POLARE WELT
 
Die Welt ist düster -, sie ist licht,
sie ist von doppeltem Gesicht !
Du wirst sie niemals ganz ergründen,
wenn nicht zwei Seelen davon künden !

 

Du selbst musst diese Zweiheit fühlen,
dann magst Du Dich dazu erkühnen,
der Welten Pole zu ermessen -;
Du findest nur was Du besessen !

Der eine zieht dich in die Tiefe,
als ob dort Tod und Teufel riefe,
der andre reißt dich in den Himmel,
ins Sonnenfunken-Sterngewimmel.

Das weiß ein’ jede Religion -;
so predigt’ Zarathustra schon:
Der Sponta- und der Angraman,
sind Stirn und Stert an einem Stamm.

Das Gute und das Gegen-Gute,
das Zuckerbrot -, die Geißel-Rute,
das lichte Hohe namens Gott -,
der Gegen-Gott und Gottes-Spott.

Im Weltall und in Menschenbrust,
sind beide Kräfte uns bewusst:
Des Magnetismus Anzugsmacht -,
die Abstoßung und Niedertracht.

In all den Menschenseelen ringen,
zwei Geister, wie in jeden Dingen;
Baldur und Hödur hausen überall,
bei Hel, in Midgard und Walhall.

In jedem Manne, jedem Gatten,
mischt sich Schieres in die Schatten,
hadern zwei im engsten Bund:
Der Liebling mit dem Lumpenhund.

Ein jeglich’ Weib kennt die Reflexe,
ist Heilige so leicht wie Hexe -;
mag heilen und in Lieb’ entflammen,
kann fluchen, giften und verdammen.

So hat die Welt der Seiten zweie -;
im Menschen wirken immer Dreie:
Die beiden Seelen und das Ich,
das abwägt und entscheidet sich.

Der richtige Weg muss dann gelingen,
wenn beide Seelen Stimmung bringen,
und beider Meinung, gut dosiert,
zu sinnvoll schönen Taten führt.

Zwar letztlich soll „Das Gute“ siegen,
in diesen kosmisch weiten Kriegen !
Doch wär’ die Welt dann insgesamt,
noch lebenswert und interessant ?