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OD-INGE
 
Abb. 1 -Holzschnitt „Ottarshögen“ in Vendel/Uppland von Peringskiöld, 1725
 
 
Abb. 1a - Grabhügel des Schweden-Königs Ottar/ Othere, 6. Jh.
 
OD-INGE
 
In der germanischen Gesellschaft wurden die Bezeichnungen der Sippen / Geschlechter / Clans / Dynastien so gebildet, dass dem Namen des Vorfahren der Zusatz von einem abschließenden -ung oder -ing zugesetzt wurde. Beispiele dafür: Aus dem germ. Rufnamen Gollo oder aus Rufnamen mit dem Namensbestandteil „gold“, entstand der Name Golling, dem Nachkommen des Gollo, wie er sich im Namen des Alexander Golling (Intendant des bayrischen Schauspielhauses von 1938-1945) erhalten konnte. Die Hessi sind ein germ. Volksstamm zwischen Fulda, Lahn und Main, von denen das heutige Land seinen Namen ableitet. Den Namen Hessi trug auch ein sächsischer bzw. ostfälischer Anführer gegen die fränkische Invasion unter König Karl. Er unterwarf sich 775 und erhielt 782 das Grafenamt. Das Land Hessen, erstmalig in einer Schenkung Otto I. im Jahre 966 erwähnt, erhielt seine Bezeichnung als „Heim der Hessi“. Der Nachkomme eines Hessi wurden zum Hessing, wie z.B. Friedrich Hessing, einem Pionier auf dem Gebiet der Orthopädietechnik. Die Immedinger waren ein sächsisches Adelsgeschlecht zur Zeit der Liudolfinger, zu deren Vorfahren auch der Sachsenherzog und Freiheitskämpfer Widukind gehörte. Der angelsächsische Drachenbesieger Beowulf stammte aus dem Geschlecht der Wægmunding. Die mythische Sippe der Wölsungen (altnord. Volsungr) entstammte dem Gott Odin, aus dem Sigi, Wölsung, der Drachentöter Siegmund (Beowulf-Sage), Helgi und Sigrurd/Siegfried, die Drachentöter, hervorgegangen sind. Die „Skjöldunga saga“ berichtet von der nordischen Königsfamilie der Skjöldung (angels. Scylding, plural Scyldingas), also von den Nachkommen des Skjöld/Scyld. Im 2. Buch von Saxo Grammaticus wurde „Helgi Hundingbana“ (Geweihter Hunding-Töter) mit dem älteren Skjöldung Helgo, dem Vater von „Hrólfr Kraki“, gleichgesetzt. Skjöld ist in der nordischen Sage ein Sohn Odins, der als Kind mit einem Schiff nach Dänemark gekommen sei, er gilt als Stammvater der Skjöldunge (Schild-Männer) bzw. der dänischen Skioldinger-Könige. Die Ynglings / Ynglinger / Inglinger waren das älteste bekannte skandinavische bzw. schwedische Königsgeschlecht, es regierte in Sigtuna, der ältesten Schwedenstadt. In Snorri Sturlusons „Heimskringla“ (Weltkreis), über die Geschichte der norwegischen Könige (um 1230 verfasst) und der angelsächsischen Beowulf-Sage, werden die Inglinge als Scylfings (altnord. Skilfingar) bezeichnet. Als ein Scylfing wurde auch im Beowulf-Epos König Wiglaf (gest. 839) bezeichnet, der ein Vetter von Beowulf gewesen sei und das angelsächsische Reich Mercia regierte. Er war Sohn des Weohstan („Weihe-Stein“) und letzter aus dem Geschlecht der Wægmundings. In altenglischen Abstammungstabellen, deren früheste aus dem 8. Jh. herührt, tritt die altangelsächsische Namesgebung zu Tage, die dem Sohn zum eigenen Rufnamen der Vatersnamen mit Anhängung eines -ing  zugab, um ihn damit als Abkömmling seines Vaters kenntlich zu machen. Im 9. Jh. entstand die „Historia Brittonum“, die dem Autor Nennius zugeschrieben wird. Darin wird „King Arthur“ als „dux bellorum“ (Feldherr) der Briten erwähnt, der die Sachsen in 12 Schlachten geschlagen habe. Ich führe im Folgenden nur wirkliche, in den Listen erscheinende Namen auf: Hieß der Vater Godwulf und sein Sohn Finn, dann war dessen voller Name „Finn Godwulfing“, hieß der Vater Winta, nannte sich der Sohn Winding, Beda = Beding Eni = Ening, Woden = Woding oder Wodning oder Wodening, Osmod = Osmoding, Siggeot = Siggetoting, Uoden = Uodning Uuoden = Uuodening, Angelgeot = Angelgeoting, Oesa = Oesing, Oda = Iding. („Six Old English Chronicles”, ed. J. A. Giles, London, Henry G. Bohn, 1848) In der Manuskriptversionen „Tiberius B v“ der königlichen Genealogien bzw. Stammbäume von Northumbrian folgen in den Herrscherlisten einem Bældæg ein Wodning, einem Eomer ein Angelgeoting, einem Winta ein Wodning, einem Godulf ein Geoting, einem Weoðogeot ein Woding. Eine Voranstellung der „ing“-Endung fand sich auch: Seit mehr als 1000 Jahren, über 35 Generationen hinweg, hinterließ die Patrizierfamilie „Inghiramis“ in der toskanischen Stadt Volterra - südöstlich von Pisa - ihre Spuren. Ihre Mitglieder machten Karrieren in Kirche, Militär oder Wissenschaft. Ihre namentlichen Wurzeln liegen in Sachsen. Ein Jacopo Inghirami (1565-1624) war ein Admiral der toskanischen Flotte. Nach dem Astronom Giovanni Inghirami, der im 19. Jh. lebte, ist ein Mondkrater benannt. Sippengründer war der sächsische Graf „Herman Dux Saxonis“, er kam im Jahre 967 als Gefolgsmann des deutschen Kaisers „Ottos des Großen“ hierher und blieb wohl bei einer hübschen Toskanerin hängen.
 
ODING
 
Der Begriff „Oding / Od-Ing“ bedeutet demzufolge „Od-Nachkömmling, Od-Kind. Er war mir zunächst völlig unbekannt als ich ihn als Kopf der rechts-beginnenden Ur-Runenreihen-Lesung erkannte, indem ich die ersten drei Runen zu einem Wort zusammenzog. Ich fragte mich, wenn das ein Begriff ist, was könnte seine Bedeutung sein ? Ich erforschte sie, wie ich es im vorangegangenen Text dargelegt habe. Sofort begann ich nach diesem Wort zu fahnden. Wenn es ein echter, und kein von mir konstruierter Begriff sein sollte, musste er im Sprachgut auch aufspürbar sein. Ebenso wie die 24-er Ur-Runenreihe „endet“ rechtsseitig die schönste uns bekannte runische Langzeile um den Rand des südjütländischen Goldenen Gallehus-Hornes („ek hlewagastiR holtijaR horna tawido“) mit der Buchstabenfolge „DO“. Rechtsbeginnend wäre das letzte Wort als „Odiwat“ zu lesen, mit der germ. Bedeutung „Odi-Wasser / -Trunk“. Das würde in Anbetracht der runenmeisterlichen Tendenz zur Mehrdeutigkeit ihrer kryptischen Aussagen, sowie zum Objekt des sakralen Trinkgefäßes recht gut passen. Aus dem Horn bzw. den beiden Goldhörnern sollte der „Óðrœrir“, der Geist Odins, der geistanregende Dichter-Met getrunken werden. Ich fand den Od-Begriff in mehreren Verwendungsformen, zuerst einmal als Familiennamen. Es wäre denkbar, dass die Sippen dieses Namens aus altheiligen Priestergeschlechtern hervorgegangen sind, also aus Ehwarten (Gesetzes-Wächtern), deren Namen auch bis auf unsere Tage im Familinennamensfundus erhalten blieben. In den Niederlanden verschwanden die meisten Megalithen, sie wurden für Bauarbeiten, Deichverstärkung und Pflasterstraßen verwendet. Doch die bäuerliche niederländische Gemeinde Borger-Odoorn, in der Provinz Drenthe, liegt in einem Gebiet mit einer Vielzahl von Großsteingräbern. Die größte Megalith-Anlage befindet sich in Borger; direkt daneben wurde ein „Hunebedcentrum“ (Hünengrabzentrum) errichtet. In einem Schreiben des Klosters „Ten Nije Licht“ aus dem Jahr 1327 wird der Ort Oderen genannt, in einem Manuskript von 1393 oods, in einem von 1545 Oideren und 1548 heißt es „die pastoer von Oderen". Auch der Chor der Kirche von Odoorn besteht aus einem Granitfelsen der aus einem Dolmen genommen wurde. Diese Gegebenheiten genügen, um bei der Stätte Oderen einen altgläubigen-altgermanischen Kultplatz der „Oding-Religion“ zu vermuten. In niederländisch Friesland (Goutum, Weidum, Jelsum) ist der Familienname Oding, Odink, Odinga nachweisbar, aber in Holland sind allgemein Namen wie Oedding, Ottink, Odingk, Otman zu finden. Odenhausen war der niederländische Familienname der Mutter von Joseph Goebbels (1897-1945), dem nationalen Sozialisten, engsten Vertrauen Adolf Hitlers, Gauleiter von Großberlin und „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“. Der Landwirtschaftsbetrieb des Bauern Gerhard Odinga liegt bei Wybelsum in der ostfriesischen Küstenmarsch bei Emden (2014). Walter Odington war ein im 14. Jh. lebender englischer Mathematiker und Musiktheoretiker. Er lebte als Benediktinermönch in Evesham und Oxford. Er schrieb neben zwei astronomischen Abhandlungen die Schrift „De speculatione musices“. - In Geschlechterlisten finden sich folgende Nachweise des Namens: M. Katharine Oding, geb. ca. 1464, Münster Stadt, Westfalen - M. Katharine Oding heiratete 1485, Münster Stadt, Westfalen - Magnus Oding, geb. 1524, Celle, Hannover - Jan Voigts Oding, geb. 1625, Borken, Westfalen - Jan Voigts Oding, geb. 1631 in Borken, Westfalen - Magnus Oding heiratete 1551 in Braunschweig, gebürtig Hannover Berndt Oding heiratete 23. Jan. 1674, Altenberge, Westfalen - Jan Voigts Oding heiratete 1650 Borken, Iserlohn, Westfalen - Anna Oding, geb. ca. 1702 in Münster Stadt, Westfalen - Anna Oding, geb. 1704 in Münster, Westfalen - Bernardus Oding, geb. 05. Jan. 1706 in Alverskirchen, Westfalen - Anna Oding heiratete 1723 in Münster Stadt, Westfalen - Anna Maria Oding, geb. 16. Aug. 1763 in Borghorst, Westfalen - Theod. Henricus Oding, geb. 15. Nov. 1765 in Borghorst, Westfalen - Conradus Oding, geb. 22. Sept. 1734 in Heidelberg, Baden - Anna Oding, verst. 1769 - Johann Heinrich Anton Bernard Oding, geb. 21 Okt. 1830 in Münster Stadt, Westfalen - Francisca Wilhemina Oding heiratete am 27. Sept. 1831 in Beckum, Westfalen - Fred Oding, geb. 1833 in Mecklenburg - Mary Oding, geb. 1834 in Mecklenburg - Johann Theodor Melchior Oding, geb. 30 März 1838 in Münster Stadt, Westfalen - Maria Louise Oding, geb. 17. Okt. 1856 - Maria Louise Oding, geb. 02. Nov. 1856 in Danzig Stadt, Westpreußen - Johann Henrich Oding heiratete am 09. Juni 1859 in Roxel, Westfalen.
 
Oettingen ist ebenso der Name eines ursprünglich westfälischen Geschlechtes aus Ahaus im westlichen Münsterland, das sich im deutsch-baltischen Raum niederließ. Dirick Ottynck erscheint Ende 15. Jh. im Zehntregister des Klosters Überwasser, der Lambert Ottingh wurde am 17.11.1480 Bürger von Reval, der Kaufmann Ewert Otting ist 1548 Ältermann der Großen Gilde, wird Ratsherr und später Bürgermeister und Gerichtsvogt in Riga und Johann Oettingen wird am 27.06.1687 durch Schwedenkönig Karl XI. in den Adelsstand der Livländischen Ritterschaft erhoben. Oettingen in Bayern (Lkr. Donau-Ries) an der Wörnitz war Sitz des Geschlechtes der Oettingen, die sich ableiten von den Staufer-Vorfahren, den 987/1007 urkundlich erwähnten Schwäbischen Pfalzgrafen Friedrich und dessen Vater Sieghard V. aus dem Geschlecht der Sieghardinger. Der Stammbaum der Grafen von Oettingen fußt, urkundlich belegbar, auf „Ludovicus comes de Otingen“, der im Jahr 1147 die alte staufische Gaugrafschaft im Ries als Lehen übertragen bekam und seinem Bruder „Chuno comes de Othingen“, urkundlich fassbar i.J. 1250. Das Geschlecht war auch im Teutschorden aufgeschworen. Zu beachten ist, dass die Sieghardinger, in Folge ihrer gewonnenen Lehnsherrenschaft, sich nach dem an sie gelangten Besitz zu „Othingen“ benannten und nicht umgekehrt. Das weit entfernte Benediktiner-Reichskloster zu Fulda hatte hier Besitzrechte, welche schon um 750 im Güterverzeichnisse des 744 gegründeten Klosters als Besitzung in „otingen“ aufgeführtwerden. Altheilige Stätten, also wichtige heidnische Hochburgen wurden von den weltlichen Herrschern zur Umgestaltung und Umerziehung in die Obhut der Missionsklöster verschenkt. Erst die erwerbstüchtigen Staufer haben dem Kloster seine dortigen Besitzrechte allmählich abgerungen. Der Umstand des frühen Fuldaer Klosterbesitzes darf als zusätzlicher Deutungsbeweis für die angedachte Stätte des altheiligen od-gottlichen Kultortes gelten. Der ursprünglich deutsch-lothringische Ort Ottingin an der Luxemburgischen Grenze, 1051 erstmals erwähnt, fiel am 23.02.1766 an Frankreich und heißt heute Ottange. 
 
Bekanntlich waren die Alamannen / Alemannen eine frühmittelalterliche Bevölkerung des westgermanischen Kreises die aus dem deutschen Norden kommend ab dem 3. Jh. in den deutschen Südwesten einwanderten und dort Siedlungskerne errichteten, also in Baden-Württemberg, dem Elsass, Bayerisch-Schwaben, der Deutsch-Schweiz, Lichtenstein und Vorarlberg. Dort müsste der gemeingermanische Od-Begriff bis heute nachweisbar sein; er ist es: Otelfingen (schweizerdeutsch: Otelfingä) ist eine Gemeinde im Bezirk Dielsdorf / Kanton Zürich / Schweiz. Der Wildeber bzw. Keiler war das Wappentier des Herrengeschlecht der Otelfinger. Otelfingen wird erstmals im 11. Jh. im Zusammenhang mit dem Kloster Wettingen erwähnt. Die Gemeinde liegt im Furttal am Fuß der Berges, nahe der Stadt Zürich und an der Grenze zum Kanton Aargau. In der deutschsprachigen Schweiz blühten die Geschlechter namens Ott, Otten, Otter, Ottendorf, Ottenhausen (führten ein Rebhuhn im Wappen). Die Ott und Otto waren ein überaus zahlreiches Geschlecht an verschiedenen Orten der Eidgenossenschaft. Ein Dorf Ottikon bei Kemptthal (572 m ü. M.) liegt in der Grafschaft Kyburg im Kanton Zürich. Einer der prominentesten Besucher auf der Kyburg war der tüchtige erste deutsche König aus dem Habsburger-Geschlecht, Rudolf I. Er hielt sich samt Gefolge während 14 Tagen bei seinem Verwandten in der Kyburg auf. Ein Weiler Ottikon gehört zur Gemeinde Gossau in Kanton Zürich. Ein Mann namens Ottlin tat sich in der Schlacht am Gubel hervor, in Mühlhausen gab es einen Zunftmeister Ottlin oder Oettlin. Zu Baden wurde 1593 ein Benedictus Oderlin von großer Klugheit geboren, ein Nicolaus Oddi 1717 erblickte zu Perugia das Licht der Welt; er wurde Nuntius in der Eidgenossenschaft. Ein 1652 geborener Melchior Odermatt war Landamman. 1706 wurde ein Joseph Ode geboren. Es gab in der Schweiz die Familiennamen Odet und Odi. Ein Geschlecht in Walis waren die Odi, dazu ein Ritter des St-Ludwigs-Ordens trug den Namen. Ein Geschlecht der Stadt Genf waren im 18. Jh. die Odier. (Hans Jacob Leu, Hans Jacob Holzhalb, „Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches oder Schweitzerisches Lexicon“, Bd. 24, 1789)
 
Durch mundartliche und wortverändernde Umlautungen wurde aus dem „Oto / Odo / Oðo“ ein Otto mit doppeltem „t“, so dass eine Menge derartiger Ortsnamen nicht auf den Wassermarder Otter zurückzuführen sind, vielmehr auf einen Dorfgründer namens Odo. Ein augenfälliges Beispiel für die Vertauschbarkeit von „d“ zu „tt“ sind die dänische und die deutsche Benennung des dänischen Stadt „Odense“, auf der Insel Fünen, die sich aus einer Odins-Weihestätte namens „Odins-Vi“ entwickelt hat und deren deutscher Name „Ottensee“ lautet. Eddigehausen, ein Flecken in Südniedersachsen, liegt in der Mulde zwischen dem Südwestausläufer des Wittenbergs mit der Burg Plesse, dem Ibenberg und dem Hainberg, im Nordwesten des Göttinger Waldes, nördlich der Stadt Göttingen. Im Jahre 1192 war der Name des Vorgängerortes Oddingehusen. Natürlich wird der Begriff heute als „bei den Häusern von Ottos Leuten“ gedeutet. Die hier entspringende Quelle heißt „Mariaspring“, folglich war sie in eigenbestimmter Germanenzeit einer Nymphe oder weiblichen Gottheit, möglicherweise der Gottesmutter Frija, geweiht. Bestätigt wird diese Vermutung durch die Weihung der ehemaligen Eddigehusener Pfarrkirche auf das „Unbefleckte Herz der Jungfrau Maria“ (und dem Patronat der „Apostel Simon und Judas Thadäus“). Um das Jahr 900 herum war diese Kirche die einzige zwischen Paderborn und Marsberg, die als Ableger des Benediktiner-Klosters Corvey die Missionierung der altgläubigen Sachsen voranzutreiben hatte. Kloster Corvey unterhielt hier einen Adelshof, was ebenfalls auf die vorchristliche Bedeutung der Stätte Hinweis gibt. Eine solche Bedeutung muss Eddigehusen in alter Zeit besessen haben, dass bis vor wenigen Jahren jedes Jahr die erste Bittprozession, der drei Bitttage, zum Kreuz auf den Berg mit der versunkenen Kirche von Eddinghausen führte, wo um gedeihliches Wetter gebetet wurde. Oddingehusen wird ebenso als Oding-Kultort zu deuten sein wie die ca. 40 km Luftlinie nördl. von Altötting liegende Gemeinde Ottering (Moosthenning), die möglicherweise auf einen Otheri zurückgehen soll, aber ebenso gut eine Andachtsstätte des Gottes Wodan-Odan gewesen sein kann.
 
Ich glaube nicht an die vielen profanen Odo-Gründerväter, ich vertrete die Kultplatz-These. Edigheim wurde im „Lorscher Kodex“ im Jahr 772 zum erstmalig urkundlich erwähnt, entstand wahrscheinlich aber bereits im 6. Jahrhundert, ist somit eine sehr frühe Gründung. Historisch relevant ist der althochdeutsche Name „Otincheim“, der einen erstaunlichen Bezug zum gleichnamigen Brunnen aus der Handschrift des Nibelungenlieds aufweist, an dem Siegfried von Hagen ermordet wurde. Das „g“ in Edigheim ist lautvariabel mit dem „k“, welches im 5./7. Jh. im Laufe der hochdeutschen Lautverschiebung nach Vokalen zu „ch“ umgelautet wurde. Da aus dem späteren „ch“ kein „g /k“ werden konnte, vielmehr aus dem „g/k“ das „ch“, und die „o“-Anlaute den „e-„Anlauten vorausgingen und die verkürzte Endsilbe „ig“ vor „heim“ als das besprochene Suffix „ing“ zu deuten ist, muss die älteste Form des Ortsnamens „Ot(d)ingheim“ gewesen sein. Naheliegend denkbar wäre es, dass das uralte Sonnen-Jahresdrama des sommersonnwendlichen Siegfried-Todes als altreligiöses Kultspiel am heiligen Od-Ort jährlich aufgeführt worden ist -, eben auch im Odenwald zu Oding-Heim bzw. Edigheim. Dass der mythische Siegfried in altheidnischen Legenden als eine Emanation des jugendlichen Wodan gegolten haben wird, geht auch aus einem angelsächsischen Spruch hervor. Von solcher mythischen Heils-Tat Wodens spricht der aus alten Traditionen stammende altenglische Neunkräutersegen in der Harley-585-Handschrift (Brit. Mus.) aus 2. Hälfte 11. Jh.: „Ein Lindwurm [snican] kam gekrochen, zerriss einen Menschen, da nahm Woden 9 Ruhm-Zweige, erschlug da die Natter, dass sie in 9 Teile zerbarst.“
 
Beispielhaft für meine Kultplatztheorie dürften auch Oedingen und Altötting sein. Das Dorf Oedingen (Ortsteil der Gemeinde Stadt Lennestadt, Lkr. Olpe im Sauerland (Nordthein-Westfalen) wurde im Jahr 1000 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, die Kaiser Otto III. ausstellen ließ, anlässlich der Gründung von Kloster bzw. Damenstift Oedingen durch Gerberga von Burgund. Sie war die Tochter Königs Konrad III., entstammte also einer besonders kirchenfrommen burgundisch-französischen Linie. In einem Eigengüterverzeichnis vom Jahr 1144 des Sifrid von Boyneburg wird eine „qualiter concambium Odinge“ / „curia in Odinge“ / „scilicet abbatisse in odinge alheidis“ (Tausch des Haupt- bzw. Oberhof in Odingen) erwähnt. (vgl. Johann Suibert Seibert, „Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums ...“, Bd. 1, 1839, S. 95). 1232 übertragen die „Pröpstin Guda von Oedingen“ dem Kloster Wedinghausen die „Äcker zu Odensvelt“ (SU II, Nr. 200). Am 24. 04. 1238 übergibt „Äbtissin Jutta von Meschede und Oedingen“, dem Grafen Gottfried II. von Arnsberg einen Wald, wogegen der Graf auf gewisse Rechte im „Odacker Walde“ verzichtet (SU II, Nr. 210). Am 06. 08. 1457 wird ein Rechtsstreit „zwischen dem Pastor zu Odyngen“ und einem Johan Keyser zu Elspe für Kayser entschieden. Zuletzt wohnten nur noch zwei Stiftsdamen in Oedingen, so wurde es 1533 aufgelöst. 1601 wurden den „armen Klosterfrauen zu Odacker“ einige Renten geschenkt.
 
Die Altöttinger Kirche, um das Jahr 700 erbaut, ist wohl der älteste bestehende Kirchenbau im rechtsrheinischen Deutschland. Die Legende sagt, hier habe der fränkische Christenagent, Bischof Rupert, den ersten christlichen Bayernherzog namens Theodo (Regierungszeit 696-718) getauft, woraus ablesbar ist, dass schon der altgläubige Kult jener Stätte eine hohe Bedeutung zumaß. Ein kirchenpolitisch so wichtiger Akt wie eine Herrscher-Taufe wurde ja nicht an ixbeliebigen Orten vorgenommen, sondern an traditionellen Kultplätzen, um diese im gleichen Zuge zu „entdämonisieren“ und kirchenrechtlich zu vereinnahmen. Urkundlich tritt Altötting 748 ins Licht der Geschichte, unter dem Namen Autingas, der latinisierten Form von Ötting bzw. Oetingen, einer Pfalz der agilolfingischen Bayern-Herzöge. „Aud/t-“ ist die gotische Form des „od / ot / oð“. Johann Georg Turmair, genannt Aventinus (1477-1534), ein deutscher Historiker und Hofhistoriograph, schuf die Altöttinger Chronik, die „Historia Otingae, Munich, 1528“. Er schrieb in der deutschen Version 1519 von dem „hochwirdigen und weit berumten Stifft Alten Oting …“. Ihre größte Zeit erlebte die Karolingerpfalz, als König Karlmann, der Urenkel „Karls des Großen“, 865 seinen kompletten Regierungssitz von Regensburg nach Oting verlegte und von hier aus bis zu seinem Tode 880 als König über Bayern und Italien herrschte. Der politische Glanz von Alt-Oting bzw. Altötting währte nicht lange, beim Ungarnsturm 907 wurde der gesamte Ort mit Pfalz, Stift und Basilika verwüstet. - Hinter dem bayerischen Altötting wird Deutschlands zweit­größte chris­tenkirchlich organisierte „Fuß­wallfahrt“ durchgeführt, von der altgläubigen Asenhochburg Osna­brück ausgehend, über Oesede (einem alten Klost­er­standort) und dem Rit­tergut Oeding­ber­ge, zur Wallfahrts­ka­pelle der „Schmerzhaften Mutter“ in Telgte, das eine deutsche Meile vor Mün­ster in West­falen liegt. An der Klause Oeding­ber­ge wird die erste Rast mit „Wort­got­tes­dienst und Predigt“ ein­ge­legt. Nur allzu naheliegend wäre die Vermutung, dass diese „Burg des Od­ing“ einstmals ein alt­heiliger Sitz eines priesterlichen Vorstandes und Lehrkörpers gewesen ist.
 
Im Kirchspiel Südlohn liegt die kleine westfälische Burgsiedlung Oeding. Ausge­rechnet ein „Heiliger“ Otger (ahd. „Besitzer des Spe­eres“) soll hier der älteste christl. Glaubensbote im 6./7. Jh. am Niederrhein gewesen sein und ist auch Patron der Oedinger „Mutterpfarre“, der „Urpfarre Lon“ bzw. Nord­lohn/Stadtlohn. Wer denkt da nicht sofort an den seinen Speer Gungnir tragenden Asen-Gott Odin ?! Man muss schon des öfteren schmunzeln über die durchschaubare Dreistigkeit christ­licher Schönfärbereien, Umdeutungen und Legendenverdrehungen. Wenig nördl. davon liegt Ottenstein. Des weiteren findet sich ein Oedingen/Odingen (bei Eslohe) im oberen Sauerland, das noch zur sächsischen Heerschaft Engern gehörte. Vom Oedinger Berg, mit seiner alten Wall- und Fliehburg, die im Jahre 1000 als Grundlage für die Errichtung eines Nonnenklosters diente, spricht eine Urkunde von 1533: „tho Odingen uff deine Berge...“. Lautverschiebungen von „o“ zu „e“ sind ebenso festzustellen. Dass der Anlaut zwischen Od-, Ott-, Ed- schwanken kann, ist nachgewiesen. Mundartlich sagen die Bayern „Eding“, wenn sie von (Alt-)Ötting reden. Un­weit von Trier sind zwei eng beieinan­der liegende Ort­schaf­ten aus frühester Besiede­lungs­­phase Edingen und Godendorf. Auch Belgien be­sitzt ein Edingen (franz. Eng­hien) und die flämische Ge­meinde Oet­ingen. Ein wei­teres Edingen wurde am Un­ter­lauf des Neckars ge­gründet. Auch gab es ein Edin­­gen/Neu­stadt in Westpreußen. Im Lahn-Dill-Kreis liegt der höchst­gele­ge­ne Ort unter den Nachbar­ge­mein­­den Oders­berg, in dessen Nähe der Ort Edingen an der Dill, doch die früheste Erwäh­nung nennt ihn im Jahre 1341 Ödingen. Gudensberg am Fuße des Odenbergs, mit der Obernburg, liegt südlich von Kassel. Um den Odenberg ranken sich zahlreiche Sagen des Wodin-Odin, er soll im Berg mit seinem Wilden Heer wohnen. Der Ortsname Gudenbergs wird in einer Urkunde von 1121 erwähnt, auf welcher der nordhessische Gaugraf Giso IV. als Graf von Udenesberc unterzeichnet. Der Name leitet sich von Odinsberg ab, ein ortsnamenstheoretischer Beleg, dass in altdeutscher Zeit dort Odin von den Chatten verehrt wurde. Es finden sich die Ortsbezeichnungen Wothenesberc (1123), Wuodesnberg (1131) und Wotensberg (1209) in Urkunden des 12. und frühen 13. Jahrhunderts, und noch 1672 wurde der Ort in einer Urkunde als Wutansberg bezeichnet. Im Norden vom Massivs des Kleinen- und des Großen Gudenbergs bei der Gemeinde Zierenberg, nordwestlich von Kassel, liegt eine Wüstung namens Eddinchusen 1261 / Odinghusen 1423 / Ödinghausen, Oedinghausen 15. Jh.. Ein weiteres Ödinghausen ist Ortsteil der Gemeinde Nümbrecht (Oberbergischer Kreis); um 1326/1335 genannt als  Oudehrußen, 1447 Odenkusen, 1579 Oedenkausen, 1603 Öekusen, Flurkarte von 1831 Oedinghausen, Oetinghausen ist Ortsteil der Gemeinde Hiddenhausen bei Herford und setzt sich aus den Ortschaften Oetinghausen, Oetinghauser-Heide und Arode zusammen. - Schließlich nannte man „Oding“ auch ein Steuergesetz und eine Naturalienabgabe, die die leibeigenen Bauern ihren Niedersächsischen Klosterherren zu entrichten hatten. Es könnte ein stehengebliebener Begriff aus Heidenzeiten für einen Opfertribut an die Od-Gottheit sein.
 
Das Odal-Gut und die Öde, das ödliegende Odal-Gut
 
In dem Werk von Ingo Schwab, „Das Landrecht von 1346 für Oberbayern und seine Gerichte Kitzbühel, Kufstein ...“, 2003, S. 138 lesen wir: „Ödrecht - Im Urbar 1457 findet sich mehrfach der Begriff ‘Ödrecht‘ (ein spezielles Rechtsverhältnis dem ein ödes Stück Land bzw. eine unbesetzte Hofstelle unterliegt, insbesondere die Abgabenbefreiung auf eine bestimmte Zeit bei Wiedervergabe, von Lexikas des 18. Jahrhunderts auch als Erbrecht bezeichnet), leider aber ohne Hinweise auf genauere Bestimmungen dieser besonderen Leiheform.“ […] „Johann Heinrich Zedler Grosses vollständiges Universal-Lexikon 25 [1731-1754], zweiter photomechanischen Nachdruck, Graz 1995, 547: ‘Oed-Recht, hieß bey denen alten Deutschen ehemals so viel, als den Erb-Stand, oder das Erb-Recht, weil nehmlich vor Alters bloß wüste und ungebaute Oerter zu Erb-Zins-Gütern ausgethan worden, damit dieselben solcher gestalt desto eher ausgebauet und verbessert werden möchten.‘ - Oberländer (Hg.), Lexicon Juridicum Romano-Teutonicum, unveränderter Nachdruck ufl. Nürnberg 1753, hg. und eingeleitet von Rainer Polley, Köln/Weimar/Wien 2000, 418f., erklärt ‘ius emphiteuticum‘ als Bau-Recht, das die Alten Ord-Recht [= Oed-Recht ?] nannten.“ Daraus geht recht deutlich hervor, dass der Irrtum mindesten schon aus dem 18. Jh. herrührt, die Begriffe Od-, Oed- Ode, Oden (= Hofstelle, Stück Land, Haus) für eine Ödland-Stelle zu halten, anstatt den Begriff aus dem altgerm. Odal-Gut, der Wohnstätte bzw. dem Sippen-Stammgut abzuleiten. In den alten deutschen Rechtswörterbüchern meint die Ode das gewordene Land oder Haus. Das Ödrecht / Ödrechtjahr = auf ein Jahr begrenztes bäuerliches Leiheverhältnis (ödrechtsweise) - Odzinz = Zu zahlende Abgabe aus einem Od-Verhältnis - Ödstreit = ungeklärte Rechtsverhältnisse im Ödrecht - Odsari = ? Der in den Rechtsaltertümern vorkommende Begriff Odsari gilt als ungedeutet, aber ahd. sār, sārig meint schmerzlich, traurig, kummervoll, so dass Probleme und Nöte aus dem Öd-Recht zugrunde liegen müssten. Die Ödung = Brachliegen bebaubaren Landes, Ödung also unbewirtschaftetes Odal. Der/das Öding, Odinga, Odynges, Odink = Rechtsform bestimmter Zehntleistungen, z.B. Nichtablösbarkeit, feste Terminierung, Leistungsverdoppelung bei Verzug, auch für andere wiederkehrende Leistungen (odinge, odyng, odinggo, odingh, odink, odingo, nodingk, edinch; auch nodin, Nöding; nur in lat. Urk. des Erzbistums Bremen-Hamburg); danach: der Ödingzehnt - („HambUB. 2 639: „zahlen Zehnten vierzehn Scheffel Weizen in Odinga“). Der/die Odmut, Odmüte = Demut, odmütig = ergeben, demütig. Die Odmütigkeit (othmodicheit, otmodicheit) = Demut gegenüber Ranghöheren / Ergebenheit, Bescheidenheit - Verb odmütig, ôdmôdi, odmütigen (otmodigeden, oetmodigede, otmodigen) = sich bereit finden, sich einlassen, demütigen, unterwerfen, ergeben - 1471 OstfriesUB. 2 1: „eyn otmodich Kommissar des erwerdigen Mesters in Vresland“. Ahd. „ōdi“, schwed. „öde“, got. „auðjana“, = „die Öde“, wird im indogerm. Vergleich neben griech. „aútōs“ = „vergeblich, nichtig“, gestellt. Das ist ein Verständnisangebot, es überzeugt nicht hinlänglich. Plausibel erscheint mir eine aus dem realen Leben gegriffene Erklärung. Das Odal war unbestritten der altgerm. Begriff für die Hofstelle, das immobile Familieneigentum. Im Verlauf der merowingischen und dann der karolingischen Vertreibungen und massenhaften Enteignungsmaßnahmen gegenüber dem altgläubigen bäuerlichen Bevölkerungen, im Zuge der Christianisierungspolitik, müssen Gebiete in schwäbischen Gauen und im Verlauf der Karlischen Sachsenkriege schließlich ganze Landstriche öde und bevölkerungsentleert gelegen haben. Für die verlassenen Odale - also die leeren, „öd-liegenden“, unbewirtschafteten Bauerngüter - mussten neue Besitzer zur erneuten Landbebauung gewonnen werden. Diese Neubauern unterstanden dem Ödrecht, sie zahlten den Odzinz als Pachtabgabe für das Ödrechtjahr, im zunächst begrenzten bäuerlichen Leiheverhältnis ihrer Eignungserprobung. In der Regel waren es die favorisierten Klöster, denen von der staatlichen Obrigkeit die verödeten Landstriche zum Neuaufbau - mit nun kirchenchristlichen Infrastrukturen - anvertraut worden sind. Die Neubauern waren somit nicht frei, vielmehr Leibeigene der Klosterherren und im weitesten Sinne jene der Kirche. So wurde, nach den Maßgaben der christlichen Herrscher, die gewünschte christliche Durchdringung der Germania bewerkstelligt. Menschen die sich widerspruchslos als Kirchenknechte darein schickten, durften als botsam, fügsam, demütig bzw. als „odmütig“ gelten. So wurde aus dem einstmals freien, stolzen Odal-Bauern, der eine Öde (= verödetes Odal) bebauende, kirchenknechtische Landsasse der dem Öd-Recht unterstand und seine Pachtgebühr, den Odink bzw. Od-Zins, an sein Kloster abzuliefern hatte. Zu diesem nüchternen, rein sachbezogenen Verständnis einer Immobilien-Miete ist der einstmals umfänglichere Begriff im Mittelalter abgesunken. In heidnischer Zeit schwang im Od-Wort die Gottesbezogenheit mit, welche im Odal-Gut eine religiös gefärbte ländlich-seelische Verwobenheit erblicken konnte. Solche Spekulationen mussten im christlichen Mittelalter dem Vergessen anheimfallen. Aber einstmals, in den alten selbstbestimmten Zeitläuften, muss man unter „odmütig“ eher eine innere Haltung der Gottesfreundlichkeit und Gotteswilligkeit verstanden haben. Und der/das „Odink“ könnte schon zu Heidenzeiten eine Art Opfer-Spende für die Od-Gottheit(en) gewesen sein. Die Gläubigen legten bekanntlich Naturalien-Spenden beispielsweise an den Matronen-Steinen ab, ebenso an den skandinavischen Näpfchen-Steinen und die metallischen Waffen- und andere Sach-Opfer finden wir heute in den Kultgewässern und heben sie aus den Mooren.
    
     
Die „Otingis“
 
 
„Theoderich der Große“ Ostgotenkönig hatte um 520 den röm. Senator Cassiodor beauftragt, eine Niederschrift der Gotengeschichte anzupacken. Das Werk im Umfang von 12 Bänden wurde erst nach dem Tod Theoderichs (526) veröffentlicht, ging in den Wirren der Zeit verloren. Doch der Gote Jordanis, der nur über drei Tage Gelegenheit bekam, dieses Werk zu studieren, schrieb seine Geschichte der Goten „De origine actibusque Getarum“ , kurz „Getica“. Sie ist in lateinischer Sprache verfasst, abgeschlossen wohl bis zum 31. März 551 und veröffentlicht. In Kap. III beschreibt er die verschie­denen Volksgruppierungen der „Insel Skandza“, Skandinavien, darunter eine Gruppe des Namens „Otingis“, die nach dargelegten Sprachgesetzen also als Nachkommen oder Anhänger eines „Ot“ zu verstehen sind. Könnte es sich dabei um das Volk des Schwedenkönigs Othere handeln, der im Folgenden noch besprochen werden wird. Sprachlich wäre diese Erklärung denkbar. Es könnte sich bei den „Otingi“, deren Ruf zu Jordanis in den Süden gedrungen war, ebenso gut um eine Kultgruppe gehandelt haben, welche als Anhänger des nordischen Gottes „Odr / Od“ in Erscheinung traten. Dieser muss als eine bedeutende Gottesvorstellung geglaubt worden sein, galt er doch als Gemahl der gemeingermanischen Gottesmutter Freya (Gylfaginning, Kap. 23). Und das gemeingermanische runische Sinnzeichen-System „O.d.ing-F.u.ð.a.r.k“ wäre dann naheliegend als die Heilige Schrift der „Odingi“, also der Od-Gott-Kinder, zu begreifen.
 
Aus dem nordischen Hause der Inglings-Scylfings stammt Ohthere / Ohtere/ Ohthere / altnord. Óttarr (möglicherweise aus der Urform Ohta-harjaz = Ot-Krieger / -Armee), ein Schwedenkönig der im 6. Jh. gelebt habe soll. Er greift die Geats (Gauts / Goten) an und später auch die Dänen, wobei er seinen Tod fand und zurück nach Schweden gebracht wurde, wo er im „Ottarshogen“ (Ohthere Hügel) der Vendel-Gemeinde im schwedischen Uppland ruht. Der Grabhügel ist 5 Meter hoch und 40 Meter breit (Abb. 1 + 1a). Die Form „oht“ wurde versuchsweise als ein Begriff für „furchterregend, fürchtet“ interpretiert. Er könnte in Zusammenhang stehen mit dem Wort für „Otter“, der deutschen Bezeichnung der Vipern (Kreuzotter) und Wassermarder „Otter“ (Fischotter ). Der Otter („Otur / Otr“) ist in der germ. Mythologie der Sohn des habgierigen Zauberers Hreidmar. Otr wird von Loki getötet, weshalb die Götter für den Totschlag an Hreidmar ein Wehrgeld (Wiedergutmachung) zu bezahlen genötigt werden. Den dafür notwendigen Schatz erpresst Loki vom in zeitweilige in Hechts-Gestalt im Wasserfall, oder nach anderer Form in „Schwarzalbenheim“ hausenden Zwerg Andwari-Alberich, mitsamt dem verfluchten Ring „Andvarinaut“ (Andvaris Gabe), der die Fähigkeit der Goldvermehrung innehat, auf dem aber ein Fluch liegt, jedem den Tod zu bringen, der ihn erwirbt („Reginsmál“, „Skáldskarparmáls“). Die Namensform des im 6. Jh. lebenden Schwedenkönigs Ohðere-Ohtere-Óttarr, den die Dänen schmähend „Vendelkråka“ (Vendel-Krähe) nannten, könnte also von „oht“ für „furchterregend“ gedeutet werden, doch eine naheliegende Alternative bietet sich an, nämlich die Erklärung aus gleichen Formen zu deuten aus denen der deutsche Vornamen Odo / Odho / Otto hervorgegangen ist, wie ihn beispielweise der Herzog der Bajuwaren Odilo / Oatilo, Uatilo (vor 700-748) trug, aus der Sippe der Agilofinger -, denn die Lautung „auð / oð / ot / od /“ für „Gut, Reichtum“ war im gesamten germanischen Sprachraum in diesem Sinne verständlich und nicht auf Süd- oder Nordgermanien beschränkt. W. Hauer führte aus: Sowohl „ôdal“, wie auch die anderen germ. Entsprechungen mit „auðna“ (Schicksal, Glück) und „auðr“ (Reichtum) gehen auf die indogerm. Wurzel „audh“ zurück. (J. Wilhelm Hauer, Schrift der Götter, 2006, S.126f, 199)
 
Ein weiterer noröner Namensträger dieser Art ist bekannt. Ohthere of Hålogaland (norweg. „Ottar fra Hålogaland“) war ein wohlhabender, mächtiger Kleinkönig aus Hålogalqand (Nordnorwegen), der im Jahre 890 auf einer seiner Reisen in England König „Alfred den Großen“ von Wessex traf. In seiner Beschreibung der nordischen Länder finden sich erstmalig die Begriffe Norwegen (Norðweg) und Dänemark (Denamearc), als nördlichsten Handelsplatz und Großgehöft nennt er „Skiringssalr“. In der norwegischen Tradition heißt es: „Ottar Vendilkråke“ war ein König aus „Ynglingeætta“, Sohn des Egill, aber die angelsächsische Tradition der Beowulf-Sage nennt den Vater des Ohthere („Faeder Ohtheres“) Ongenðeowund sein Sohn Aðísl / Aðils / athils / Adils, Adhel (angelsächs. Eadgils). Die korrekte angelsächsische Form wäre Ædgils. Der Name Adils war selten in Skandinavien, so dass er bei fast 6.000 skandinavischen Runeninschriften nur auf dreien anzutreffen ist. Diese nordische Namensform ist vom Urnordischen abzuleiten, aus Aðagīslaz (Athaist Abkürzung für Athala = „edel, vor allem“ (deutsch „adel“) und gīslaz = „Spross, Zweig“). Die gemeingermanische Form „Auda-gīslaz,  auða- bedeutet „Reichtums-Spross“. Das dt. Adjektiv „edel“, im Ablaut zu „Adel“ (ahd. adal, angels. aedel, aisl. adal), von dem das Adjektiv „edel“ mit Primärumlaut gebildet ist, kommt von germ. oðela („Odal, Sippen-Grund, Sippen-Eigentum an Grund und Boden, väterliches Erbgut“, das auch seelisch-wesenhafte Vorstellungen mit einschloss (ahd. uodal, asächs. othil, aengl. odel, aisl. odal). Aus dem ahd. „ot“ für „Besitz, Erbe“ ist der Vor- und Familienname entstanden. Varianten davon sind: Udo, Odo, Odilo, Othello, Otfrid, Otfried, Othmar, Ottokar, Otloh, Ottmar, Ottheinrich, Ottomar, Othon und weibliche Formen wie Otburga, Ottburga, Otberga, Ottberga, Odilberta, Odilgard, Ottilie, Odelint, Ute. Das deutsche Herrschergeschlecht der Ottonen leitet sich von „Otto I. der Große“ (912-973) ab, aus der Sippe der Odonen. Heinrich der Große (946-1002), auch als Odo-Heinrich (französisch: Eudes-Henri) bekannt, trat als Herzog von Burgund die Nachfolge seines älteren Bruders Otto an. Es bietet sich der Schluss an, dass die Begriffe „Odal“-Besitzer, „Adels“-Geschlecht, „edel“-mütig, Klein-„Od“, „Odo-Otto“ sämtlich aus dem Urbegriff „Auda“ für Reichtum (materiell wie seelisch-geistig) wortgeschichtlich erwachsen sind.
 
 
Verzierte steinzeitliche Scherbe aus Dedelow /
Uckermärker Trichterbecher-Kultur
Die Schlingen-Rune und der od-ot-oð-Begriff
 
Ein Scherbenfund der Trichterbecherkultur aus der jüngeren Steinzeit der Uckermark, von einem Brandgrab bei Dedelow, zeigt einen Zierfries aus vorrunischen Zeichen in Gestalt der Odal-Rune. Ernst Sprockhoff setzt ihn auf die mittlere Stufe der jüngeren Steinzeit, entsprechend der nordischen jüngeren Ganggräberzeit, also: 2.800-2.400 v.0. (Megalithkeramik: Tafel 6/b, Fund von Dedelow, Kreis Prenzlau (Dorf im Nordosten Brandenburgs / Uckermark; entnommen aus Ernst Sprockhoff, „Die Kulturen der jüngeren Steinzeit in der Mark Brandenburg“, 1926, S. 16f) Zwei verschiedene Runenformen werden in der Angelsächsischen Reihe (Originalmanuskript „Cotton MS enthalten. Otho B 10“ aus Anfang 11. Jh. /1731 verbrannt), der Hrabanus-Maurus-Reihe sowie in der St.-Gallen-Codex-Reihe übereinstimmend mit den Namen „patria“ (Vaterland / Heimat) gekennzeichnet. Einmal das gewöhnliche Schlingenzeichen in Angelsächsischer Reihe, wo es als „öðel“ und im 1. St.-Gallen-Codex, wo es als „ôðil“, erscheint, während in der Hrabanus-Maurus-Reihe eine Runenvariante der A-Runenform „ôthil“ genannt wird, weil der betreffende Laut zwischen „a“ und „o“ lag. Mit etwa gleichem Zeichen wird der „o“-Laut als „othil“ in den „Codices Vindoborum“ angegeben. Das gewöhnliche Schlingenzeichen erscheint auch in 2. St.-Gallen-Codex-Reihe „odil“ ohne beigefügte Runenbenennung, während in den vatikanischen „Annales Brunwilarenses“ dem „ódil“-Begriff ein Doppelkreiszeichen vorangestellt ist, welches - so wie es mit der Feder gezogen wurde - gedanklich eine 8-förmig Doppelschlaufe zugrunde liegen könnte. In der angelsächsischen „Cotton-Hickes“-Reihe wird der „oe“-Laut mit Schlingenzeichen als „eðel“ aufgeführt und das „o“ als „os“ (Mund) wieder mit der veränderten „a“-Runen-Variante. Im altgerm. Schlingen oder Doppelschlingen-Zeichen fokussiert sich ersichtlich - wenn wir die Quellentrümmer zusammenlesen - ein geistiger Wert von hervorragender Bedeutung für die germ. Gesellschaft: die Heimat, die Sippen- und Geschlechtererde mit dem zwanghaft dazugehörenden Edelsinn, dem Adel, denn jegliche Hoheit war abhängig vom hoheitlichen Landbesitz. Das väterliche Erbgut, germ. „ōðela“ (ahd. „uodal“, altsächs. „ōthil“, angelsächs. „ōðil“, isl. ōðal“) machte den Adel aus und nur wer seit Urzeiten förmlich aus eigener Scholle hervorgewachsen war, konnte als von hoher Herkunft - eben von Adel - gelten. So war zweifellos der elsässisch-germ. Odilienberg, mit seiner über 10 km langen „Heidenmauer“, südlich Straßburg, nahe den Dörfern Oberehnheim, Heiligensteinund Burgheim, der heilige Sitz einer Odilia, nämlich der priesterlichen linksrheinischen Landesmutter. Und sie blieb - zumindest dem Namen nach - diesem Amt noch nach der Verchristlichung treu, als „Schutzpatronin des Elsass“, wenn schon aus dem Amt der altgläubigen Heilrätin die kirchenchristliche Mission eine Klosteräbtissin gemodelt hatte. Der Name Odilia, eine Nebenform von Ottilie, entstammt dem Althochdeutschen „ot/ od“ und bedeutet - wie wir erfuhren - so viel wie Erbgut, Heimbesitz oder Gutsbesitz. Die nicht ernst zu nehmende Kirchenlegende, erst aus dem 11. Jh., machte die „Heimat-Mutter“ Odilia zu einer blinden Tochter des streitbaren Herzogs Eticho, der im 7. Jh. lebte. Sie erhielt diesen Namen höchstwahrscheinlich deshalb, weil sie auf der Hohenburg des Odilienberges möglicherweise einer Klostergründung vorgestanden hatte. Gesichert ist das aber keineswegs. Der Begriff „Heimat“ kommt aus ahd. „hem-ode“, „heim-odil“. Die Volkserinnerung und der Volksmund folgen keinen grammatikalischen Gesetzmäßigkeiten, im altheiligen „ōd“-Begriff konzentrierte sich Das-Gute schlechthin: „Ōd“ bedeutete „Glück / Besitz / Kleinod“, ōd (Wurzel „wod“) bedeutete „Beseelung / Lebensatem / Lebenskraft und Zeugungskraft“. Der Beseelungs-Gott Wodin-Odin war der „Od“-Spender, der die Hauchseele einbläst und damit die Wiedergeburt vollzieht, wie es das Wodin-Haupt auf den mittelalterlichen Geleitmünzen, den Brakteaten, immer wieder in variierender Weise bildhaft vorführt. Und die Hauchseele wird als Schlangen-Metapher gedacht; „odil“-Schlangen-Schlaufen werden ins Bild gesetzt. Wodin-Odins Geist - vergegenständlicht als seine gefiederten Gehilfen - die Rabenvögel Hugin (Gedanken) und Munin (Erinnerung), markieren die Brakteaten-Künstler mittels der gleichen „odil“-Schlaufe als Geist-Seelen-Geschöpfe. Darum wird als „kenning“ (Synonym) die Menschenbrust als Sitz des Lebensatems auch „oðburg“ genannt. Der althochdeutsche Begriff „wuot“ bedeutet höchste „Seelenerregung“, „Minnewut“ ist die Aufregung welche die Liebe beschert. Im Altnordischen ist „ōðr“ die seelenerregende (enthusiastische) Dichtkunst und die Dichtung, und der zur heiligen Ekstase führende Dichtermet heißt „Oðrœrir“ (Geistanregender). Germ. „wōða“ ist der Gesang. Altnord. „Oddr” meint die „Spitze / Speer / Anführer“ und „oddrjōðr” ist der Krieger. Das kommt zwar aus einem anderen Wortstamm, aber was anderes als „ōðr“ führt Dichter und Krieger an die vorderste Front der Ehrungen und des Nachruhmes ?! Das altnord. Wort „ōtti” steht für „Furcht“ aus germ. „ōhtan”. Es könnte sich aus der Vorstellung einer Scheu vor dem Unfassbaren, Unbegreifbaren und schicksalhaft Regellosen, also aus einer Art Gottesfurcht, entwickelt haben. Altnord. „ōtta“ ist das „Morgengrauen“. Altnord. „ota” bedeutet „vorwärts, schieben, drohen“. Jedenfalls rief die „o“-Schlingen-Rune so viele heilige Erinnerungen hervor, dass der gotische Missionsbischof Wulfila im 4. Jh., bei der Schaffung seines Buchstabensystems, um die „Bibel“ ins Gotische zu übersetzen, auf diesen Runen-Buchstaben nicht verzichten wollte. Nur diese „o“-Rune („utal“) und die Opfer-Rune des „u“-Lautes („uraz“) übernahm er aus den eigenen Runen-Buchstaben, bei allen anderen bediente er sich des griechischen und des lateinischen Alphabets. Er verzichtete auf die Runennutzung, denn er weiß als Gebildeter, dass es sich beim Runenverbund nicht nur um ein Schreibmedium handelt, sondern um die kodierte Grundlage der germanischen Religion. Aber den Heils-Nimbus der „od“-Rune wollte er als einschmeichelndes, werbewirksames Element doch nutzen. Der rigorose Verdrängungskampf der Mönche gegen die Runen hatte noch lange nicht begonnen.
 
 
 
Völkerwanderungszeitlicher schwed. Brakteat „Skåne III“ mit „ota“-Begriff –
Wodins Kopf - beim Belebungshauchen - über der Opfer-Gesamtheit Ross/Stier -
Vorderbeine zur odal-Schlinge verschränkt, weisen das Tier als Seelenwesen aus.
Dort, wo in der bildhaften Formelsprache der „Brakteaten-Religion“ üblicherweise
der Seelenvogel vor dem Wodin-Kopf platziert ist, steht hier der „ota“-Begriff.
 
Vier der bekannten germanischen Goldamulette, sog. Brakteaten, weisen den „ot“-Begriff und dieselben formalen Eigenheiten auf: „Sie sind vor dem großen Haupt und über dem Kopf des Pferdes platziert, sie besitzen eine eigene Grundlinie, die Spitzen der Runen sind mit Punkten versehen.“ Der Runen-Altmeister W. Krause hielt „ota“ für ein magisches Formelwort, K. Düwel hielt es neben altnord. „ótti“ mit der Bedeutung „Furcht, Schrecken“ und meint diese Wurzel ebenso im Männernamen „Óttar“ erkennen zu können. Ein in germ. Begriffswelt so sehr verbreiteter Name wie Óttar, ahd. Odo/Otto, der urnord. mit „Ōhta-harjaR“ belegt ist, kann aber unmöglich „Furcht und Schrecken“ meinen, sondern muss eine positivere Grundbedeutung haben. (Zitat und obige Abbildung sind entnommen aus Wilhelm Heizmann, „Formelwörter der Goldbrakteaten“ in „Ergänz. Bd. z. Reallex. d. germ. Altertumsk.“, Bd. 40, 2011, S. 573 ff) K. Düwel ist sicher ein hervorragender Mediavist, doch ihm fehlt bei seinen runischen Deutungsversuchen fast regelmäßig der nötige Instinkt; tausende germanischer Mütter können nicht auf die abwegige Idee gekommen sein, ihre Söhnchen mit der Rufbezeichnung „Furcht und Schrecken“ zu benamen. Der norwegische Mediavist und Runologe Ottar Grønvik war jedenfalls näher am Pulsschlag runisch-altgläubiger Denkmuster, er hielt die Herleitung K. Düwels zwar für nachvollziehbar, jedoch „Ōtta“ für den Namen des auf dem Amulett abgebildeten Gottes oder eine seiner Kultbezeichnungen. Der Name könnte Bezug nehmen auf die kriegerische Schreckenskraft Wodin-Odins, wie es in der Ynglinga-Saga gesagt wird: „Odin konnte bewirken, dass seine Feinde blind oder taub oder schreckerfüllt wurden.“ Aber auf diesen einen Aspekt beschränkte sich eben nie die Gesamterscheinung des Heil-, Atem- und Geist-Seelengottes. Auch Wilhelm Heinzmann kommt zur besseren Einsicht und erwähnt in diesem Zusammenhang die altsächsische Begriffsform „odag“ für „reich / vom Schicksal begünstigt / mit Glück und Wohlstand begabt“ und meint korrekt: „von einer odinischen Deutungsperspektive her betrachtet, ist es der Brakteatengott selbst, von dem dieses Heil ausgeht und das in Heilungs- und Regenerationsritualen seine Wirkung entfaltet.“ - Es gab keine allgemein verbindlichen Rechtschreibregeln, den diversen Stammes- und Kultgruppen darf man eine schwankende Lautung und Schreibung von „d / t“ wohl zugestehen.  
 
 
Die runisch-germanische Urstammsilbe „od“
 
Damit sind wir der altgläubigen abgesunkenen Begriffsgruppe schon sehr nahe gekommen. Ebenso wäre möglich, dass der Name des Schwedenkönigs Ottar abgeleitet war von dem altnord. Wort für Poesie und Gesang: „odhr / óðr“. Einer der Belege für den Götternamen urgerm. „Wōdanaz“, altdeutsch „Wouton“, langobard. „Godan“, altsächs. „Uuoden“, altnord. Óðinn, fand sich aus 725 n.0 in der Form „uðin“ auf einem mit Runen beschrifteten Schädelfragment (Anders Hultgård, „Wotan-Odin“, in „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“, Bd. 35., 2007, S. 759 f). In den nordgermanischen Sprachen fiel das anlautende w- / g- vor dunklen Vokalen aus, so dass Formen wie Odin entstanden. Der Begriff ist gebildet aus gemeingerm. „wōda“, altnord. „ódr“, was mit dem neuhochdt. Wort „Wut“ nicht ganz zutreffend übersetzt werden kann, vielmehr mit „Begeisterung, Seelenwallung, geistige Erregung“. Deshalb vermag sich der Begriff auf die poetische Dichtung ebenso beziehen wie auf den religiös-ekstatischen Rausch und die wilde Begeisterung im Kampfgetümmel. Heute bedeutet zwar „óður“ im Isländischen „wütend, verrückt“, aber der „oðals-bóndi“ gilt noch als „Erb-Bauer“. Altnord. „óðr“ meint das Seelen­leben und den Intellekt. Im Text der eddischen „Weissagung der Seherin“, der „Vǫluspá“ (18,4), werden dem ersten Menschenpaar die Göttesgaben zuteil: „önd gaf Oðinn, óð gaf Hœnir, lá gaf Lóðurr oc lito góða“, „Atem gab Odin, Seele gab Hönir, Lodur die Wärme und gute Farbe“. Odin, der selbst Seele-Geist ist, schenkt den Lebens-Odem. In seinem Atem-Geschenk gibt er sein Selbst - eben die Seelen-Geistkraft - folgerichtig mit hinein, so spendet er gleichzeitig Atem, Leben, Seele. Seine beiden anderen göttlichen Erscheinungs­formen, „Hönir“ (der Schwanen­gleiche) und „Lodur“ (der Fruchtbringende; germ. „lôdiz“, altnord. „lôð“ „Frucht, Ertrag“) zusätzlich Geist-Seele sowie Wärme und Farbe geben. Wie wären Sinn und Seele genau zu scheiden ? Dazu schreibt der Isländer Sigurdur Nordal: „önd, óðr: Hier wird eine Unterschei­dung gemacht zwischen dem Lebens­odem und der Seele. Önd bestimmt die Lebens­funktionen, ist Teil des Lebens und ist Mensch wie Tier gemeinsam. óðr ist der ,göttliche Funke‘ im Men­schen, der aufhöhere Mächte zurückgeht.“ (Sigurdur Nordal, „Völuspa“, 1980, S. 48) Der nordisch-mythische Begeisterungstrank, aus dem Speichel aller Götter heißt „Óðrörir“ (Seelenerreger), er schenkt höchste Gelehrsamkeit, Weisheit und Dichtkunst. Von diesem vortreff­lichen Met lässt die Götterlegende den Odin noch einmal zusätzlich trinken, da begann sein Geist zu wachsen, er fühlte sich wohl, ein Gedanken führte ihn zum nächsten und er kettete Werk an Werk („Hávamál“, 140-141). In einem naturreligiös klingenden Hymnus aus dem Stundenbuch „Te Deum“ der Hildegard v. Bingen (1098-1179) heißt es: „ O Feuer des Tröstergeistes, Du bringst auch stets Menschen voll Einsicht hervor, beglückt durch den Odem der Weisheit. … weil du die Gaben des Lichtes verteilst.“

 
Der od-Begriff mōd, mit schwachem „m“-Anlaut, findet sich in germ. moða, angels., as., (ahd. muot / ais. mōð(r) / got. mōð(s) = Zorn) - mōd = Mut, Gemüt, Sinn, Geist, Stimmung, Stolz, Macht -; ahd. gimouti = Gemüt, Verlangen; angenehm -; ahd. muoten = Verlangen. Das hochdeutsche Wort „Mut“, aus ahd. muot = Geist, Gemüt, heftiges Streben, innere Erregung, kommt wie „Wut“ (ahd. wuot, got. wōds, altnord. ōðr = Dichtkunst) aus gleichem Wortstamm und meint nichts anderes als „Seelenimpuls / Seelenregung“. Die Wut, wie die Dichtung, bis zur Gottesbezeichnung Wuotan-Wodin, gehören zur gleichen Begrifflichkeit, denn sie entstehen aus der Ursache einer Seelenwallung, sie sind Ausfluss, Produkt also Manifestation einer Seelenwallung. Naheliegend ist die Annahme, auch der „Mutter“-Begriff ist aus gleicher Wortwurzel entstanden: germ. mōdor = Mutter as. mōdar, ais. mōðir, ahd. muoter -, so dass „Mutter“ die sinnvolle Bezeichnung dessen ist, aus dem die Ursubtanz des Gemütes bzw. der Seelencharakter einer Sippe und eines Individuums bezogen wird. Der angelsächs. Begriff „metian“ = erwägen, got. „mitōn“, ahd. „mezzon“ = ermessen, führte zu „me(o)tod“ m., altsächsisch „metod“ (met-od) = Schicksal / Schöpfer Gott, dessen Urbedeutung folglich „zugemessener Seelengeist“ heißt. Wenn mit dem Körpertode der Leib seine Funktionen verliert, also stirbt, wird nach alter Auffassung die Seele leiblos frei und beschränkt mithin ihr Sein auf das Nurseelische, also auf das „Od“. Der Anlaut „t“ im Wort für Tod - „t-od“ - könnte erklärt werden mit dem Abschliff aus „to/zu“, wie er noch heute im Bayrischen gebraucht wird: „z’“. Verhältnis- oder Vorwörter (Präpositionen) der Art wie „zu“ und „hin“, auch Fallfügteile oder Lagewörter genannt, bedürfen eines Nennwortes bzw. Namenwortes (Nomen), also eine syntaktische bzw. sinnvolle Ergänzung durch einen Begriff auf den sich das Verhältniswort bezieht. So bedeuten beispielsweise die Verhältniswörter „hin“ und „zu“, in den Formen „hinsehen“, „zusehen“: „sich-optisch-auf-etwas-Räumliches-“ oder „sich-gedanklich-auf-etwas-Zeitliches-zubewegen“. Die Vorsilbe „zu“ wird beim Gebrauch von Zeitwörtern verwendet, wie „zuletzt“, „zuallerletzt“, „zu guter Letzt“, „zu Ende gehen“. Ihre sprachgeschichtlichen Formen sind in den bekannten Schwankungen zwischen „t“ und „z“: Althochdeutsch „zuo“, Niederdeutsch „tau“, Angelsächsisch „to“, Altniederdeutsch „tō. Das gemeingermanische Adjektiv „tot“, althochdeutsch „tōt“, schwedisch „död“, englisch „dead“, gotisch „dauðs“, führte zu dem Tätigkeitswort (Verb) „töten“, dem „tot-machen“, althochdeutsch „tōden“, gotisch „dauðjan“ und dem substantivierten Begriff der „Tote“, althochdeutsch „tōto“. Die Kernwortwurzel aller dieser Begriffsschöpfungen ist unabweisbar die Ur-Silbe od, nämlich die 1. Ur-Stammsilbe - gebildet aus dem 1. Vokal und dem 1. Konsonanten des runischen rechtsbeginnenden ODING-Systems.
 
Der altnord. Begriff „oddur“ (Spitze / Speer), käme als Erklärungsvariante für den Schweden-König „Odhere-Ottar“ auch in Betracht, er wurde ebenso gebraucht für die Speerspitze wie für eine Landzunge. Vornamen wie Odger, Oddgeir waren im Norden üblich. Ein „Oddar“ soll im 10. Jh. als Glaubensbote in Holsteinischen Oldenburg tätig gewesen sein, ein „Otger“ im 6./7. Jh. den Niederrhein missioniert und später ein Kloster am elsässischen „Odilienberg“ gegründet haben und ein „Odino“ soll im 12 Jh. als Abt in Rot bei Memmingen in Glaubensdingen beschäftigt gewesen sein. „Oddny“ ist die neue Spitze, der altnord. „Odd-“ ist der an der Spitze stehende Anführer, „Odda-maðr“ ist einer dessen Stimme den Ausschlag gibt, der „Oddviti“ ist der Häuptling, die „Oddnaug“ ist die Spitzen-Frau und „Oddleif“ der Spitzen-Vorfahr. Es gibt bekanntlich im Süden Islands, im Bezirk Rangárvellir, der heutigen Gemeinde Rangárðing ytra, den Ort „Oddi“. Die Stätte liegt auf einer Landzunge zwischen den Flüssen Ytri- und Eystri-Rangá, so dass die Entstehung der Ortsbezeichnung sicher erscheint, wenn auch eine spätere christenkirchliche Legende ihre eigene „fromme“ Ausdeutung beibrachte. Es hätten Christenleute Speere vom Himmel herabfahren sehen, die ihnen bedeutet hätten, dort eine Kirche zu errichten, wo die himmlischen Speerspitzen niedergehen würden. Der Ort war der Hauptsitz eines der mächtigsten Adelsgeschlechter Islands im Hochmittelalter (13./14. Jh.), der „Oddaverjar“. So wie es uns erscheinen muss, wären der altnord. Frauennamen „Oddny“ (Werde-Spitze) und „Oddrún“ als Spitzen-Rune zu verstehen, obgleich bei Personennamensbildungen, durch unzählige Nachweise ersichtlich, allgemein die größte Gestaltungsfreiheit herrschte. Ich erkläre „Oddny“ als Werde-Spitze weil altnord. „ný“ die Phase des sich erneuernden, zunehmenden Mondes bis zum Vollmond bezeichnet. Der isländische „Hof Oddi“ wurde nach der Verchristlichung ein Zentrum der lateinischen Gelehrsamkeit und Bildung. Zur dortigen Oddaverjar-Sippe gehörte auch der Kirchenmann Sæmundur Sigfússon (1056-1133), der die Schriften der „Älteren Edda“ sammelte und dessen gelehrter Enkel, der Gode Jón Loftsson, in „Oddi“ den Skalden, Historiker und Edda-Autor Snorri Sturluson (1179-1241) ausbildete. Welche Vorstellung wir uns von der damaligen dortigen Christenart machen müssen und uns nicht zu wundern brauchen, dass Sigfússon die altheidnischen Texte sammelte, geht daraus hervor, dass sein Bruder Rúnólfr (Runen-Wolf) ein Gegner des Christentums war und er bei seinem außerehelichen Sohn den heidnischen Vornamen Åsmund akzeptierte. Er wurde „Sæmundur fróði“ (Sæmundur, der Gelehrte) genannt. „Fróði“ (Gelehrter) trug die Bedeutung von „weise, erfahren, klug“ und wird in Heidenzeiten ein Kult- oder Beiname des Gottes Freyr gewesen sein, wobei sich die Bezeichnungskombination aus „Fr-“ für Freyr und „-óði“ für klug zusammensetzte.
 
 
Die heilige Stätte der Königshügel Alt-Uppsalas
 
„Gamla Uppsala“ (Alt-Uppsala) ist die Siedlung des zentralen Machtzentrums Alt-Schwedens, der Hauptstadt des Reiches der Svear, mit den drei bedeutenden Hügelgräbern der Ynglinge-Könige. Manche Sagen ordnen die Gräber den drei nordischen Göttern Thor, Oden und Frey zu. Die alten Quellen geben an, dass hier der Opferplatz mit dem heiligen Brunnen war. Man hat Teile eines Prozessionsweges gefunden, der zu den Königsgräbern geführt haben wird. Das nahe Gräberfeld beherbergt um 3.000 Grabstätten. Der Missionar Adam von Bremen berichtete von religiösen Feiern mit einer Unzahl von geopferten Menschen, Pferden und Hunden, die ringsum in den heiligen Bäumen gehangen hätten. Diese Schilderung, die er vom dänischen König Sven Estridson gehört haben will, wird heute stark bezweifelt, weil sie wahrscheinlich mehr dem Ziel diente, die christliche Mission im altgläubigen Norden anzukurbeln. Snorris „Heimskringla“ gibt an, dass im 5./6. Jahrhundert die Könige Aun, Adhel/Adils/Eadgils-Ottarsson und Egil in Alt-Uppsala begraben wurden. Der Westhügel oder Thors-Hügel wird auch „Adils 'Mound“ genannt. Eine Ausgrabung in diesem Hügel erwies, dass hier ein mächtiger Mann im Jahre 575 begraben wurde, auf einem Bärenfell mit zwei Hunden und reichen Grabbeigaben. „Uppsala öd”, altnord. „Uppsala auðr” oder „Uppsala øðr” (Fülle- / Reichtum- Uppsalas) war der Name einer Sammlung von Ländereien die als Kronbesitz der heidnischen „Könige von Uppsala“ galten und auch im Mittelalter zum Besitz der schwedischen Krone gehörten. „Uppsala öd“, dessen voller Umfang unbekannt ist, war eine erste Gründung schwedischen Staatseigentums, die, wie Snorri Sturluson erklärte, durch den Fruchtbarkeitsgott Freyr begründet worden sei.
 
ZUSAMMENFASSZUNG DES WESENTLICHEN
 
Altnord. „Óðal / Óðaljörð“ bezeichnet den Teil des Grundbesitzes (Stammgut, Erbgut, Erbbesitz, Heimat, Vaterland) der sich über lange Zeit bzw. über Generationen im Besitz einer Familie befand und damit dem „Óðalsréttur“ (Odalsrecht) unterlag. In den Wiener Handschriften des „Hrabanus Maurus“ wird die o-Rune  mit „othil - patria“ gekennzeichnet, im „St. Galler Codes“ = „ôðil - patria“, in der angelsächsische Runenreihe = „öðel - patria“, in der Runenliste „Hickes thes. III. tab. VI.“ = „eðel“, in „Hickes gr. anglosax. p. 135“ = „eðel“, in „Codex sangallens .270. p. 5.2.“ = „odil“, in „Codex Isidori Parisiens. p. 4.“ = „oðil“. Die Odal-Odil-Rune symbolisiert also das Stammgut, das Vaterland, und gleichzeitig das seelische Erbe bzw. die Sippenseele, die nach altnordischer Vorstellung mit dem irdischen Stammgut untrennbar verbunden ist. Mein Studium der Runendenkmäler, hinsichtlich des Gebrauches der oðal-oðil-Rune, erbrachte die Erkenntnis, dass sie in der heidnisch-mittelalterlichen Ikonographie den „fylgjur“ (Seelentiere, übernatürliche Begleitgeister, Schutzgeister) angehängt wurde. „Fylgjur“ wurden in der Regel in Form eines Tieres geglaubt, häufig erscheinen sie den Gläubigen im Schlaf, sieht man sie im Wachzustand, gilt das als ein Omen des unmittelbar bevorstehenden Todes. Es handelt sich um eine Art Totem-Wesen, denen eine mythisch-verwandtschaftliche Verbindung zwischen dem Individuum bzw. seiner Sippe und einer bestimmten geheiligten Tiergattung zugetraut wurde, deren Fähigkeiten und Verhaltensweisen dann als „Vorbilder“ galten und auch als glückbringende „Hamingja“ (Schutzgeist, Glückskraft, Geschick) in Erscheinung treten konnten.
 
Das runische Sinnzeichen (o) vereinigte in sich offenbar die Vorstellung einer irdisch-seelischen Einheit des Menschen, als Teilheit einer Familien-Gesamtheit, die durch einen Urstammboden-Besitz und eine Urstamm-Eigenartigkeit für die übrigen Menschen in Erscheinung tritt. Dieses Clan-Bewusstsein bekundete man in der nordischen Gesellschaft durch Namens-Anhängungen von ung-/ing-Endungen, so wie es noch in dt. Worten wie „Frühling“, dem Kind der Frühjahrszeit, und „Engerling“ (Boden-Kind), der Larve des Maikäfers, zum Ausdruck kommt (Anger, ahd. „angar“, mhd. „enger“ bezeichnet ein grasiges Landstück, Weideland). Die rechts-beginnende Runen-Sinnzeichen-Lesung findet die Runenfolge  (od) am Kopf der Ordnung, ihr folgt das Zeichen für „ing“, so dass sich die Lesung    (o.d.ing) ergibt, die im dargelegten Sinne, als ursprüngliche runenschöpferische Metapher für das konzeptionelle Evangelium einer glückbringenden heimatlich-seelischen Glaubensgewissheit aufzufassen ist -, als die in Runen geronnene geistig-religiöse Emanation des Geist-Seelen-Gottes „Od-(W)Odin“. Die Ing-Rune - separat gedeutet - steht ebenso für die solare germ. Gottheit Ingwaz, so dass gelesen werden könnte: „OD-Ingwaz“ = Geist-Sonnenkraft. Letztlich aber erhebt sich die Frage, wie diese Folge der drei ersten runischen Lautzeichen der rechts-beginnenden Lesung korrekt zu prononcieren sind ? Dürfen sie problemlos als „Oding“ gelesen werden, wurden sie in aktiver Runenzeit so gelesen ? Bei den ersten beiden Zeichen für „o“ und „d“ gibt es sprachlich keine erwähnenswerten Schwierigkeiten, bei Lautung des dritten aber sehr wohl. Dazu schreibt Gerhard Alexander in „Die Herkunft der Ing-Rune“ („Zeitschrift  f. dt. Altert. u. dt. Literatur“, Herausgeb. Kurt Ruh, Bd. 104, 1975, S. 1f): „Der Lautwert der Rune war, jedenfalls ursprünglich, nicht einfacher velarer Nasal, sondern ,ng’ bzw. ,ing’. Da die Runenritzer der ,ng'-Rune keineswegs grundsätzlich dort ein ,i’ voranstellten wo es lautlich wohl nötig gewesen wäre, dürfen für die –Rune Lautwerte ,ing’ sowohl wie ,ng’ angenommen werden.“ Es darf also der Begriff „Oding“ ohne Einschränkung so gelesen werden wie wir es auch noch im heutigen Leseverständnis gewohnt sind.
 
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„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als bekehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht wird.“
Max Planck: Wissenschaftliche Autobiographie, Leipzig, 1928