DIE GANS EMMA
Ich liebte eine weiße Gans,
und dieses Gänschen liebte mich,
das ist fürwahr kein Firlefanz,
wann ist ein Paar schon einiglich ?!
Ich lernte sie als Küken kennen,
ihr Haar war blond, die Augen blau,
nie wollte ich mich von ihr trennen,
fast war sie doch ne Superfrau.
Nur ihre Beinchen war’n zu kurz,
ich musst’ sie heben auf den Schoß,
sie mochte Kuchen, Brot und Wurz,
ihr Appetit war riesengroß.
Und wo ich ging und wo ich stand,
die Emma folgte wie ein Hund,
gleich kam sie hinterher gerannt
und gab mir ihren Hunger kund.
Trat ein Besuch zur Gartentür,
die Emma war sofort vor Ort,
kein Wachhund hätte mehr Gespür,
so manchen scheuchte Emma fort.
Dann kam ein Anruf-Hilfeschrei:
„Die Emma lässt mich nicht hinein,
trotz meiner Kuchen-Leckerei,
kam ich mit ihr nicht überein !“
Sobald ich draußen saß und schrieb,
zupft’ Emma bettelnd mir am Bein,
wollt’ seh’n was ich da oben trieb,
und schlief bald auf den Knien ein.
Geopfert wurd’ mein Gänschen nie,
schon kam mit Schnee die Winterzeit,
Da sagt’ die Frau: „Nun schlachte sie,
mach’ sie als Martinsgans bereit !“
Ich konnt’ es nicht, ich wollt’ es nicht,
so darf doch keine Lieb’ vergeh’n -,
schaut’ meinen Gänslein ins Gesicht:
„Du wirst den schönsten Tierpark seh’n.“
Hallo, liebe Kommentatoren/innen -, ich war überrascht und habe mich gefreut über Eure Anteilnahme an meiner kleinen Gänsegeschichte. Es war so, dass ich eigentlich zwei Gänsefreundinnen hatte, die andere hieß Anna. Ich war zeitlebens ein Tiernarr und hatte zusammengerechnet fast so etwas wie einen Privat-Zoo. Bei beiden Gänsen bestand meine Ehefrau darauf, dass sie nur einen Sinn haben könnten, nämlich zur rechten Zeit als „Martinsgans“ verarbeitet zu werden. Ich konnte es aber nicht über mich bringen. Einmal hatte ich Emma schon in die Badewanne gehoben und wetzte das Messer. Da sah mich meine Gans mit ihren vertrauensvollen blauen Augen an und ich weinte wie ein Schlosshund über mein verruchtes Vorhaben. Kam meine Frau vom Dienst nach Hause, fragte sie dann: „Ist endlich die Gans geschlachtet ?“ Wenn ich es ebenso regelmäßig verneinte, lautete ihr Vorwurf: „Und Du willst ein Mann sein ?!“ Schließlich gab ich Emma im Wiesbadener Tierpark „Fasanerie“ ab und die ganze Familie besuchte eine zeitlang immer mal wieder das dortige Gelände, um zu prüfen wie gut es „unserer“ Gans erging. Die Anna wollte ich mit in den Urlaub zu den Schwiegereltern nach Schleswig-Holstein nehmen, ich als Beifahrer, zwischen meinen Beinen. Im Kofferraum hatten wie einen Käfig mit dem Waldkauz namens „Athene“, auf der Rückbank tummelten sich, neben unserem Töchterchen, die sehr autobegeisterte Siamkatzenmutter „Freya“ mit ihren vier Jungen. Hinter dem Beifahrersitz befand sich das Katzenklo. Da meine Frau streikte, sie wollen die Gans „Anna“ nicht auch dabei haben - denn Anna konnten wir den Toilettengang nie angewöhnen - musste ich die Gans kurzfristig schweren Herzens einem Aussiedlerbauernhof als Pensionsgast anvertrauen. Als wir aus dem Urlaub zurückkamen und ich meine Gans wider abhole wollte, hatte der dreiste Bauer die Frechheit zu behaupten, die Gans wäre ihm weggelaufen……….