14.08.2025

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Maibaumartige »Irminsul« auf den Wikingertagen in Schleswig 2016. (Fotografie: © rbt-sh// AWO LV e.V.)

Herausgeber des 23. Heftes (2018) ist die „Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH)“, Redaktion Birte Anspach. - Im Frühsommer 2017 stand die große, von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Tagung »Odin mit uns« an, die die Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Zusammenarbeit mit dem ALSH organisierte. Aus archäologisch-denkmalpflegerischer Sicht steht die Frage nach den Grenzen der missbräuchlichen Aneignung des archäologischen Erbes im Vordergrund. Hier wird ein kleiner Ausschnitt der in Sankelmark geführten Diskussionen vorgestellt. Alexandra Pesch und Siegmund Oerl beschäftigen sich beispielsweise mit der Rezeption und dem Missbrauch von Symbolen, Bildzeichen und Runen. Die damit verbundene archäologisch-denkmalpflegerische Frage ist nicht fachspezifisch. Sie hat besonders dann eine wichtige Bedeutung, wenn das für das Regionalmarketing genutzte archäologische Erbe – in diesem Fall das der Wikinger – eine hohe Anschlussfähigkeit für rechtsradikale Ideologeme bietet. Dies kann, neben allen ebenfalls zu berücksichtigen historischen und politischen Gründen, auch eine gute »Marke« beschädigen, wie ich in meinem Beitrag hervorhebe.“ […]

Swastika/Hakenkreuz - Die Swastika bzw. das Hakenkreuz ist ein Symbol, dessen Bezug zur germanischen Vergangenheit zumindest in Deutschland weitaus weniger augenfällig erscheint als zur jüngeren Zeit, denn es war das Hauptemblem des sog. Dritten Reiches. Daher ist seine Nutzung auch heute in Deutschland verboten. Wer es dennoch verwendet, kann schwerlich argumentieren, dass es sich um ein germanisches Zeichen handelt. Denn grundsätzlich war das Hakenkreuz zwar in vielen Kulturen und Regionen seit der Jungsteinzeit als Glück bringendes oder auch omnipotentes Zeichen bekannt, doch gerade bei den Nordgermanen, die es offenbar über die Römer kennengelernt hatten, trat es nur vereinzelt auf und verschwand spätestens im 6. Jh. aus der Bilderwelt, um fortan, auch bei den Wikingern, überhaupt keine Rolle mehr zu spielen. Dagegen wurde es bei den bereits christianisierten germanischen Gruppen des Südens im 7. und 8. Jh. in christlicher Bedeutung verwendet. Kombiniert mit christlichen Kreuzen erreichte es dann im 10 Jh. wieder den Norden, jedoch nur in Einzelfällen, und es konnte seinen Symbolcharakter auch im hohen Mittelalter nicht halten.“ [Die weite Verbreitung des germ. Heilszeichens in der germanischen Völkerwanderungszeit, und darüber hinaus bis ins 7./8. Jahrhundert auf heidnischen Amuletten (Goldbrakteaten), wird hier nicht erwähnt.]

Valknutr - Ein Symbol, das auf gotländischen Bildsteinen des 8. bis 10. Jh. auftritt, wird heute Valknutr genannt, neuerdings auch manchmal »Wotansknoten«. Es wird gebildet aus drei ineinander verflochtenen Dreiecken. Hierbei dürfte es sich in der Tat um ein echtes Symbol handeln, dessen Bedeutung allerdings ganz unklar ist. Es taucht auch auf einigen wikingerzeitlichen Münzen auf, deren Darstellungen grundsätzlich auf die Münzbilder der umliegenden christlichen Reiche zurückzuführen sind. Heute scheint es sich in Form von Anhängern, aber auch als zusätzliches Ornament auf verschiedenen Objekten (auch Kleidung und Aufnäher) gerade zu einem modernen Hauptsymbol rechtsextremer Gruppierungen zu entwickeln, bei Neonazis also als Nachfolger des Hakenkreuzes. Dieses Zeichen stellt wohl ursprünglich eine Weiterentwicklung einer anderen dreieckigen Form des Valknutrs dar, die ein endloses Band (Möbiusknoten) in eckiger Form zeigt und sich wiederum als nordische Variante auf die Triqueta zurückführen lässt; letztere taucht vermehrt im angelsächsischen Raum des 8. Jh. vor allem auf Objekten der Liturgie auf, etwa Bischofsstäben, aber auch in der Buchmalerei und auf anderen Stücken aus christlichen Klosterwerkstätten und Zusammenhängen.“ [Dass es ich dabei um eine Weiterentwicklung aus der Odal-Rune handelt, also einem Zeichen des Ewigen Lebens, des Seelenleben, wird hier nicht erwähnt.]

Irminsul - Zu den beliebten Symbolen auf Wikingermärkten zählen auch zwei, die überhaupt keine tiefen historischen Wurzeln besitzen: Sie werden Irminsul und schwarze Sonne genannt. Beide entstanden in völkischen bzw. neonazistischen Umfeldern des 20. Jh. und finden heute in rechtsextremen Zusammenhängen Verwendung. Doch unter der Vielfalt der oftmals nebeneinander angebotenen Zeichen fallen die beiden kaum auf und können von ahnungslosen Käufern leicht als alte, unverfängliche Symbole missverstanden werden. An der Felsformation der Externsteine im nordöstlichen Nordrhein-Westfalen wurde im 10. Jh. eine kleine Niederlassung oder Eremitage des Klosters Abdinghof in Paderborn gegründet. Im Laufe der Zeit schlugen die Mönche in den weichen Sandsteinfelsen allerhand Kammern und Treppen, auch eine Kapelle und eine Nachahmung des heiligen Grabes in Jerusalem. [Eine falsche christenkirchliche Vorstellung die ich argumentativ zurückgewiesen habe.]

Wohl im 12. Jh. entstand als Prunkstück der Anlage das fast 5 m hohe Kreuzabnahmerelief. Darauf ist Nicodemus zu sehen, wie er bei der Abnahme des Leichnams Christi auf einer geknickten Dattelpalme steht. Zwar sind für solche mittelalterlichen Baumdarstellungen mit zwei nach rechts und links herauswachsenden Ästen und nach oben eingerollten Enden viele Parallelen bekannt, doch kamen völkische Heimatforscher in den 30er Jahren des 20. Jh. auf die Idee, es könnte sich um eine Abbildung der Irminsul handeln. Diese Säule wurde, so überliefern es die fränkischen Annalen des Jahres 772, im Zuge der Sachsenkriege von Karl dem Großen in oder bei Obermarsberg (Nordrhein-Westfahlen) zerstört. In der Forschung gilt die Existenz eines solchen Heiligtums aus guten Gründen als fraglich, erst recht kann zu seiner äußeren Erscheinung nichts gesagt werden. Doch weil im frühen 20. Jh. die Externsteine vielfach als uralte, urgermanische oder auch atlantische Kultstätte galten, glaubten viele, dass eine solche Säule nur bei oder auf den Felsen gestanden haben könne. Man folgerte, das Kreuzabnahmerelief symbolisiere die Unterwerfung des Heidentums durch die Christen, indem bildlich die Irminsul mit Füßen getreten bzw. niedergedrückt werde. In seiner weitverbreiteten Publikation zeigte der Laienforscher Wilhelm Teudt 1929 eine Skizze der Palme in aufgerichteter Form, welche bald zu einem Symbol der Wiederentdeckung alten heidnischen Erbes und germanischer Traditionen avancierte. Nur wenig später erlangte sie traurige Berühmtheit als Emblem der nationalsozialistischen Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe, deren sämtliche Publikationen sie schmückt. Doch mit dem Dritten Reich ging nicht auch das Zeichen unter. Neuheidnische Kreise verwendeten in den 70er-Jahren die Irminsul als ein Hauptemblem, und sie verbreitete sich auch weiter in esoterischen, germanophilen und völkischen Kreisen. In jüngerer Zeit wird immer wieder versucht, diese Irminsul mit Vorstellungen eines Weltenbaums zusammenzubringen, wie sie in altnordischen Textquellen des hohen Mittelalters anklingen. Zwar galt auch die Dattelpalme im alten Orient und im Christentum als Lebensbaum, doch war sie in dieser Form nicht zum Symbol geworden. Mit dem Versuch, eine neue Verbindung zur Vergangenheit zu generieren, erhält das Zeichen quasi eine neue, unverfängliche Geschichte. Eine solche Verharmlosung, die an Beliebigkeit grenzt und die wahre Geschichte ausklammert, erscheint äußerst bedenklich.“ [Auf den völligen Widersinn, die orientalisch-kirchenchristliche Lebensbaum-Dattelpalme vom Agisterstein/Externstein als altsächsische Irminsul umdeuten zu wollen, weise ich seit Anfang der 80er Jahre hin, mit einer hinreichenden Anzahl eindeutiger orientalischer Bildbelege.]

Harmlos oder gefährlich? Oftmals liegen die genannten Zeichen und Symbole in verschiedener Form, zusammen mit dutzenden anderen, auf den Tresen der Verkäufer bei Wikingermärkten oder sonstigen historisch orientierten Festivitäten. Nicht immer können die Kunden, vielfach auch nicht die Händler, qualifizierte Aussagen zum jeweiligen Bedeutungsinhalt treffen, alte von jungen Zeichen unterscheiden und auch die moderne Nutzung der Zeichen innerhalb bestimmter Gruppierungen erkennen. So besteht die Gefahr, einen Irminsul-Anhänger zu erwerben im Glauben, es handele sich um ein uraltes germanisches Lebensbaumsymbol, oder auch einen Thorshammer mit Valknutr-Darstellung in der irrigen Annahme, er sei lediglich das hübsche Replikat eines Fundes der Wikingerzeit. Doch Symbole sind tückisch. Sie waren und sind nicht eindeutig in ihrer Verweiskraft. Es liegt an den sie nutzenden Menschen, in welcher Weise sie verstanden werden, und an den Kontexten, in die sie gestellt sind. Heute werden, aus ästhetischen Gründen oder auch um konkretere moderne Ideen zu tragen, allerlei Symbole und Zeichen hervorgeholt aus unterschiedlichen Zeithorizonten und Regionen, die nicht mehr allgemein verständlich sind. Sie können schlicht Geschichtsfreudigkeit ausdrücken, aber auch konkrete esoterische, spirituelle oder politische Ansichten, und viele dienen inzwischen als identitätsstiftende Symbole für bestimmte Gruppen, ohne dass dies beim Verkauf Erwähnung findet. Warum ist heute für viele Menschen ein persönlicher Bezug zu vergangenen Zeiten und Kulturen so attraktiv? Sicherlich sind die Motive für Rückgriffe auf historische Elemente ganz unterschiedlicher Art. Bei manchen drückt sich wohl der Wunsch nach etwas Handfestem aus, nach Einfachheit in einer hoch technisierten Gesellschaft, die sich in ihrer Komplexität als viel zu unüberschaubar darstellt, um noch vom einzelnen Menschen insgesamt verstanden werden zu können. Andere versuchen, mit dem Tragen »alter« Symbole und Zeichen ihre Ablehnung bestimmter Seiten der Gegenwart (z. B. Christentum, Technisierung, Bürokratisierung usw.) zu bekunden. Sie möchten stattdessen positiv gesehene Seiten einer glorifizierten Vergangenheit wiederbeleben (z. B. Heidentum, Selbstbestimmung, Naturverbundenheit) und stellen sich also mit ihren persönlichen Vorstellungen in eine zumindest scheinbar uralte Traditionslinie. Vielfach spielen dabei Halbwissen und verträumtes Wunschdenken, oft aber eben auch politische Ziele eine Rolle. Bei weitem nicht alle, die sich mit solchen Zeichen schmücken, sind also der völkisch-extremistischen Szene zuzuweisen; einige aber schon. Hier gilt es, sorgfältig hinzuschauen, zu unterscheiden und gegebenenfalls aufmerksam zu machen auf den Missbrauch scheinbar harmloser Fantasiewelten.“ [Die deutschvölkische bzw. germanische Identitätssuche ist grundsätzlich legitim und wird von sämtlichen Völkern Europas und der Welt gleichso betrieben. Aber dem politischen Anliegen der Initialherren des BRD-Staates (Kontrollräte der WK-II.-Sieger) entspricht der repressive Versuch, die Deutschen möglichst weitgehend zu entnationalisieren, zu denaturieren, woraus sämtliche politischen Aktionen gegen deutschnationale Rückbesinnungsversuche ihre Scheinlegitimitäten schöpfen. Mittlerweile gilt in linkspolitischen Kreisen bereits der Begriff „völkisch“, also volksbezogen, als ein rechtsradikaler Terminus, denn das herkömmliche deutsche Volk soll abgeschafft werden -, so lautet die unmissverständliche Agenda aller Regierungsparteien. Und die Lizenzmedien gehören bedingungslos zu diesen konzertierenden Strukturen, denn sie waren verpflichtet, vor den Schreibtischen ihrer alliierten Auftragsgeber verbindliche Zusagen abgeben zu müssen, sonst hätten sie, während der Neuordnungen der medialen Nachkriegsverhältnisse, ihre Druck-Lizenzen nicht erhalten. (siehe Hans Habe/János Békessy, „Im Jahre Null“, 1966)]