DER KOBOLD

In Nachbars Scheune wohnt ein Geist,
in Vollmondnächten wird er wach,
wenn der Planet am Himmel reist,
dann schafft ein Kobold Ungemach.

Ein Pochen, Poltern und Gekratz’,
dann geht das Rolzen rund ums Haus,
quer durch den Garten fährt die Hatz,
als jagten Affen eine Maus.

Das keckert, faucht und purzelt wild,
mein Blumenbeet wird platt gewalzt,
vielfüßig scheint das fremd’ Gebild’,
das rücksichtslos die Nacht durchbalzt.

Die Neugier ließ mich nicht mehr los,
ich wollt’ das Ding bei Tag beseh’n,
ne Klappenfalle wär’ famos -;
man müsste sie zu bau’n versteh’n.

Ich ging ans Werk, der Bau gelang,
die Falle stand zum Fang bereit,
die Dinge nahmen ihren Gang,
dank menschlicher Durchtriebenheit.

Gefangen war der wilde Gast,
ein niedlich’ Kerlchen -, aber toll.
Kaum hielt der Marder Mittagsrast,
ein zähnefletschend böser Troll.

Einseitig war die kurze Lieb’,
mein Marderchen erhört’ mich nicht,
zu zähmen ist kein Hühnerdieb,
ihn freizulassen war die Pflicht.

 
Bild: Der gefangene Sprössling einer Steinmarder-Sippe, der leider nie zu zähmen war