30.01.2022
Jul-Fest - Sonnenbegrüßung von Ferdinand Lindner (1842-1906)
Der byzantinische Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea schreibt um 550 n.0, in seinem Buch „Gotenkrieg“, von Norwegens 40-tägigen Polarnacht, und wie die Nordleute in dieser Zeit aus den Umläufen des Mondes und der Sterne die Tage berechneten: „Sobald aber 35 Tage dieser langen Nacht vorüber sind, werden einige auf die äußersten Höhen der Berge gesandt – und zwar ist dieses dort Sitte – welche von dort auf irgendeiner Weise die Sonne sehen und den Leuten drunten melden, dass in fünf Tagen die Sonne sie beleuchten werde. Die frohe Botschaft feierten sie mit dem ganzen Volke, und zwar noch in der Finsternis. Und dies ist der Thulebewohner größtes Fest.“
JUL-Fest im Hartmond
Im Hartung erblüht die Sonn‘ zurück,
zu der Thulebewohner größtem Glück.
Und wir Südgermanen tragen es fort,
denn unsere Urheimat bleibt der Nord.
Das war das Radfest, das ist unser Jul.
Belehrt uns eifrig die Christen-Schul‘,
zu einem Herrn-Jesus-Geburtstagsfest,
der Jul-Kult bleibt uns doch der best‘ !
Den Sonnengeist, den begrüßen wir,
den Frō-Sinn, den Frei, mit Jubel-Bier.
Dazu den fetten Schweine-Schmaus,
so rinnt der Tag im Tanz uns aus.
Der Hausvater schwört aufs Eber-Fell,
ist doch der Goldeber Gottes-Gesell‘.
Er legt in Gottes-Gedenken den Eid,
viel Gutes zu leisten zur Sonnlaufzeit.
Er spricht der Mutter und dem Gesind‘,
seine treuliche Tatkraft für jedes Kind‘.
Dann schäumt der braune Gerstensaft,
der Ur-Mutter Erde gedeihliche Kraft.
An kommenden Tagen eilen herzu,
auf Kufen, Rädern und Winter-Schuh',
Gesippen und Freunde zum Stelldichein,
nicht einer schont da Bauch und Bein.
Man war ein Volk von gleicher Art,
mit Blondzopf und mit rotem Bart.
Wo immer ein Blick den andren fand,
war der Augen Bläue ein Unterpfand.
Ohne Hintersinn, ohne Häme-Spott,
ohne Kirchenhetze und Judengott.
So bleibe das Jul, zur weiteren Weil‘,
für alle Heiden, mit herzlichem Heil !
Julfest mit Jul-Eber - Sammelbilder von 1900