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VOM KIRCHTURM KRÄHT ...
 
Vom Kirchturm kräht der Messing-Hahn
sein Lied rings in die Lande,
vom Massenwahn, vom Christus-Wahn
und schauerlicher Schande.

Dem hohen Hahn ist’s endlich leid,
dem Licht-Symbol der Ahnen;
jetzt ruft er selbst zur Wende-Zeit,
jetzt will er uns ermahnen.

Der Große Morgen steigt herauf,
wir schliefen viel zu lange;
man türmte Lug und Tand zuhauf,
wir fügten uns dem Zwange.

Man hat uns Höllenbrut genannt,
als „gottlos“ uns verschrien,
hat uns geschunden und verbrannt,
oh’n Recht und Ehr’ bespieen.

Oh Christus-Wahn, oh Kreuzes-Wahn,
was habt ihr angerichtet,
die Blutschuld tilgt kein Zeiten-Zahn,
zu hoch ist sie geschichtet.

Bei Verden floss die Aller rot,
vom Blut erschlag’ner Sachsen.
Die Stedinger Bauern stach man tot,
dass Kirchenpfründe wachsen.

Einst kamen sie als Bettelpack,
in unseren freien Norden;
prallvoll war bald der Pfaffen-Sack,
und wir sind arm geworden.

Sie nahmen nicht nur Zins und Zoll,
sie stahlen auch die Seelen;
kein Volk bleibt wohl und würdevoll,
wenn Seelenkräfte fehlen.

Unschuldig’ Fleisch, unschuldig Blut,
geopfert und verronnen -,
der Heiden Sinn, der Ketzer Mut,
sei unser Lebens-Bronnen !

Zweitausend Jahre Mord auf Mord,
in eures Gottes Namen -,
werft endlich euren Wahnsinn fort,
und sagt ein Abschieds-Amen !
 
 
PS: Das Lied ist zu singen nach der Melodie „Die Eisenfaust am Lanzenschaft“