RUDOLF STEINER
 
Rudolf Steiner, ein faustischer Mensch,
der aus ärmlicher Hinterwelt drängte,
nach oben, nach oben sucht‘ er den Weg,
wohin er sich schließlich auch zwängte.
 
Von der Kellergruft zum Obergeschoss,
das sollte, das musste gelingen,
vom proletarischen Säuferkumpan,
in philosophische Höhen zu springen.
 
Steiner suchte den „Stein der Weisen“,
wurde fleißig, fraß Bücher, auf Bücher,
gelangte an Goethe und Nietzsche gar,
doch er fand nie die trockenen Tücher.
 
Er fand kein Konzept, keine Philosophie,
die ihn erreicht und begeistert hätten,
doch er brauchte ein geistiges Fundament,
drum gedachte er selbst sich zu retten.
 
Seinen eigenen Fantasien zu trauen,
galt dem Steiner fortan als Erlösung,
was alles das eigene Hirn produziert,
bedarf ganz allein der Pompösung.
 
Steiner begriff sich als „Goldenes Kalb“,
um das er fortan nur noch tanzte.
Hellsichtig sei er und lese die Lettern
die die Zeit in die Weltchronik stanzte.
 
Die Akasha-Blätter, im Himmel droben,
in okkulten Wolkenkuckucksheimen,
mit den planetarischen Erdenschicksalen,
die vermochte sich Steiner zu reimen.
 
Und er reimte drauflos in „Hellseherei“,
von Wurzelrassen, Atlantis, Erzgeistern.
Mit der „Theosophischen Welterkenntnis“
war sein Leben materiell zu bemeistern.
 
Was er predigte nannte er Wissenschaft,
auch Reinkarnation, Karma und Jesus.
Der christliche „Mythus von Golgatha“
erschien ihm als geistiger Zungenkuss.
 
So führt also Steiner auf Umwegen nur,
zu den altjüdisch-papistischen Lügen,
etwas Eigenes fiel ihm halt doch nicht ein,
so muss ich als Deutscher ihn rügen !
 
 
Rudolf Joseph Lorenz Steiner (1861-1925), ein deutschsprachiger, okkult-katholischer Esoteriker, der sich als Hellseher ausgab, gilt als Gründer der „Anthroposophie“ (griech. „Menschenweisheit“). Was er als Menschenweisheit ausgab waren im Wesentlichen seine freien Erfindungen, die er als Schauungen aus der „Akasha-Chronik“ deklarierte, wie er auch seine Aufsatzreihe nannte: „Aus der Akasha-Chronik“ (1904-1908). Akasha ist ein altindischer Begriff für den schon vorweltlichen Allraum. Die monoman-alberne Behauptung, er könne in einem unsichtbaren Buch lesen, eben einer „Urraum-Chronik“, in der alle Vorkommnisse seit Entstehung der Welt verzeichnet wären, überspannt allein schon die Zumutung an einen Menschen von Vernunft. Steiner war zu dieser Zeit Generalsekretär der „deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft“, von Leuten die nach alternativen, noch okkulteren Weltbildern suchten, als es der paulinische Christianismus darstellt, mit seiner verstiegenen altjüdischen Opferlamm-Spekulation. Steiner, geprägt von seiner innersten Hinneigung zum Obskuren, kam folglich von „Golgatha“ niemals los und bezeichnete „die Tat von Golgatha“ als das bleibende Kernstück auch seiner theosophischen Lehre. Die eigene deutsch-germanische, oder indogermanische Heilbringer-Lehre blieben Steiner verschlossen, weil er lieber in Wolkenkuckucksheimen herumspintisierte, als echte Geisteswissenschaft zu betreiben. Was er von „Wurzelrassen“ und „Atlantis“ und „germanischen Göttern“ (die er eine Art Erzengel nannte) schrieb und verkündete, waren frei erfundene Visionen die er sich nicht scheute, als gesicherte Tatsachen hinzustellen. Steiner pries sich als Hellseher an und kam dadurch ohne das aus, was einen seriösen Wissenschaftler ausmacht, nämlich die Quelleangaben, woher er seine Wissenschaft nähme, womit er sie begründe. In Waldorfschulen soll das Platonische Weltenjahr und die Abstammung der Menschen aus Atlantis verbindlich gelehrt werden. Auf Atlantis gab es laut Waldorf-Gründer Rudolf Steiner vor 9.000 Jahren bereits fliegende Autos.
 
Steiner beschäftigte sich mit großen Interesse an den Werken der großen deutschen Denker. Doch er wollte unbedingt über sie hinausarbeiten, was nur durch freie Imagination - bzw. Flucht ins Fantastische - gelingen mochte. J.W. Goethe, in seiner Redlichkeit, blieb am Ende seines „Faust II.“ bei einer kleinkleinen christlichen Bürgerpredigt. Zum großen Entwurf, wie es Nietzsche tat, fehlte Goethe nicht der Geist, aber der Wille; er wollte nie ein Revolutionär sein. Steiner wäre gern ein Revolutionär gewesen, doch  ihm fehlte der Mut zur letzten Konsequenz. Er wollte das ihm eingefleischte Christentum nicht über Bord werfen, er behielt es als Rückversicherung und quasi Entschuldigung für seine anderweitigen geistigen Eskapaden und Schrullen. Es gelang Steiner nicht, in der akademischen Philosophie Fuß zu fassen, die Fachwissenschaft nahm ihn zurecht nie ernst, wie ihn kein vernünftiger und nüchterner Normalbürger erst nehmen konnte. Er vermochte allezeit nur leichtgläubige Schwärmer einzufangen. Steiner gab vor, die Erfahrung des eigenen Denkens, die „Beobachtung des Denkens“ sei die allerwichtigste Wahrnehmungsleistung des Menschen. Denn nur das, was er selbst denke, könne er vollkommen durchschauen. Damit sei „ein fester Punkt gewonnen, von dem aus der Mensch mit begründeter Hoffnung nach der Erklärung der übrigen Welterscheinungen suchen kann“. Das klingt seriös, aber gerade Steiner war doch derjenige, welcher nie einen strengen Maßstab an sein Denken und Vortragen zu legen gewillt war, der den unsinnigsten Wust breitzutreten fähig war, ganz ohne Rücksicht auf gesicherte Wissenschaften. Nach Steiner begann Atlantis vor um 66 Millionen Jahren, als die Menschengestalt noch weich, beweglich, wässrig-knorpelig war, der Ätherleib noch weit über den physischen Leib, besonders im Kopf-Bereich, hinausragte und ein natürliches Hellsehen dem Menschen noch zu eigen war. Wörtlich: „So war noch über dem Kopf ein mächtig großer Ätherkopf entwickelt; der physische Kopf war verhältnismäßig klein und in einen mächtigen Ätherkopf eingebettet.“ Solcher Schwachsinn muss nicht kommentiert werden ! Ebenso nicht seine Fantasmorgien von der „polarischen Wurzelrasse“, „Unterrassen“, den „Hyperboräern ohne Selbstbewusstsein und ohne Geschlechtertrennung“. Auf einer anthroposophischen Internetseite liest man: „Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Begriff ,Rasse‘ in der nachatlantischen Zeit eigentlich nicht mehr berechtigt ist, da nun nicht mehr die körperliche, sondern die seelisch-geistige Entwicklung in den Vordergrund rückt. Die Gliederung der Menschheit in Rassen wird allmählich völlig überwunden werden und ist schon heute für die geistige Entwicklung der Menschheit bedeutungslos.“ Der abgründige Irrtum und Unsinn des Steiner’schen Menschenverständnisses offenbart sich in diesem einen Satz. Denn die „geistige Entwicklung der Menschheit“ ist absolut abhängig von der oder den Rassen welche die Menschheit in die Zukunft führen werden. Die „Menschheit“ gibt es nicht, im Sinne einer Gleichheit und Einheitlichkeit, viel zu unterschiedlich in den körperlichen und geistigen Befähigungen sind ihre diversen rassischen Untergruppen. Beispielsweise haben für die geistige Entwicklung der Menschheit die negroiden Altrassen zu keinem Zeitpunkt eine Rolle gespielt und die mongoliden-tatarischen Rassen lediglich eine höchst bedrohliche. Wir sehen, wie das Steiner’sche Kredo einem irrealen „humanitär“-visionären Wunschbild entspricht.
 
Steiner bezeichnete seine Weltanschauung auch als „Monismus“, nach der sich alle Welterscheinungen auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen würden. Auch das ist eine irrige Fiktion, denn das schöpferische Weltprinzip ist der spannungsgeladene Dualismus, nicht der eintönige Monismus ! Aber auf solcher Grundlage predigte Steiner eine radikale „Philosophie der Freiheit“ (als Schrift 1894 erschienen), weil er selbst ohne alle Bindungen an und Rücksichtnahmen auf reale Gegebenheiten seine visionären Gedankengängen freien Lauf lassen wollte. In diesem Sinne verstand er Nietzsches „Übermenschen“ als einen „von allen Normen befreiten Menschen, der nicht mehr Ebenbild Gottes, Gott wohlgefälliges Wesen, guter Bürger u.s.w., sondern er selber und nichts weiter sein will, der reine und absolute Egoist.“ Das macht die selbstschmeichelnde Selbstvergötzung R. Steiners plausibel. Sein Bekenntnis zum „individualistischen Anarchismus“, dieser Extremform des Liberalismus, gehört folgerichtig zu Steiners Charakterbild, zu dem die schöpfergottgleiche Erfindung eines streckenweise willkürlichen neuen Weltbildes ebenso gehört, wie die zutiefst widersprüchliche Beibehaltung der paulinisch-christlichen Erlösungsabhängigkeiten vom alten Judengott. Die anarchistische Freiheit hat der junge Steiner sich selbst gern eingeräumt. Die kunstsinnige Frauenrechtlerin Rosa Mayreder, die in seiner Wiener Zeit, zu seinem Bekanntenkreis gehörte, stufte ihn als Alkoholiker ein, er zechte nächtelang mit seinen Dichter-Freunden, teilweise sei er erst am nächsten Nachmittag nach Hause gekommen, sein Lebenswandel war zerrüttet, erst ab der Jahrhundertwende habe er sich „ganz fest in die Hand genommen und sei der geworden, als den ihn die Welt heute kennt“. Auch in seinen ersten Berliner Jahren suchte sein Freiheitsdrang die Nähe zu proletarischen Außenseiterkreisen. Sein Lebensmotto spiegelte sich 1899 im Titel seines Magazins „Vielseitigkeit und Vorurteilslosigkeit“. Er verkehrte mit Freidenkern, Homosexuellen, Vertretern der freien Liebe, Sozialisten und Anarchisten. 1904 bedauerte er in einem Brief an seine Frau, „sich auf den Dreck dieser jungen Leute“ eingelassen zu haben. Es sei „ein ehrlicher Irrtum“ gewesen, den er „mit recht dreckigem Klatsch“ habe büßen müssen. Steiners typisch deutsch-germanisches Freiheitskonzept versuchte er mit seiner judäo-orientalischen Christenbindung, die er nicht lassen konnte, zu verknüpfen und ersann die Liturgie für eine „Christengemeinschaft“. Er hielt z. B. Vorträge über Haeckel, Fichte, Nietzsche und „Goethes geheime Offenbarung“, doch schon im Jahr 1902 auch über „Das Christentum als mystische Tatsache“; bald vermochte er von den Einnahmen seiner Veranstaltungen ein Auskommen zu finden. Was er predigte hieß er „Christosophie“. Steiner betonte die angebliche Einmaligkeit und Einzigartigkeit der Person „Jesu-Christi“, die von den älteren Theosophen, aus dem Kreis der russlanddeutschen Helena Petrovna Blavatzky (1831-1891), der Gesellschaftsgründerin, nicht derart zentral verstanden worden ist, indem man mehr den Spuren indisch-hinduistischer „Weisheiten“ folgte. Die liturgischen Texte der „Christengemeinschaft“, mit dem neugefassten Credo, stammen im Wortlaut von Rudolf Steiner und werden bis heute als unantastbar betrachtet. Eine offizielle, verbindliche Lehre gibt es dort nicht. Es gibt weder eine „Lehrgewalt“, noch haben die Träger der Lenkerämter eine „Weisungsbefugnis“ gegenüber den (mit der gleichen „Weihevollmacht“ versehenen) Pfarrern, sondern jeder Priester besitzt Lehrfreiheit und gilt als voller Repräsentant der Christengemeinschaft, „soweit er nicht dem von ihm ausgeübten Kultus [nach R. Steiner] widerspricht“, in völliger Übereinstimmung mit dem sog. „Neuen Testament“, in dem der „Opfertod“ und die angebliche „Auferstehung“ der zentralen Kultfigur, dem angeblichen galiläischen Zimmermann Jeshua-Jesus und „Menschensohn“, als das „entscheidende Mittelpunktsereignis der gesamten Menschheitsgeschichte“ betrachtet wird. Ungeachtet des grauenhaften Unheils, welches diese monotheistisch-diktatorische Lehre in die Welt brachte, mit ihren Menschenjagden über Jahrhunderte, dem Abschlachten ganzer Völker, „im Namen Christie“ und der Päpste, verharren diese Verblendeten in den alten Strickmusterformen, wegen ein paar neuer Maschenschläge. Diese Leute verstehen sich selbst „in der Entwicklung des Christentums an der Stelle, wo ein drittes großes christliches Zeitalter aufgeht“. Somit wäre die ganze „Anthroposophie“ des Rudolf Steiner nichts als ein riesengroßer die Augen verklebender Staubwirbel, um nichts weiter, als um die Beibehaltung der altjudäo-christlichen Unfreiheit des Denkens, unter rabulistisch neu erklärten - nur schön geredeten - Fesseln.
 
  Frauen und Freunde Rudolf Steiners

Nach seinem Umzug nach Berlin ließ Rudolf Steiner Anna Eunike und ihre Tochter nachkommen. Am 31. Oktober 1899 fand die Trauung Steiners mit Anna Eunike auf dem Standesamt Berlin-Friedenau statt. Anfang 1903 zog Steiner mit Anna und ihrer Tochter Wilhemine zu Marie von Sivers in das Gartenhäuschen von Maries Onkel in der Seestraße 40. Im Oktober 1903 erfolgte ein weiterer Umzug des Ehepaars in eine Hinterhaus-Mietwohnung. Steiners spätere zweite Ehefrau Marie von Sivers. Einen Teil seines Lebensunterhalts bestritt Steiner weiterhin mit Herausgebertätigkeiten, etwa indem er über drei Jahre das von Joseph Lehmann begründete „Magazin für Litteratur“ in Berlin herausgab. In dieser Zeit erschienen zahlreiche zusammenfantasierten Aufsätze Steiners zu künstlerischen, philosophischen und politischen Themen. Seine seit etwa 1894 bestehende enge Freundschaft mit dem Dichter-Anarchisten John Nenry Mackay, welcher homosexuell-päderastischen Neigungen nachging, besagt einiges Unappetitliche. Steiners Bekenntnis zum linkslastigen Anarchismus und seine Kampagne für den Juden Alfred Dreyfuß führten zu Leserprotesten und erwiesen sich hinsichtlich der Auflagenhöhe als nachteilig. Streit mit dem Nietzsche-Archiv, die Steiner in der Publikation führte, nieder. Im September 1900 trat auch Steiner von seiner Redaktionsaufgabe zurück. Steiner wandte sich in den ersten Berliner Jahren den kommunistischen Außenseiterkreisen zu. Seine Kontakte reflektierten das chaotische Motto, welches er 1899 für sein Magazin gewählt hatte: „Vielseitigkeit und Vorurteilslosigkeit“. So gab er von Januar 1899 bis zum Frühjahr 1905 Kurse an der sozialistisch geprägten Berliner Arbeiter-Bildungsschule. Nach Wolfgang G. Vögele gehörten zu Steiners damaligem Bekanntenkreis Monisten des Giordano-Bruno-Bundes, Vorkämpferinnen für „Freie Liebe“ und bekennende Homosexuelle, wie der Jude Magnus Hirschfeld und Anarchisten (neben Mackay etwa der US-Bürger Benjamin Tucker, der vom „anarchischen Sozialismus“ faselte, und der linksradikale Jude Siegfried Nacht aus Wien. Weil letzterer er in fast allen Ländern Europas verfolgt wurde oder Einreiseverbote hatte, wanderte er Ende 1912 in die USA aus.