GROSSMUTTERS „HÖSCHEN“

Wir kennen die Gebrüder Grimm,
und deren Märchensammlung -;
die meisten Märchen enden schlimm,
mit des Gemüts Verrammlung.

Ihr kennt die Mär vom Mägdlein zart,
mit seinem roten Käppchen -,
durch dunklen Tann war’s auf der Fahrt -,
für jeden Wolf ein Schnäppchen.

Es wollt’ zu seiner Großmama,
sollt’ diese bald besuchen -;
der Wolf doch dachte: „rama dama -,
ich klau’ mir Wein und Kuchen !“


Die Oma ward zuerst verschluckt,
dann später auch das Kindchen...
So lesen wir es -, oft gedruckt -;
so tönt’s durch alle Windchen.

Die Wahrheit sieht ganz anders aus,
die Brüder Grimm die logen -;
Großmutter schlief allein im Haus,
der Wolf ist hingezogen.

Doch mochte er nichts Böses tun,
er wollt’ sie überraschen,
wollüstig etwas bei ihr ruh’n,
und hemmungslos vernaschen.

Großmutter hatte sich gefreut,
die Bestie längst erwartet,
doch die hat’ eignen Wunsch gereut,
kaum dass sie ihn gestartet.

Den Wolf verließ sein Appetit,
auch ließ er sich nicht drängen -;
er sah mit erstem Blick und Schritt,
Großmutters „Höschen“ hängen.

Die Übergröße schockte ihn,
d’rum ließ er es bewenden -;
er küsst’ Rotkäppchen am Kamin,
so tät das Märchen enden.

Das Wenigste ist wirklich wahr,
was Brüder Grimm da schrieben,
sie schrieben das ganz offenbar,

nur weil wir die Krimis lieben.
 
PS: „Rama dama“ ist Bayrisch und bedeutet so etwas wie „Wir gehen ran, wir räumen auf.“