AKTUELLE RUNOLOGIE
 
Besieht man Herings Kopf und Schwanz,
weiß man den Fisch noch längst nicht ganz !
Erst die Kenntnis seiner Gräten,
beschaut von Universitäten,
erheben ihn, total perfekt,
zum Wissenschaftsobjekt.
 
Gerad‘so geht‘s mit den Runen auch,
beschaut man nur den Außen-Bauch,
kennt man die Runen nicht von innen,
mag einer fein darüber spinnen,
er weiß nicht ihren wahren Zweck,
ihm fehlt echter Runen-Check.
 
So lang‘ die universitäre, hohe Zunft -
wohl nicht aus eitler Unvernunft -
vom ODING nichts gewahrte,
sich Runen-Innenschau ersparte,
kennt sie von dem Objekt allein,
das außenhäut‘ge Hinterteil.
 
Denn ohne Wissen um den tiefsten Kern,
bleibt Wissenschaft der Wahrheit fern.
Wenn Blicke Hüllen überschweifen,
von der Seele nichts begreifen,
bleibt‘s, wie‘s auch bei Runen sei,
nur fachgerechte Stümperei !
 
Die universitäre Runologie der Mediävisten, Germanisten, Skandinavisten tappen so lange - hinsichtlich eines Gesamtverständnisses der Runenfrage - im Dunkeln, so lange sie nicht die ODING-Erkenntnis in ihre Untersuchungen einbezieht. Es ist nachweisbar, dass das ODING-FUÞARK als ein hieroglyphisches luni-solares Kalender-System erdacht worden ist. Damit haben sich sämtliche Ableitungstheorien der Runen aus vorbestehenden Buchstabenreihen als nicht mehr haltbar erwiesen. Das Ur-Runensystem ist ein vom Schöpfer erklügeltes Gefüge zu verstehen, das er aus ihm bekanntgewordenen Sinnzeichen zusammenstellte. Das bedeutet aber keine Übernahme einer bereits bestehenden Buchstabenordnung.
 
Nicht die Laut- sondern die Die Sinnzeichenfunktion der runischen Symbole bestimmen ihre Anordnung im Kalenderkreis. Die Lautzeichenfunktion war folglich zweitrangiger Natur. Der runische Buchstabencharakter, um das Fixieren von Lauten (Sprache) zu ermöglichen, wurde von dem vorausgehenden Werkgedanken geheiligt, jedem einzelnen Zeichen seine Stelle im göttlich-kosmischen Weltspiegel zuzuweisen. Denn die kreisrund geordneten Runen sollen das Gottesjahr bzw. den ewigen Zeitenkreis versinnbildlichen, sollen also als Ideen-Bausteine des Kosmos begriffen werden. Einige dieser vorrunischen Ideogramme sind auf bereits steinzeitlichen und bronzezeitlichen Funden im prägallogermanischen Großraum nachzuweisen. Dazu gehören mindestens die Runen-Ideogramme für folgende spätere Lautzeichen: o, d, ing, f, n, h, g, h, u, s, z, j = Jahrteilungs-Ideogramm, h = auch spartanische Dioskuren-Hieroglyphe.
 
Aus altgriechisch-etruskisch-alpinen Alphabet-Reihen sind anscheinend übernommen worden: A, B, F (V), I, K, R (?), S, T. Einige davon gehören aber schon zum altnordischen Sinnzeichenbestand. Das runische „R“ ist markant verändert, seine Zweige berühren den Hauptstab nie. Das linksläufige vorlateinische Alphabet der Noriker kennt schon das „O“ mit Füßchen, aber die Odal-Rune ist kein „O“ mit Füßchen, vielmehr ein Schlingenzeichen. Wurden Alphabetbuchstaben zur Runenerschaffung für das FUÞARK-ODING-Kalendarium herangezogen, dann allein weil sie als Hieroglypenzeichen - also als Bildkürzel - im Rahmen der geplanten runischen Gesamtstruktur deutbar und damit verwendbar erschienen. Der Runenschöpfer übernahm aber auch den Lautcharakter der genannten Zeichen, daraus geht hervor, dass er die alpenländischen Schriftreihen kennengelernt haben muss. 9 Runenstäbe ähneln den alpinen Buchstabenzeichen.   Der Meister schuf eine rechtsläufig gewendete Stabreihe mit linksläufigem religiösem Geheimsinn.
 
   
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Lautwert - (Ost-) Griechisch - Westgriechisch (-altetruskisch) - (älteres) Latein - Etruskisch - Venetisch - Rätisch (Bozen, Magraé) - Lepontisch
 
 
Übersicht über die verschiedenen Alphabete - E. Risch - Bei manchen Alphabeten ist die Schriftrichtung mal links- mal rechtsläufig, wobei die einzelnen Buchstaben dann meist (nicht immer) in spiegelbildlicher Form erscheinen. Selten vertretene Buchstaben sind eingeklammert. (Abb. 1 aus „Das Räterproblem in geschichtlicher, sprachlicher und archäologischer Sicht“, Schriftenreihe des Rätischen Museums Chur, 1984)