OBEN UND UNTEN
 
Der Mensch hat einen Kopf und Hintern,
wie soll der heiße Hintern überwintern,
unter des kühlen Kopfes Eiseskälte,
und obendrein des Anstands Schelte ?
 
Der Hintern ist zumeist ein Schlichter,
in aller Regel auch kein Dichter,
er fordert trotzdem eigene Rechte,
und liefert seiner Obrigkeit Gefechte.
 
Man soll für‘s Untere nicht entflammen,
darf‘s ebenso auch nicht verdammen -;
kein Mensch kann dauerhaft gesunden,
wenn er den Ausgleich nicht gefunden.
 
Steckt auch der Hintern voller Triebe,
fehlt ihm gleichwohl des Herzens Liebe.
Er kennt allein nur primitive Süchte,
drum produziert er anrüchige Früchte.
 
Im Dauerstreit wird‘s beiden bange,
es ziehen letztlich ja an einem Strange,
allzeit die Knechte und die Herren,
so sollte keiner einen Partner sperren.
 
Lasset dem Kopf sein Aufwärtsstreben,
dem Hintern sein Am-Boden-Kleben.
Ein jeder sucht die eigene Art Erlösung,
der Kompromiss ist besser als Verbösung.
 
Nehmt hin des Hinterns Albernheiten,
auch manche Urbedürfnisse beizeiten
und ebenso des Kopfes Spintisieren,
dass beide nicht die Freud‘ verlieren.