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ENGEL-FÄNGER
 
Ich bin ein Geist, gewandt und smart,
von der geflügelten, raschen Art.
Ich segele durch den Weltenraum,
verborgen bleibt ein Ding mir kaum.
 
Ich kenn’ ein’ jeden dunklen Ort,
der Erd-Dämonen düsteren Port,
ich kenne, in drei Teufels Namen,
giftiger Tier’ und Pflanzens Samen.
 
Ich weiß die Hallen der grauen Hel;
glaubt nicht, dass ich davon erzähl’-;
ganz gleich was ich darüber raun’,
Ihr müsst sie selbst dereinst erschau’n !
 
Ich bin ein Alfe von Geschlecht,
nicht gut, nicht böse oder schlecht,
nur eine ungebundene Kraft,
die weder abreißt noch erschafft.
 
Ich bin so wie des Meeres Welle,
steig’ aus der Tiefe in die Helle,
tauch’ aus dem Licht dem Abgrund zu,
im stetigen Wechsel, ohne Ruh’.
 
Ich weiß im Tal das Wolfsgeheul’
der Regenwolken schwarzes Knäuel,
der weißen Schäfchenwolken Tag,
des Sommerhimmels Lerchenschlag.
 
Ich hab’ den Kosmos überflogen,
bin durch acht Sphären frei gezogen,
kenn’ jeden Text und jede Schrift,
und weiß ob sie die Wahrheit trifft.
 
Mir ist ein’ jede Mär bekannt,
der Lügenmärchen loser Sand,
auf dem kein Bau bestehen kann,
nicht gestern, heut’ und irgendwann !
 
So bin ich ein geschärfter Geist,
der über Höll’ wie Himmel reist,
vor dem die Wichte bass erstarr’n;
mir gehen Engel selbst ins Garn.
 
Die guten Geister sind zu blöde,
ihr Denken einfältig und öde,
sie kennen nur des Lichtes Seite,
doch nie des Kosmos ganze Breite.
 
So fang’ ich leicht mir diese Brüder,
beim Singen ihrer seichten Lieder,
mit Halleluja und Hosianna -,
dem kruden Schmus von Golgatha.
 
Auch die süßen Flügelmäuschen,
mit den Nimbus-Strahlensträußchen,
die Engelchen der zarten Arten,
greif’ ich mir auf meinen Fahrten.
 
Ich hab’ mit Englein so viel Spaß,
ich treib’ mit ihnen dies und das,
mein Spiel mit diesem frommen Pack,
ist doch mein liebster Schabernack.