Das antigöttliche Prinzip, der Kälteriese Thurse-Titan-Saturn
ZEITRAUM DER RUNE
Am großen „Spielbrett“ stehen zwei,
sie prüfen, wem die Runde sei.
Es würfelt der Ries‘ mit dem Bauersmann,
es verlor der Bauer, der Riese gewann.
Der Bauer gleicht redlicher Gotteskraft,
der Riese doch jener, die Unheil schafft.
Das Lebendige sauget der kalte Erpresser,
er ist der Jötun, der gierige Fresser.
Die Todesrute schwingt er nun grauenvoll,
er heißt der THURSE, der schlimme TROLL.
Wodan, der Ase, - der „Weiße Berg“,
die Sonne ist nur sein Funkenzwerg.
Er ist „Einundzwanzig“, der Gipfelgeist,
der ewig aus eigenem Licht sich speist.
Der höchsten „Drei“, dem Gottes-Ich,
steht immer entgegen - unänderlich,
so wie den Tagen die dunklen Nächte,
der „Finsterberg“ der höllischen Mächte.
Der Teufel, der Tiefe, hat einen Turm,
dort sammelt er seine Vasallen zum Sturm.
Da schwirret ein schwarzes Flügelgebraus‘
um das zweiundzwanzigste Runenhaus.
Hier hechelt sein Herr in Wolfes Gestalt,
die winterlich wirsige Todesgewalt.
Seine eische Burg auf dem Berge des Bösen
kein lichter Retter vermag zu erlösen;
denn zweiundzwanzig ist eine „Vier“,
die nackte Materie, die stoffliche Gier.
All das Gute, das Gott sich erschaffen,
die „Materie“ will es hinab ihm raffen.
Sie bringt den Tod ohne Auferstehung,
die endlose, lichtlose Schneeverwehung,
des Fimbul-Winters gar schreckliche Not,
des Winter-Thursen Sterbegebot;
chaotisches Wirrwar ist sein Wähnen,
Ginnungagap-Grauen wird sein Gähnen.
Der kallende Kobold, der Tatermann,
jetzt stapft er mit seinen Horden heran.
Wenn wir die Verse der Edda befragen,
woll‘n die uns Wahres zur Warnung sagen:
„Einst hebt sich von Osten“ die Knute,
„des reifkalten Riesen dornige Rute,
mit der er im Schlaf die Völker schlägt“,
mit der er den Tod nach Mitgard trägt.
Des THURSEN SCHLAFDORN ist dieser Stab,
die Welt schlägt er damit ins Wintergrab.
Die Erdmutter Gerda giert er zu zwingen,
„Wirrlust - Wut - Wahnsinn“ will er ihr bringen.
Der Würger, der Höllenwolf, Höllenfürst,
der Arge, der Tiefel, Thurse und Türst.
Man hatt‘ sich das Bildnis der bösen Macht
im Gleichnis des „reifkalten Riesen“ gedacht.
Die Menschen des nebel-nächtigen Nordens
sahen die Mächte der Missgunst, des Mordens,
besonders in Formen von Nässe und Kälte,
die ihnen die Freude des Lebens vergällte.
So schien in lichtfernen Vorzeitlanden
ein teuflischer Riesen-Troll aufgestanden.
Aus der Eliwagar eisströmender Drift
türmte sich reiftropfend-höllisches Gift.
So erwuchs der windkalten Hölle gerecht
des Winter-Thursen schlimmes Geschlecht.
Die arischen Inder bezeichneten diesen
als „Virtra“-Dämon, den frostigen Riesen.
Jedes Volk hat seinen Erzfeind erkannt
und ihn mit eigenem Namen benannt.
Ob „Beli“, der Butz, nun brüllet im Zorn,
ob „Bölthorn“ nun raset, der „Unglucksdorn“
heißt er nun „Seth, Satan, Tityus, Typhon“,
er ist der Erde und des Tartarus Sohn.
Er ist der Materie würgender Wille,
er ist nur die leere geistmordende Hülle.
Ammon-Ra tagtäglich „Apophis“ zerschmettert,
Zeus, der einst „Typhon" hinuntergewettert,
Krischna, der den „Kaliya“ überwand,
den schwarzen, giftenden Schlangengigant,
Fro-Freyr, der den Brüller niedergerungen,
Armin, der den Römer-Riesen bezwungen,
diesen Völkerwürger und Sklavenjäger,
den tückischen Mörder, listigen Schläger,
sie hüten das Helle, den glutenden Gral,
den Freiheitsgeist, - Ideal und Moral.
Der Riese ist Symbol für den Gottesfeind,
gegen den die lichte Schöpfung sich eint.
Der Unhold mit karigem Krankheitsdorn
gleicht jenem Drachen mit drohendem Horn.
In schauriger Gruft unter seinem Turm
windet sich wohlig der wachende Wurm.
Da schlingen sich um ihn die langen,
kaltäugig gierigen, züngelnden Schlangen.
Es huldigt dem hassenden Höllen-Gevatter
Kröte, Molch, Viper, Otter und Natter.
Die Schlangenfüße sind abgrundentsprossen,
die tragen allein des Dämons Genossen.
So sind‘s ekelerregende Würmer und Drachen,
die Reichtümer unter der Erde bewachen.
Die Güter der Tiefe, die Steine, das Gold,
sind blinkende Stoffe, des Satans Sold.
Die. Schätze der Welt sind leuchtender Tand,
ein lockender, bunter, wertloser Sand.
Der wahre Wert liegt im geistigen Gut,
doch Geist erwacht nur im wertigen Blut.
Wir sollten alle wie Siegfried wagen,
den Finster-Drachen Fafnir zu schlagen.
Wir sollten alle wie Hagen denken,
das gleißende Unheil im Strome versenken.
Siegfried und Hagen, im hadernden Zanken,
zwei sich ergänzende Gottesgedanken ?
Erst, wenn der Hölle ihr Hort entwunden,
in den ewigen Fluss zurückgefunden,
dann wird die Macht der Materie beendet,
das kosmische Seins-Rad zurückgewendet.
Bis dahin währt der Wolfszeit Zank,
da machen Dämonen das Denken krank.
Siechtumsgeister verseuchen und sengen
der Materie ergebene Menschenmengen;
schlagen sich Brüder um schnödes Geld,
so wie es dem wütenden Wolfe gefällt.
Aus seinen grausen Gründen und Grotten
rücken sie vor, die rasenden Rotten.
Aus täuschenden Türmen, trügenden Thronen
der untersten, obersten Höllenregionen,
tosen die tobenden Trolle heran,
die Bestien zerbrachen Band und Bann.
Im brüllenden Wetter, im Sturmesbrechen,
hören wir fauchende Bestien sprechen.
„Thjazi und Thrymr“, die Winter-Titanen,
woll‘n sich nun Wege des Todes bahnen.
Mit eisigen Messern schneidet der Frost
vom Baume des Lebens lebendige Kost.
Die Finsternis fließet als tötende Flut,
der FENRIR ist los mit seiner Brut.
Der Spötter „Sköll" stiehlt Sonnenschein,
dem Monde macht „Hati“, der Hasser, Pein.
Der ANTI-MITHRA wirkt in die Welt,
zur Endzeit, wenn die Schöpfung zerfällt.
Des Geistes Gegner trägt viele Köpfe,
alle Unholden sind seine Geschöpfe.
Mit jeglichem Unheil, mit giftigem Kraut
hat er die Erden zur Urzeit betaut.
Drei höllische Hunde helfen ihm hegen,
seine Gegenschöpfung gedeihlich zu pflegen.
Der Name des ersten ist Böser Gedanken,
an ihm sollen menschliche Geister erkranken.
Der Name des zweiten ist Böses Wort,
das jagt die lichten Gedanken hinfort.
Der Name des dritten ist Bös Tat,
das ist der höllische Gottesverrat.
Der Aber-Gott ist „Angraman“,
mit ihm fing die Gegenschöpfung an.
Zwei Söhne musste der Vatergott schauen,
zwei Geister standen im Morgengrauen:
„Sponta-Manyu“, - heiliger kluger Geist,
in dem der Vater sein Eigenes preist;
„Ahra-Manyu“ aber, der böse Sinn,
ist aller Gottesfeindschaft Beginn,
Angraman, der Materie-Dämon,
der Geist der Tiefe, der dunkle Sohn.
Der eine schuf Leben, der andere Tod,
der eine die Freude, der andere Not.
Der eine Wahrheit, der andere Lüge,
so sind jener beiden Wesenszüge.
Der eine gab „ASA“ das gute Denken,
der andere „DRUG“, die Welt zu verrenken.
Aus der Materie finstersten Stoffen
hat der die Lügenschaffung getroffen;
falschgläubiger Gegner der Religion,
der den Asen-Glauben hasset mit Hohn;
er ist ein einziges großes Geläster,
Angraman, - alltötender Weltverpester.
Nebeneinander stehn ASA und TRUG,
wie im gerundeten Runen-Zeichen-Zug.
Der Runen-Erschaffer kannte die schwere,
alte arisch-awestische Asa-Lehre.
So hat er die uranfänglichsten Geister,
teuflischer Narr und göttlicher Meister,
im „vorschöpfungszeitlichen“ Runenfeld
unmittelbar nebeneinander gestellt.
Denn aus urgott-väterlicher Doppelheit,
vor der Entstehung von Raum und Zeit,
im vor-materiellen Reich der Ideen,
ist schon die Urbilder-Trennung geschehen.
Der erste Impuls aus Gottes Fluten
war der Urgedanke des Hellen und Guten.
Das Anfängliche ist des Vaters Ich,
der Zweite ist Würger und Wüterich,
der Missratene, Dunkle, Abgrundschlechte;
der Erstgeborene allein ist der Rechte.
Dieser Gedanke ward in die Runen gelegt,
der hat den Runen-Philosophen bewegt.
Der zweite Sohn, der materielle Sinn,
zieht aus Erdenschöpfung den Hauptgewinn.
Er steht ihr näher, - ist ihr König,
geistige Schätze bedeuten ihm wenig;
er ist der „Große Fürst dieser Welt“,
der goldene Staub in den Beutel zählt.
Und jedes Volk kann frei es wählen,
sich mit einer Schutzmacht zu vermählen.
Und jeder Mensch kann sich entscheiden
für einen von den Brüdern beiden.
Diese Aufbau-Regel im runischen Haus
führte der Runen-Erbauer dreimal aus:
Den urmütterlichen Kräften entspringt,
was die Potenz Gott-Vaters erbringt.
Ihm folgt der Geist, - der lichte Sohn,
dann baut sich der Materie Thron.
Zum Anfang steht dieser Entwicklungsgang
im runischen - herbstlichen Niedergang.
Ein Zeitzeichenkreis muss zweischichtig sein,
er bringt Sonnenjahr und Äon überein.
Von der Herbstesgleiche bis Winterwende
währt die Spanne des Sonnenjahres-Ende.
Mit der mütternächtigen Jahresgeburt,
wenn das Zeitenrad von neuem schnurrt,
beginnt das Jahr und begann die Zeit
der Schöpfung in fernster Vergangenheit.
So eröffnen die Runen des Herbstes auch
den Blick in den schwangeren Vorzeit-Bauch.
Hier vollzog sich die Werdung der Dinge
im vorkörperlichen, stofflosen Ringe.
Dem zweiten, dem Weltentstehungs-Schritte,
folgt nach Frühlingsgleiche der Dritte.
Auch im Frühjahr, wenn die Natur erwacht,
ward ein Urzeit -Welterwachen gedacht.
Die hermetische Astrologie ging davon aus
und setzte den „Widder“ ins „erste Haus“.
Diesen Maßen sollten die Runen genügen;
der Meister tat sie vortrefflich fügen.
Was sich zur Weltentstehung offenbart,
der vierte Stab, der von stofflicher Art,
ist Wasser und Kraut von zweierlei Güte,
des guten und bösen Geistes Blüte.
Doch Materie, die sich im Frühling erhebt,
ist vom heilen Geiste alleine gewebt,
da wächst der baldurische Blütentraum,
ein verklärter, holdseliger „Maienbaum“;
der Dämon dämmert dann schon überwunden,
denn Loke liegt seit dem Siegfest gebunden.
Dass die Frühlingsfrische, die linde Liebe,
der Schmelz solcher Schönheit ewig bliebe,
dass irdische, blonde Baldur-Erscheinung,
dies Bildnis klarester Dunkel-Verneinung,
dass der segenausschüttende Sonnen-Aar,
Merkzeichen gegen den Marder, den Mahr,
allein im Sinnlichen siegreich erstünde,
der gute Geist seine Herrschaft begründe,
dass einstmals ende des Stoffes Spiel,
das scheint der Schöpfung zierendes Ziel.
Dass die Ordnung des „Ormazd“ triumphiert,
dass Angraman - Abgott sein Amt verliert,
dass Wodan den wölfischen Wurm besiegt,
dass die Macht der Materie unterliegt,
dass die Asa-Welt die Trug-Welt schlägt
und die Säulen des Satans niederlegt,
dass Gott den schlechten Sohn überwindet,
die Ruhe im guten Selbst wiederfindet,
dass Gott einst den bösen Bruder erlöst,
die „Welt der Materie“ vom Mangel entblößt,
das ist die Bestimmung kosmischen Lebens,
ist sie es nicht, so ist alles vergebens.
Der Mensch steht mitten in den Gefechten,
kämpfen nicht Gute, siegen die Schlechten !
Die Heerscharen hadern in beiden Welten,
in denen ja gleiche Gesetze gelten;
die Seelen aus lichtern und dunklem Samen,
in der Gottheit und des Teufels Namen;
die klugen Lichtalfen, die Klarsehenden,
den himmlischen Heilsplan Verstehenden
Sowie üble und ekle Dunkelalfen,
die dem düsteren Dämon helfen und halfen.
So sind jene Seelen nach zweierlei Weise,
die da kämpfen im körperlosen Kreise.
Der Troll, der Thurse, der Wintertitan,
der brüllende Arge, der Angraman,
der Diabolus, der Plagegeist,
der durch Himmel, Hölle und Herzen kreist;
des Lügenmeeres wildlechzende Woge,
der freisliche Finsternisvater, der LOGE;
er ist der Betrüger in allen Bereichen,
der Schläger, der Schädiger ohnegleichen.
Er ist die Säule der schimpflichen Sippe,
die liederlich-listige, lügende Lippe.
Sich selbst hat sein Satanssame begossen,
da sind ihm schreckliche Söhne entsprossen:
„Nari und Narfi“, die nächtigen Nattern,
als Leichenschmetzer die Leiber umflattern.
Würmer und Wölfe, Neid, Nesseln und Not
sind des Unheilerzeugers Zins und Gebot.
Der leidige LINKE, der Grundverkehrte,
der Lasterbeladene, - niemals Belehrte;
Verleiter, Verleugner, - das Gottesleiden;
wo LOKI lacht, muss das Rechte scheiden.
Die lohende, leuchtende, lockende LÜGE,
all das liegt in Lokes Namensgefüge.
Als Gegen-Gott gleicht er der Lohe, der Luft,
der die Gegen-Schöpfung ins Dasein ruft.
Er ist LODUR und LOPT, - Sturmbö’ und Blitz,
der wütende Wahn, der verwundende Witz.
Als LUKA ist er der Schließer, Beender,
des Lichtseelen-Todes sehrender Sender.
Es knüpft die Knoten im satanischen Sinne
LOKKE, die lockende, goldene Spinne.
Der listsinnige Loke ist böse, bizarr,
eine beißende Bestie, ein neidiger Narr.
Als Lichtgegner gilt er als krauser Kopf,
der Teufel wird zum übertölpelten Tropf.
Doch gebar ihn die Urzeit als Gotteskind,
zwar nicht im Geiste des Vaters gesinnt,
trotzdem ein Bruder des Rechten genannt,
wie die linke neben der rechten Hand.
Die Treue errichtet‘s, - die Tenke zerstört;
gegen Rechtes ist Linkes ewig empört.
Das Rechte bejaht, das Linke verneint,
und doch tragen beide das Ganze vereint.
Des linken Loki Ränke und Rasen,
bringt wahrlich „Ärger und Unlust“ dem Asen.
Doch flossen ja beide aus Urmutters Flut,
in beiden rinnt Urvaters eigenes Blut.
Auch die Edda weiß sie noch schleierhaft:
Odin - Lokes ureinstige „Blutsbrüderschaft“.
Zum Zeitende erst liegt der Gegen-Gigant,
kraftlos, geknebelt, gebunden, gebannt.
Teuflischer Thursen gottfeindliche Macht,
im Stab „zweiundzwanzig“ zusammengedacht.
Ein tötender Dorn prangt als Runenbild,
vom Schaitan getragen auf schwarzem Schild.
Oder ist es der Schlegel, der Keulenstab,
der die Welt hinabschlägt ins Wintergrab ?
Der Sonne Gluten scheint matt, verglüht,
des Bösen bester Mond erblüht.
Die Fluren fallen in finsterste Fron,
es blitzt der Stachel des Skorpion.
Die Nebelnatter spreizt den Nagel,
gifttriefend steigt der Schorpenzagel.
Des Lebens Willen wird gestillt,
die Jagd beginnt auf‘s „große Wild“.
Das „größte Wild“, der Sonnenhirsch,
flieht vor des jähen Jägers Pirsch.
Und dass der Todespfeil verfing,
zeigt uns des Meisters Runenring.