Nikolai Nerling - „Der Volkslehrer“
 
 
Der heutige Name Deutschland kommt in seinen sehr alten Überlieferungen nicht nur als Adjektiv vor und zwar in ahd. diutisg, dūtisg, asä. thiudisk = deutsch, wobei man hier von dem Stamm diut-, dūt-, thiud- auszugehen hat. In dieser Form hat man nicht nur die Bedeutung „Volk“ sehen wollen, sondern müssen ! Der Begriff „Deutschland“ ist somit korrekt als „Volksland“ gedeutet worden. Das ist keineswegs „eine gewagte Interpretation“, wie ein neuzeitlicher Neunmalkluger schwadronierte, vielmehr unausweichlich, wenn man die älteste Herkunft des Begriffes weiß. Der besagte Kritikaster ist ersichtlich darüber nicht informiert, dass es der gotische Bastard Wulfilas (311-383) war, der zum ersten Christenagenten, Bischof und Bibelübersetzer avancierte, welcher das Wort für jene seiner gotischen Stammesbrüder gebrauchte, welche seiner neuen Glaubenslehre fernstanden, besser gesagt, sich nicht umerziehen ließen, zu fremden Göttern und Brauchtümern, also dem besten, treuesten Teil der germanischen Volksmasse angehörten. Diese Echten, Unbekehrten (!) im geistig-körperlich Erscheinungsbild belegte Wulfilas mit dem Adjektiv „þiudisko“ (thiusisko), wodurch er sie als ursprünglich-völkisch zu kennzeichnen beabsichtigte, also als deutsch bzw. heidnisch. Wir müssen es schonungslos ehrlich sagen: Ein wahrer Deutscher kann nur ein heidnischer Mensch von germanisch-keltisch-slawischer Rasse sein. Warum ?
 
Friedrich Nietzsche erklärt den Begriff „deutsch“: „Vergessen wir doch nicht, daß die Völkernamen gewöhnlich Schimpfnamen sind. Die Tartaren sind zum Beispiel ihrem Namen nach 'die Hunde': so wurden sie von den Chinesen getauft. Die 'Deutschen': das bedeutet ursprünglich 'die Heiden': so nannten die Gothen nach ihrer Bekehrung die grosse Masse ihrer ungetauften Stammverwandten, nach Anleitung ihrer Übersetzung der Septuaginta, in der die Heiden mit dem Worte bezeichnet werden, welches im Griechischen 'die Völker' bedeutet: man sehe Ulfilas. - Es wäre immer noch möglich, daß die Deutschen aus ihrem alten Schimpfnamen sich nachträglich einen Ehrennamen machten, indem sie das erste unchristliche Volk Europa's würden, wozu in hohem Maasse angelegt zu sein Schopenhauer ihnen zur Ehre anrechnete. So käme das Werk Luther's zur Vollendung, der sie gelehrt hat, unrömisch zu sein und zu sprechen: 'hier stehe ich ! Ich kann nicht anders !'“ („Die fröhliche Wissenschaft“, 1887, 166)
 
Man muss zuerst einmal verstehen, dass die Goten am besten geeignet sind als Vorläufer des deutschen Volkes erachtet zu werden, weil sie als Beherrscher des deutschen und europäischen Ostens, alle ethnischen Elemente aufgesogen hatten die später zur Volkswerdung auch der Deutschen beitrugen. Sie integrierten als skandinavisches Kernvolk, auch als Reichsverweser mit ordnungswilliger-herrschaftlicher Gewaltanwendung, stehengebliebene Kelten, Pruzzen, Balten, Wandalen, Gepiden, Burgunder, Rugier, Sweben (Alemannen), Skiren, Bastarner, Thüringer, Daker, Thraker, Skythen und die Gruppierungen die man später Sclavenen (Slawen) nannte, die aus den Mischungen hervorgegen waren, welche sich nach den Hunnenstürmen ergeben hatten. Welche Völker im gotischen Großraum lebten berichtete uns Ptole­mäus (170 n.0) in seiner „Geographie“. Er beschrieb das Gebiet östlich der Weichsel als Sarmatia (Sarma­tenland), weil die Griechen nie gelernt hatten, zwischen Germanen und Sarmaten zu unterscheiden. Er führt die darin wohnenden germani­schen Völ­ker auf: Venedae (Wandalen), Gythones (Goten), Phrugundiones, Burguntes, Burgiones (Bur­gunder), Ombro­nes (Ambronen), Baesternae (Bastarner). Westlich der Weichsel nennt er Silin­gae, Lugi-Di­duni, Lugi-Buri, Lugi-Omani, also ebenso Silingische Wandalen (nach ar­chäologi­schen Erkenntnissen eine ger­ma­nisch-keltische Mischkultur) und die wandali­schen Lu­gier. Jor­danus erwähnt Van­dalen gesondert von Venethi, oder Wenden die er den Sclaveni gleich­stellt. (Getica 109ff) Da jedoch Plinius der Ältere, Ta­citus und Ptolemäus im baltisch-ostpreußi­schen Ge­biet und der Danziger Bucht das große Volk der Ve­neder / Venedi / Venedae erwäh­nen, kann es sich nur um die ursprünglich aus dem nordjütländischen Vend­syssel aus­gewander­ten Vandalen / Wandalen bzw. die hochmittel­alterlichen Wenden handeln.
 
Der Gotenkönig Ermanarich leitete bis zur Hunneninvasion aus Innerasien im Jahre 375 - nahezu ein Menschenalter hindurch - die Geschicke des Germanenreiches „Gutþiuda“ (Gotenvolkreich, lat. Gothia). Der Christ Wulfila konzipierte für seine Bibelübersetzung eine neue Fantasieschrift für die gotische Sprache, indem er bewusst nicht eine runische Kursivschrift entwickelte; er unternahm es um das Jahr 369. In dieser Zeit bestand das sog. Gotenvolk längst nicht mehr aus der kleine Gruppe die einstmals aus dem skandinavischen Gotland aufgebrochen war, vielmehr aus einem großgermanischen Reichsverband von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Viele mehr oder minder stammverwandte Völker hatten die gotischen Militärverbände unterwor­fen und dem Reich einverleibt. Der Gote Jodanes schrieb in sei­ner „Getica“, XVI89 ff über „Gutþiuda“: „ ... es behaup­tete unbestritten so gewaltige Landflächen, so viele Meeres­buchten, so viele Flussläufe; unter seiner Faust lag oft der Vandale am Bo­den, standen Markomannen zum Verkauf, wurden die Häuptlinge der Qua­den geknech­tet. - Auch das Volk der Esten [Balten], die das ferne Ge­stade des germanischen Ozeans bewohnen, unterwarf derselbe König [Ermanarich] durch seine Klugheit und Tapferkeit und herrschte über sämtliche Völker­schaften Skythiens und Germaniens wie über sein Eigen­tum.“
 
Der erste wichtige Beleg ist eine Textstelle in Wulfilas Bibelübersetzung (Galater 2:14). In seiner „Septuaginta“ (Bibel in griech. Sprache) fand er als Gegenbegriff zu „jüdisch“ einen griechischen Begriff für „nichtjüdisch“ bzw. „heidenvölkisch“ den er mittels des gotischen „þiudisko“ übersetzte. Da er seine Christenpredigt an sein Gotenvolk richtete, musste er ein gebräuchliches, allgemeinverständliches gotisches Wort benutzen. Wir erkennen daraus, dass die Goten bzw. die Germanen sich selbst auf diese Weise bezeichneten. Die nichtjüdischen Völker, die zukünftig christlich bekehrt werden sollten, wurden mit diesem Wort zusammengefasst. „þiudisko“ bedeutet also „Das-dem-eigenen-unverfälschten-Volk-Zugehörige“. Nun fragt ein sich künstlich dumm stellender Antideutscher: „Welches Volk soll aber mit diesem Namen gemeint gewesen sein ? Im Altertum wohnten in dem Gebiet, welches den Römern als  Germania bekannt war, so viele Stämme, dass von den römischen Historikern nicht alle erfasst werden konnten. Es ist nicht überliefert, dass diese Stämme eine Einheit bildeten. Vielmehr existierten unter ihnen schon damals Fehden und Kriege, verursacht auch durch die umfangreiche Ausdehnung des Gebietes. Auch das Mittelalter war geprägt von ständigen Kämpfen zwischen Fürsten, die sich gegenseitig bekriegten und mal mit, mal gegen den Kaiser kämpften.“ Als wären Kriege ein stichhaltiges Argument für das Nichtvorhandensein gleichen Blutes, wo sich nicht selten Brüder und Kinder der gleichen Mutter bis aufs Blut bekämpfen, wenn sie dafür genügend Unvernunft an den Tag legen ! Wohinaus der perfide Fragesteller will, ist unmissverständlich, er will über diese Argumentationsschiene möglichst glauben machen, es hätte nie ein deutsches Volk gegeben das sich deutsch nennen dürfte. Wir kennen das von linksextremer politscher Seite !
 
In Wahrheit ist es aber so, dass sämtliche Germanen sich mit einer Sprache, dem Gemeingermanischen, verständigen konnten, das erst im Laufe des Mittelalters sich in diversen Mundarten stärker auseinander bewegte. Und das germanische Bewusstsein, einem einzigen Volk anzugehören, war sehr wohl vorhanden, wie aus einer Textstelle der „Germania“ (Kap. 39) des Tacitus hervorgeht, die etwa um das Jahr 100 n.0. verfasst worden ist. Da wird über den Gemeinschaftsritus im Hauptheiligtum der Semnonen im Raum Berlin berichtet. Semnonen galten als das Stammvolk der elbgermanischen Sueben. Tacitus beschreibt sie als die ältesten und vornehmsten Sueben. Zu ihnen zählten die Stämme: Langobarden, Hermunduren, Markomannen, Myrginge, Semnonen, Vanniadische Sueben, Alamannen und die Warnen. Tacitus schreibt: „Als die ältesten und vornehmsten Sueben betrachten sich die Semnonen. Den Glauben an ihr hohes Alter bestätigt ein religiöser Brauch. Zu bestimmter Zeit treffen sich sämtliche Stämme desselben Geblüts, durch Abgesandte vertreten, in einem Haine, der durch die von den Vätern geschauten Vorzeichen und durch uralte Scheugeheiligt ist. Dort leiten sie mit öffentlichem Menschenopfer die schauderhafte Feier ihres rohen Brauches ein. Dem Hain wird auch sonst Verehrung gezeigt: niemand betritt ihn, es sei denn gefesselt, um seine Unterwürfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden. Fällt jemand hin, so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen; auf dem Erdboden wälzt er sich hinaus. Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, dass von dort der Stamm sich herleite, dort der allbeherrschende Gott wohne, dem alles unterworfen, gehorsam sei.“ Der heilige Hain enthielt kein Götterbild. Auch gab es keinen Tempel. Der ganze Hain galt als göttlich. Das höchste Opfer, die Hingabe eines hohen Menschen, das im Hain an Gott gegeben wird, war ein verbindendes Element der suebischen Stämme. Der Germanist Otto Höfler konnte nachweisen, dass das Opfer kein Niedriggestellter war, sondern ein Auserwählter, der sein Geschick freiwillig auf sich nahm. Der gleiche Gedanke spiegelt sich im Christianismus des Juden Paulus aus Tarsos, der dem röm. Bestrafungstod am Kreuz des Hebräers Jeshua-Jesus den gleichen rituellen Sinn unterschob. Über die Sitten anderer Völker lässt sich's immer gut lästern. Die angeblich so zivilisierten Römer kannten noch zur Zeit des zweiten Punischen Krieges die Menschenopfer des Begrabens und des Einmauerns lebendigen Leibes.
 
Die aus dem gotischen Adjektiv erschlossene indogerm. Wortwurzel „teuta“ trug die Bedeutung „Volk, Leute“. Dies wird auch gestützt durch z. B. keltische Begriffe wie „Túatha Dé Danann“. Die Sprache des eigenen Volkes (theut) bzw. der Völkergruppe, innerhalb derer man sich verständigen konnte, war demnach die „theudische“ bzw. „deutsche“ Sprache. Die germanischen Namen „Theudelinde, Theudebert, Theudebald, Theodemir, Theoderich“ bilden sich aus dem germ. Volksbegriff. Kein urteilsfähiger Mensch behauptet, „deutsch“ als Volksname sei erst in der Karolingerzeit mit der Bedeutung „in der Volkssprache“ entstanden, als „Karl der Große“ verordnete, öffentliche Erklärungen nicht nur auf Lateinisch, sondern auch in der Volkssprache „theodiscus“ abzufassen. Frankenkönig Karl hat im Jahre 901 auf lombardischem Boden für sich in Anspruch genommen „theodisce“ zu sprechen. (Kluge, Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache, 1975). Das Wort war schon um 700 bekannt als afrz. „tieis“ aus „thiudisck“. Im Jahre 786 wurde von Bischof Georg von Ostia das Angelsächsische als mlat. „theodiscus“ bezeichnet. Zum ersten Mal erwähnt wurde die deutsche Sprache als Volks-Sprache in einem Brief des päpstlichen Nuntius (Gesandter) Bischof Gregor von Ostia an Papst Hadrian I. über eine Synode (Kirchenversammlung), die 786 in England stattfand. Wigbod, ein Kaplan „Karls des Großen“, teilte ebenfalls 786, dem Papst mit, dass in einer Synode unter König Offa von Mercien die Konzilsbeschlüsse „tam latine quam theodisce“ („auf Latein wie auch in der Volkssprache“) mitgeteilt wurden, „damit alle es verstehen könnten“. In seiner (althoch-)deutschen Form „diutsch / tiutsch“ lässt es sich zuerst in den Schriften Notkers des Deutschen belegen. Eine weitere frühe Fundstelle ist das „Annolied“, vermutlich aus der Feder eines Siegburger Mönches aus dem 11. Jh., wo von „Diutischemi lande“, „Diutsche lant“ - der Sachsen, Franken und Bayern - heißt, dass sie „Diutischin sprecchin“ (Deutsch sprechen) und von „Diutschi man“ als Sammelbegriff für die genannten Stämme die Rede ist. Seit dem 11. Jh. verwendete man den Begriff des „Regnum Teutonicum“ für das Deutsche Reich. In der Berliner Handschrift des Sachsenspiegels von 1369, heißt es: „Iewelk düdesch lant hevet sinen palenzgreven: sassen, beieren, vranken unde svaven“ („Jegliches deutschsprachige bzw. deutsche) Land hat seinen Pfalzgrafen: Sachsen, Baiern, Franken und Schwaben“.
 
Zu dieser deutschen Rasse - im besten semantischen Sinne - die die Griechen Hyperboreer nannten (die über dem Nordwind wohnenden), gehören sämtliche skandinavischen Ethnien, auch die ostgermano-slawischen Rus (Russen), die das Wikingerreich von Kiew gründeten, wie auch die keltischen und germanischen Völker der Britischen Inseln und die gallo-germanischen Iberiens, sind sie doch aus ihren Urstammsitzen Nord- bis Zentraleuropas in ihre heutigen peripheren Nationalregionen hin ausgewandert.   
 
Wer grade seine Furche pflügt,
Den Freund und Kumpel nicht betrügt;
Wer keinem Lump die Stiefel putzt
Und nicht das eig´ne Nest beschmutzt;
Wer gleich wie auch der Würfel fällt,
Dem Vaterland die Treue hält;
Tut auch im neuen Jahre
Das WAHRE !
 

G.S. von Langeweyde