Copyright Gerhard Hess / 30. Juli 2021
 
Bild nach einem, von mir leicht korrigierten,
türkischen Rekonstruktionsversuch.
Die hethitische Großkönigin Puduhepa,
Gattin des Hethiterkönigs Hattuschili III., im 13. Jh. v.0
(Schlacht von Kadesch war 1.274 v.0)
 
GROSSKÖNIGIN PADUHEPA
 
Die Sänftenträger atmeten schwer,
rundum marschierten die Krieger einher.
König Hattusili kam aus der Schlacht
bei Kadesch, wo ihm ein Sieg gelacht.
 
Sein Wettergott Teschub meinte es gut,
er schlug eines Pharaos Angriffswut.
Er zersprengte des Ramses Division-„Re“
mit dem Doppelhammer der Wagenarmee.
 
Hattusilis und Muwattallis Brüderbund,
ward unzerstörbar zu dieser Stund‘.
Fröhlich kehrten sie in Lawazantiya ein,
schimmernd schäumte der rote Wein.
 
Da traf‘s Hattusili mit Blitzes Gewalt,
er gewahrte des Mädchens feine Gestalt,
Paduhepa hieß sie, Bentipscharris Kind,
die beide im Dienste der Sawuska sind.
 
Die ist eine Göttin von Liebe und Lust,
7 Heilquellen strömen aus ihrer Brust.
So viele Quellen hat Lawazantiya auch,
hier ehrt man Urmutter Hepat im Brauch.
 
Sie ist „Mutter aller Lebendigen“, ja,
sie erschuf auch die schöne Paduhepa.
Der König, zum trauten Bunde entflammt,
gab ihr sein Herz, auch Würde und Amt.
 
Als Mitherrscherin, mit gleichem Recht,
ehrte Hattusili des Weibes Geschlecht.
Das hielten Hethiter für völlig normal,
die fremden Semiten für einen Skandal.
 
Der Hethiter Gesetze erscheinen modern,
allen anderen Völkern im Orient fern.  
Mit Griechen und Deutschen ur-verwandt,
einst ausgewandert aus deutschem Land.
 
Großkönigin Paduhepa hat lange regiert,
zum Wohle des Staates manches saniert.
Die kluge Frau schrieb Briefe weithin,
trieb weise Politik in des Friedens Sinn.
 
Dass man ihrer gedenke, schrieb ich‘s auf,
sie sei nicht vergessen im Zeitenlauf !
Damit übe und mehre ich Ahnenkult,
denn wir stehen in unserer Ahnen Schuld !
 
Großkönigin Puduhepa und Großkönig Hattusili III.
 
König Tabarna/Labarna I. gilt traditionell als erster Herrscher der Hethiter (um 1.680-1.650 v.0), also als Staatsgründer. Später wurde der Begriff „Labarna“ zu einem Großkönigstitel, wie „Caesar“. Seine Frau hieß Tawannanna und auch dieser Name wurde im Reich Hatti zum Begriff für die Großköniginnen. Bewundernswerte, starke Hethiter-Gestalten aus dem 13. Jh. v.0 treten uns in zahlreichen Briefen, Gebeten, Opfer- und Ritualtexten aus Bogazkoy und Ugarit entgegen. Es gibt eine Reihe offizielle Dokumente über die Pflichten von König Hattusili III. wo Königin Puduhepas Name neben dem ihres Ehemannes erscheint. Die Kadesch-Schlacht gegen das Ägypten des Pharao Ramses II. begann offenbar im Jahr 1.275/4 v. 0, am Morgen des 9. Tages im 3. Sommermonat (Chenti-chet, griech. Epiphi) der Sommerzeit, als die Weizenernte ihren Anfang nahm, also in der 1. Dekade April. Nach Hattusili III. Rückkehr vom Feldzug, wo er seinem Bruder Muvatalli geholfen hatte, die Schlacht zu gewinnen, erreichten sie auf dem Rückmarsch die Stadt Lavazantiya in Kumanni. Dort wollten sie ihrer Schutzgöttin Sawuska/Ischtar die üblichen Opfer bringen. Hier verliebte sich Hattusili in das Mädchen Puduhepa, die Tochter von Pentipsarri, dem Sawuska-Priester. Die Annalen sagten später, er habe auf Anweisungen der Göttin geheiratet und „die Göttin schenkte ihnen die Liebe eines Mannes und einer Frau, und sie haben Söhne und Töchter“. Die autobiographischen Angaben informieren zu dieser Ehe, Puduhepa sei nicht nur die Tochter eines Priesters, sondern sie wird selbst als „Dienerin von Sawuska in der Stadt Lavazantiya“ bezeichnet und die Göttin selbst sei es gewesen, die dem König im Traum den Befehl gab, das adlige Mädchen aus der Priesterfamilie zu heiraten. Der König hatte andere Frauen vor ihr, deren Kinder Puduhepa mit half großzuziehen. In einem Brief schreibt Puduhepa: „Die Töchter des Königs deren ich gewahr wurde, als ich in den Palast kam, wurden mit meiner Hilfe geboren und großgezogen. Ich habe auch die bereits geborenen Kinder großgezogen und sie zu Kommandanten der Armee gemacht." Wie fast alle Königinnen der Hethiter, trug sie einen typisch hurritischen Namen, in Übereinstimmung mit ihrem Geburtsland. Die Namen einiger Kinder von Hattusili III. und Puduhepa sind bekannt. Ihr ältester Sohn war Tuthaliya IV., der nach dem Tod seines Vaters den Thron bestieg. Ein anderer Sohn war Nerikkaili, der die Tochter von Bentesina, dem König von Amurru, heiratete. Eine Tochter, Gassulaviya, war verheiratet mit Bentesina, unter der Bedingung, dass sie Königin wird. Hattusilis Sohn Nerikkaili und Tochter Gassulaviya, scheinen nicht die Kinder von Puduhepa und gewesen zu sein. Schriftliche Quellen bezeugen, dass Puduhepa die Mutter der beiden Töchter war, die Ramses II. von Ägypten als Bräute, durch Hattusilis Nachfolger Tuthaliya IV., geschickt wurden. Ägyptische Quellen beziehen sich auf eine dieser Töchter mit dem ägyptischen Namen Mahornefrure oder Manefrure. Laut ägyptischer Tempelinschriften hat Ramses diese Prinzessin im 33. Jahr seiner Regierung geheiratet, sie wurde Mitglied seines Harems. Die Korrespondenz zwischen den hethitischen und ägyptischen Herrschern diskutiert ausführlich über diese Ehe, über Anordnungen und Mitgift der Prinzessin, aus der hervorgeht, dass es Puduhepa persönlich daran beteiligt war, die königlichen Ehen ihrer Kinder zu arrangieren. Wir wissen über Hattusili, dass er nach der siegreichen Schlacht von Kadesch von seinem Bruder, dem Großkönig Muwatalli II., über die Stadt Hakmis/Hakmisch zum Vizekönig eingesetzt wurde. Das war eine hethitische Siedlung im nördlichen Zentralanatolien, nördlich der Hauptstadt Hattuscha. Hattusili hatte ein Regiment Männer dieser Stadt in die Schlacht geführt und wurde nun ihr königlicher Verwalter. Er wiederum erhob seine junge Ehefrau Paduhepa zur Königin von Hakmisch. Später setzte Hattusili III. seinen Sohn und späteren Nachfolger Tudhalija IV. dort als Präfekt ein.
 
Abb. 2 - Paduhepa-Portrait, mit dem Logogramm „groß“ über ihrer Haube,
auf dem Felsrelief von Fraktin, Südosttürkei.
 
Die Herrschaft der Großkönigin Puduhepa, deren offizielle Bezeichnung „Tawannana“ lautete, ist so gut dokumentiert, dass es klar ist, wie aktiv und erfolgreich ihre Rolle in Staatsangelegenheiten, in politischen, rechtlichen und religiösen Angelegenheiten gleichermaßen war. In Augenhöhe zu ihrem Gatten, sowie völlig unabhängig verfügte sie ihre Anordnungen und Anweisungen. Sie scheint die Initiatorin des berühmten Vertrages von Kadesch, zwischen dem Land Hatti und Ägypten, gewesen zu sein, der auf einer Silbertafel geschrieben worden war. In Gestalt von gebrannten Tontafeln blieb er erhalten. Auf einer Seite dieser Tafel war der Stempel des Großkönig Hattusili III., und auf der anderen Seite der Stempel der Großkönigin Puduhepa. Dieser bahnbrechende Friedensschluss wird in eine Kopie des Vertragstextes heute im UN-Gebäude in New York gezeigt. Dieser Friedensvertrag wurde auf den 21. Peret, im 21. Regierungsjahr Ramses II. (10.11.1259 v.0) datiert. Beide Herrscher bekräftigten mit dieser Übereinkunft den zwischen ihnen bestehenden Frieden und erkannten einander als gleichrangige Partner an. Als solche versprachen sie sich wechselseitig militärischen Beistand gegen innere und äußere Bedrohungen, Ramses II. verpflichtete sich in gleicher Weise auch gegenüber dem Thronfolger Hattušilis III. Zudem sagten sich die beiden Herrscher zu, Flüchtlingein das je andere Hoheitsgebiet dem Partner auszuliefern. Eine ägyptische Version des Textes war bereits seit dem frühen 19. Jh. bekannt, eine keilschriftliche Fassung wurde Anfang des 20. Jh. von deutschen Archäologen in der Türkei entdeckt.
 
Bis zu 15 Briefe von Puduhepa blieben erhalten. Die von Ramses ll. geschickten sind identisch mit denen, die er nach Hattusili geschickt hat. Der ägyptische König räumte der hethitischen Königin den gleichen Status wie dem großen König ein. Möglicherweise war dies eine der Regeln von Politik, die von den staatlichen Gesetzen der Zeit diktiert wurde. Der Stil der Briefe von Ramses II. ist sehr auffallend. Der Ton ist förmlich und es wird Wert auf lange und höfliche Formeln gelegt. In einem seiner Briefe spricht Ramses Puduhepa als „meine Schwester“ an und erwähnt den intakten Zustand des Landes Ägypten und seiner eigenen gute Gesundheit. Dann drückt er der Königin seinen Wunsch aus, dass sie auch die gleichen günstigen Umstände genießen möge wie er selbst. Unter den Briefen, die Puduhepa erhielt, sind diplomatische Briefe von ägyptischen Königinnen, die im Vergleich zu ihrer sonstigen Korrespondenz, unbedeutend erscheinen. Nur ein Brief ist bekannt von der Frau von Ramses II. Naptera/Nobretari und ein anderer von seiner Mutter Tuya. Einzigartig ist der Text der jungen Witwe des ägyptischen Pharaos Tutanchamunan an Hethiterkönig Suppiluliuma I., mit der Bitte, um einen von seinen Söhnen als Ehemann. Puduhepa schickte auch persönlich einen Brief an Ramses II. bezüglich ihres Planes, ihre Tochter mit ihm zu verheiraten. Diese Dokumente belegen die aktive Beteiligung Puduhepas in der Sache hethitischer Außenpolitik und in der Regelung für diplomatische Ehen, mit dem Ziel, internationalen Frieden zu schaffen. Keine andere Königin veranschaulicht diese Bemühungen so gut wie Puduhepa. Bei den Hethitern, wie bei allen nahöstlichen Herrscherhäusern, waren die königlichen gesellschaftlichen Funktionen eng mit Religion und Riten verbunden. Einige rituelle Texte zeigen, dass Puduhepa für die damit verbundenen Ordnungen verantwortlich war. Unter den Dokumenten, die ihre aktive und unabhängige Rolle in Justizangelegenheiten bezeugen, ist eine Gruppe von Texten hethitischer Literatur bekannt, die als „Ukkura“-Affäre verewigt wurde. Die Protokolle von Gerichtsverfahren wurden in der antiken Stadt Ugarit entdeckt. Der auf Akkadisch verfasste Text betrifft den Fall eines Ugarit-Schiffes, das draußen auf See gesunken war. Auf der Vorderseite befindet sich der Siegelabdruck von Puduhepa, was so zu verstehen ist, dass die Rechtsfindung der Untersuchung im Namen des hethitischen Königs getroffen wurde, nämlich wahrscheinlich des Tuthaliya IV., der jedoch noch zu jung war, um eine echt Verantwortung zu übernehmen. Die Zügel der Macht lagen in den Händen seiner Mutter Puduhepa, sie stempelte im Namen ihres Sohnes. Eine Reihe interessanter Dokumente zeigen, dass die große und mächtige Königin Puduhepa politischen Einfluss nahm, auch auf die kleinen Königreiche, die dem hethitischen Staat unterstanden. Der Frieden zwischen Ägypten und den Hethitern verbesserte ebenso das Verhältnis zwischen Ägypten und den Kleinen Vasallenstaaten des hethitischen Königreichs. Während der Regierungszeit von Ramses II. schloss König Niqmadu II. von Ugarit, der von Hatti abhängigen Stadt, auf Bitten von Puduhepa einen soliden Friedensvertrag mit Ägypten. In der hethitischen Hauptstadt wurden gemeinsame Siegelabdrücke von Puduhepa und Hattusili III. gefunden. Auf den ersten Blick kann man sehen, dass diese sich stilistisch von denen anderer Könige, in Schrift und Motive, unterscheiden.
 
Abb. 3
 
Erklärung des linken Siegels bzw. seiner Zeichen: Die Sonne mit den Flügeln bedeutet „Meine Sonne“, ähnlich der heutige Anrede „Majestät“. Die obelisk-artigen spitzen Dreiecke mit den gekreuzten Linien bedeuten „König“ und die darüber befindlichen Kringel bedeuten „groß“, also „hethitischer Großkönig“. Die drei nach oben auseinanderstrebenden Linien und der dolchartige Keil sind die persönlichen Symbole für Hattusili III. Das Frauengesicht mit Kringel ist das Zeichen der Großkönigin. Im Außenring steht: „Siegel des Hattusili, des Großkönigs“. Die vier untereinanderstehenden Zeichen, links vor dem Kopf der Großkönigin, stehen jeweils für die vier Silben des Namens Paduhepa, von oben nach unten: PU, DU, HE, PA. Auch das rechte Siegel zeigt Paduhepa, völlig gleichberechtigt mit dem Großkönig. Ihr kleines Kopfsymbol ist realistisch nach Art einer Reliefstatue geformt und seine Details beziehen sich auf den kegelförmigen Kopfschmuck und den Schleier der am Hals sichtbar wird. Vier unabhängige Siegelabdrücke von Puduhepa wurden entdeckt, einer in Tarsus, einer in Ugarit und zwei in Bogazkoy. Der Siegelabdruck von Puduhepas Sohn Tuthaliya IV., weist eine ungewöhnliche Besonderheit auf. In der Keilschriftlegende um das Siegelfeld wird der König als der Sohn von Hattusili und Puduhepa bezeichnet, was darauf hindeutet, dass Tuthaliya nicht damit zufrieden war, nur den Namen seines Vaters zu nennen, vielmehr wollte er auch den Namen seiner Mutter aufnehmen. Dies ist das einzige bekannte Beispiel für ein königliches Siegel das den Namen der Mutter des Königs angibt.
 
 
Paduhepa - Priesterin + Religionsreformatorin 
 
Die Königin nahm ihren Platz selbstverständlich als Oberpriesterin ein, neben ihrem Gemahl, der als Oberpriester der Hatti-Länder galt. Die Dokumente, in denen die Pflichten der Ordensleute und jene der hethitischen Königinnen beschrieben werden, sind als Kultfestanleitungen zu verstehen. Sie zeigen, dass die Königin für die Durchführung zahlreicher religiöser Zeremonien verantwortlich war, entweder zusammen mit ihrem Mann oder unabhängig von ihm. Die Gottheit an der Spitze des hethitischen Pantheons war die Sonnengöttin und Lebensmutter der Stadt Arinna (die „Hurrian Hepatu“). Die Beteiligung der hethitischen Königinnen an den Zeremonien ist nicht nur schriftlich festgehalten, sondern auch auf Stein- und Felsreliefs. Einige der wichtigsten sind in Kappadokien, die Prozession von Alacahoyuk/Alacahöyük und Aslantepe (Malatya). Bekannt aus den Beschreibungen der Rituale ist, dass König und Königin während der Zeremonien zentral anwesend zu sein hatten. Sie werden bei Ausübung besonderer Zeremonien gezeigt. Auf dem Felsrelief von Firaktin/Fraktin, etwa 50 km südlich von Kayseri/Südtürkei, ist Puduhepa von Kopf bis Fuß in die Gewänder einer Priesterin gekleidet, während sie der Göttin Hepatu ein Trankopfer ausgießt. Die Hepa-Sawuska, Göttin der Stadt Lavazantiya, war der Schutzgottheitskomplex von Puduhepa. Hebat oder Khepat war die Muttergöttin der Hurriter, des Königreichs Mitanni, dessen Oberschicht, indogermanischer Abkunft war, wie das Volk der Hethiter auch. Die Hebat genoss großes Ansehen bis hinab nach Palästina, wo ein lokaler Häuptling von Jerusalem, Mitte 1330 v. 0, in den Amarna-Briefen” als „Abdi-Heba / Abdi Hepat“ (Diener der Hepat) erwähnt wird. Hepat/Hebat galt als Ehefrau des Wetter- und Gewittergottes Teschub, dem indogermanischen Himmelsgott, vergleichbar mit Indra der Arioinder und dem germanischen Donar/Thor und dem Gott Perun, dem obersten Gott in der slawischen Mythologie. Die Tochter der Hebat, welche wie gewöhnlich in der Religionsgeschichte, in der Mutter weitgehend aufging, war Sawuska/Ischtar, die für Wollust, Kampf und Heilung zuständig erschien. Der Ort Lawazantiya, wo sich Hattusili und Puduhepa kennengelernt hatten, war ein hurritisches Kultzentrum, in dem die Triade Sawuska-Teschub-Hebat verehrt wurde. Zum Kult gehörten die „sieben Quellen von Lawazantiya“. Sie galten als heilige Gewässer. Wasser des Flusses Alda, der bei Lavazantiya fließt, hat man für das neuntägige Hisuwa-Fest nach Hattuscha gebracht, um dort kultische Waschungen vorzunehmen. Eingeführt hatte auch dieses religiöse Fest die Großkönigin Paduhepa, um das Heil der königlichen Familie zu stärken. In Sumer war die Ischtar die Schwester des Wettergottes. Sawuska/Sauska hatte zwei Dienerinnen, die Ninatta und die Kulitta. Sawuska vermochte Gotteslästerer und Eidbrecher durch Geschlechtsumwandlung bestrafen, so auch die griechische Aphrodite, also in die Abartigkeit, in die Perversität bringen. In hethitischen Texten werden im Sawuska-Kult der Zahl 7 eine besondere Rolle zugemessen. Wie ich erkannte, trägt noch im frühgermanischen ODING-Runenkult die Frühjahrsgöttin „Berkana“ (Birke) die Zahl Sieben.
 
Nachdem Hattusili III. seinen Neffen Urhi-Tesup abgesetzt und sich zum König ernannt hatte, ließ das Königspaar Gebete komponieren, mit einer Anrufung an die Sonnengöttin von Arinna, der Hauptgöttin des Kultes. Man dankte ihrer Gunst. Das Gebet beginnt wie folgt: „Oh Sonnengöttin der Stadt Arinna, meine Frau und Herrin unseres Landes. Königin des Himmels und der Erde, Herrin der Könige und Königinnen des Landes Hatti....“ Die wichtigste hurritische Göttin Hepatu wurde gleichgesetzt mit der „Sonnengöttin von Arinna“. Hepatu war die Schutzgottheit des hethitischen Staates und seiner Armeen, gleichzeitig behielt sie die Eigenschaften einer Muttergöttin. Der hethitische Ausdruck „Tausend Götter des Landes Hatti“ sollte die Größe des hethitischen Pantheons veranschaulichen. In diesem großen arischen bzw. indogerm. Reich kamen den Göttinnen eine besondere Bedeutung zu. Wie wir hörten, trat die Königin während den prächtigen Zeremonien des Staatskultes, neben ihrem Mann, als Oberpriesterin auf. Sie versprach der Göttin Opfergaben, indem sie darum bat, dass ihr geliebter Ehemann („das Leben meiner Sonne“) vor Krankheit geschützt werde. Es besteht kein Zweifel, dass Puduhepa ihrem Mann eine treue Ehefrau war und ihn achtete mit Hingabe und Respekt. Der König selbst schreibt über seine Kindheit, als er an schlechter Gesundheit litt und Sorge trug, dem Tode nahe zu sein. Nachdem er sich noch in jungen Jahren der Sawura versprochen hatte, erholte sich seine Gesundheit und er entwickelte sich zu einem starken jungen Mann. Trotzdem scheinen seine Leiden mit dem Alter zurückgekehrt zu sein. Die Gebete und die den Göttern versprochenen Opfergaben für eine anhaltend gute Gesundheit der „Sonne“ (König) und sein langes Leben, spiegeln die tiefe Liebe und Hingabe Puduhepas zu ihrem Ehemann und ihre Angst, ihn jeden Moment verlieren zu können. Auch der Lalvani, einer höllischen Göttin, möglicherweise ein Aspekt der Ischtar-Sawura, den man mit der Unterwelt verbunden glaubte, hat Paduhepa geopfert. Es gibt ein Dokument das die Gelübde an Lelvani umfasst. In diesen Dokumenten verspricht Puduhepa verschiedene Arten von Opfergaben für ein langes Leben voll guter Gesundheit für den König. Zu den versprochenen Opfergaben gehörten goldene und silberne Kelche, Gefäße und Trinkhörner, Goldbilder des jeweiligen Gottes, Statuen oder Büsten des Königs und manchmal lebende Dinge wie Tierherden und Diener als Kultpersonal. Einer der wichtigsten Aspekte der Votivtexte von Königin Puduhepa bezieht sich auf das Wohlergehen der Familie. Puduhepa erließ Aufträge, dass verstreute Texte gesammelt und neu organisiert werden sollen, auch hat sie eine Reihe von religiösen Dokumenten neu schreiben lassen. Trotz der Fülle an urkundlichen Beweisen für diese Zeit blieb jedoch bis heute unbekannt, wann König Hattusili III. und Königin Puduhepa starben. Auch das Grab des Paares ist noch nicht inmitten des Reichtums an architektonischen Strukturen von Hattusa entdeckt worden.
 
Eine Festzeremonie des Hisuwa-Festes in Hattuscha beschreibt den Kriegstanz. Auf dem Tempeldach fingieren, im „Angesicht der Sterne“, drei tanzende Musikanten mit dem Wettergott eine Auseinandersetzung und singen dabei Kriegslieder. Nachdem ein vierter Musikant im Tempeltor in sein Horn geblasen hat, spricht vom Tempeldach ein Priester zum König: „Oh, König, verzage nicht ! Der Wettergott hat dir, dem König, die Feinde, die Feindesländer zu Füßen gelegt, damit du sie wie leere Töpfe zerbrichst.“ 15 Soldaten, mit einem großen Hammer, Keulen und Lanzen bewaffnet, beginnen nun mit den Musikanten einen weiteren Kriegstanz. Auf einem Platz beim Tempel wird ein Opfer für den Kriegsgott Zababa vorbereitet. Ein Soldat bringt von dessen Tempel das Fleisch eines Rindes, das er auf den Opfertisch legt. Dann wird dem Kriegsgott geopfert, wobei die Musikanten mit den Hüften wiegend musizieren. Zababa war ein ursprünglich mesopotamischer Kriegsgott, den auch von Hethitern verehrt wurde. Im Hahhima-Mythos schickt der Wettergott den Zababa los um die verschwundene Sonnengottheit zu finden, was ihm nicht gelingt. In seinem Kult wurden Löwengefäße verwendet. Das Namenselement findet sich beim babylonischen König Zababa-suma-iddina sowie beim sumerischen König Ur-Zababa. Das hebräische Wort Zebaot/Zevaot (gr.-lat. Sabaoth), mit der Bedeutung „Herr der Heerscharen“, ein bekanntes Attribut zum jüdisch-christlichen Gottesnamen „JHWH-Zebaot“, könnte als eine leicht lautgewandelte Entlehnung gedeutet werden. Auch nichtjüdische Heere fremder Könige konnten gemeint sein, siehe z.B. Ps 68,13 EU: Die Könige der Heere („Zebaot“) fliehen.
 
Das Ende des hethitischen Großreiches kam schon eine Generation danach. Der letzte König trug den Namen des Gründers des hethitischen Groß­reiches. Šuppiluliuma II. agierte in mancher Hinsicht durchaus erfolgreich, doch waren inzwischen Naturkatastrophen und Bevölkerungsschwemmen eingetreten, die zum Zusammenbruch der Welt der vorderasiatischen Bronzezeit führ­ten. Vom Norden, vom nordbalkanischen- und ägäischen Raumes her fielen neue Scharen indogermanischer Landsucher, die sogenannten „Seevölker“, mit der Gewalt eines Wikingersturms, über die Küsten Anatoliens und der Levante her. Teile von ihnen traten wohlgeordnet und organisiert auf, sie wollten das fruchtbare Niltal erobern und es gelang ihnen, den Raum des heutigen Palästina an sich zu reißen. Hungersnöte und Verteilungskämpfe hatten zu Völkerwanderungen gigantischen Ausmaßes geführt. Weite Teile Vorderasiens versteppten und wurden zu Weidegründen für Nomadenstämme. Die tra­ditionellen Reiche Assyrien und Babylonien schrumpften auf ihre Kerngebiete, das He­thiterreich verschwand - von einigen Kulturzentren in Form von Kleinreichen abgehen - ganz von der Land­karte. Auch der griechisch-ägäische Raum war betroffen, wie die Zerstörungen der myke­nischen Burgen zeigt. Nicht allein die Hethiter, wie es die Büste von Großkönig Šuppiluliuma II. vorführt (Abb. 5), auch die Träger der ältesten Hochkultur Mesopotamiens, die Sumerer, statteten ihre Tonstatuetten mit den blauen Lapislazuli-Augensteinchen aus, waren also blauäugig. Ihre Starkbärtig- und Langnasigkeit ließe vermuten, sie als innovative arische Einwanderer aus Nordregionen zu verstehen, das waren sie aber nicht und für die Behauptung, sie seien „weißhäutig und semmelblond“ gewesenen, wie das Autoren darlegen, fehlt jeder ernsthafte Quellenbefund.
   
Hethitisch-germanische Gemeinsamkeiten
 
Abb. 4
 
Die Axt oder Doppelaxt trägt der hurritische-hethitische Wettergottes Teschub in Händen. Zusammen mit den Blitzbündeln und seinen beiden Stieren, die den Wagen ziehen, fährt er über den Himmel, wie der germ. Gewittergott Donar/Thor, mit seinem Bocksgespann. Als Wettergötter stehen sie für die befruchtende aber auch zerstörerische Macht der Naturgewalten. Ebenso trägt der in Doliche verehrte syrische Wetter- und Kriegsgott, der als „Jupiter Dolichenus“ im röm. Heer Verbreitung fand, die Doppelaxt. In germanischer Bronzezeit war das paarweise Auftreten von Zeremonialäxten im Kultbrauch üblich, wie es die Darstellung eines Kultaxtpaares im schwedischen Grab von Kivik zeigt (um 1.000 v.0). Der gleichlautende Sinn - von Doppelaxt oder gedoppelter Axt - wird die allgegenwärtig erlebbare polare göttliche Machtentfaltung ins Bild setzen wollen. Wir kennen auch archäologische Funde von Axtpaaren aus dünnen Bronzeblech in Schweden, Schonen und Jütland. Diese waren mit Bernstein und Gold verziert und eindeutig nicht für den praktischen Gebrauch gedacht. Kleine Doppeläxtchen am Halskettenschmuck kennt der Norden bereits aus der Steinzeit. Auch in der minoischen Hochkultur Kretas spielte die Doppelaxt als göttliches Zeichen eine bedeutende Rolle, das zeigen die Wandfresken von Priesterinnen und Doppeläxten, wie z.B. an den Wänden eines Sarkophags im kretischen Hagia-Triada oder in Knossos. Überall auf Kreta begegnet man ihr, auf Siegeln, Wänden, Sarkophagen, Kleidern und Gefäßen. Auffällig ist die symbolisch sicher hochbedeutsame Verbindung von Doppelaxt und Kultschleife, die als sinnbildliche Einheit auftreten. In enger Verbindung treten sie auch im sakralen Runensystem des ODING-FUÞARK auf, wo sie die ersten beiden Zeichen sind, für die Laute 1. „o“ und 2. „d“. Das dem „d“-Laut zugehörige Runenwort ist „Dagr/Tag“ und meint darüber hinaus sicher, in Anbetracht des Doppelaxt-Zeichens, Tag-Vater, „Diespiter“, was ein Kultnamen des röm. Jupiters war. Auf den Siegeln des Königs Mizima/Mazitima, in erster Hälfte des 14. Jhs. v.0, erscheinen neben den aus pharaonischem Symbolfundus entlehnten „Kreuzschleifen-Lebensschleifen“(Ankh-Hieroglyphen), auch die einfachen klaren Schlingen der, ich nenne sie nach dem germ. Geist-Seelen-Zeichen: „Odalschlinge“. Die Doppelaxt der minoischen Kreter wird ebenso den großen Himmelsgott bzw. den Zeus versinnbildlicht haben. Wir ahnen eine gewaltig-weitreichende Übereinkunft der indogermanischen und darüber hinausreichenden, Kulturkreisgrenzen überschreitenden, sakralen Symbolsprache. Jedes der späteren wikingerzeitlich-germanischen Thorshammer-Amulette sind prinzipiell als Doppelaxt-Symbole zu verstehen. Der hethitische Himmels-Donnergott Teschub war Träger der Doppelaxt und auf den hethitischen Siegeln findet sie sich über dem Sinnzeichen für Gott, einem senkrecht geteilten Oval oder Kreis. Siehe dazu: Piero Meriggi, „Hieroglyphisch-Hethitisches Glossar“, 1962, S. 208, Fig. 185: Logogramm für „Dingir“, verwendet für den Himmel, „den höchsten Gottheit als Vater der „Dingir-Dingir“ (Vater von allem Göttlichem), ferner für „Sonne/Tag“. Abbildung des Zeichens für Gott, in Kurt Wilhelm Marek bzw. C.W. Ceram „Enge Schlucht und Schwarzer Berg - Entdeckung des Hethiter-Reiches“, 1968, S. 90. Das hethitische Felsrelief von Yazılıkaya, bei Hattuscha, aus dem 13. Jh. v.0. Es zeigt beispielsweise eine Prozession männlicher und weiblicher Götter, sowie den Großkönig Tudhalija IV. (Vater von Suppiluliuma II.). In der Hauptszene steht Teschub seiner Frau Hepat gegenüber, er auf den Nacken zweier Berggötter stehend, sie auf einem Leoparden. Beide halten sich mit ausgestreckten Armen die luwisch-hethitische Hieroglyphe für Gottesheil entgegen, deren Hauptteil der senkrecht geteilte Kreis ist. Er kommt in einfacher Form vor Φ oder mit zusätzlichen Punkten/Kreischen in beiden Kreishälften. Jürgen Seeher spricht vom „Zeichenschatz der Macht“ (in „Der Landschaft sein Siegel aufdrücken“, 2009).
 
Die Suppiluliuma-Siegel führen zentral unter der „seiner Majestät“ Flügelsonne die „Doppelaxt“, darunter „Gott“. Drei Suppiluliuma-Siegel stelle ich im Nachzeichnungsbild vor, siehe Abb. 4: Die beiden ersten Siegelabdrücke des Suppiluliumas I. (aus dem Nişantepe-Archiv in Boğazköy/Hattusa) sind Siegel „Bo 90/727“ + „Bo 91/1538“, erklärt von Daliah Bawanypeck, in „Bemerkungen zu zwei Siegelabdrücken Suppiluliumas aus dem Nisantepe-Archiv in Bogazköy/Hattusa“, 2007: „Beide Siegel sind als die des Suppiluliuma I. einzustufen, welche er benutzte, bevor er Großkönig wurde. Ein deutlicher Hinweis auf die Datierung der Siegelgruppe in die Zeit des Suppiluliuma I. ist das Auftreten des Keilschriftzeichens TI „Leben“ im Mittelfeld der Bulle 380/n.“ Das Keilschriftzeichen „TI“ meint einen Pfeil und bedeutet „sich nähern“, während „TIL“ Leben heißt. Suppiluliuma I. ist in dem Archiv sowohl auf Siegeln, die allein seinen Namen tragen, als auch auf Gemeinschaftssiegeln mit den Großköniginnen Henti und Tawananna dokumentiert. Šuppiluliuma II. war der letzte bezeugte Herrscher des hethitischen Großreichs, er regierte von etwa 1.215/10 bis ungefähr 1.190/80 v.0. Eine fein ausgearbeitete Steinbüste dieses Herrschers wird im Archäologiemuseum zu Hatay/Türkei aufbewahrt. Sie weist einen kräftigen Bartwuchs und eingelegte Augen aus dem blauen Edelstein Lapislazuli auf, was ihn als einen typischen Vertreter der indogermanischen Rasse ausweist, er war also von deutsch-ethnischer Art. Die hethitischen Auswanderer- und Kriegerscharen dürften zwischen 2.280 und 2.300, aus Mitteleuropa und dem mittleren Donauraum, nach Anatolien aufgebrochen sein, meinte Friedrich Cornelius in „Geschichte der Hethiter“, 1973, S. 292. Möglicherweise tradiert der Germanenstamm der Hessen die uralte Namensform: Chattier/Chatten/Katten, lat. Chatti (Schreibung „ch“ gibt germ. „h“ wieder), also: „Hatti“. Die hethitische Sprache ist die am frühesten bezeugte, in Texten des 16. Jhs. v.0 erlebbare, indogermanische Sprache: siptam = sieben, waatar = Wasser, ezzan = essen, ezzatteni = in einem hethitischen Satz, eitmi = ich esse,  attaas = Vater, annaas = Mutter, haaraas = Aar, Adler, aassuus = lieb, gut, talga = Tag/Fett, teta = Titte, weibl. Brust. Heth. Šittar = Scheibe, meint das Kultobjekt, den goldenen Sonnendiskus, wie ihn ebenso der bronzezeitliche Sonnenwagen von Trundholm, aus einem Moor bei Kopenhagen, vorführt (1.500 v. 0).  
 
Vom Nordosten her wanderte das Hethiter-Volk in den Vorderen Orient und schuf dort machtvolle, vorbildliche staatliche Ordnungssysteme, aus ihrer Gesinnung der Redlichkeit, der Toleranz, der Frauenachtung, der geschlechtlichen Gleichberechtigung und der vernünftigen Diplomatie. Sie hatten einen modernen Straat, einer freizügigen, vielgestaltigen Staatsreligion, die alle Götterkultformen zuließ, der sich auch darin sympathisch abhob vom einfältig-diktatorischen ägyptischen Monotheismus des Pharao Echnaton (Amenophis IV.) und seiner mosaisch-semitischen Nachfolger, mit dem Gedankenschnüffelei und Gesinnungsjustiz begannen. Und sie besaßen bereits ein hochentwickeltes Justizwesen, auf dem Grundsatz: „Schadenersatz statt Strafe“. Ihre Sprache gehörte zu der Gruppe der westindogermanischen „Kentum-Sprachen, ebenso wie das Griechische, Lateinische, Keltische und Germanische. Sie müssen demgemäß über den Nordbalkan und den Bosporus nach Anatolien gekommen sein. Diesen Umstand erklärt der Beginn eines wohl altehrwürdigen hethitischen Gebetes aus dem Ritual des Königs Muwatali, um 1.300 v.0: „Des Himmels Sonnengott, der Menschheit Hirte, Du steigst aus dem Meer empor, des Himmels Sonne !“ Zu dieser Zeit saßen die Hethiter schon mindesten vierhundert Jahre im Innern Anatoliens, sie konnten längst keine Sonne mehr im Osten aus dem Meer aufsteigen sehen (C.W. Ceram, S. 82), als sie in ferner Vergangenheit am Westufer des Schwarzen Meeres siedelten, aber schon ! 
 
Der Sohn des Šuppiluliuma I. wurde um 1.321 v.0 Großkönig als Mursili II.. Von ihm gibt es kreuzförmige Siegel, in Form des „Malteserkreuzes“ oder „Eisernen Kreuzes“, dem bekannten deutschen Kriegsorden (siehe dazu „Ausstellungskatalog „Die Hethiter und ihr Reich“, 2002, S. 63, 90f). Ähnlich geformte Zierplatten fand man bei Ausgrabungen im mittel-bronzezeitlichen Hügelgräberfeld von Pitten, im südöstlichsten Niederösterreich. Hier, um 60 km von der Donau entfernt, hob man sensationelle Grabbeigaben ans Licht, die aus Zeiten von 1.600-1.300 v.0 stammen: große Diademe von Frauentrachten, breite Metallgürtel, großer Hals- und Brustschmuck, Arm- und Beinschmuck aus Bronzeblechen, und diese kreuzförmigen Schmuckplatten, verziert mit den bekannten solarkultischen Doppelspiralmustern und einem Mitteldorn, Durchmesser 9 cm. (siehe Ernst Probst, „Deutschland in der Bronzezeit“, 1999, S. 247, Abb. 31). Handelsverbindungen, von der hethitischen Schwarzmeerküste, nach Westen, in die Donau hinein, sind, unabhängig von diesen Kreuzen, anzunehmen.
 
Auffällig viele Erscheinungsformen der sakralen und profanen hethitischen Geisteskultur weisen auf das gemeinsame indogermanische Erbe hin und auf konkrete Übereinstimmungen mit der urgermanischen und skandinavischen, wie beispielsweise die Sinnverbindung von Hirsch und Pferd mit dem Sonnenkult, Radkreuz und Schweifkreuze als Sonnen-Sinnbilder. Eine gitterartige hethitische Kultstandarte weist fünfzehn Hakenkreuze auf, sowie drei frei hängende. So wie Germanen die Gestorbenen, insbesondere die gefallenen Kriegshelden, zu Asen-Göttern machten (der Ase Wodan galt als Führer der kämpferischen Ahnenseelen), so glaubten Hethiter, dass ihre Könige zu Göttern wurden, wenn sie starben, die Umschreibung „er wurde zu Gott“ bedeutete also: „er starb“. Die Tawannanna, die Großkönigin, wurde nach ihren Tod eine Erscheinungsform der Sonnengöttin. „Asan(z)“ bedeutet „wahr“ im Hethitischen; ob der Begriff etymologisch mit der germ. Bedeutung zusammengehen könnte, kann ich nicht beurteilen. Die hethitische wie die germanische Religion kannten neuntägige Kultfeste. Der hethitische Götterhimmel war im Kern ein indogermanischer, mit dem Taghimmelsgott Djeus, dem germ. Tiu-Tyr. Seine Söhne, ein Zwillingspaar, die griech. „Dioskuren“, heth. „Diwos Sūnewes“, germ. „Alken“ (Hischbrüder); und die junge Göttin-Morgenröte „Ausōs“ (griech. Aurora), Tochter des Sonnengottes heth. „Sāweljos“, lett. „Saules meita“ (Sonnentochter, bei Letten u. Litauern), die von den Dioskuren auf ihrem Wagen entführt wurde (S. 53, Hethiter-Ausstellungs-Katalog, 2002). So wie der germ. Weltenbaum „Yggdrasil“ eine Eibe ist (und keine Esche !), so auch bei den Hethitern der heilige, immergrüne „Eya“-Baum (S. 107), der Baum des „Telipinu“ (Bedeutung: starker Bursche), der ein Vegetationsgott und Sohn des Wettergottes ist, welcher gegen die Schlange „Illuyanka“ kämpft, wie der germ. Wettergott Donar-Thor mit der Midgardschlange (altnord. Miðgarðsormr/Jörmungandr) ringt.
 
Leitmotiv „Doppelaxt“
 
Während des „FH III“ (Frühhelladikum bzw. frühe Bronzezeit), ca. 2.200-2.000 v.0 drangen Indogermanen aus dem Norden auch in Griechenland ein. Die mittelgriechischen Böotier, mit ihrer Hauptstadt Theben, stammten ursprünglich von einem dieser Einwanderungsschübe (ca. 1.600 bis 1.050 v.0)ab und gehörten zu den mykenischen Frühgriechen, als Angehörige der nach hauptsächlich nach Süden gerichteten „Urnenfelderbewegung“ (ca. 1.300-800 v.0). Theben war das Haupt eines mykenischen Staatenbundes der mit dem Hethiter-Reich in freundschaftlicher Verbindung stand. Viele Fachleute nehmen weitere Einwanderungen, wie die der Dorer in mehreren Schüben um 1.000 v.0 an. Ab dieser Zeit kommt die Brandbestattung immer stärker auf. Gleichzeitig erfolgte in der Vasenmalerei der Übergang von der sog. „submykenischen“ zur sog. „protogeometrischen“ Keramik. Die „geometrische“ Periode (ca. 900-700 v.0) gebrauchte Bilderformen wie Zickzacklinien, Mäanderbändern, Dreiecke (heth. Heilszeichen), Rauten, florale Formen z.B. Weihezweigen, Hakenkreuzen, Doppeläxten, Tupfenkreuzen, Sonnensymbolen, zentrischen Kreisen, von Tupfen umrandeten Kreisen, Spiralen, Doppelspiralen, Lebensbaum-Palmetten in fantasievollen Reduzierungen, agierende Personen, pferdebespannte Kampfwagen, Schiffe und Gänse/Schwäne. Diese Wasservögel-Sinnbilder waren den Urnenfelder-Leuten ganz wichtig, ihre Krieger trugen Sonnenringe, Radkreuze und Gänse/Schwäne auf Rüstungsteilen, z.B. den Beinschienen. Die Wasservögel müssen in Verknüpfung mit dem nordischen Sonnenkult gestanden haben, wie er sich in den skandinavischen Felsbildern spiegelt. Wie auch der Schwan beispielsweise in der mittelhochdeutschen „Gudrun-Sage“, deren historisch-legendenhafte Vorlage sich im Nordsee/Ostsee-Küstengebiet abspielte. Es gibt schwarzfigurige Fußkrater aus Theben (690-670 v.0) deren Männerfiguren, mit extrem dicken Waden, mich an die schwedische Felsritzbilder von Kalleby/Bohuslän erinnern. Die sog. griech. „Dunklen Jahrhunderte“, von ca. 1.200-750 v.0, die nur wenige Zeugnisse hinterließen, endeten mit dem Erwachen des Griechentums in der archaischen Zeit von 800/750 v.0 bis ca. 500 v.0., mit der Niederschrift von Dichtungen, die wir als Homers Epen „Ilias“ u. „Odyssee“ kennen, auch das erste Philosophieren begann mit den „Vorsokratikern. Zurück nun zum Doppelaxt-Motiv: Die Terrakottafigurender „Glocken-Idole“ aus Theben (Böotien), glockenförmigen Frauenfiguren, mit Brüsten und mit schwingenden Beinen, tragen beispielsweise im Hauptdekor auf der Vorderseite des Körpers: zwei zentrische Kreise, zwei Weihezweige, zwei Wasservögel, die in Form eines sakralen Logogramms, ein achthakiges Sonnenkreuz flankieren, sowie, darunter ein Doppelaxt-Zeichen, oben und unten eingerahmt von zwei Hakenkreuzen (Louvre, Department of Greek antiquities, CA 573). Die Zeitstellung lautet: Spätgeometrische Periode 720-700 v.0. Eine Tonstatuettedieser Art zeigt die geschäftete Doppelaxt auf rechter Seite, hinter dem Arm, darunter das achthakige oder achtspeichige Sonnensymbol über dem Wasservogel („Glockenförmiges Tonidol aus Theben“, Louvre, Paris). Ein anderes gleiches Idol zeigt auf der Frontseite eine Reihe pyramidenartiger Dreiecke, wie sie den Hethitern als Heilszeichen galten, ein andermal einen Reigen von Frauen die sich an den Händen halten. Aus einem der Objekte geht klar hervor, dass das vierspeichige Hakenkreuz und das achtspeichige bedeutungsidentisch galten. Das kammartig endende Ornament, das die Frauenfigürchen auf der Brust tragen, halte ich für ein Regen-Symbol und die weiblichen „Glockenidole“ für erdmutterkultische Regen-Bittzauber-Objekte. Zum Regenkult-Ritus gehörten tanzende Jungfrauen. Die Beigebungen der Doppelaxt auf den Erdmutter-Terrakotten drückt lediglich die dazu nötige - von der Erdmutter beeinflussbare - himmelsväterliche Macht aus.
 
Die Frage nach dem Ursprung des den Hethitern so überaus wichtigen, aussagestarken Sinnzeichens der Doppelaxt, als Würdezeichen, mit religiösem Hintergrund, weist nach West- vielleicht auch Nordeuropa. In ca. 5.000 Jahre alten norddeutsch-dänischen Megalithgräbern (z.B. Højslev/Viborg) fanden sich Tausende, aus Bern­stein zier­lich gefertigte Doppeläxtchen und Doppel­hämmerchen, als Glieder von Schmuckketten. Große steinerne Äxte und zweiseitig geschweifte „Amazonenäxte“ stammen ebenso aus der Epoche der norddeutsch-skandinavischen indogermanischen Trichterbecherkultur. Etwa 4.500 Jahre (vom Ende der jüngeren Steinzeit, wurden sie bis in die Bronzezeit verwendet) alt sind um drei Dutzend kupferner Doppeläxte (Typ Zabitz), die sich in drei Verbreitungszentren fanden: Mit­teldeutschland, Mittelrheingebiet und Seengebiet der Nordschweiz. Die flache, lange Form der hethitischen Doppelaxt der Siegelbilder wurde schon seit der Mitte des 3. Jahrtausends in Mitteleuropa heimisch. Die Ableitung als sakrales Symbol aus dem Orient ist nicht nachweisbar, dazu Linda Bäumel, „Symbole und Embleme im minoischen Kreta und ihre Parallelen im vorderen Orient und Ägypten“, 2009, S. 37: „Wenn auch Werkzeugäxte sowohl in Ägypten als auch dem Vorderen Orient früher auftreten als im minoischen Kreta, und möglicherweise die Idee einer zweischneidigen Axt als Werkzeug von außen nach Kreta gelangte, muss die minoische Kultaxt dennoch als eigenständiges Symbol bezeichnet werden.“ Doch von wo erhielten die Minoer ihre Vorbildimpulse ? Ich nehme aus guten Gründen an, aus Mittel- und Nordeuropa. Bei Plutarch heißt es: „Die Lyder nennen die Doppelaxt Labrys“. Die Lyder waren ein späteres indogerm. Volk im westanatolischen Reichsgebiet der alten Hethiter. Man darf davon ausgehen, dass die Doppelaxt die „dingliche Erscheinungsform des blitzenden und donnernden Wettergottes“ war, wie Walter Pölscher darlegt (in „Aspekte und Probleme der minoischen Religion“, 1990, S. 47). Die reich verzierte kupferne Doppelaxt von Friedelsheim vom „Typ Zabitz“ wurde auf dem Feuerberg in einer großen Urne gefunden; Länge ca. 40 cm (Mus. Mainz, Inv.-Nr. V 2976); sie wird auf das Endneolithikum geschätzt, also (Beginn der Schnurkeramik) in Süd- und Mitteldeutschland ca. 2.800-2.200 v.0. Die Doppelaxt von Halle fand man auf dem Petersberg (siehe Kurt Kibbert, „Die Äxte und Beile im mittleren Westdeutschland I“, 1980. S. 42f.) Mein Freund und Lehrmeister Kurt Kibbert erörtete mit mir das ihm am Herzen liegenden Thema schon zurzeit der Veröffentlichung seines Werkes. Er hat mich sensibilisiert für das was er u.a. auf Seite 36 schrieb: „Aus chronologischen, typologischen und funktionalen Gründen sei die Herleitung aus dem Süden, besonders aus Kreta, abzulehnen, meinte H. Schmidt, zumal ja im nordischen Megalithikum sowohl steinerne Gebrauchs- wie Miniatur-Doppeläxte aus Bernstein und Knochen sehr zahlreich gefunden wurden. (Schmidt, PZ. 3 [Prähistorische Zeitschrift], 1911, 389f) Georg Wilke, der die religiöse Bestimmung dieser nordischen Miniatur-Doppeläxte hervorhob, war der Ansicht, wenn überhaupt, dann könne aus chronologischen Gründen für die Doppelaxt nur eine genetische Abhänigkeit der Ägäis vom Norden in Frage kommen.“ (G. Wilke Mannus 10, 1923, S. 24). Der Völkerkundler u. Volkskundler und Militärarzt Dr. Alexander Georg Wilke war ein enger Weggefährte des einflussreichsten deutschen Prähistorikers Gustaf Kossinna und war mit ihm in der Vorbereitung der Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Vorgeschichte“, im Januar 1909 beteiligt. Seit 1909 steuerte Wilke für die Zeitschrift „Mannus“ regelmäßig Aufsätze bei. Seine profunden Kenntnisse von Fundmaterial und Literatur, aller Arbeiten zur Heilkunde, zum Symbolgut und zu mythischen Vorstellungen aus indogermanischer Vorzeit, machten Wilke zu einem über alle Zweifel erhabenen Altmeister der deutschen Vorgeschichte. Das bezeichnete Werk von Kurt Kibbert ist von seinem damaligen Chef, dem Leiter des Instituts für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Frankurt, dem Prof. Dr. Andreas Müller-Karpe, zensiert worden. Der hat ihm die Passagen gestrichen, welche zu eindeutig auf die west- und norddeutsche Unabhängigkeit der Doppeläxte von orientalischen Funden eingehen. Kurt erklärte das damit, dass Müller-Karpe ein „Panbabylonist“ und Christ sei, für den, gemäß der geistigen Ausrichtungsformel „Ex oriente lux“, alles Gute aus dem Orient zu kommen habe. Müller-Karpe war mit einer türkischen Archäologin verheiratet, die sich auf ihren Wunsch in der 3.800 Jahre alten, früheren hethitischen Stadt Kayalipinar beisetzen ließ.
 
Fundstättenbegriffe von Doppeläxten, wie „Petersberg“ und „Feuerberg“, belegen tradierte Kultorte des altheimischen Himmels- und Gewittergottes, dessen Plätze in christlicher Zeit zu Peters-/Petrus-Kirchen umgewandelt worden sind. Dem alteuropäischen Donner­gott wurde demnach ebenso der Doppelhammer oder das Doppelbeil zugeordnet wie dem hethischen Tarhunna/Teshub. Dann gibt es die verzierte Doppelaxt aus Flonheim, Kr. Alzey/Worms, die kupferne Doppelaxt von Hämmerten (Landesmus. Vorgeschichte Halle), aus 2.500-2.050 v.0, die Doppelaxttypen von Zabitz, Kr. Köthen, Sachsen-Anhalt (ca. 30 km nördl. von Halle) und die von Hüttwiler, Kr. Thurgau/Schweiz. Manche Exemplare wurden durch Strichgruppen und Winkelmuster attraktiver gemacht: Frieddelsheim, Flonheim, Mainz, Rheinhessen, Zabitz, Kochem I. Die kupfernen Doppeläxte von Bad Salzuflen, Grastrup-Hösen, werden vom Endneolithikum bis zur Frühbronzezeit (3.000-2.000 v.0) datiert (Lippisches Landesmus. Detmold). Eine kupferne Doppelaxt aus der Jungsteinzeit fand sich im Heslihacher Feld (Küsnacht, Schweiz), mit  besten Übereinstim­mungen zu der aus Cochem an der Mosel und Hämerten nördlich von Magdeburg an der Elbe. Eine kupferne Doppelaxt stammt aus dem Pfahlbaudorf von Lüscherz, Kanton Bern. Eine steinerne Doppelaxt fand sich bei Kladow (Mecklenburg-Schwerin). Eine verzierte mittelbronzezeitliche Doppelaxt fand sich bei Längkärra, westlich Karlskrona, eine andere schöne stammt von Ronneby, beide Exemplare aus Schweden der Mittelbronzezeit. Eine kultische Prunkaxt mit zweiseitig zugeschliffener Steinklinge wurde 1999 bei einer Tauchgrabung am Zuger­see / Nordschweiz gefunden. Nach C 14-Analysen ist sie 6.000 Jahre alt. Diese bislang älteste Dop­pelaxt besitzt einen 117 cm langen, mit Birkenbändern umwickelten und mit eingesticheltem Muster fein verzieren Holm, der zum Schlagen völlig ungeeignet wäre, es war ein kultisches Prestigeobjekt. Drei Hauptzentren von Doppelaxt-Fundstätten kristallisierten sich heraus: Rheinhessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und die Nordschweiz. Im Wesentlichen aber verteilen sich die Funde auf zwei Gebiete, dasjenige der Rheinstromzone und jenes von Saale und Elbe. Dort dürften auch die Urvorfahren der Hethiter vermutet werden.
 
Eine Doppelaxt mit Schaftröhre ist die bronzezeitliche „Schaftröhrenaxt vom Typ Krtenov“ (deutsch Kretinau, südmährischen Gemeinde), die auf dem Wollmannsberg (Niederösterreich, nördl. Wien) gefunden wurde und im Stadtmuseum Poysdorf liegt. Zu diesem röhrenartig-geschäfteten Axttyp müssen Doppeläxte vorbildgebend gewesen sein. Die ersten Bauern wurden hier schon vor 7.000 Jahren sesshaft. Zahlreiche Funde aus Jungsteinzeit bis Bronzezeit wurden im Gräberfeld Pitten, mit ca. 200 Grablegungen, gefunden: Bronzenadeln, Gürtel, Dolche, malteserkreuzförmige Stachelscheiben, Armreifen, Spiralen, Anhänger und drei mit geometrischen Mustern verzierten Diademe. Solche Diademe wurden ebenso in Ungarn und Slowakei gefunden,  so dass Beziehungen dorthin, zu vermuten sind. Vom Wollmannsberg, nördlich Wien, liegt die Gemeinde Pitten, südlich Wien, nicht weit entfernt, woher die Malteserkreuzbleche kommen, die der mittleren Bronzezeit (1.550-1.250 v.0) entstammen und somit älter als die hethitischen Malteserkreuz-Siegel des Mursili II. sind, der 1.321 v.0 hethitischer Großkönig wurde.
 
 
           Abb. 5
 
Hethiterkönig Šuppiluliuma II., mit blauen Augen -
Sohn von Hattusili III. und Puduhepa.
 
Heinrich Otten, „Puduhepa, eine hethitische Königin in ihren Textzeugnissen“, 1975