TEIWAZ HARIGAST
 
Unser Heerzug rollte von Rast zu Rast,
wir kamen vom Nordland gezogen.
Du, Teiwaz, sei unser Harigast,
wir bitten dich, bleib’ uns gewogen !
 
Wir schwuren auf dem ehernen Stier,
der Himmelsherr sollt’ uns geleiten,
war doch unser Sinnen ohne Begier,
nur nach besseren Ackerlands Breiten.
 
Die Stürme rissen die Inseln hinfort,
der Meeresgott zürnte den Deichen -,
wo fänden wir sicheren, südlichen Ort,
Gott Teiwaz, so geb’ uns ein Zeichen ?!
 
Er gab seine Gunst in manchem Gefecht,
wir rangen und schlugen, zu siegen
und fanden doch nimmer ein Heimatrecht,
in friedvoller Ruhe zu liegen.
 
Fruchtlos vertan ward teutonischer Mut
und die kimbrischen Leidenschaften,
versengt von Südsommers Sonnenglut,
wo die Muskeln der Riesen erschlafften.
 
Verloren ging uns die letzte Schlacht,
zu sorglos wurden die Helden,
nicht unbesiegbar ist Teiwaz Macht,
das sollten den Enkeln wir melden:
 
Verlasst euch niemals aufs Gottesheil,
auf Gottesurteil und Glauben -,
Nornengeflecht ist ein trügliches Seil,
lasst euch die Vorsicht nie rauben.
 
Bleibet im Norden, da seid ihr zuhaus’,
nehmt sie hin, den Winter und Regen
und härtender Stürme wildes Gebraus’,
das sind die gesünderen Segen !
 
Die germanischen Völker der Kimbern und Teutonen zogen wegen vermehrter Sturmfluten und Ackerlandmangel zwischen 113 und 105 v.0 aus Jütland in den Süden auf der Suche nach einer neuen Heimat. Sie brachten den Römern in mehreren Schlachten arge Niederlagen bei, bevor sie schließlich 102 und 101 v.0 der Sommerhitze und römischer Kriegslist erlagen. Die Negau-Helme sind wahrscheinlich ein Sakralgeschenk der im Südostalpenraum siegreichen Kimbern, an geweihtem Ort, für ihren Himmelsgott Teiwaz.
 
Bild: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 2001