NATÜRLICH SATIRE !
 
 
WELCH EIN MANN !
 
Männer, Männer sind wie Götter,
einstmals war auch ich ein Spötter,
hab’ des Mannes Ruf verschandelt,
doch nun bin ich wie verwandelt,
dieses eben erst geschah,
als ich mich im Spiegel sah.
 
Als ich aus der Dusche schritt,
nicht zu zweit und nicht zu dritt,
sondern ganz allein mit mir,
kam die Wandlung heut’ und hier.
Was ich sah hat mich geschockt,
und ich stand wie angepflockt.
 
Welch ein Bild von einem Mann,
einem Mann der alles kann.
Einem Hünen von Gestalt,
nicht zu jung und nicht zu alt.
Einem Mann, in der Tendenz,
wie der „David von Florenz“.
 
Ich besah die Denkerstirne,
die umhegt ein Riesenhirne;
sah die Tigeraugen blitzeln,
da verging mir jedes Witzeln,
sah die starke Kämpferbrust,
sah das Weitere auch mit Lust.
 
Ein Bauch aus purem Stahlbeton,
breite Schultern von Fasson,
Fäuste wie zwei Eisenhämmer -;
ach, die traurig armen Lämmer,
die die Fäuste spüren müssen,
wenn sie blau die Augen küssen.
 
War noch in mein Bild verguckt,
als mir’s heiß durchs Hirne zuckt,
das Tollste müsste sein auf Erden,
von diesem Mann geliebt zu werden,
der ganz real und ohne Fimmel,
Frauen hebt in siebten Himmel.
 
Ich komme davon nicht mehr frei,
wie glücklich diese Frau doch sei,
die diesem Wundermann gefällt,
der sie in seinen Armen hält.
Sie müssten ja vor Glück zerspringen,
und lauter Lobenslieder singen.
 
Mein Bild hat mich so angeregt,
in tiefster Seele fortbewegt,
dass ich nicht nur mich noch will,
Weib zu sein ist wahrhaft schrill;
zu einer Frau lass’ ich mich wandeln,
um mit mir selber anzubandeln.
 
Doch wie finde ich dann mich,
unverändert ganzheitlich ?
Mir will es fast das Hirn zerreißen,
möchte mich zusammen schmeißen,
möchte Mann sein und auch Frau,
weiß jetzt gar nichts mehr genau.