Interview mit Edda Göring >>
 
H. Göring 1918, Fotografie von Nicola Perscheid
 
„DER DICKE“
 
Ein toller Kerl, schlank, rank und schön
war dieser junge Held zu seh’n.
Im Großen Krieg, zur bösen Stund‘
war er kein feiger Lumpenhund.
 
Er galt als „Ritter in der Luft“,
schoss manchen Feind in seine Gruft.
Mit 22 Siegen die er erstritt,
verdiente er das „Pour le Mérite“.
 
Als Chef des Jagdgeschwaders Nr. 1
war er kein Mann des leeren Scheins.
Er zeigte Tapferkeit und Schneid
in dieser höllisch ernsten Zeit.
 
Die Welt fiel über Deutschland her,
dann in „Versailles“ noch einmal mehr.
Mit Lug und Trug wurd‘ es beraubt
und hatte an sein Recht geglaubt.
 
Die Sieger durch US-Komplott,
schlugen des Reiches Wehr zu Schrott,
man hat‘ es tödlich drangsaliert,
mit „Reparationen“ stranguliert.
 
Deshalb erwachte Gegenwehr,
sich zu entscheiden fiel nicht schwer.
Im Osten drohte der Bolschewik,
der Westen heuchelte mit Geschick.
 
Doch beide Seiten rüsteten auf,
so nahm kein End‘ des Unheils Lauf.
Die ewige Angst vor fremder Macht
hat stets den nächsten Krieg entfacht.
 
Die wahre Schuld ist gut verteilt,
doch Schande einen nur ereilt,
nämlich wer Glück und Krieg verliert,
der wird gehängt und abserviert.
 
Das ging auch Hermann Göring so,
im düsteren Kriegs-Scenario.
Zwar wollt‘ er keinen zweiten Krieg,
tat dann doch alles für den Sieg.
 
Er wollte Fried‘, doch nicht als Sklav‘,
weshalb der Feinde Hass ihn traf.
Er wurd‘ ein „Nazi“, zudem dick,
entzog sein Hals dem Henkerstrick.
Ich überlass‘ mein Urteil gern
dem allerhöchsten Menschen-Herrn,
der sein neutrales Machtwort spricht,
als Richter auf dem Weltgericht.
 
Hermann Wilhelm Göring (1893-1946) war einer der bedeutendsten deutschen Männer des 20. Jahrhunderts. Im Weltkrieg I. wurde er schon als Infanterist wegen seiner Tapferkeit ausgezeichnet, wechselte dann zur jungen Luftwaffe. Als ihr Angehöriger erlangte Göring hohes Ansehen als erfolgreicher Jagdflieger, mit 22 Luftsiegen, erhielt den Orden „Pour le Mérite“ und wurde letzter Kommandeur des „Jagdgeschwaders Nr. 1“. Die Nachkriegszeit war für alle Deutschen chaotisch, schmählich und qualvoll. Das Friedensdiktat von Versailles entlarvte sich als Krieg gegen Deutschland mit anderen Mitteln. Die „Kriegsschuld“ wurde besseres Wissen allein dem Verlierer aufgebürdet. Die „Reparationen“, die die Sieger der „Weimarer Republik“ aufzwangen, waren unbezahlbar. Die letzte dieser Ratenzahlungen, allein an die USA, wurden, erst 92 Jahre nach Ende des Weltkrieges I., im Oktober des Jahres 2010 bezahlt. Die Engländer griffen zur Hochseeflotte und sogar zur Handelsflotte, damit die Wirtschaft zusammenbrechen sollte. Franzosen griffen zur Saar und zur Ruhr-Ausbeutung und strengten „Separatistenunruhen“ an, um noch weitere Westprovinzen aus Deutschland herauszulösen. Die hassvollen Sieger verboten, trotz dem von US-Präsident W. Wilson verheißenen Selbstbestimmungsrechtes der Völker, den Deutschösterreichern den gewünschten Anschluss an das Reich. Zudem griffen die Polen Oberschlesien an, um, mittels blutigem Terror, deutsche Gaue an sich zu reißen. Die Franzosen deckten diese Umtriebe. Sie hatten das alte deutsche Elsass, mit deutscher Bevölkerungsmehrheit, wieder vereinnahmt und begannen es zu französisieren. Entgegen den leeren Versprechungen von „Versailles“, rüsteten alle Staaten weiter auf, allein Deutschland verbot man jede wehrtechnische Entwicklung und die Luftwaffe gänzlich. Die Sowjetunion begann gigantisch sich zu industrialisieren, zu technisieren und eine ungeheure Rote-Armee aufzubauen, gleichzeitig verkündete sie den Plan der „Proletarischen Weltrevolution“; ebenso pumpte sie Milliarden Goldrubel in ihre „Fünfte Kolonne“, die KPD, mit dem Plan, zuerst Deutschland in einen willfährigen „Sowjetstaat“ umzuwandeln, dann Europa - als Voraussetzung für die bolschewistische Weltherrschaft - zu vereinnahmen. Angesichts der innenpolitischen Situation, bei ständig wachsender Macht der „Roten“, war die Angst des deutschen Bürgertums durchaus verständlich und ebenso ihre Hoffnung auf jene Partei, die versprach, diese Gefahr abwehren zu wollen und zu können. Dass diese NS-Partei Adolf Hitlers der rundum gegen Deutschland gerichteten Aggression ihrerseits Kampfgeist entgegensetzte, lag in der Natur der Dinge und führte verhängnisvoll in die zweite Etappe des großen Vernichtungskrieges gegen die erneute deutsche Machtgewinnung.
 
Hermann Göring stellte sich als tapferer Mann an die Seite derer die Deutschland aus der Schmach und dem „Betrug von Versailles“ befreien wollten. Er nahm am versuchten „Hitlerputsch“ im November 1923 zu München teil. Beim „Marsch auf die Feldherrenhalle“ ist Göring durch Schüsse in Oberschenkel und Hüfte schwer verletzt worden und blutete stark. Er flüchtete nach Österreich, später nach Italien, wegen seiner Schmerzen erhielt er im Innsbrucker Krankenhaus Morphin-Injektionen, damit begann seine zeitweilige Abhängigkeit von Schmerzmitteln. Sein schmerzstillendes Mittel war Dihydrocodein, was zur Verstopfung und zum Dickwerden führte. Unbeirrbar setzte er seine volle Schaffenskraft zum Aufstieg und der sozialen Ausgestaltung des sog. Dritten-Reiches ein. Seine Unternehmungen - im postiven und im negativen Sinne - sind in allen Einzelheiten hinreichend bekannt, dafür sorgen die offiziellen und gesponserten inoffiziellen Informationsmedien, wenn auch im Schwerpunkt einer tendenziösen und nicht durchweg wahren Berichterstattung, was bei der eingeschränkten Souveränität der BRD und dem Weiterbestehen etlicher Besatzungsstatuten bzw. Kontrollratsbestimmungen verständlich und nicht zu ändern ist. Hermann Göring hat einmal verlauten lassen, dass er vor dem Krieg alles tat, um ihn zu verhindern und dann, als er da war, er alles tat, um ihn zu gewinnen. Ich enthalte mich eines Urteils hinsichtlich seiner historischen Bewertung. Er war einer der 24 sog. „Hauptkriegsverbrecher“ die in den „Nürnberger Schauprozessen“ der Siegermächte angeklagt worden sind. Er wurde am 01.10.1946 (Datums-Quersumme 22) in allen vier Anklagepunkten schuldig gesprochen und zum Tod am Galgen verurteilt. Durch eine Zyankali-Ampulle, die ihm auf geheimnisvolle Weise zugespielt wurde, entzog er sich am Vorabend der Hinrichtung dem Racheplan der alliierten Sieger.
 
Hermann Görings Brief an W. Churchill angesichts des Todes:
 
Nürnberg, 10. 10. 1946
 
 
Herr Churchill !
Sie werden die Genugtuung haben, mich und meine Schicksalskameraden zu überleben. Ich stehe nicht an, Sie zu diesem persönlichen Triumph und der Delikatesse zu beglückwünschen, mit der Sie ihn zustande gebracht haben. Sie haben sich und Großbritannien diesen Erfolg wahrlich etwas kosten lassen. Dürfte ich Sie für einfältig genug halten, ihm mehr als die Bedeutung eines von Ihnen und Ihren Freunden - den von Ihnen gegen das Großdeutsche Reich in den Krieg hineinmanövrierten Völkern und Ihren jüdischen und bolschewistischen Bundesgenossen - verschuldeten Schauspiels beizulegen, dann wäre die Erklärung in meiner vorletzten Lebensstunde auch vor den Augen der Nachwelt an einen Unwürdigen verschwendet. Mein Stolz als Deutscher und eines meistverantwortlichen deutschen Führers in einer welthistorischen Auseinandersetzung verbietet es mir, an die entehrende Niedrigkeit des von den Siegern angewendeten Verfahrens auch nur ein Wort zu verschwenden, soweit dies meine Person betrifft. Da es aber der offenkundige und erklärte Zweck dieser Justiz ist, das deutsche Volk selbst in den Abgrund der Rechtlosigkeit hinabzustoßen und es durch die Beseitigung der verantwortlichen Männer des nationalsozialistischen Staates jeder späteren Verteidigungsmöglichkeit ein für allemal zu berauben, habe ich unter dieses von Ihnen und Ihren Verbündeten beschlossene Urteil noch einige Bemerkungen zu dem geschichtlichen Gegenstand hinzuzufügen.

Ich richte sie an Ihre Adresse, weil Sie einer der Meistwissenden um die wahren Hintergründe dieses Krieges und um die Möglichkeiten, ihn zu vermeiden oder ihn doch in einem für die europäische Zukunft noch tragbaren Zeitpunkt zu beenden, sind, aber Ihrem eigenen Tribunal Ihr Zeugnis und Ihren Eid verweigert haben. Ich will daher nicht verfehlen, Sie rechtzeitig vor das Tribunal der Geschichte zu fordern, und richte meine Erklärung an Sie, weil ich weiß, daß dieses Tribunal einmal Sie als den Mann Europas nennen wird, der mit Ehrgeiz, Intelligenz und Tatkraft das Schicksal der europäischen Nationen unter die Räder fremder Weltmächte geworfen hat.

Ich stelle in Ihnen vor der Geschichte den Mann fest, der zwar das Format hatte, Adolf Hitler und sein europäisches Werk zu Fall zu bringen, dem es aber versagt bleiben wird, an Stelle des Gefallenen noch einmal schützend den Schild gegen den asiatischen Einbruch in Europa zu heben.

Ihr Ehrgeiz war es, mit Versailles über Deutschland Recht zu behalten. Ihr Verhängnis wird es sein, daß Ihnen dies gelang.

Sie verkörperten den erhärteten Trotz Ihres alten Herrenvolkes, aber Sie verkörpern auch den Trotz des Alters gegen den letzten großen Versuch der erneuerten germanischen Kraft, das Schicksal Europas in den Steppen Asiens zu entscheiden und für die Zukunft zu sichern. Sie werden, wenn meine Verantwortung in der weiteren Entwicklung der Ereignisse Ihren letzten objektiven Richter gefunden hat, die Verantwortung dafür zu übernehmen haben, daß der vergangene blutige Krieg nicht der letzte gewesen ist, der um die Lebensmöglichkeiten des Kontinents auf seinem Boden ausgefochten werden mußte. Sie werden zu verantworten haben, daß dem Blutbad von gestern ein noch größeres folgen wird und Europa nicht an der Wolga, sondern an den Pyrenäen um die Entscheidung über Leben und Tod wird antreten müssen.

Es ist mein heißer Wunsch, daß Sie den Tag wenigstens erleben mögen, an dem die Welt und die abendländischen Nationen, besonders die britische, die bittere Einsicht erfahren werden, daß Sie und Ihr Freund Roosevelt es waren, die ihre Zukunft für den billigen Triumph über das nationalsozialistische Deutschland verkauft haben. Dieser Tag wird schneller kommen, als es Ihnen lieb sein wird, und Sie werden ihn daher trotz Ihres vorgeschrittenen Alters wahrscheinlich noch rüstig genug auch über den Britischen Inseln blutigrot aufgehen sehen. Ich bin fest überzeugt, daß er Ihnen alle jene schrecklichen Überraschungen bringen wird, denen Sie diesmal durch die Gunst des Kriegsglücks oder des Abscheues der deutschen Kriegführung vor einer völligen Entartung des Kampfes zwischen unseren artverwandten Völkern entgangen sind. Mein Wissen um den Stand und Umfang der - nicht zuletzt dank Ihrer militärischen Hilfe - der Roten Armee zur Beute gewordenen Waffen und Projekte aus unserem Besitze ermächtigen mich zu dieser Voraussage.

Sie werden zweifellos nicht versäumen, nach Ihrer Gepflogenheit bald gute Memoiren zu schreiben, und Sie werden Sie um so besser schreiben, als Sie nun niemand mehr zu hindern vermag, nach Ihrem Belieben zu berichten oder zu verschweigen. Dennoch werden Sie gegen jene Korrekturen machtlos sein, die eine von Ihnen herbeigeführte Entwicklung unbeirrbar vornehmen wird. Ihre Sache wird es dann sein, den Völkern jene Antwort zu geben, die Sie Ihrem Schautribunal schuldig geblieben sind, und weniger uns, die wir Ihrer Fairneß nichts zu danken wünschten. Sie glauben, es geschickt angestellt zu haben, daß Sie diese geschichtliche Wahrheit den advokatischen Spitzfindigkeiten einer Handvoll ehrgeiziger juristischer Subalterner auf den Seziertisch geworfen haben und zu einem dialektischen Traktat der Propagandaschusterei verwandeln ließen, obwohl Sie als Brite wie als Staatsmann nur allzugut wissen, daß sich mit solchen Mitteln die Existenzprobleme der Völker weder in der Vergangenheit beurteilen ließen, noch in Zukunft lösen lassen.

Ich habe eine zu begründete Meinung von der Verschlagenheit Ihrer Intelligenz, als daß ich Ihnen den Glauben an die vulgären Parolen zumuten könnte, mit denen Sie den Krieg gegen uns motivierten und Ihren Sieg über uns als ein zirzensisches Schauspiel erklären ließen.

Ich erkläre daher als einer der höchsten militärischen, politischen und wirtschaftlichen Führer des Großdeutschen Reiches noch einmal mit allem Nachdruck, daß dieser Krieg nur deshalb nicht vermeidbar war, weil die Politik Großbritanniens unter dem Einfluß Ihrer Person und Ihrer Gesinnungsfreunde auf allen Gebieten darauf ausging, dem Lebensinteresse und der natürlichen Entwicklung des deutschen Volkes den Weg zu verlegen und - von senilem Ehrgeiz um die Aufrechterhaltung der britischen Vormachtstellung erfüllt - den Zweiten Weltkrieg einem von unserer Seite aufrecht und immer wieder angestrebten Ausgleich vorzog.

Ich erkläre hier noch einmal ausdrücklich, daß die einzige Schuld des deutschen Volkes an dem Ausbruch des von Ihnen erzwungenen Weltkrieges die ist, daß es der von Ihnen kunstvoll aufrechterhaltenen und künstlich geschürten Bedrängnis seiner nationalen Daseinsverhältnisse ein Ende zu machen versuchte.

Es hieße Wasser in den Atlantik tragen, wollte ich mich Ihnen gegenüber noch über die Ursachen, Zwangsläufigkeiten und Motive aussprechen, die im Verlaufe des Krieges zu den politischen und militärischen Weiterungen geführt haben, die Ihre juristisch Beflissenen hier so zielsicher einseitig auf Kosten der NS-Staatsführung des deutschen Volkes auszuweiten verstanden. Der verwüstete europäische Kulturraum und sein in Schutt und Asche liegender historischer Reichtum zeugen heute in erster Linie von der verzweifelten Erbitterung, mit der ein großes und stolzes Volk gestern noch mit einem Opfermut sondergleichen um seine Existenz gekämpft hat. Morgen werden sie aber von der Bedenkenlosigkeit zeugen, mit der allein die von Ihnen ins Feld geführte Übermacht Europa an das Rote Asiatentum ausgeliefert hat.

Das von Ihnen geschlagene Deutschland aber wird sich gerade durch seinen Untergang an Ihnen rächen, denn Sie haben weder eine bessere Politik gemacht als wir, noch eine größere Tapferkeit gezeigt als wir. Sie haben Ihren Sieg nicht besseren Qualitäten und einer eingebildeten Überlegenheit Ihrer Kraft und Kunst, sondern einzig und allein sechs Jahren Übermacht Ihrer Koalition zu verdanken. Nehmen Sie ihn nicht für das, als das Sie ihn ausgeben möchten. Die Früchte Ihrer politischen Kunst werden Sie und Ihr Land nur allzufrüh ernten. Was Sie als erfahrener Zyniker nicht gelten lassen wollten, daß nämlich unser Kampf im Osten eine höchste Notwehraktion nicht nur für Deutschland, sondern zugleich für ganz Europa war und die eigentliche Rechtfertigung aller von Ihrer Seite her so kurz und bündig verurteilten Akte Maßnahmen der deutschen Kriegführung im einzelnen gewesen sind oder sein mögen, wird Ihnen und dem Britischen Empire Ihr heute verbündeter Freund Stalin sehr bald beweisen. Sie werden erfahren, daß auch Ihre Not dann kein Gebot mehr kennt und Sie ihm [Stalin] weder mit advokatischer Schläue noch mit dem Gewicht Großbritanniens und seiner europäischen Zwerge erfolgreich begegnen können.

Sie haben dem deutschen Volke gegenüber immer die Behauptung aufgestellt, es sei Ihnen in erster Linie um die Wiederherstellung seiner demokratischen Lebensform gegangen. Sie haben jedoch kein Wort darüber gesprochen, daß es Ihnen auch um die Wiederherstellung der ihm nun seit einem Vierteljahrhundert vorenthaltenen vernünftigen Lebensgrundlagen geht. Ihr Name steht unter allen prinzipiellen Dokumenten dieser Ära der britischen Verständnislosigkeit und Eifersucht gegenüber Deutschland. Ihr Name wird auch unter den Resultaten stehen, die diese Ära der Liquidierung Deutschlands vor der Geschichte für den Bestand Europas herausgefordert hat.

Mein Glaube an die Lebenskraft des deutschen Volkes ist unerschütterlich. Deutschland wird stärker sein und länger leben als Sie. Aber mich schmerzt es, daß es Ihnen wehrlos ausgeliefert ist und nun mit zu den unglücklichen Opfern gehört, die dank Ihrem Erfolge nun nicht einem Zeitalter segensreicher Arbeit für die Verwirklichung der durch die Vernunft den abendländischen Völkern gestellten gemeinsamen Aufgaben entgegengehen, sondern der größten Katastrophe ihrer gemeinsamen Geschichte.

Ich erspare mir den Disput über die Exzesse, die Sie uns zu Recht oder Unrecht vorwerfen und die weder meiner noch der Auffassung des deutschen Volkes entsprechen, ebenso wie über die, die auf Ihrer Seite und auf Seite Ihrer Verbündeten an Millionen von Deutschen begangen wurden. Denn ich weiß, daß Sie unter diesem Vorwand das ganze deutsche Volk zum Gegenstand eines kollektiven Exzesses von weltgeschichtlich nie dagewesenem Ausmaß gemacht haben und daß Sie auf jeden Fall in der Behandlung Deutschlands nicht anders verfahren werden, weil Sie Ihr Ziel seit 1914 unentwegt und beharrlich in nichts anderem als in der Zertrümmerung des deutschen Reiches gesehen und angestrebt haben.

Diese Ihre Zielsetzungen versagen Ihnen den Anspruch auf ein Richteramt über die vermeidbaren und unvermeidbaren Folgewirkungen, die Ihre kaltblütige Zielstrebigkeit herausforderte oder Ihnen als nachträgliches Beweismittel für die Berechtigung Ihres Bestrebens willkommen war. Ich bereue heute meinen in der NS-Staatsführung schwersten Fehler, dem ich und unsere Politik in der Beurteilung Ihrer staatsmännischen Einsichtskraft unterlagen. Ich bedauere, Ihnen die Einsicht in die weltpolitische Notwendigkeit eines befriedeten und lebensfähigen Deutschlands auch für den Bestand des britischen Empire zugetraut zuhaben. Ich bedauere, daß unsere Macht und Mittel nicht dazu ausreichten, Ihnen wenigstens noch in allerletzter Minute die bessere Erkenntnis abzuringen, daß die Liquidierung Deutschlands der Beginn der Liquidierung der britischen Weltmacht sein wird. Wir traten an und handelten jeder n ach seinem Gesetz, ich nach dem neuen, für das dieses Europa schon zu alt war, Sie nach dem alten, für das dieses Europa nicht mehr bedeutend genug ist. Ich werde meinen Weg zu Ende zu gehen wissen in dem sicheren Bewußtsein, als deutscher Nationalsozialist trotz allem auch ein besserer Europäer gewesen zu sein als Sie. Ich überlasse das Urteil darüber beruhigt der Nachwelt, der Sie nach meinem aufrichtigen Wunsche noch möglichst lange angehören mögen. Vielleicht bietet Ihnen das Schicksal noch eine Chance, die mir geboten war: Im Untergang eine Wahrheit zu sein!
Hermann Göring