WILLY BRANDT
 
Unsere Welt ist voll der Rätsel,
es beginnt beim Laugenbretzel,
sein Begriff und seine Form,
bleiben jenseits jeder Norm.
 
Größer noch ist jene Frage
nach dem Inhalt einer Sage,
die um Willy Brandt gesponnen,
der als Herbert Frahm entronnen.
 
Was in Lübeck einst geschah,
nur der Mond am Himmel sah.
Ein Julius Leber war im Spiel,
ein Mord, ein Messer, sonst nicht viel.
 
Was tat ein roter Straßenschläger ?
Jedenfalls fand ihn kein Jäger !
Fischer Stoß war seine Rettung,
bewahrte ihn vor Knast und Kettung.
 
Was ist wahr, was ist Legende,
sah der August Naujock Bände
jener Fahndungsbücher-Listen
der Getürmten, der Vermissten ?
 
Dann in Norwegen und Schweden,
mehr als nur Gerücht’ und Reden ?
Rotfront-Agent und Kommunist,
Spionage, Tarnung, Weiber, List.
 
Im Kampf gegen sein Vaterland,
zur „Tirpitz“-Kundschaft ausgesandt;
er mischte mit im Kriegsverlauf,
tausend Matrosen gingen drauf.
 
Daneben immer wieder Frauen,
die „Whisky-Willy“ gern vertrauen;
sogar ein Büchlein schrieb der Held,
wie’s Deutschen-Hassern gut gefällt.
 
Darin empfahl er das Erschießen,
dass blutig rote Blümlein sprießen.
Zum Demokraten dann gewandelt,
als Bürgermeister hoch-gehandelt.
 
Wiedervereinigung war ihm zuwider,
als Kanzler sang er seichte Lieder.
Günter Guillaume, der Top-Spion,
und Weiber stießen ihn vom Thron.
 
Er hatt’ die Mädels gar zu gern,
Anstand und Sitte lag ihm fern,
Guillaumechen galt als Sex-Beschaffer,
war gleichzeitig ein Info-Raffer.
 
In Leipzig hört’ ich Willy Brandt,
zur „Wende“ war er hingerannt,
der „Rote Brandt“ war plötzlich tot,
da predigte ein Patriot.
 
Ich war dabei als neben dem Stasi-Mitarbeiter Ibrahim Böhme der Wiedervereinigungsgegner Willy Brandt am 26.02.1990 vom Balkon des Opernhauses am Karl-Marx-Platz in Leipzig sprach. Dort hörte ich - zu meinem großen Verwundern - erstmalig höchst patriotische Töne aus seinem Mund, so hätte auch ein Franz Schönhuber von den „Republikanern“ reden können. Die Menschenmassen auf dem Platz - zwischen denen ich stand - hätten etwas anderes auch nicht akzeptiert. Da erkannte ich angewidert, wie ein Politiker - wenn es opportun erscheint – sein Mäntelchen immer nach dem linken oder rechten Windchen drehen kann. Brandt hatte bis zum Mauerfall nur Häme und Spott für den Gedanken an eine Wiedervereinigung. Noch im September 1989 sagte er: „Wiedervereinigung ist die Lebenslüge der zweiten deutschen Republik." Erst am 10. November drehte er sich, wie er es schon oft getan hatte, und sagte: „Nun wächst zusammen, was zusammengehört.“
 
Bild: Das überlebensgroße bronzene „Willy-Brandt-Denkmal“ (3,40 m hoch, 500 kg schwer) im „Willy-Brandt-Haus“, der „Bundeszentrale der SPD“ zu Berlin von dem Künstler Rainer Fetting -- , der seinen negativen Symbolismus so weit trieb, sein Studienobjekt übergroß aufzublasen und bei ihm gleichzeitig die Sinne und Fähigkeiten des Hörens (keine hörfähige Ohrmuschel), des Sehens (geschlossene Augenpartie), des Gespürs (kindhaftes Spitznäschen) und der Mitteilung (verkniffene Lippen) in Frage stellte. Weder hatte der reale W. Brandt solche Ohren, noch derartige Augen, Nase und dergestalten Mund ! Der verbeulte Anzug mit den Schlotterhosen, in die der Spötter R. Fetting „seinen“ W. Brandt kleidete, ist der eines Landstreichers bzw. Penners. Der zu Lebzeiten allzeit adrett gekleidete Politiker würde sich schaudern, sähe er sein verhässlichtes „Abbild“ im SPD-Atrium. Das hat Willy Brandt - trotz seiner Trunksucht, seinen unseriösen „Weibergeschichten“ und linksextremen Ausrutschern in der Jugend - nicht verdient !