wort ὀδύσσομαι odýssomai für „zürnen“, die der Dichter aufgriff und somit der Form Odysseus im Epos zum Durchbruch verhalf. Auch die Erklärungsmöglichkeit, dass Zeus bzw. Poseidon zornig auf Odysseus waren, wird angedeutet. Die lateinische Form Ulixes geht auf das Dorische zurück und dürfte von Griechen Süditaliens übernommen worden sein. Den Etruskern wurde hingegen die homerische Namensform vermittelt. Mit Odysseus könnte jedoch ebensogut eine alte Sprachform vorliegen, die sich auf den „Gottbeseelten“ bzw. den „Glückbegünstigten“ beziehen würde.
In der Odysseus-Namensforschung erhebt sich die gleiche Frage wie bei der Deutung des germanischen Gottes Óðr -Wodan-Odin. Die Hellenen-Mykenier, Spartaner waren bekanntlich nordische Einwanderer, die in Griechenland die vorherigen Pelasker und auf der Insel Kreta die Minoer überlagerten.
Zum Verständnis meines Gedankenanstoßes lasse ich einen Absatz aus meinem Aufsatz „OD-INGE“ folgen: Der Versuch, das ursprüngliche Assoziationsfeld des germanischen Begriffs „auð-oð-od/t“ aufzuhellen und möglichst überblicken zu wollen und ihn in den noch erhaltenen Worten richtig zu deuten, ist natürlich keine leichte philologische Aufgabe. In Zusammenschau mit den Funden und Bildquellen erreichen wir trotzdem eine relative Sicherheit.
Beschauen wir den Begriffsfundus: o-Rune = germ. ōþala-, ōþalam, got. ōþal, utal, an. ōðal, ae. œ̄þel, ēþel, as. ōthil, ahd. uodil, afries. ēthel = Stammgut, Heimstätte, Erbgut, Erbsitz, Erbbesitz, Landgut, Eigentum, Heimat, Vaterland (got. haimōþli: Runeninschrift des Goldrings von Petrossa); nhd. Kleinod = Schmuckstück. Aus dem Odal-Grundbesitz der Begüterten erwuchsen: germ. aþala- = Gut, Geschlecht, Art; germ. aþalō-, aþalōn, aþala-, aþalan = Führer, Vornehmer; an. aðal = Art, Begabung, Hof, Erbgut, Eigentum; an. aðal, isl. aðali, ahd. adal, edili = edle Gesinnung, Adel; an. aðild = Recht bzw. Pflicht einen Prozess zu führen; an. aðili = der Führer eines Prozesses.
Die mythische Verwobenheit von Heimatboden und Seele, von dem seelischen Gewordensein aus den Gegebenheiten des Werdeortes, drückt sich aus in: an. óðr = Seelenleben, Intellekt. Aus der Seelenbewegung und -erregung erwächst die Begeisterung, der Zorn, die Wut, auch Minnewut, also Liebe: idg. u̯āt-, u̯ōt- = angeregt sein, germ. wōda-, wōdaz, wōþa-, wōþaz = wütend, besessen, Wut, Zorn; an. ōði = wütend, rasend; an. ōðr = Erregtheit, Dichtkunst, Dichtung; an. ōðr = wütend, rasend; an. Oðrœrir = Name des Dichtermetes der den Geist zum Rausch (Ekstase) erregt; an. Óðr (Gott, Gatte der gegerm. Göttin Frija/Freya); gegerm. Wôðanaz, germ. Wōdin/Wōdan, altsächs. Uuoden, uþin (725 n.0), ahd. Wuoten, langobard. Godan, isl. Óðinn, nhd. Odin = Geistgott der den Seelenhauch-Atem „önd“ schenkt (Völuspá, 18).
Ganz natürlich sind Geist und Geistgott in jedem Falle die Schöpfer, die Anschieber und mitunter auch die drängenden, drohenden Initiatoren zum Fortschritt: urn. utōn, an. ota = vorwärts schieben, anschieben, drohen. Dass die Gottesmacht Schrecken und Furcht auslösen kann, in ihrer oftmals scheinbar unbegreiflichen Willkürlichkeit, ist nicht nur aus der Bibel bekannt: germ. ōhtan, an. ōtti = Furcht, an. ōtta = erschrecken, an. ottask = sich fürchten, besorgt sein. Ein Wassertier ist zur gelegentlichen Verwirrung bei der Ortsnamensdeutung in diese Lautgruppe hineingeraten: idg. udros, germ. otra-, otraz, utra-, utraz, an. otr = Otter, Fischmarder.
Die Vorstellungen von der Seele sind von jenen des Schicksals nicht zu trennen. Das Verhängnis wurde als etwas von höheren Mächten Gewobenes verstanden. Das persönliche Glück galt als Schicksalsgeschenk: idg. au̯-, au̯ē- = flechten, weben; idg. audʰ- = Glück, Besitz, Reichtum, germ. auda-, audaz = Gut, Glück, Habe; germ. audaga-, audagaz = glücklich; got. auds, auþs = Habe, Gut, Glück, Vermögen, Wohlstand; got. audahafts = beglückt, begnadigt, beseligt, selig; an. auðlegð, auðræði = Reichtum; got. audags = vom Schicksal begabt, selig; got. audagei = Seligkeit, Glückseligkeit, Glück, Freude; got. audagjan = selig preisen; an. auðigr, auðr, auðugr = reich, germ. auðanōn, an. auðna = Schicksal, Glück, Vorteil, an. auðr = Besitz, Reichtum, Gut, Schicksal, Tod, Norne, Weib, Gewebe; germ. audana-, audanaz = bestimmt; an. auðinn = vom Schicksal bestimmt; an. auðmjūkr = leicht zu bewegen, willig, demütig, schicksalsergeben; an. auðkvæðr = willig; an. auðkendr = leicht erkennbar; an. auðrāðr = leicht zu beraten. Alles Glück und aller Reichtum begannen sich auf der Erde zu manifestieren durch das Urweibliche dessen Sinnbild die nährende, mütterliche Kuh ist: an. Auðhumbla, schwed. Ödhumla (auð: Reichtum / umb: ringsum) = die mythische Urkuh. Vor des kosmischen Geistes irdischer Manifestation war nach germanisch-eddischen Kosmogonie Ginnungagap („Kluft der Klüfte“, „gähnende Schlucht“), also das materielle Nichts: idg. autio-, auto- = verlassen, öde; germ. auþinō = Leere, Ödnis; germ. auþa-, auþaz, auþja-, auþjaz = öde, verlassen; an. auðn = Leerheit, Leere, Öde, Ödland, Einöde, Wüste, Mangel; an. auðr, auðigr = öde, verlassen, leer.
Ist es nun eine etymologische oder philosophische Frage, warum der vom Schicksal zugewiesene Besitz und das daraus resultierenden Glück mit der Ödnis lautlich zusammengehen ? Audovera („Od-wahre/-treue“ - 535-580) war eine der fränkischen Aristokratie entstammende Frankenkönigin. Seit etwa 549/550 war sie die erste Ehefrau des merowingischen Königs von Neustrien, Chilperich I. Die Kinder aus Audoveras Ehe waren: Merowech, der älteste Sohn. Er war also der Stammvater der späteren Frankenkönige aus dem Geschlecht der Merowinger. Gregor von Tours berichtet, dass Merowech, „wie einige behaupten“, aus dem Geschlecht Chlodios stammte, des ersten namentlich fassbaren Königs der Salfranken.